Durch Pneumokokken-Impfung weitere schwere Atemwegserkrankungen verhindern

Auch eine Pneumokokken-Infektion kann zu einer – derzeit schwer verfügbaren — Behandlung auf der Intensivstation führen

Wien, 22. Novem­ber 2021. Spä­tes­tens jetzt ist die Zeit, sich gegen alle impf­prä­ven­ta­blen Atem­wegs­er­kran­kun­gen zu schüt­zen. Neben der COVID- und Influ­en­za-Imp­fung gehört zu die­sem Schutz auch die Imp­fung gegen Pneu­mo­kok­ken, ganz beson­ders für Per­so­nen aller Alters­grup­pen mit Vor­er­kran­kun­gen. Denn: Pneu­mo­kok­ken-Infek­tio­nen füh­ren oft zu Lun­gen­ent­zün­dun­gen, die immer wie­der auch schwer ver­lau­fen und einen Spi­tals­auf­ent­halt not­wen­dig machen. Auch soge­nann­te Super­in­fek­tio­nen mit Pneu­mo­kok­ken, zum Bei­spiel bei Influ­en­za-Erkrank­ten, kom­men immer wie­der vor und sind sehr gefähr­lich. Gera­de in Zei­ten von immer knap­per wer­den­den Kran­ken­haus­res­sour­cen soll­ten alle ver­meid­ba­ren Atem­wegs­er­kran­kun­gen so gut wie mög­lich ver­hin­dert wer­den. Die Pneu­mo­kok­ken-Imp­fung hilft dabei.

Win­ter ist Pneu­mo­kok­ken-Zeit

Atem­wegs­er­kran­kun­gen tre­ten bekannt­lich vor allem in der kal­ten Jah­res­zeit auf. Pneu­mo­kok­ken-Erkran­kun­gen gibt es grund­sätz­lich das gan­ze Jahr über. Die meis­ten äußern sich in Form einer Lun­gen­ent­zün­dung, die in den meis­ten Fäl­len ambu­lant the­ra­piert wer­den kann. Ein Drit­tel bis die Hälf­te der Pati­en­ten muss aller­dings sta­tio­när auf­ge­nom­men wer­den. Bei einem wei­te­ren Teil davon wird die Erkran­kung inva­siv und ist damit mel­de­pflich­tig. Das sind jene Fäl­le, bei denen die Kei­me auch in nor­ma­ler­wei­se ste­ri­len Kör­per­flüs­sig­kei­ten wie Blut oder Gelenks­flüs­sig­kei­ten nach­ge­wie­sen wer­den und die Krank­heit sehr schwer ver­läuft. An den Daten der ECDC sieht man, dass die­se meist im Herbst oder Win­ter vor­kom­men. Ab Sep­tem­ber stei­gen die Fall­zah­len deut­lich an, bis sie dann im Dezem­ber und Jän­ner ihren Höhe­punkt errei­chen und dann wie­der lang­sam zurück­ge­hen. „Ähn­lich wie bei COVID-19 soll­ten wir drin­gend ver­su­chen, auch hier prä­ven­tiv zu inter­ve­nie­ren“, appel­liert Ao. Univ.-Prof. DDr. Rein­hard Würz­ner vom Insti­tut für Hygie­ne und Medi­zi­ni­sche Mikro­bio­lo­gie an der Med­Uni Inns­bruck. „Auch Pneu­mo­kok­ken-Erkran­kun­gen kön­nen zu Spi­tals­auf­ent­hal­ten inklu­si­ve Inten­siv­sta­ti­on und sogar zum Tod füh­ren. Man soll­te sie, ins­be­son­de­re bei Senio­ren, nicht unter­schät­zen.“ Die Gegen­maß­nah­men sei­en ähn­lich wie bei COVID-19, so der Medi­zi­ner. Wegen der schon vor dem 60. Lebens­jahr häu­fi­ge­ren inva­si­ven Infek­tio­nen emp­fiehlt Würz­ner die Imp­fung schon ab 50 und geht dabei noch wei­ter als der österr. Impf­plan, der Imp­fun­gen emp­fiehlt, wenn man über 60 Jah­re alt ist oder einer Risi­ko­grup­pe ange­hört. Das die­ne sowohl dem Eigen­schutz als auch dem der ande­ren.

Sekun­dä­re Infek­tio­nen mit Pneu­mo­kok­ken unbe­dingt ver­mei­den

Noch ist unklar, ob es die­sen Win­ter zu einer Influ­en­za-Epi­de­mie kom­men wird. Soll­te dies der Fall sein, könn­ten damit auch vie­le Super­in­fek­tio­nen mit Pneu­mo­kok­ken ein­her­ge­hen. Und die kön­nen auch bei jun­gen Men­schen lebens­be­droh­lich wer­den. Heu­te ver­mu­tet man zum Bei­spiel, dass die hohe Mor­ta­li­tät der Influ­en­za-Pan­de­mie 1918 und 1919 gera­de in der jun­gen Bevöl­ke­rung auf eine Super­in­fek­ti­on mit Bak­te­ri­en zurück­zu­füh­ren war, haupt­säch­lich auf Pneu­mo­kok­ken. Influ­en­za-A-Viren kön­nen zu Schä­di­gun­gen an der Lun­ge und an ande­ren Orga­nen sowie zu einer ver­än­der­ten Immun­ant­wort füh­ren, sodass es leich­ter zu einer zusätz­li­chen Infek­ti­on mit Pneu­mo­kok­ken kom­men kann. Bei COVID-19 kommt es eben­falls häu­fig zu zusätz­li­chen Infek­tio­nen mit ande­ren Kei­men. Damit ver­bun­den ist ein grö­ße­res Risi­ko für einen schlech­te­ren Ver­lauf. Bei Patient*innen, die zusätz­lich zu COVID-19 auch mit Bak­te­ri­en infi­ziert sind, ran­gie­ren die Pneu­mo­kok­ken unter den häu­figs­ten drei Bak­te­ri­en­ar­ten. „Ein wei­te­rer Grund, war­um sich älte­re Men­schen sowie Per­so­nen mit Vor­er­kran­kun­gen jeden Alters auf jeden Fall auch gegen Pneu­mo­kok­ken imp­fen las­sen soll­ten“, betont Würz­ner.

Anstei­gen­der Trend

Pneu­mo­kok­ken-Infek­tio­nen tre­ten aller­dings nicht nur als zusätz­li­che Infek­tio­nen bei einer viral beding­ten Erkran­kung auf. In den meis­ten Fäl­len zei­gen sie sich als Lun­gen­ent­zün­dun­gen, die auch inva­siv wer­den kön­nen. Die­se Fäl­le sind in den letz­ten Jah­ren deut­lich ange­stie­gen, wobei 2020 ein Aus­nah­me­jahr war. Auf­grund der Hygie­ne­maß­nah­men gegen COVID-19 wur­de der Trend erst­ma­lig gebro­chen. Den­noch wur­den 356 Fäl­le regis­triert, im Ver­gleich zu 615 im Jahr davor. „Lei­der ist zu befürch­ten, dass sich der Trend irgend­wann wie­der wei­ter fort­set­zen wird“, so der Hygie­ne­fach­arzt. „Wer sich imp­fen lässt, ist in jedem Fall gut geschützt, der Impf­schutz hält vie­le Jah­re.“

Unter­schätz­tes Risi­ko

Im öster­rei­chi­schen Impf­plan wird die Pneu­mo­kok­ken-Imp­fung für alle Per­so­nen ab 60 sowie Per­so­nen jeden Alters mit Risi­ko­fak­to­ren emp­foh­len. Den­noch wird das Risi­ko immer wie­der von vie­len unter­schätzt. Dazu, wie hoch es tat­säch­lich ist, hat die Ame­ri­can Lung Asso­cia­ti­on eini­ge Zah­len zusam­men­ge­tra­gen. Ihr zufol­ge haben Per­so­nen über 65 ein um 3,8 Mal grö­ße­res Risi­ko für eine Pneu­mo­kok­ken-Lun­gen­ent­zün­dung als Men­schen zwi­schen 18 und 64, das Risi­ko für eine Spi­tals­wei­sung ist sogar um das 10-fache im Ver­gleich zu Per­so­nen zwi­schen 18 und 49 erhöht. Wer über 65 ist und zusätz­lich noch Vor­er­kran­kun­gen hat, erhöht sein*ihr ohne­hin alters­be­dingt bereits deut­lich erhöh­tes Risi­ko noch wei­ter, je nach Erkran­kung zwi­schen knapp drei und knapp acht Mal im Ver­gleich zu über 65-Jäh­ri­gen ohne Vor­er­kran­kun­gen. „Sowohl Alter als auch Vor­er­kran­kun­gen sind für sich genom­men ein Grund zum Imp­fen, in Kom­bi­na­ti­on umso mehr“, fasst Würz­ner zusam­men. „Wenn Sie zu den gefähr­de­ten Grup­pen gehö­ren, bit­te gehen Sie imp­fen. Nicht nur gegen COVID-19, son­dern auch Pneu­mo­kok­ken. Für sich und ihre Mit­men­schen.“

Rück­fra­ge­hin­weis:

Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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