COVID-19-Impfstoffe: Die Zulassung ist erst der Anfang

Nächste Schritte: Sicherheits-Updates, weitere Studien und Produktionsoptimierung

Wien, 25. Febru­ar 2021. Die Zulas­sung eines COVID-19-Impf­stof­fes bedeu­tet, dass die­ser von den Behör­den als wirk­sam und sicher befun­den wur­de und nun unter den defi­nier­ten Bedin­gun­gen ein­ge­setzt wer­den kann. Mit der Imp­fung eines gro­ßen Teil des Gesund­heits­per­so­nals und der Per­so­nen in Alten- und Pfle­ge­hei­men gibt es dazu nun auch in Öster­reich ers­te Erfah­run­gen. Die Zulas­sung bedeu­tet nicht, dass die Ent­wick­lung des Impf­stof­fes damit abge­schlos­sen ist. Damit das Ziel, mög­lichst vie­le Men­schen schnell mit einem wirk­sa­men und siche­ren Impf­stoff imp­fen zu kön­nen, erreicht wer­den kann, müs­sen auch zuge­las­se­ne COVID-19-Impf­stof­fe wei­ter eva­lu­iert wer­den. Dazu gehö­ren ein sehr stren­ges und hoch­ef­fek­ti­ves Sicher­heits­mo­ni­to­ring, wei­te­re Stu­di­en bei neu­en Ziel­grup­pen und zur Beur­tei­lung der Wirk­sam­keit bei neu­en Virus­va­ri­an­ten und die Opti­mie­rung der Pro­duk­ti­on.

Zulas­sung vor­läu­fig für ein Jahr
Die in der EU ein­ge­setz­ten Impf­stof­fe erhiel­ten eine soge­nann­te beding­te Zulas­sung (Con­di­tio­nal Mar­ke­ting Aut­ho­ri­sa­ti­on), die vor­erst für ein Jahr gül­tig ist. „Bei einer beding­ten Zulas­sung muss der Antrag­stel­ler zunächst aus­rei­chend Daten vor­le­gen, die Qua­li­tät, Sicher­heit und Wirk­sam­keit des Impf­stoffs bele­gen und eine Nut­zen-Risi­ko-Bewer­tung ermög­li­chen. Bestimm­te und zum Zeit­punkt der Zulas­sung genau zu defi­nie­ren­de Daten und Infor­ma­tio­nen sind nach erfolg­ter Zulas­sung zur Begut­ach­tung vor­zu­le­gen“, erläu­tert DI Dr. Chris­ta Wir­thu­mer-Hoche, Lei­te­rin der AGES Medi­zin­markt­auf­sicht. Die Zulas­sungs­in­ha­ber müs­sen außer­dem noch zwei Jah­re lang die Ergeb­nis­se der lau­fen­den kli­ni­schen Stu­di­en zur Ver­fü­gung stel­len. Die­se wür­den Auf­schluss dar­über geben, wie lan­ge der Schutz anhält, wie gut der Impf­stoff schwe­re COVID-19-Erkran­kun­gen ver­hin­dert, wie gut er immun­ge­schwäch­te Per­so­nen, Kin­der und Schwan­ge­re schützt und ob er asym­pto­ma­ti­sche Fäl­le ver­hin­dert.

Monat­li­che Sicher­heits­up­dates
Außer­dem wür­den monat­lich sämt­li­che welt­weit zur Ver­fü­gung ste­hen­den Daten über uner­wünsch­te Wir­kun­gen der Impf­stof­fe im Phar­ma­co­vi­gi­lan­ce Risk Assess­ment Com­mi­tee (PRAC) der Euro­päi­schen Arz­nei­mit­tel­agen­tur (EMA) eva­lu­iert, so Wir­thu­mer-Hoche und betont: „Art und Anzahl der uner­wünsch­ten Wir­kun­gen der Impf­stof­fe ent­spre­chen bis­her den Erfah­run­gen, die man aus den Zulas­sungs­stu­di­en gewon­nen hat. Die häu­figs­ten Impf­re­ak­tio­nen waren unter ande­rem Müdig­keit, Schwin­del, Übel­keit, Kopf­weh und Schmer­zen an der Injek­ti­ons­stel­le. Bis­her gibt es kei­ne Anhalts­punk­te, die Anlass zur Besorg­nis geben.“

Gute Erfah­run­gen
Eine Erfah­rung, die auch vom Wie­ner Gesund­heits­ver­bund bestä­tigt wird. Die Impf­be­reit­schaft sei sowohl im Bereich der Bewoh­ne­rIn­nen der Pfle­ge­ein­rich­tun­gen, als auch unter den Mit­ar­bei­te­rIn­nen hoch. Den­noch hät­te man noch eine eige­ne Impf­kam­pa­gne durch­ge­führt, um gut zu infor­mie­ren, Beden­ken zu neh­men und zum Imp­fen zu moti­vie­ren. Dass dies geklappt hat, zei­gen die Zah­len. Mehr als 16.000 Mit­ar­bei­te­rIn­nen sei­en bereits geimpft, die Erst­imp­fun­gen im kli­ni­schen Bereich so gut wie abge­schlos­sen. Die Durch­imp­fungs­ra­te lie­ge ins­ge­samt bei mehr als 80 Pro­zent, mit Schwan­kun­gen zwi­schen den Häu­sern.

Impf­stof­fe wir­ken auch bei der Vari­an­te aus Groß­bri­tan­ni­en
„Alle der­zeit ver­füg­ba­ren Impf­stof­fe bie­ten einen guten Schutz“, betont Prof. Flo­ri­an Kram­mer Icahn School of Medi­ci­ne at Mount Sinai in New York. Auch gegen die B.1.1.7‑Variante aus Groß­bri­tan­ni­en dürf­ten alle zuge­las­se­nen und im Rol­ling Review befind­li­chen Impf­stof­fe ähn­lich gut wie gegen den Wild­typ wir­ken. Etwas anders sei dies bei der zuerst in Süd­afri­ka detek­tier­ten Vari­an­te B.1351. „Die meis­ten, wenn auch nicht alle, zuge­las­se­nen oder im Rol­ling Review der EMA befind­li­chen Impf­stof­fe wei­sen der­zeit zwar einen her­ab­ge­setz­ten, aber immer noch guten Schutz gegen die B.1.351-Variante auf. Anzu­neh­men ist, dass das auch für die aus Bra­si­li­en stam­men­de P.1‑Variante gilt“, so Kram­mer. „Aller­dings gibt es erst sehr weni­ge Stu­di­en­da­ten dazu, die über In-vitro-Daten hin­aus­ge­hen. Es ist aber zu erwar­ten, dass zumin­dest schwe­re Ver­läu­fe abge­wen­det wer­den kön­nen.“ Er sei dage­gen, auf einen bestimm­ten Impf­stoff zu war­ten. „Bes­ser ist, sich mit jedem ver­füg­ba­ren Impf­stoff imp­fen zu las­sen. Die Alter­na­ti­ve, sich noch mona­te­lang nicht imp­fen zu las­sen, ist wesent­lich schlech­ter, da wäh­rend die­ser Zeit ein hohes Risi­ko besteht, sich anzu­ste­cken“, betont der Viro­lo­ge.

Außer­dem wür­de es noch Mona­te dau­ern, bis ein adap­tier­ter Impf­stoff zur Ver­fü­gung ste­hen könn­te. Dann wäre ein Sze­na­rio, die Grund­im­mu­ni­sie­rung mit einem der der­zei­ti­gen Impf­stof­fe durch­zu­füh­ren und spä­ter einen „Boos­ter“ mit einem adap­tier­ten zu erhal­ten, even­tu­ell auch mit einer ande­ren Tech­no­lo­gie. „Sol­che „Prime-Boost“-Impfstrategien soll­ten so bald wie mög­lich in kli­ni­schen Stu­di­en getes­tet wer­den“, erläu­tert Kam­mer.

Hin­wei­se auf redu­zier­te Infek­tio­si­tät nach Imp­fung – nur eine Teil­imp­fung für Gene­se­ne
Mitt­ler­wei­se gibt es ers­te Hin­wei­se, dass auch die Wei­ter­ga­be des Virus durch eine Imp­fung zumin­dest teil­wei­se funk­tio­nie­ren könn­te. Kram­mer erklärt das so: „Durch die Imp­fung kommt es ent­we­der tat­säch­lich zu weni­ger Infek­tio­nen oder das Zeit­fens­ter, in dem jemand infek­ti­ös ist, ist kür­zer.“

Hin­wei­se meh­ren sich auch, dass bei Gene­se­nen eine Teil­imp­fung völ­lig aus­rei­chend ist. Kram­mer: „Bereits eine Imp­fung führt zu einem mas­si­ven Anstei­gen der Immun­ab­wehr, ver­bun­den mit oft star­ken Impf­re­ak­tio­nen, die auf eine gute Immun­ant­wort hin­wei­sen.“ Inter­es­san­tes Detail am Ran­de: Schon durch eine ein­zi­ge Imp­fung errei­chen Gene­se­ne enorm hohe Anti­kör­per-Titer gegen SARS-CoV‑2 – auch gegen die B.1.351 Vari­an­te — und zumin­dest nied­ri­ge Titer gegen SARS-CoV‑1.

Pro­duk­ti­on läuft auf vol­len Tou­ren
Damit die­se und ande­re Grup­pen geimpft wer­den kön­nen, braucht es natür­lich aus­rei­chend Impf­stof­fe. Die­se wer­den nun suk­zes­si­ve gelie­fert. „Als Impf­stoff­her­stel­ler haben wir bereits zu Beginn der Impf­stoff­ent­wick­lung gegen COVID-19 damit begon­nen, Ein­kauf, Logis­tik und Pro­duk­ti­on zu pla­nen, ohne zu wis­sen, ob es je zu einer Zulas­sung kom­men wür­de, betont Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el, Prä­si­den­tin des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler. „Die Pro­duk­ti­on von Impf­stof­fen ist sehr kom­plex, braucht viel Pla­nung und Abstim­mung mit Behör­den und Zulie­fe­rern. Roh­stof­fe und ande­re Mate­ria­li­en müs­sen in aus­rei­chen­der Men­ge zur Ver­fü­gung ste­hen, um die Pro­duk­tio­nen über­haupt star­ten zu kön­nen. Für den Trans­port der Impf­stoff­vor­stu­fen und des End­pro­dukts braucht es eine aus­ge­klü­gel­te Logis­tik.“ Außer­dem sei jeder Schritt von genau­en Qua­li­täts­kon­trol­len beglei­tet. Zu beden­ken sei auch, dass die Errich­tung von neu­en Pro­duk­ti­ons­an­la­gen eher nicht in Fra­ge käme, da es nor­ma­ler­wei­se fünf bis zehn Jah­re daue­re, um eine Impf­stoff­pro­duk­ti­ons­an­la­ge zu errich­ten, zu vali­die­ren und zu regis­trie­ren, so Gal­lo-Dani­el und betont: „Eine Aus­wei­tung der Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tät ist daher von Inves­ti­tio­nen in den Aus­bau oder die Adap­tie­rung von bestehen­den Anla­gen, einer Zusam­men­ar­beit mit Auf­trags­her­stel­lern oder ande­ren Unter­neh­men abhän­gig. Dar­an arbei­ten wir der­zeit mit Hoch­druck. Unser Ziel ist nach wie vor, so schnell wie mög­lich Impf­stof­fe für alle, die es wol­len, zur Ver­fü­gung zu stel­len.“

Rück­fra­ge­hin­weis:

Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
FINE FACTS Health Com­mu­ni­ca­ti­on
Mobil: +43 664 515 30 40
mueller-carstanjen@finefacts.at
www.finefacts.at
www.oevih.at