Pressemitteilung vom 24.08.2016
Bedachte Kommunikation und Vertrauen als Basis für Impfmotivation
Europäisches Forum Alpbach, 23. August 2016: „Impfen in Österreich – Status quo und Quo vadis“
Alpbach, 24. August 2016 – Schutzimpfungen sind ohne Zweifel eine Erfolgsgeschichte. Sie stellen laut Ranking des Centers for Disease Control and Prevention in den Vereinigten Staaten die größte Public Health-Errungenschaft des 20. Jahrhunderts dar.1 Mit Ausnahme von sauberem Trinkwasser hatte keine andere Gesundheitsmaßnahme – nicht einmal Antibiotika – eine derart positive Auswirkung auf das Bevölkerungswachstum und den Rückgang von Mortalität gehabt wie Impfungen.2 Die von den Gesundheitsbehörden empfohlenen Immunisierungen verhindern weltweit jährlich Millionen von potenziellen Krankheits- und Todesfällen.
Österreichisches Impfkonzept und Status quo
Auch in Österreich haben Schutzimpfungen maßgeblich dazu beigetragen, dass sowohl weniger Leid als auch Todesfälle durch impfpräventable Erkrankungen zu verzeichnen waren. Einen besonderen Beitrag dazu hat das österreichische Kinderimpfprogramm geleistet, das Kindern einen Großteil der empfohlenen Impfungen gratis zukommen lässt. Voraussetzung dafür ist, dass Eltern ihre Kinder impfen lassen bzw. ihre Zustimmung erteilen. Das passiert jedoch nicht im gewünschten Ausmaß. „Zu geringe Durchimpfungsraten führen dazu, dass der Krankheitserreger innerhalb der Bevölkerung zirkulieren kann und eine Ausrottung, wie sie durch entsprechend konsequentes Impfen möglich wäre, nicht passiert. Bei der Masern-Mumps-Röteln-Durchimpfungsrate beispielsweise ist Österreich derzeit europaweit unter den Schlusslichtern. Die Folge ist die Masern-Welle, die vergangenes Jahr Österreich erreicht hat“, erläutert Priv. Doz.in Dr.in Pamela Rendi-Wagner, MSc, DTM&H aus dem Bundesministerium für Gesundheit und Frauen. Diese Impfmüdigkeit betrifft aber nicht nur die Kinder-Impfungen. Ganz im Gegenteil, erhebliche Impflücken bestehen bei den Standardimpfungen für Erwachsene. Die viel diskutierte saisonale Influenza-Impfung könnte, bei entsprechenden Durchimpfungsraten, jährlich rund 1.000 Todesopfer in Österreich verhindern. Derzeit liegt die Durchimpfungsrate jedoch nur bei ca. fünf Prozent.
Schutzimpfungen – Opfer des eigenen Erfolges
Über dieses Paradoxon und die dahinterliegenden psychologischen Phänomene in der Kommunikation referierte Philipp Schmid von der Universität Erfurt und Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf. „Neben dem Falschwissen und der Verunsicherung durch Impfmythen führen das fehlende Bewusstsein für die Folgen der impfpräventablen Krankheiten und die zusätzlichen organisatorische Hürden zu einer negativen Impfentscheidung“, so der Psychologe aus Deutschland. Ganz entscheidend ist bestimmt auch der große Erfolg bisheriger Impfbemühungen. Schutzimpfungen werden nicht mehr als wichtig empfunden, weil Erkrankungen durch eben diese nicht mehr alltagsprägend sind. Das heißt, das subjektiv empfundene Nutzen-/Risiko-Verhältnis spricht gegen eine Immunisierung.
Sicherheit hat oberste Priorität
„Selbstverständlich können Impfungen – wie jedes andere Arzneimittel auch – Nebenwirkungen haben. Das nationale Arzneimittelüberwachungssystem erfasst diese Nebenwirkungen, die in der Regel jedoch vorübergehend und mild sind und in keinem Verhältnis dazu stehen, auf den Schutz, den Impfungen bringen, zu verzichten“, betont Mag.a Petra Falb vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen/AGES Medizinmarktaufsicht. Die behördlichen Aktivitäten bilden ein sehr komplexes Sicherheitsnetz auf allen Ebenen im Lebenszyklus eines Impfstoffs. Von der Entwicklung bis zur Markteinführung eines Impfstoffs können zehn bis zwanzig Jahre vergehen.
Bedachte Kommunikation und Vertrauen als Basis für Impfmotivation
Experten haben in Workshops und Vorträgen darüber diskutiert, welche Möglichkeiten zur Steigerung der Impfmotivation möglich wären. Nach wie vor ist die (Kinder-)Ärztin/der (Kinder-)Arzt die wichtigste Informationsquelle zum Thema Impfen. Interdisziplinäre Unterstützung können dabei auch Psychologinnen und Psychologen bieten. Ziel soll es sein, transparent das Nutzen-Risiko-Verhältnis zu vermitteln und auf diesem Weg das Vertrauen der Patientinnen und Patienten zu gewinnen um eine auf Fakten basierte Impfentscheidung zu treffen. Nur so können die Unsicherheiten ausgeräumt werden.
Philippe Narval, M.Sc., Geschäftsführer des Europäischen Forum Alpbach resümiert: „Wir bedanken uns recht herzlich bei allen Experten und Expertinnen für den für Alpbach so typischen offenen Austausch und die Vermittlung zwischen Wissenschaft und Praxis.“
Die abschließenden Worte der Präsidentin des Österreichischen Verbands der Impfstoffhersteller, Frau Mag.a Renée Gallo-Daniel, bringen Zuversicht: „Impfen heißt Verantwortung tragen – für den Einzelnen und die Gesellschaft. Daher wird sich der Verband weiter dafür einsetzen, um die Erfolgsgeschichte des Impfens fortschreiben zu können.“
Impf-Fakten:
- Impfungen schützen und können Millionen von Leben retten.3
- Impfempfehlungen beruhen auf evidenzbasierten Daten, nicht auf Meinungen.
- Impfen ist eine kosteneffektive Präventionsmaßnahme.
- Europa stellt das Herz der weltweiten Impfstoffforschung und der Impfstoffproduktion dar.
- 86 Prozent der Impfstoffdosen, die in Europa produziert werden, werden global verteilt.
- 54 Prozent der exportierten Impfstoffdosen werden für humanitäre Hilfsprogramme (wie UNICEF, PAHO oder GAVI) verwendet.
Über den Österreichischen Verband der Impfstoffhersteller/ÖVIH
Der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller ist eine Plattform der in Österreich tätigen Unternehmen, die Impfstoffe für alle Altersgruppen herstellen sowie vertreiben und sich zum Ziel gesetzt hat die Bewusstseinsbildung für diese wesentliche primäre Präventionsmaßnahme zu fördern. Dabei steht die wissenschaftliche und evidenzbasierte Diskussion in Medien und Politik im Mittelpunkt. Der ÖVIH orientiert sich an den Zielen und der Mission des europäischen Dachverbandes VACCINES EUROPE (eine Working Group der European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations /EFPIA).
Rückfragen & Kontakt:
Mag.a Renée Gallo-Daniel
Präsidentin des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller
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