Pres­se­mit­tei­lung vom 12.11.2018

COPD und Asthma: Influenza-Impfung als wichtige Vorbeugungsmaßnahme

Impfung könnte Wirkung von Notfalltherapien bei kindlichem Asthma verbessern

Wien, 12. Novem­ber 2018 – COPD-Pati­en­ten soll­ten sich gegen Influ­en­za imp­fen las­sen. In die­sem Punkt stim­men fast alle medi­zi­ni­schen Gui­de­lines sowie der Öster­rei­chi­sche Impf­plan über­ein. Und das hat gute Grün­de. Etwa 30 Pro­zent aller COPD-Exazer­ba­tio­nen (= Atmungs­kri­sen) wer­den durch Atem­wegs­vi­ren ver­ur­sacht. Bereits der zweit­häu­figs­te vira­le Aus­lö­ser ist die Influ­en­za.1 Influ­en­za- Viren spie­len aber auch eine Rol­le bei der Akut­be­hand­lung von kind­li­chem Asth­ma. Eine Stu­die aus Kana­da zeigt, dass asth­ma­ti­sche Kin­der, bei denen gleich­zei­tig bestimm­te Krank­heits­er­re­ger, wie das Influ­en­za-Virus, nach­ge­wie­sen wur­den, schlech­ter auf Not­fall­me­di­ka­men­te reagie­ren.2 Auch in die­sem Fall könn­te eine Imp­fung gegen Influ­en­za Teil der Lösung sein.

COPD (chro­nic obs­truc­ti­ve pul­ma­ry dise­a­se) ist eine Atem­wegs­er­kran­kung, die durch eine zuneh­men­de Ver­en­gung der Atem­we­ge gekenn­zeich­net und groß­teils irrever­si­bel ist. Meist sind älte­re Men­schen betrof­fen, die Ziga­ret­ten rau­chen oder geraucht haben. Mit fort­schrei­ten­der Erkran­kung tre­ten Exazer­ba­tio­nen oft mehr­mals pro Jahr auf und machen manch­mal auch Spi­tals­auf­ent­hal­te not­wen­dig. Sie kön­nen meh­re­re Wochen lang dau­ern und gehen mit beträcht­li­cher Krank­heits­last ein­her.3 „Die Pati­en­ten lei­der unter noch stär­ke­rer Atem­not als sonst, haben mehr Aus­wurf, der even­tu­ell ver­färbt ist, müs­sen häu­fi­ger hus­ten und haben manch­mal sogar Fie­ber“, erläu­tert Prim. Priv.-Doz. Dr. Georg-Chris­ti­an Funk, Abtei­lungs­lei­ter der 2. Medi­zi­ni­schen Abtei­lung mit Pneu­mo­lo­gie am Wil­hel­mi­nen­spi­tal in Wien. „Zusam­men­ge­fasst: Es geht den Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten in die­ser Krank­heits­pha­se sehr schlecht.“ Ins­ge­samt sind in Öster­reich ca. 1 von 20 Men­schen von COPD betrof­fen.4

Influ­en­za-Imp­fung redu­ziert Exazer­ba­tio­nen und Spi­tals­auf­ent­hal­te
Man­che die­ser Atmungs­kri­sen wären aller­dings ver­meid­bar. Das wur­de unter ande­rem in einer Ana­ly­se der renom­mier­ten Coch­ra­ne Libra­ry fest­ge­stellt. Kon­kret konn­te gezeigt wer­den, dass bei einem Influ­en­za-geimpf­ten Pati­en­ten die Anzahl der Exazer­ba­tio­nen durch­schnitt­lich um 37 Pro­zent ver­rin­gert wer­den konn­te.3 Ande­re Stu­di­en wie­sen auch einen posi­ti­ven Effekt der Imp­fung in Bezug auf Spi­tals­auf­ent­hal­te und Sterb­lich­keit nach.5 „Haus- und Lun­gen­fach­ärz­te soll­ten daher all ihren COPD-Pati­en­ten drin­gend die jähr­li­che Influ­en­za-Imp­fung ans Herz legen“, betont Funk. „Es muss auch nie­mand vor Neben­wir­kun­gen Angst haben. Die Imp­fung selbst löst kei­ne aku­te Krank­heits­ver­schlech­te­rung aus, son­dern kann lang­fris­tig im Gegen­teil dazu bei­tra­gen, die­se zu redu­zie­ren.“ Laut EU und WHO soll­ten drei Vier­tel aller COPD-Pati­en­ten gegen Influ­en­za geimpft wer­den, genau­so wie alle ande­ren Pati­en­ten mit chro­ni­schen Krank­hei­ten. „Öster­reich hat hier lei­der gro­ßen Auf­hol­be­darf“, unter­streicht der Exper­te.

Eine höhe­re Durch­imp­fungs­ra­te wür­de auch dazu bei­tra­gen, dem Gesund­heits­sys­tem Kos­ten zu spa­ren. Schät­zun­gen zufol­ge machen die Behand­lung von Exazer­ba­tio­nen etwa 40 Pro­zent der Gesamt­kos­ten für COPD aus, ein Groß­teil davon ent­fällt auf Kos­ten auf­grund von Hos­pi­ta­li­sie­run­gen.6

Grip­pe-Viren beein­träch­ti­gen Behand­lung von kind­li­chem Asth­ma
Exazer­ba­tio­nen gibt es auch bei Asth­ma, das gera­de bei Kin­dern sehr häu­fig vor­kommt. Sie stel­len eine gro­ße Belas­tung dar. 60 bis 80 Pro­zent die­ser Exazer­ba­tio­nen wer­den durch Erre­ger von Atem­wegs­er­kran­kun­gen aus­ge­löst.7 In einer heu­er publi­zier­ten kana­di­schen Stu­die8 wur­de nun ein nega­ti­ver Zusam­men­hang zwi­schen dem Vor­han­den­sein von Influ­en­za-Viren und dem Anspre­chen auf die in dor­ti­gen Not­auf­nah­men oft ver­ab­reich­ten ora­len Cor­ti­cos­te­ro­ide sowie spe­zi­el­le inha­la­ti­ve Medi­ka­men­te (Bron­cho­di­la­to­ren) her­ge­stellt. Ins­ge­samt spra­chen knapp 17 Pro­zent der behan­del­ten Kin­der nicht auf die­se The­ra­pie an. Wur­den bestimm­te Kei­me fest­ge­stellt, erhöh­te sich das Risi­ko für ein Nicht-Anspre­chen. Waren Influ­en­za-Viren invol­viert, stieg die Wahr­schein­lich­keit für ein The­ra­pie­ver­sa­gen auf 37,5 Pro­zent. Die­se Kin­der konn­ten in der Fol­ge nicht nach Hau­se ent­las­sen wer­den, son­dern wur­den ent­we­der sta­tio­när auf­ge­nom­men, für min­des­tens acht Stun­den vor Ort the­ra­piert oder muss­ten inner­halb von 72 Stun­den wie­der in die Not­auf­nah­me. Die­se Daten zei­gen die Wich­tig­keit der vor­beu­gen­den Influ­en­za-Imp­fung auf.

Der Pul­mo­lo­ge unter­streicht abschlie­ßend: „Auch wenn die Influ­en­za-Imp­fung nicht zu 100 Pro­zent gegen eine Infek­ti­on schützt, könn­te sie asth­ma­kran­ken Kin­dern also viel zusätz­li­ches Leid erspa­ren. Laut Öster­rei­chi­schem Impf­plan wird die Influ­en­za-Imp­fung ohne­hin allen Kin­dern und Jugend­li­chen emp­foh­len, genau­so wie allen Pati­en­ten mit chro­ni­schen Erkran­kun­gen. Damit besteht ein dop­pel­ter Grund für Eltern asth­ma­kran­ker Kin­der, die­se gegen das Influ­en­za-Virus imp­fen zu las­sen.“

Dis­clai­mer:
Zum Zweck der bes­se­ren Les­bar­keit wird auf die geschlechts­spe­zi­fi­sche Schreib­wei­se ver­zich­tet. Alle per­so­nen­be­zo­ge­nen Bezeich­nun­gen sind somit geschlechts­neu­tral zu ver­ste­hen.

Rück­fra­ge­hin­weis:
Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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Kon­takt ÖVIH:
Mag. Bern­hard Pra­ger
Gene­ral­se­kre­tär des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler
Mobil: +43 664 801 85 5340
b.prager@web.oevih.at
www.oevih.at

1 Mohan A, Chandra S, Agarwal D, Guleria R, Broor S, Gaur B, Pandey RM. Prevalence of viral infection detected by PCR and RT-PCR in patients with acute exacerbation of COPD: a systematic review. Respirology. 2010;15:536–42.
2 Merckx J, Ducharme FM, Martineau C, et al. Respiratory Viruses and Treatment Failure in Children With Asthma Exacerbation. Pediatrics. 2018;142(1):e20174105
3 Kopsaftis Z, Wood-Baker R, Poole P. Influenza vaccine for chronic obstructive pulmonary disease (COPD). Cochrane Database of Systematic Reviews 2018, Issue 6. Art. No.: CD002733. DOI: 10.1002/14651858.CD002733.pub3.
4 Pressemappe zur LEAD-Studie: „Weltweit umfassendste COPD-Studie im Wiener Otto Wagner Spital bringt alarmierende Ergebnisse“, 9. November 2016
5 Bekkat-Berkani R, et al. Seasonal influenza vaccination in patients with COPD: a systematic literature reviewBMC Pulmonary Medicine. (2017) 17:79 DOI 10.1186/s12890-017‑0420‑8
6 Ehteshami-Afshar S, FitzGerald JM, Doyle-Waters MM, Sadatsafavi M. The global economic burden of asthma and chronic obstructive pulmonary disease. Int J Tuberc Lung Dis. 2016;20:11–23
7 Busse WW, Lemanske RF Jr, Gern JE. Role of viral respiratory infections in asthma and asthma exacerbations. Lancet. 2010;376(9743):826–834
8 Merckx J, Ducharme FM, Martineau C, et al. Respiratory Viruses and Treatment Failure in Children With Asthma Exacerbation. Pediatrics. 2018;142(1):e20174105