Pres­se­mit­tei­lung vom 13.03.2017

Das war die Influenza-Saison 2016/17

Früher Beginn – viele Erkrankungen – schwerer Verlauf

Wien, 13. März 2017 – Die Grip­pe­wel­le ist aus, unge­wöhn­lich früh im Ver­gleich zu den letz­ten Jah­ren. Doch auch ein Start im Dezem­ber, eine so hohe Anzahl an Erkrank­ten und ein beson­ders bei älte­ren Pati­en­ten schwe­rer Ver­lauf kam in den letz­ten Jah­ren nicht oft vor. Der Impf­stoff war ähn­lich wirk­sam wie in den letz­ten Sai­so­nen, die Impf­ra­te ist von einem ohne­hin nied­ri­gen Niveau aus­ge­hend noch wei­ter gesun­ken. Ursu­la Köl­ler, Vor­sit­zen­de der Arbeits­grup­pe „Imp­fen“ der Bio­ethik­kom­mis­si­on des Bun­des­kanz­ler­am­tes, for­dert daher drin­gend mehr Auf­klä­rung und ver­pflich­ten­de Imp­fun­gen für Men­schen, die mit vul­ner­ablen Per­so­nen­grup­pen befasst sind.

Frü­her Beginn – Höhe­punkt zu Jah­res­an­fang
Begon­nen hat die dies­jäh­ri­ge Grip­pe­wel­le am 20. Dezem­ber 2016 – etwa sechs Wochen frü­her als in der Sai­son 2015/16. Höhe­punkt der Influ­en­za-Wel­le war in der ers­ten Woche des Jah­res 2017 mit 1.795 Fäl­len pro 100.000 Ein­woh­nern. Das ist im Ver­gleich zu den letz­ten Jah­ren ein sehr hoher Wert, wenn auch unter jenem der beson­ders schwe­ren Sai­son 2014/15 mit 2052,8 Fäl­len pro 100.000 Ein­woh­nern. Mit Ende Febru­ar ist aber auch das Ende unge­wöhn­lich früh erreicht, unge­fähr einen Monat frü­her als in den ver­gan­ge­nen Jah­ren.
Beson­ders betrof­fen war heu­er die Bun­des­haupt­stadt Wien, die um den Jah­res­wech­sel her­um pro Woche knapp 20.000 Erkran­kun­gen pro Woche mel­de­te.

Klein­kin­der beson­ders häu­fig erkrankt
Am häu­figs­ten erkrank­ten auch die­ses Jahr – ähn­lich wie in den ver­gan­ge­nen Jah­ren – Klein­kin­der unter vier Jah­ren. Am ver­gleichs­wei­se sel­tens­ten erwisch­te es Senio­ren über 65 Jah­re. Wenn sie sich jedoch ansteck­ten, muss­ten sie über­durch­schnitt­lich oft ins Spi­tal.

Schwe­rer Ver­lauf bei älte­ren Per­so­nen
Euro­pa­weit zeig­te sich, dass in die­ser Sai­son der Sub­typ A(H3N2) vor­herr­schend war. Nur in ganz weni­gen Fäl­len trat der B‑Stamm, der die gan­ze letzt­jäh­ri­ge Influ­en­za-Sai­son domi­niert hat­te, auf. Pro­ble­ma­tisch beim A(H3N2)-Stamm ist, dass er gera­de auf älte­re Men­schen beson­ders schwe­re Aus­wir­kun­gen hat. Ers­te inter­na­tio­na­le Schät­zun­gen gehen von einer erheb­li­chen Über­sterb­lich­keit in den meis­ten EU-Län­dern in der Grup­pe der 15- bis 64-Jäh­ri­gen und von einer wirk­lich mar­kan­ten Über­sterb­lich­keit in der Grup­pe der über 65-Jäh­ri­gen aus. Dies wird als typisch für die­sen Virus­typ erach­tet.1

Schät­zun­gen zufol­ge waren zu Beginn des Jah­res im Wie­ner Kran­ken­an­stal­ten­ver­bund (KAV, AKH nicht mit­ge­rech­net) durch­schnitt­lich unge­fähr 500 Bet­ten mit Influ­en­za­pa­ti­en­tIn­nen belegt. Als Kon­se­quenz muss­ten eige­ne Grip­pe-Sta­tio­nen ein­ge­rich­tet und Pati­en­ten zumin­dest vor­über­ge­hend auf dem Gang unter­ge­bracht wer­den. Ver­ein­zelt kam es sogar zu Anste­ckun­gen im Spi­tal. Zah­len zum Impf­sta­tus der im Spi­tal behan­del­ten Per­so­nen lie­gen nicht vor. „Das soll­te drin­gend geän­dert wer­den“, for­dert Köl­ler, „denn nur so kön­nen wir Daten gene­rie­ren, von denen wir in Zukunft ver­bes­ser­te Prä­ven­ti­ons­maß­nah­men ablei­ten kön­nen.“ Dass bereits ers­te Schrit­te in Rich­tung ver­pflich­ten­der Imp­fun­gen für das Gesund­heits­per­so­nal gemacht wur­den, sieht sie als rich­ti­gen Schritt.

Zir­ku­lie­ren­der Stamm im Impf­stoff abge­deckt
Ins­ge­samt zir­ku­lier­ten heu­er zwei A(H3N2)-Gruppen gleich­zei­tig, die jedoch bei­de durch die Impf­stoff­zu­sam­men­set­zung abge­deckt sind. Den­noch wei­sen ers­te Daten dar­auf hin, dass die Wirk­sam­keit des Impf­stof­fes, ins­be­son­de­re bei älte­ren Men­schen, kei­nen hun­dert­pro­zen­ti­gen Schutz bie­tet. Ein Phä­no­men, das bekannt ist, daher wird die Influ­en­za-Imp­fung auch oft als „rela­ti­ve“ Imp­fung bezeich­net, die vor allem die schwe­ren Kom­pli­ka­tio­nen der Krank­heit abwen­den soll. Den­noch ver­hin­dert sie im Durch­schnitt (ähn­lich wie in die­ser Sai­son) den Aus­bruch der Erkran­kung in etwa der Hälf­te aller Fäl­le.2

Schlech­te Durch­imp­fungs­ra­te
Die Fra­ge der Wirk­sam­keit des Impf­stof­fes stellt sich aller­dings bei den aller­meis­ten Men­schen nicht, da sie ohne­hin nicht geimpft sind. Offi­zi­el­le Sta­tis­ti­ken zur Durch­imp­fungs­ra­te exis­tie­ren nicht. Basie­rend auf einer Hoch­rech­nung der ver­kauf­ten Dosen ergibt sich jedoch für die dies­jäh­ri­ge Sai­son eine Durch­imp­fungs­ra­te von 5,3 Pro­zent. Zwar hat die Influ­en­za-Imp­fung schon seit jeher mit beson­ders schlech­ten Durch­imp­fungs­ra­ten zu kämp­fen, aller­dings ist die­ser Wert noch ein­mal nied­ri­ger als in den meis­ten ver­gan­ge­nen Jah­ren. Letz­tes Jahr lie­ßen sich knapp sie­ben Pro­zent imp­fen, der „Rekord“ liegt bei 15,36 Pro­zent in der Sai­son 2006/07.

Auch bei den sog. Risi­ko­grup­pen – Senio­ren, Kin­der, Schwan­ge­re, chro­nisch Kran­ke, medi­zi­ni­sches Per­so­nal – ist davon aus­zu­ge­hen, dass die Impf­ra­te sehr nied­rig ist, da sonst die Gesamt­impf­ra­te deut­lich höher sein müss­te. Und das, obwohl die Imp­fung für die­se Grup­pen aus­drück­lich emp­foh­len wird. Hier muss in den nächs­ten Jah­ren noch viel Auf­klä­rungs­ar­beit geleis­tet wer­den.

Rück­fra­ge­hin­weis:
Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
Fine Facts Health Com­mu­ni­ca­ti­on
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Kon­takt ÖVIH:
Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el
Prä­si­den­tin des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler
Mobil: +43 664 544 62 90
r.gallo-daniel@web.oevih.at
www.oevih.at

1 Flu News Europe, Summary Week 7/2017 (13‐19 February 2017)
2 https://www.cdc.gov/flu/professionals/vaccination/effectiveness-studies.htm