Covid-19-Impfung: Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg aus der Pandemie

Jede durchgeführte Covid-19-Impfung wird dazu beitragen, den Helfern zu helfen

Wien, 09. Dezem­ber 2020. Das Worst-Case-Sze­na­rio der Tria­ge auf Inten­siv­sta­tio­nen konn­te gera­de noch ein­mal abge­wen­det wer­den. Den­noch ist die Lage wei­ter dra­ma­tisch, von Ent­span­nung kei­ne Spur. Nach wie vor kön­nen geplan­te Ope­ra­tio­nen oft nicht durch­ge­führt wer­den, das medi­zi­ni­sche Per­so­nal ist über­las­tet und die­je­ni­gen, die die Inten­siv­sta­ti­on nach einer Covid-19-Erkran­kung wie­der lebend ver­las­sen, haben meist noch einen lan­gen Weg der phy­si­schen und psy­chi­schen Gene­sung vor sich. Auch die Über­sterb­lich­keit im Novem­ber zeigt deut­lich, was das SARS-CoV-2-Virus in Öster­reich bis­her ange­rich­tet hat. Nun gilt es, Wege aus der Kri­se zu fin­den, um die Gesund­heits­kri­se unter Kon­trol­le zu brin­gen und die Wirt­schaft aus der Tal­fahrt zu holen. Einer davon ist die Imp­fung. Sich die­se, sobald wirk­sa­me und ver­träg­li­che Impf­stof­fe zur Ver­fü­gung ste­hen, ver­ab­rei­chen zu las­sen, dient somit nicht nur dem eige­nen Schutz, son­dern eben­so dem sei­ner Liebs­ten und der Gesell­schaft, beton­ten Exper­tIn­nen bei einem vir­tu­el­len Pres­se­ge­spräch des Ver­ban­des der öster­rei­chi­schen Impf­stoff­her­stel­ler am Mitt­woch.

Gesund­heits­sys­tem an der Gren­ze des Mach­ba­ren
„Die Lage auf den Inten­siv­sta­tio­nen ist dra­ma­tisch“, bringt Univ.-Prof. Dr. Tho­mas Stau­din­ger, ärzt­li­cher Lei­ter der Inten­siv­sta­ti­on 13.i2 an der Med­Uni Wien die aktu­el­le Lage auf den Punkt. „Sie ist der­zeit auf einem sehr hohen Niveau sta­bil, noch ein paar Pati­en­tin­nen oder Pati­en­ten mehr und wir wären wirk­lich in der Bre­douil­le.“ Ein Drit­tel der öster­rei­chi­schen Inten­siv­bet­ten sei­en mit Covid-19-Pati­en­tIn­nen belegt, von einem nor­mal funk­tio­nie­ren­den Gesund­heits­sys­tem sei man weit ent­fernt. „Die Mär, dass vie­le Inten­siv­bet­ten ohne Covid-19 leer sein wür­den, stimmt ein­fach nicht“, betont der Inten­siv­me­di­zi­ner. „Inten­siv­bet­ten sind nie frei.“ Alle gro­ßen Ope­ra­tio­nen, nach denen Pati­en­tIn­nen zumin­dest kurz auf der Inten­siv­sta­ti­on behan­delt wer­den müss­ten, wür­den nach Mög­lich­keit ver­scho­ben, um die Plät­ze auf der Inten­siv­sta­ti­on Covid-19-Pati­en­tIn­nen zur Ver­fü­gung stel­len zu kön­nen. Auch wenn ver­sucht wür­de, drin­gen­de Ope­ra­tio­nen nach wie vor durch­zu­füh­ren, kön­ne es zu Kol­la­te­ral­schä­den auf­grund des Rück­staus kom­men.

Ohne Inten­siv­sta­ti­on kaum Über­le­bens­chan­cen
Die aktu­el­le Über­sterb­lich­keit ist so hoch wie seit über 40 Jah­ren nicht. Das zei­gen Daten der Sta­tis­tik Aus­tria. „Stu­di­en zei­gen, dass ein Drit­tel der Über­sterb­lich­keit kei­ne Covid-19-Fäl­le sind, aber den­noch indi­rekt damit zusam­men­hän­gen“, so Stau­din­ger. „Auch das müs­sen wir so schnell wie mög­lich wie­der ändern.“ Jeder müs­se dazu bei­tra­gen, die Infek­ti­ons­zah­len zu redu­zie­ren. Klar sei auch, dass man mit einer Covid-19-Erkran­kung auf öster­rei­chi­schen Inten­siv­sta­tio­nen zwar eine 80%ige Über­le­bens­chan­ce habe, aber den­noch noch Mona­te oder sogar Jah­re bis zur voll­stän­di­gen Gene­sung brau­chen wür­de. Die kör­per­li­che Leis­tungs­fä­hig­keit blei­be sehr lan­ge ein­ge­schränkt, vie­le Pati­en­tIn­nen wür­den auch an einer post­trau­ma­ti­schen Belas­tungs­stö­rung lei­den. „Und hier spre­chen wir von Pati­en­tIn­nen und Pati­en­ten, die meis­tens unter 65 Jah­re alt sind“, hebt der Inten­siv­me­di­zi­ner her­vor. „Ohne Inten­siv­sta­ti­on wür­den sie zu 95 Pro­zent ster­ben. Älte­re Per­so­nen kön­nen wir lei­der mit und ohne Inten­siv­sta­ti­on oft nicht ret­ten. Wir müs­sen daher wirk­lich alles tun, um mög­lichst vie­le Anste­ckun­gen mit SARS-CoV‑2 zu ver­hin­dern.“

Alte Men­schen schüt­zen
In die­sel­be Ker­be schlägt auch Univ.-Prof.in Prim.a Dir.in MRin Dr.in Moni­ka Lech­leit­ner vom Lan­des­kran­ken­haus Hoch­zirl. „Gera­de älte­re Men­schen sind häu­fi­ger und schwe­rer von Covid-19 betrof­fen und haben eine deut­lich ungüns­ti­ge­re Krank­heits­pro­gno­se mit hohen Kom­pli­ka­ti­ons- und Mor­ta­li­täts­ra­ten. Mög­li­che Ursa­chen dafür sind Kom­or­bi­di­tä­ten, aber auch alters­as­so­zi­ier­te Ver­än­de­run­gen des Immun­sys­tems.“ Des­halb sei­en die­se Per­so­nen auf­grund der Schutz­maß­nah­men nun beson­ders iso­liert, was ihre Lebens­qua­li­tät mas­siv ein­schrän­ken wür­de, so Lech­leit­ner. „Die sozia­le Iso­lie­rung führt wie­der­um häu­fig zu psy­chi­schen Pro­ble­men wie Depres­sio­nen, sowie zu einer Ver­schlech­te­rung der kogni­ti­ven Fähig­kei­ten.“ Auch die Ver­sor­gungs­si­tua­ti­on kön­ne mitt­ler­wei­le zum Pro­blem wer­den, näm­lich dann, wenn Covid-19-Infek­tio­nen im Betreu­ungs­um­feld auf­tre­ten. In Pfle­ge­hei­men, aber auch in Kran­ken­häu­sern sei die Betreu­ung die­ser Pati­en­tIn­nen dann gefähr­det oder gar nicht mehr mög­lich. „Effek­ti­ve Imp­fun­gen sowohl für die älte­re Bevöl­ke­rung selbst als auch für ihr Umfeld könn­ten wesent­lich dazu bei­tra­gen, die Gefähr­dungs­si­tua­ti­on für älte­re Men­schen zu ver­rin­gern“, ist Spe­zia­lis­tin für Ger­ia­trie über­zeugt.

Imp­fen aus indi­vi­du­el­len und sozia­len Grün­den wich­tig
„Der­zeit leben wir alle mit gro­ßen Frei­heits­ein­schrän­kun­gen, um Men­schen­le­ben zu ret­ten“, sagt Dr.in Chris­tia­ne Druml, Vor­sit­zen­de der Bio­ethik­kom­mis­si­on des Bun­des­kanz­ler­amts und Inha­be­rin des UNESCO Lehr­stuhls für Bio­ethik an der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien. „Eine Imp­fung gegen Covid-19 wäre ein Weg, um die­se Frei­heits­ein­schrän­kun­gen für alle schritt­wei­se zu redu­zie­ren und irgend­wann ganz zurück­zu­neh­men.“ Die­se ste­he nun im Raum, erklärt Dr. Cle­mens Mar­tin Auer, Son­der­be­auf­trag­ter für Gesund­heit im Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Sozia­les, Gesund­heit, Pfle­ge und Kon­su­men­ten­schutz. „Sobald die euro­päi­sche Arz­nei­mit­tel­be­hör­de einen Impf­stoff zulässt, kön­nen wir davon aus­ge­hen, dass die­ser wirk­sam und gut ver­träg­lich ist, da er äußerst gründ­lich geprüft wur­de.“ Unter die­sen Vor­aus­set­zun­gen sei eine Covid-19-Imp­fung abso­lut zu befür­wor­ten, erklärt die Vor­sit­zen­de der Bio­ethik­kom­mis­si­on. Auf­grund der zu erwar­ten­den Knapp­heit der Impf­stof­fe sei aller­dings zu Beginn eine Prio­ri­sie­rung erfor­der­lich. Medi­zi­ni­sches Per­so­nal und Men­schen in den Alten- und Pfle­ge­hei­men (Per­so­nal und Bewoh­ne­rIn­nen) soll­ten als ers­te einen Impf­stoff erhal­ten. Für das medi­zi­ni­sche Per­so­nal sei dies prak­tisch eine „Berufs­aus­übungs­er­for­der­nis“, zumin­dest, solan­ge die Pan­de­mie andau­ert. „Wenn dann genug Impf­stoff auch für alle ande­ren zur Ver­fü­gung steht, legen wir die­sen jeder und jedem drin­gend ans Herz. Unter der Vor­aus­set­zung, dass eine Imp­fung auch die Wei­ter­ga­be des Virus redu­zie­ren kann*, ist die Imp­fung näm­lich nicht nur ein Schutz für sich selbst, son­dern auch für die Risi­ko­grup­pen und für die Gesell­schaft als Gan­zes“, appel­liert Druml. In der Stel­lung­nah­me der Bio­ethik­kom­mis­si­on heißt es dazu: Die indi­vi­du­el­le Frei­heit ist nicht ohne Ver­ant­wor­tung für sich und sei­ne Mit­men­schen zu haben. „Dies soll­te jeder und jede bei der Ent­schei­dung für oder gegen die Imp­fung beden­ken“, so Druml. „Jede Per­son, die geimpft ist, hilft auch den Hel­fern“.

Hohe Durch­imp­fungs­ra­te wich­tig
In der öster­rei­chi­schen Covid-19-Impf­strat­gie wird als Ziel eine Durch­imp­fungs­ra­te von mehr als 50 Pro­zent defi­niert, um die Krank­heits­last und das Ver­sor­gungs­ri­si­ko im Gesund­heits­sys­tem
mini­mie­ren zu kön­nen. „Je mehr Men­schen geimpft sind, umso bes­ser“, betont der Gesund­heits­son­der­be­auf­trag­te. „Wir gehen der­zeit davon aus, dass es bis zum drit­ten Quar­tal 2021 aus­rei­chend Impf­stoff für alle Men­schen in Öster­reich geben wird. Es gibt Vor­ver­trä­ge für etwa 16,5 Mil­lio­nen Dosen“, erläu­tert Auer. Nach der Imp­fung des Gesund­heits­per­so­nals und der Men­schen in Alten- und Pfle­ge­hei­men soll­ten in der zwei­ten Pha­se (Febru­ar, März, April) Per­so­nen über 65 Jah­re geimpft wer­den sowie Per­so­nen mit Sys­tem­ri­si­ko in den Berei­chen Sicher­heit, Jus­tiz, Schu­len und Bil­dungs­ein­rich­tun­gen, kri­ti­sche Infra­struk­tur und zur Auf­recht­erhal­tung des öffent­li­chen Lebens. Ab dem zwei­ten Quar­tal fol­ge die all­ge­mei­ne Bevöl­ke­rung, so Auer und appel­liert: „Ich bit­te alle Men­schen in die­sem Land, sich imp­fen zu las­sen, sobald wir einen ent­spre­chend geprüf­ten Impf­stoff haben. Nur so kön­nen wir im Lau­fe des nächs­ten Jah­res wie­der zu unse­rem gewohn­ten Leben zurück­keh­ren.“

Renée Gal­lo-Dani­el, Prä­si­den­tin des Ver­ban­des der öster­rei­chi­schen Impf­stoff­her­stel­ler ergänzt: „Die impf­stoff­her­stel­len­de Indus­trie hat alles getan, um in mög­lichst kur­zer Zeit wirk­sa­me und ver­träg­li­che Impf­stof­fe zur Ver­fü­gung zu stel­len. Wir ste­hen in den Start­lö­chern, um die ers­ten Impf­stof­fe aus­zu­lie­fern, sobald die euro­päi­sche Zulas­sungs­be­hör­de alle Daten gründ­lich geprüft und eine Zulas­sung erteilt hat. Wir hof­fen sehr, dass wir mit Hil­fe der Bevöl­ke­rung Weih­nach­ten 2021 wie­der in gewohn­ter Wei­se ver­brin­gen kön­nen.“

*die­se Daten lie­gen der­zeit noch nicht vor

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