COVID-19: Kinder-Impfung in den Startlöchern

Erste Studien zu Teenagern abgeschlossen – Kinderstudien geplant oder bereits im Laufen

Wien, 27. Mai 2021. SARS-CoV2 dürf­te uns wohl noch län­ger beglei­ten. Um die Infek­tio­nen mit dem Virus dau­er­haft nied­rig zu hal­ten, ist eine Immu­ni­tät in einem gro­ßen Teil der Bevöl­ke­rung not­wen­dig. Auch bei Kin­dern. Wie man mitt­ler­wei­le weiß, sind auch sie Über­trä­ger der Erkran­kung und kön­nen in sel­te­nen Fäl­len selbst schwer erkran­ken. Es ist also klar, dass sie eben­falls eine Imp­fung gegen COVID-19 benö­ti­gen. Dar­an wird momen­tan inten­siv gear­bei­tet. Aktu­ell ist ein Impf­stoff für Jugend­li­che ab 16 zuge­las­sen, die Zulas­sung für den ers­ten Impf­stoff für 12 bis 15-jäh­ri­ge wird dem­nächst erwar­tet.

Zu Beginn der Pan­de­mie ist man davon aus­ge­gan­gen, dass sich Kin­der sel­ten mit SARS-CoV2 infi­zie­ren und noch sel­te­ner erkran­ken. Spä­tes­tens seit Auf­tau­chen der bri­ti­schen Virus­va­ri­an­te weiß man aber, dass auch Kin­der einen Anteil am Infek­ti­ons­ge­sche­hen haben. Wie hoch die­ser ist, ist noch nicht ganz klar, da vie­le Stu­di­en in Zeit von Lock­downs mit Schul­schlie­ßun­gen durch­ge­führt wor­den sind. Daten aus Öster­reich zei­gen, dass der Anteil der Kin­der unter 10 Jah­ren an den posi­tiv getes­te­ten Fäl­len bei unge­fähr bei 4 % lie­gen dürf­te, jener für 10 bis 19-Jäh­ri­ge bei 7 %.

Bis­he­ri­ge Stu­di­en wei­sen dar­auf hin, dass Kin­der im Ver­gleich zu Erwach­se­nen weni­ger emp­fäng­lich für das Virus sind. Die Emp­fäng­lich­keit von Kin­der­gar­ten­kin­dern lag dabei unter jener von Kin­dern im Schul­al­ter. Die Stu­di­en­la­ge zur Virus­last bei Kin­dern ist der­zeit nicht ein­deu­tig, Daten aus grö­ße­ren, qua­li­ta­tiv höhe­ren Stu­di­en deu­ten der­zeit dar­auf hin, dass zumin­dest jün­ge­re Kin­der eine nied­ri­ge­re Virus­last als Erwach­se­ne haben und damit ver­mut­lich weni­ger infek­ti­ös sind. „Den­noch wis­sen wir mitt­ler­wei­le, dass Kin­der durch­aus in der Lage sind, das Virus zum Bei­spiel aus der Schu­le mit nach Hau­se zu brin­gen und dort ande­re Haus­halt­mit­glie­der anzu­ste­cken“, warnt Dr. Albrecht Prie­ler, Kin­der­arzt und Mit­glied des natio­na­len Impf­gre­mi­ums.

Oft mil­der Krank­heits­ver­lauf

Kin­der schei­nen nach aktu­el­lem Wis­sens­stand auch sel­te­ner sym­pto­ma­tisch zu sein als Erwach­se­ne. Oft sind sie über­haupt asym­pto­ma­tisch oder haben nur weni­ge Sym­pto­me. „Wenn Kin­der sym­pto­ma­tisch sind, haben sie meis­tens Hus­ten und/oder Fie­ber, auch Magen-Darm-Sym­pto­me kann es geben. Die­se tre­ten bei Kin­dern häu­fi­ger auf als bei Erwach­se­nen“, so Prie­ler. Schwe­re Ver­läu­fe im Kin­des- und Jugend­al­ter gibt es sel­ten (1/1000–1/5000) und öfter im Zusam­men­hang mit schwe­ren Vor­er­kran­kun­gen.

„Es muss­ten aber trotz­dem auch Kin­der nach einer SARS-CoV2-Infek­ti­on auf der Inten­siv­sta­ti­on behan­deln wer­den“, berich­tet der Kin­der­arzt. Das „Paed­ia­tric Inflamm­a­to­ry Mul­ti­sys­tem Syn­dro­me“, kurz PIMS, führt in sehr sel­te­nen Fäl­len zu tage­lan­gem hohem Fie­ber mit Bauch­schmer­zen, Erbre­chen, Durch­fall und Aus­schlag. In beson­ders schwe­ren Fäl­len kann es zu Schock­zu­stän­den kom­men, die eine inten­siv­me­di­zi­ni­sche Behand­lung not­wen­dig machen.
Zudem meh­ren sich Hin­wei­se, dass auch Kin­der und Jugend­li­che nach mil­den asym­pto­ma­ti­schen Ver­läu­fen lang­fris­tig unter den Fol­gen einer COVID-19-Erkran­kung („long COVID“) lei­den kön­nen.

Kin­der-Imp­fung nötig

„Auch wenn es nach den bis­he­ri­gen Daten so aus­sieht, als ob COVID-19 bei Kin­dern meist mil­der ver­läuft, bleibt ein Rest­ri­si­ko für einen schwe­ren Ver­lauf. Die Infek­tio­si­tät ist zwar ver­mut­lich gerin­ger als bei Erwach­se­nen, den­noch darf man sie nicht unter­schät­zen“, betont Impf­ex­per­te Prie­ler. „Es ist daher wich­tig, dass wir so bald wie mög­lich auch die Kin­der und damit wei­te­re Tei­le der Gesell­schaft durch eine COVID-19-Imp­fung schüt­zen. Ohne die Kin­der zu imp­fen, wird es auch nie mög­lich sein, eine Her­den­im­mu­ni­tät zu errei­chen. Die Wahr­schein­lich­keit, dass ein geimpf­ter Jugend­li­cher ande­re im Freun­des- oder Fami­li­en­kreis ansteckt, ist deut­lich ver­min­dert. Dadurch ent­steht auch ein Schutz der (noch) Unge­impf­ten und der Non-Respon­der.“

Kin­der-Stu­di­en lau­fen oder geplant

Die Her­stel­ler, die bereits zuge­las­se­ne COVID-19-Impf­stof­fe haben, sind nun dabei, das Alter der Studienteilnehmer*innen in den COVID-19-Stu­di­en suk­zes­si­ve zu sen­ken. Biontech/Pfizer haben bereits eine Zulas­sung für 12–15-Jährige bei der Euro­päi­schen Zulas­sungs­be­hör­de EMA bean­tragt, schon jetzt darf ab 16 Jah­ren mit ihrem Impf­stoff geimpft wer­den. Auch Moder­na hat bereits eine Stu­die mit Teen­agern zwi­schen 12 und 17 Jah­ren abge­schlos­sen, ers­te Ergeb­nis­se zei­gen eine sehr gute Wirk­sam­keit. Die euro­päi­sche Zulas­sung für die­se Grup­pe wird vor­aus­sicht­lich im Juni bean­tragt. Eine Pha­se-III Stu­die mit Kin­dern zwi­schen 6 Mona­ten und 12 Jah­ren hat Moder­na bereits gestar­tet, eine ande­re mit Kin­dern ähn­li­chen Alters läuft mit Biontech/Pfizer.

Astra­Ze­ne­ca und die Uni­ver­si­tät Oxford haben eben­falls eine Stu­die bei Kin­dern und Jugend­li­chen initi­iert. Die Studienteilnehmer*innen müs­sen dar­in zwi­schen 6 und 17 Jah­re alt sein. Im Pla­nungs­sta­di­um ist John­son & John­son mit einer Stu­die bei Jugend­li­chen zwi­schen 12 und 17.

Von den Her­stel­lern, die der­zeit noch kei­ne COVID-19-Impf­stof­fe am Markt haben und noch in der Stu­di­en­pha­se sind, ist zu erwar­ten, dass mit­tel- und lang­fris­tig noch der eine oder ande­re Impf­stoff für Kin­der und Jugend­li­che dazu kommt.

Kin­der­arzt und Impf­ex­per­te Prie­ler: „Wich­tig ist, dass wir, wenn ent­spre­chen­de Daten für Sicher­heit und Wirk­sam­keit vor­lie­gen, rasch auch Jugend­li­che und Kin­der imp­fen kön­nen. Güns­tig wäre noch vor Schul­be­ginn im Herbst, denn geimpf­te Jugend­li­che und Kin­der kön­nen nach einem K1-Kon­takt wei­ter die Schu­le besu­chen. Nur so wer­den wir die­se Pan­de­mie end­gül­tig in den Griff bekom­men.“

Refe­ren­zen:

BMSGPK und ÖGKJ, Emp­feh­lun­gen für die Gesund­heits­be­hör­den im Umgang mit SARS-CoV-2-Infek­tio­nen im Kin­des- und Jugend­al­ter Stand: 07. Mai 2021

https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html;jsessionid=50F6996AEDA8E579921164B9E69C5F0C.internet121?nn=13490888#doc13776792bodyText16, zuletzt abge­ru­fen am 17.5.2021

https://www.ecdc.europa.eu/sites/default/files/documents/covid-19-risk-assessment-paediatric-inflammatory-multisystem-syndrome-15-May-2020.pdf, zuletzt abge­ru­fen am 17.5.2021

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Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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