COVID-19: Weiter impfen und wachsam bleiben

Impfangebot für einen Gro teil der EU-Bürger bis Ende Juli – Forschung an Virusvarianten geht weiter

Wien, 29. Juni 2021. Die COVID-19-Fall­zah­len sind nied­rig wie lan­ge nicht. Ein gro er Teil die­ses Erfol­ges dürf­te den immer wei­ter fort­schrei­ten­den Imp­fun­gen zu ver­dan­ken sein. Noch ist die Pan­de­mie aber nicht vor­bei. Alle emp­foh­le­nen Teil­imp­fun­gen müs­sen von m glichst vie­len Leu­ten absol­viert wer­den, damit uns kei­ne wei­te­re Wel­le bevor­steht. Das ist nicht nur eine Fra­ge des Selbst­schut­zes, son­dern auch der Soli­da­ri­tät. Wäh­rend die Impf­kam­pa­gne vor­an­schrei­tet, for­schen EU-Ein­rich­tun­gen und Impf­stoff­her­stel­ler uner­müd­lich wei­ter an Virus­va­ri­an­ten und Boos­ter-Impf­stof­fen.

Durch­imp­fungs­ra­te von mehr als zwei Drit­tel bis Ende Juli m glich

1,5 Jah­re nach Beginn der COVID-19-Pan­de­mie wer­den jede Sekun­de 40 Bürger*innen in Euro­pa geimpft. „Die EU ist auf sehr gutem Weg, ihr gemein­sa­mes Ziel zu errei­chen: Bis Ende Juli sol­len min­des­tens 70 Pro­zent der Erwach­se­nen in der EU ein Impf­an­ge­bot erhal­ten haben“, berich­tet Wolf­gang Bogen­sber­ger, stell­ver­tre­ten­der Lei­ter der Ver­tre­tung der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on in Öster­reich. „Dass das so rasch mög­lich war, ist der bei­spiel­lo­sen Zusam­men­ar­beit zwi­schen For­schung, Indus­trie, poli­ti­schen Ent­schei­dungs­trä­gern und Gesund­heits­be­hör­den zu ver­dan­ken“, ergänzt Ren e Gal­lo-Dani­el, Prä­si­den­tin des Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler ( VIH).

Impf­di­lem­ma ver­mei­den

Gleich­zei­tig warnt sie auch: „Vie­le Imp­fun­gen wer­den mit der Zeit ein Opfer ihres eige­nen Erfol­ges. Das bedeu­tet, dass die Krank­hei­ten, gegen die sie schüt­zen, irgend­wann nur noch so sel­ten auf­tre­ten, dass ein Gefühl der ver­meint­li­chen Sicher­heit ent­steht. Die Impf­be­reit­schaft geht dann oft zurück.“ Die Fol­ge sei, dass die Krank­hei­ten wie­der stär­ker zurück­keh­ren. „Die­se Situa­ti­on müs­sen wir bei COVID-19 unbe­dingt ver­mei­den“, betont sie.

Imp­fen las­sen als Eigen- und Fremd­ver­ant­wor­tung

Für einen m glichst guten Schutz, ist wich­tig, dass jede*r, der* die geimpft wer­den kann, die pri­mä­re Impf­se­rie vollst ndig absch­lie t. „Wer noch gezwei­felt hat, ob er* sie sich imp­fen las­sen oder wer viel­leicht auf die zwei­te Teil­imp­fung ver­zich­ten woll­te, soll­te dies spä­tes­tens seit Auf­tre­ten der Del­ta-Vari­an­te nicht mehr tun“, stellt Prof. Dr. Karl Zwi­au­er vom Natio­na­len Impf­gre­mi­um klar. „Alle, die nicht oder nur ein­fach geimpft sind, haben ein hohes Risi­ko sich mit die­ser infek­tiö­se­ren Vari­an­te anzu­ste­cken, die noch dazu auch häu­fi­ger zu schwe­ren Ver­läu­fen führt. Daten aus Groß­bri­tan­ni­en zei­gen ein­deu­tig, dass eine Teil­imp­fung in die­sem Fall nicht aus­rei­chend ist. Vie­len dürf­te das noch nicht bewusst sein.“ Ein Ver­schie­ben der zwei­ten Teil­imp­fung über den emp­foh­le­nen Impf­ab­stand hin­aus — zum Bei­spiel wegen Urlaub — wür­de neben dem Risi­ko der eige­nen Erkran­kung auch zu einem höhe­ren Risi­ko füh­ren, Vari­an­ten nach Öster­reich ein­zu­schlep­pen. Beim Imp­fen gehe es somit nicht nur um die Eigen‑, son­dern auch um die Fremd­ver­ant­wor­tung.

Wie­der kür­ze­re Abstän­de zwi­schen den Teil­imp­fun­gen

Wegen der neu­en Virus-Vari­an­te hat das Natio­na­le Impf­gre­mi­um (NIG) nun beschlos­sen, wie­der zu jenen kür­ze­ren Abst nden zwi­schen den Teil­imp­fun­gen zurück­zu­keh­ren, die eben­so in den Stu­di­en geprüft wur­den und auch laut Zulas­sung emp­foh­len sind. Das sind 21 bezie­hungs­wei­se 28 Tage bei den mRNA-Impf­stof­fen und vier bis sechs Wochen beim Vek­torimpf­stoff von Astra­Ze­ne­ca. Nur beim Impf­stoff von John­son & John­son ist eine ein­ma­li­ge Gabe vor­ge­se­hen. „Aktu­ell wer­den bei­de Teil­imp­fun­gen der ers­ten Impf­se­rie mit dem glei­chen Impf­stoff durch­ge­führt“, erl utert Dr. Bar­ba­ra Tucek, Lei­te­rin der Abtei­lung Kli­ni­sche Begut­ach­tung Sicher­heit & Wirk­sam­keit der AGES.

Laut Zwi­au­er ist aus medi­zi­ni­scher Sicht bei Gene­se­nen eine Imp­fung aus­rei­chend. Laut Zulas­sung der Impf­stof­fe und aus immu­no­lo­gi­scher Sicht spricht nichts gegen eine zwei­ma­li­ge Imp­fung, wenn­gleich mit einer erh hten Rate an Impf­re­ak­tio­nen zu rech­nen ist. Für den öster­rei­chi­schen grü­nen Pass reicht eine Imp­fung völ­lig aus, inter­na­tio­nal sind jedoch oft auch für die­se Grup­pe zwei Teil­imp­fun­gen vor­ge­schrie­ben.

Imp­fung für Kin­der ab 12 und Jugend­li­che emp­foh­len

Mitt­ler­wei­le kann man in Öster­reich ab dem Alter von 12 Jah­ren geimpft wer­den. Kin­der und Jugend­li­che sind aller­dings der­zeit in der Prio­rit t nach­ge­reiht. „Es gibt jedoch kei­nen Grund, die­ser Alters­grup­pe die Imp­fung vor­zu­ent­hal­ten“, betont Zwi­au­er, der auch als Kin­der­arzt tätig ist. „Kin­der kön­nen schwer an COVID-19 erkran­ken. In den letz­ten Mona­ten haben wir in  ster­reich pro Woche ein bis vier Kin­der mit COVID-19 auf der Inten­siv­sta­ti­on behan­deln müs­sen. Bei Krank­hei­ten, bei denen Kin­der viel sel­te­ner schwer erkran­ken, sei die Imp­fung ganz klar au er Streit gestellt. Dann soll­ten wir das bei COVID-19, das mit einer viel schwe­re­ren Krank­heits­last ein­her­geht, erst recht tun.“

For­schung geht wei­ter

Die EU trifft mitt­ler­wei­le Vor­be­rei­tun­gen für die Bek mpfung neu­er Virus­va­ri­an­ten. Der HERA-Inku­ba­tor, den die Europ ische Kom­mis­si­on im Febru­ar ins Leben geru­fen hat, soll dabei hel­fen. Bogen­sber­ger erläu­tert das Grund­prin­zip: „Der HERA-Inku­ba­tor bringt Wis­sen­schaft, Wirt­schaft und öffent­li­che Ein­rich­tun­gen zusam­men und soll alle ver­füg­ba­ren Res­sour­cen mobi­li­sie­ren, damit Euro­pa die­ser Gefahr früh­zei­tig ent­ge­gen­tre­ten kann.“

Die Ein­rich­tung des HERA-Inku­ba­tors ver­folgt gleich meh­re­re Zie­le: Virus­va­ri­an­ten und deren Ana­ly­se bezie­hungs­wei­se eine even­tu­el­le Anpas­sung der Impf­stof­fe beschleu­ni­gen, die Zulas­sungs­ver­fah­ren ver­kür­zen, hel­fen neue oder umfunk­tio­nier­te Her­stel­lungs­struk­tu­ren zu zer­ti­fi­zie­ren und die Mas­sen­pro­duk­ti­on von ange­pass­ten oder neu­en COVID-19-Impf­stof­fen för­dern.

Vari­an­ten wer­den genau beob­ach­tet

Auch die Impf­stoff­in­dus­trie beob­ach­tet die Vari­an­ten genau. „Wir sind gut vor­be­rei­tet und k nnen rasch reagie­ren, falls Anpas­sun­gen an neue Virusst mme erfor­der­lich sein soll­ten“, betont Gal­lo-Dani­el. „Bis dato ist das noch nicht n tig.“ Etwas unklar sei aktu­ell aller­dings noch der Pro­zess, wie ent­schie­den wer­de, wann ein spe­zi­ell gegen bestimm­te Vari­an­ten adap­tier­ter Impf­stoff benö­tigt wird. Bezie­hungs­wei­se auch, wann ein Boos­ter mit dem bis­he­ri­gen Impf­stoff ben tigt wer­de. Von der Zulas­sungs­sei­te her ist jeden­falls klar: „Laut EMA-Gui­dance sind für eine poten­zi­el­le Auf­fri­schungs­imp­fung mit einem bereits zuge­las­se­nen bezie­hungs­wei­se an Vari­an­ten ange­pass­ten Impf­stoff kei­ne gro en Wirk­sam­keits­stu­di­en mehr erfor­der­lich“, erläu­tert Tucek. Ein­ge­reicht wer­den müss­ten Immu­no­ge­nit tsda­ten, die zei­gen, dass die frei­wil­li­gen Proband*innen auf den ange­pass­ten Impf­stoff genau­so gut anspre­chen wie auf den bis­he­ri­gen.

Die Impf­stoff­her­stel­ler sind jeden­falls bereit zu han­deln, so es not­wen­dig ist: „Die phar­ma­zeu­ti­sche Indus­trie ist welt­weit, auf EU-Ebe­ne und auch hier in  ster­reich in engem Aus­tausch mit den Behör­den. Eine enge Abstim­mung und Zusam­men­ar­beit ist wich­tig, um von Indus­trie­sei­te zeit­nah und effek­tiv reagie­ren zu kön­nen“, fasst Gal­lo-Dani­el zusam­men.

Refe­ren­zen:

Erb­er W., Schmitt HJ., Vuko­vic-Jan­ko­vic T., TBE-epi­de­mio­lo­gy coun­try by coun­try – an over­view, in: Dobler G., Erb­er W., Brö­ker M., Schmitt HJ., The TBE book, 2021
Vla­di­mi­rov LN et al., Quan­ti­fy­ing the Nor­thward Spread of Ticks (Ixo­di­da) as Cli­ma­te Warms in Nor­t­hern Rus­sia, Atmo­sphe­re. 2021; 12:233. doi:10.3390/atmos2020233
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Erb­er W., Vuko­vic-Jan­ko­vic T., TBE in Croa­tia, in: Dobler G., Erb­er W., Brö­ker M., Schmitt HJ., The TBE book, 2021
Tag­la­pie­tra, V., Ric­car­do F., Del Man­so M., Rez­za G., TBE in Ita­ly, in: Dobler G., Erb­er W., Brö­ker M., Schmitt HJ., The TBE book, 2021

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