Die Impfstoffproduktion ist europäisch

12 Forschungszentren und 27 Produktionsstätten in Europa

Wien, 22. April 2020. Anläss­lich der Euro­päi­schen Impf­wo­che. Jedes Jahr im April macht die WHO (Euro­päi­sche Impf­wo­che heu­er von 20 bis 26. April) auf die Wich­tig­keit und Not­wen­dig­keit von Imp­fun­gen auf­merk­sam. Die­ses Jahr ist den Imp­fun­gen die Auf­merk­sam­keit gewiss, war­tet die Welt doch drin­gend auf einen Impf­stoff gegen SARS-CoV‑2. Auch wenn noch nicht klar ist, wann es einen oder meh­re­re Impf­stof­fe zur Ver­hin­de­rung von COVID-19 geben wird, ein Blick dar­auf, wo der ersehn­te Impf­stoff ein­mal her­kom­men könn­te, lohnt sich jeden­falls. Aus euro­päi­scher Sicht beru­hi­gend: Die Impf­stoff­pro­duk­ti­on und ‑inno­va­ti­on fin­det zu einem über­wie­gen­den Teil in Euro­pa statt. Auch Öster­reich leis­tet einen Bei­trag. Es gibt hier­zu­lan­de gleich meh­re­re For­schungs- und Pro­duk­ti­ons­stät­ten.

Pro Jahr 1,7 Mil­li­ar­den Impf­stoff­do­sen aus Euro­pa
1,7 Mil­li­ar­den Impf­stoff­do­sen von bereits zuge­las­se­nen Impf­stof­fen gegen Infek­ti­ons­krank­hei­ten wer­den jähr­lich in Euro­pa pro­du­ziert. Damit wer­den 76 % des welt­wei­ten Impf­stoff­be­darfs abge­deckt. Aus Nord­ame­ri­ka kom­men 13 % der Impf­stoff­do­sen, aus Asi­en 8 %.
Die impf­stoff­her­stel­len­den phar­ma­zeu­ti­schen Unter­neh­men leis­ten in Euro­pa aber nicht nur einen wich­ti­gen Bei­trag für die medi­zi­ni­sche For­schung und Pro­duk­ti­on, sie sind auch ein bedeu­ten­der Wirt­schafts­fak­tor in der Euro­päi­schen Uni­on. Allein im Jahr 2016 wur­den durch die Impf­stoff­in­dus­trie direkt oder indi­rekt 122.000 Jobs geschaf­fen.

For­schung und Pro­duk­ti­on quer durch Euro­pa
Die euro­päi­sche Pro­duk­ti­on ist auf 11 Län­der und 27 Pro­duk­ti­ons­stät­ten ver­teilt. Zudem gibt es 12 For­schungs­zen­tren in 8 Län­dern, die auf die Ent­wick­lung von neu­en Impf­stof­fen fokus­sie­ren, also ent­we­der auf die nächs­te Gene­ra­ti­on bestehen­der Impf­stof­fe oder auf völ­lig neue Impf­stoff­in­di­ka­tio­nen. Der euro­päi­sche Fokus ist gera­de jetzt beson­ders rele­vant, denn auch hier wird mit Hoch­druck an einem Impf­stoff gegen SARS-CoV‑2 geforscht. Die Wahr­schein­lich­keit, dass der drin­gend benö­tig­te Impf­stoff tat­säch­lich aus Euro­pa kom­men wird, ist durch­aus gege­ben, denn: „Euro­pa ist das Herz der Impf­stoff-Inno­va­ti­on, unzäh­li­ge For­scher­teams arbei­ten prak­tisch Tag und Nacht, um so schnell wie mög­lich einen wirk­sa­men und siche­ren Impf­stoff zu ent­wi­ckeln und dann auch in gro­ßen Men­gen zu pro­du­zie­ren. Aber Impf­stoff­for­schung und ‑pro­duk­ti­on sind sehr kom­plex, somit müs­sen wir wohl noch etwas Geduld haben“, erläu­tert Renee Gal­lo-Dani­el, Prä­si­den­tin des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler (ÖVIH) und Natio­nal Indus­try Group-Koor­di­na­to­rin der euro­päi­schen Dach­ge­sell­schaft „Vac­ci­nes Euro­pe“.

Impf­stoff­in­no­va­ti­on und ‑pro­duk­ti­on auch aus Öster­reich
„Öster­reich ist eines jener Län­der, in denen sowohl For­schung als auch Pro­duk­ti­on statt­fin­den. Vier von sechs Impf­stoff­her­stel­lern haben in Öster­reich Forschungs‑, und/oder Pro­duk­ti­ons­stand­or­te. „In Öster­reich leis­ten wir somit einen akti­ven und wich­ti­gen Bei­trag zur welt­wei­ten Impf­stoff­ver­sor­gung“, berich­tet Sig­rid Has­lin­ger, Vize­prä­si­den­tin des ÖVIH. So gibt es bei­spiels­wei­se für den huma­nen Impf­stoff­be­reich ein gro­ßes Impf­stoff-For­schungs­zen­trum im Vien­na Bio Cen­ter, eine Impf­stoff-Pro­duk­ti­ons­stät­te in Orth a.d. Donau, eine Impf­stoff­an­ti­gen-Pro­duk­ti­on (also eine Teil­pro­duk­ti­on eines Impf­stof­fes) in Kundl in Tirol sowie eine vete­ri­när­me­di­zi­ni­sche Impf­stoff­pro­duk­ti­ons­stät­te in Krems.

Welt­wei­te Koope­ra­tio­nen
Auf­grund der inten­si­ven Inves­ti­tio­nen und glo­ba­len Koope­ra­tio­nen fin­det der­zeit ein mas­si­ver Inno­va­ti­ons­schub in der Impf­stoff­ent­wick­lung statt. Phar­ma­zeu­ti­sche Unter­neh­men arbei­ten welt­weit (mit­un­ter auch gemein­sam) mit Behör­den und öffent­li­chen Insti­tu­tio­nen inten­sivst an wis­sen­schaft­li­chen Ent­wick­lun­gen. Das Ziel ist, ehest mög­lich wirk­sa­me The­ra­pien sowie effek­ti­ve und wirk­sa­me Impf­stof­fe für alle in aus­rei­chen­der Men­ge zur Ver­fü­gung zu haben.
prä­kli­ni­schen Pha­se und den Tests im Tier­mo­dell muss noch ein umfang­rei­ches kli­ni­sches Ent­wick­lungs­pro­gramm durch­lau­fen wer­den, um Wirk­sam­keit und Sicher­heit des Impf­stof­fes sicher­zu­stel­len, bevor um Zulas­sung ange­sucht wer­den kann. Auch bei der Her­stel­lung gel­ten umfang­rei­che Sicher­heits­stan­dards.
Im Fall von COVID-19 müs­sen all die­se Pha­sen extrem stark abge­kürzt wer­den. „Alle Stake­hol­der, von der Poli­tik über Behör­den, medi­zi­ni­sche Exper­ten bis zur Indus­trie bün­deln gera­de all ihre Kräf­te in einem nie dage­we­se­nen Aus­maß. Nur so kön­nen in viel kür­ze­rer Zeit als sonst die not­wen­di­gen Ent­wick­lun­gen und Tests für einen wirk­sa­men Impf­stoff gegen SARS-CoV‑2 durch­ge­führt wer­den“, bringt Gal­lo-Dani­el die aktu­el­len Anstren­gun­gen auf den Punkt.

Neben SARS-CoV‑2 auf ande­re Imp­fun­gen nicht ver­ges­sen
„Um eine Über­las­tung des Gesund­heits­sys­tems zu ver­mei­den, wird man in den nächs­ten Jah­ren ver­mehrt dar­auf ach­ten müs­sen, dass Pati­en­tIn­nen mit COVID-19 und Influ­en­za-Pati­en­tIn­nen nicht gleich­zei­tig die Kapa­zi­tä­ten des Gesund­heits­sys­tems bean­spru­chen. An einer inten­si­vier­ten Influ­en­za­prä­ven­ti­on führt kein Weg vor­bei. So dra­ma­tisch die COVID–19 Situa­ti­on der­zeit auch ist, wich­tig ist, dabei nicht auf bereits ver­füg­ba­re Imp­fun­gen zu ver­ges­sen. Wenn wir nicht wol­len, dass bereits zurück­ge­dräng­te Krank­hei­ten wie­der­kom­men oder wie­der häu­fi­ger wer­den, müs­sen wir gegen jene Erkran­kun­gen, gegen die wir bereits pas­sen­de Impf­stof­fe haben, auch unter schwie­ri­gen Umstän­den wei­ter imp­fen“, betont Bern­hard Pra­ger, der Gene­ral­se­kre­tär des ÖVIH. Denn: Allein durch die bis­her exis­tie­ren­den Imp­fun­gen kön­nen welt­weit etwa zwei bis drei Mil­lio­nen Todes­fäl­le ver­hin­dert wer­den, mit Poten­zi­al für wei­te­re 1,5 Mil­lio­nen, wenn die Durch­imp­fungs­ra­ten gestei­gert wür­den.
Der öster­rei­chi­sche Ver­band der Impf­stoff­her­stel­ler setzt sich dafür ein, dass der Dia­log zum The­ma „Imp­fun­gen“ auch unab­hän­gig von COVID-19 wei­ter­ge­führt wird und mög­lichst vie­len Men­schen in allen Alters­grup­pen Impf­stof­fe zur Ver­fü­gung gestellt wer­den kön­nen.

Refe­ren­zen:

https://www.vaccineseurope.eu/wp-content/uploads/2020/02/VE_Factsheet.pdf, zuletzt abge­ru­fen am 14.4.2020

https://www.who.int/news-room/feature-stories/ten-threats-to-global-health-in-2019, zuletzt abge­ru­fen am 14.4.2020

Rück­fra­ge­hin­weis:

Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el
Prä­si­den­tin des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler
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