Durch Covid-19 ausgefallene Schulimpfungen unbedingt nachholen

Eltern sollten sich nach alternativen Impfmöglichkeiten erkundigen

Wien, 24. August 2020. Durch das kos­ten­lo­se Kin­der­impf­kon­zept kön­nen in Öster­reich leben­de Kin­der Impf­stof­fe gegen 13 Erre­ger­grup­pen gra­tis erhal­ten. Ein Teil die­se Imp­fun­gen wird nor­ma­ler­wei­se im Rah­men der Schulimpf­pro­gram­me durch­ge­führt. Durch die Maß­nah­men gegen Covid-19 sind aller­dings vie­le davon im zwei­ten Halb­jahr ent­fal­len. Um die Kin­der gegen die ent­spre­chen­den Krank­hei­ten zu schüt­zen, soll­ten sie aber unbe­dingt nach­ge­holt wer­den. Dazu zäh­len unter ande­rem Imp­fun­gen gegen Diph­the­rie Teta­nus, Keuch­hus­ten und Kin­der­läh­mung (Kom­bi­na­ti­ons­imp­fung), Menin­go­kok­ken A, C, W135, Y und gegen HPV. Eltern wird daher emp­foh­len, sich beim Arzt ihres Ver­trau­ens, in der Apo­the­ke oder bei öffent­li­chen Impf­stel­len zu erkun­di­gen, wel­che Imp­fun­gen bei ihren Kin­dern noch offen sind und wie die­se nach­ge­holt wer­den kön­nen.

Baby­imp­fung in der Volks­schu­le auf­fri­schen
Gegen Diph­te­rie, Teta­nus (Wund­starr­krampf), Per­tus­sis (Keuch­hus­ten) und Polio (Kin­der­läh­mung) wird man in Öster­reich schon als Baby im Rah­men der Sechs­fach­imp­fung (in Kom­bi­na­ti­on mit Hae­mo­phi­lus influ­en­zae B und Hepa­ti­tis B) geimpft. In der zwei­ten oder drit­ten Klas­se Volks­schu­le muss man die­se Imp­fung jedoch auf­fri­schen (danach alle 10 Jah­re). Prim. MedR. Ass.-Prof. DDr. Peter Voitl, MBA vom Wie­ner Kin­der­ge­sund­heits­zen­trum Donau­stadt betont: „Die Auf­fri­schungs­imp­fung ist schnell erle­digt und gut ver­träg­lich. Ange­sichts der in den letz­ten Jah­ren ver­mehrt auf­tre­ten­den Keuch­hus­ten­fäl­le soll­te sie nicht ver­nach­läs­sigt wer­den. Diph­te­rie tritt in Öster­reich sehr sel­ten auf, jedoch gab es in den letz­ten Jah­ren wie­der ver­ein­zel­te Fäl­le. Ähn­lich ver­hält es sich mit Teta­nus. Die weni­gen Teta­nus-Fäl­le sind der hohen Durch­imp­fungs­ra­te zu ver­dan­ken, denn der Erre­ger ist nach wie vor prak­tisch über­all in der Natur prä­sent. Damit die Fall­zah­len so nied­rig blei­ben kann ich als Kin­der­arzt den Eltern nur raten, den Impf­pass ihrer Kin­der che­cken zu las­sen, um die­se und ande­re wich­ti­ge Imp­fun­gen auf­grund der aus­ge­fal­le­nen Schulimp­fun­gen nicht zu ver­ges­sen.“

Zunah­me von FSME in Tei­len von Euro­pa
Jähr­li­che Fluk­tua­tio­nen in den FSME-Fall­zah­len der betrof­fe­nen Län­der sind typisch. Ins­ge­samt lässt sich aber eine Zunah­me in bestimm­ten Tei­len Euro­pas erken­nen. Auch haben sich in Gegen­den, die bis­her als virus­frei betrach­tet wur­den, neue Hot­spots gebil­det. Das gilt zum Bei­spiel für die Län­der Däne­mark, Nor­we­gen, Schwe­den und Finn­land, aber auch für die Schweiz. In Tsche­chi­en und der Slo­wa­kei wur­den FSME-Gebie­te in höher gele­ge­nen Gebie­ten ent­deckt. „Die Grün­de für die­se Ver­än­de­run­gen sind der­zeit noch Gegen­stand der For­schung“, berich­tet der Wie­ner Viro­lo­ge Dr. Otfried Kist­ner. „Meh­re­re Fak­to­ren dürf­ten eine Rol­le spie­len. Dazu gehö­ren sicher­lich der Kli­ma­wan­del, aber even­tu­ell auch Zug­vö­gel oder grö­ße­re Säu­ge­tie­re, die als Trans­port­ve­hi­kel für infi­zier­te Zecken die­nen könn­ten.“

HPV-Imp­fung in der vier­ten Klas­se Volks­schu­le
Nicht ver­ges­sen soll­te man auch die Imp­fung gegen HPV. Die­se wird in Öster­reich übli­cher­wei­se in der vier­ten Klas­se Volks­schu­le bei Mäd­chen und bei Buben durch­ge­führt. Durch die­se frü­he Imp­fung wer­den höhe­re Anti­kör­per­spie­gel erreicht als bei der Imp­fung in einem spä­te­ren Lebens­ab­schnitt. Daher rei­chen bis zum 15. Lebens­jahr zwei Teil­imp­fun­gen aus, danach wer­den drei benö­tigt. Meis­tens kommt man durch die frü­he Imp­fung auch bereits einer ers­ten Infek­ti­on zuvor. Es ist daher wich­tig, die­se Imp­fung recht­zei­tig durch­füh­ren zu las­sen, auch wäh­rend der Covid-19-Pan­de­mie. Der Kin­der­arzt erläu­tert: „SARS-CoV‑2 ist nicht das ein­zi­ge Virus, das schwer­wie­gen­de Fol­gen haben kann. Bei einer chro­ni­schen HPV-Infek­ti­on kommt es dann manch­mal erst vie­le Jah­re spä­ter etwa in Form von Gebär­mut­ter­hals­krebs, Vagi­nal­kar­zi­no­men oder Anal­kar­zi­no­men zur Erkran­kung. Auch Geni­tal­war­zen kön­nen durch eine HPV-Infek­ti­on her­vor­ge­ru­fen wer­den. Sie kön­nen zu einem sehr hohen Pro­zent­satz durch eine recht­zei­ti­ge HPV-Imp­fung ver­hin­dert wer­den. Die Imp­fung soll­te auch wäh­rend der COVID-19 Pan­de­mie unbe­dingt durch­ge­führt wer­den.“

Zwi­schen 10 und 13: Menin­go­kok­ken-Imp­fung
Die Imp­fung gegen vier wich­ti­ge Menin­go­kok­ken-Stäm­me (A, C, W135 und Y) ist in Öster­reich zwi­schen dem 10. und dem 13. Lebens­jahr vor­ge­se­hen. Der Grund, war­um die­se Imp­fung ins Gra­tis-Impf­pro­gramm auf­ge­nom­men wur­de, ist ein­fach: Jähr­lich wer­den etwa 20 bis 100 Erkran­kungs­fäl­le (ca. 50 –74 % durch Menin­go­kok­ken der Grup­pe B und 10 – 30 % durch Menin­go­kok­ken der Grup­pe C) regis­triert. Zwi­schen 2008 und 2018 gab es in Öster­reich 71 Todes­fäl­le durch Menin­go­kok­ken. Menin­go­kok­ken-Infek­tio­nen tre­ten vor allem bei Kin­dern im ers­ten Lebens­jahr und bei Jugend­li­chen auf. Bei 7 % der Über­le­ben­den von inva­si­ven Menin­go­kok­ken-Erkran­kun­gen zwi­schen 2003 und 2017 sind neu­ro­lo­gi­sche Stö­run­gen bezie­hungs­wei­se Ent­wick­lungs­stö­run­gen und bei 4 % Hör­ver­lust auf­ge­tre­ten. In sel­te­nen Fäl­len ist es zu Auto­am­pu­ta­tio­nen, groß­flä­chi­gen Nar­ben­bil­dun­gen und chro­ni­schen Schmer­zen gekommen.1 Voitl: „Auch wenn die­se Fäl­le sel­ten sind, soll­te man kein Risi­ko ein­ge­hen und aus­ge­fal­le­ne Schulimp­fun­gen unter Ein­hal­tung der Coro­na-Schutz­maß­nah­men nach­ho­len. Nur weil das Coro­na-Virus aktu­ell die Nach­rich­ten domi­niert, sind die Menin­go­kok­ken ja nicht weg.“ Wei­ters betont er: „Auch ande­re Imp­fun­gen kön­nen durch die Schul­schlie­ßun­gen in letz­ter Zeit aus­ge­fal­len sein. Ich kann daher nur drin­gend an die Eltern appel­lie­ren: Infor­mie­ren Sie sich und las­sen sie feh­len­de Imp­fun­gen Ihrer Kin­der so schnell wie mög­lich nach­ho­len!“

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