Entlastung des Gesundheitssystems durch Pneumokokken-Impfung in Risikogruppen

Höhere Durchimpfungsrate hilft Spitalsressourcen zu schonen und dem Gesundheitssystem Geld zu sparen

Wien, 04. Dezem­ber 2020. Men­schen mit chro­ni­schen Erkran­kun­gen wie COPD, Dia­be­tes oder Herz-Kreis­lauf­erkran­kun­gen gehö­ren zu den Risi­ko­grup­pen für Infek­ti­ons­krank­hei­ten wie Covid-19, aber auch Influ­en­za oder (Pneu­mo­kok­ken-) Lun­gen­ent­zün­dun­gen. Ihnen wird spä­tes­tens ab einem Alter von 50 Jah­ren emp­foh­len, sich gegen die bei­den letzt­ge­nann­ten Erkran­kun­gen imp­fen zu las­sen. Pneu­mo­kok­ken-Infek­tio­nen kön­nen unter ande­rem zu Lun­gen­ent­zün­dun­gen füh­ren, aber auch zu einer Ver­schlech­te­rung der Grund­er­kran­kung. Bei­des führt oft zu Spi­tals­auf­ent­hal­ten und in ganz gra­vie­ren­den Fäl­len zum Tod. Den­noch liegt die Durch­imp­fungs­ra­te bei der Pneu­mo­kok­ken-Imp­fung kaum über der der Influ­en­za-Imp­fung. Eine Erhö­hung könn­te die Anzahl der Lun­gen­ent­zün­dun­gen deut­lich ver­rin­gern und Spi­tals- und Arzt­res­sour­cen scho­nen. In die Imp­fung inves­tier­te Kos­ten rech­nen sich um ein Viel­fa­ches, wie eine aktu­el­le Publi­ka­ti­on zeigt.
Fast 95.000 Men­schen in Öster­reich lei­den an schwe­rer bezie­hungs­wei­se sehr schwe­rer COPD und sind min­des­tens 50 Jah­re alt. Für sie gibt es im öster­rei­chi­schen Impf­plan eine kla­re Pneu­mo­kok­ken-Impf­emp­feh­lung. Aller­dings dürf­ten nur etwa 14 Pro­zent von ihnen tat­säch­lich geimpft sein. Auf­grund die­ser nied­ri­gen Durch­imp­fungs­ra­te erlei­den jähr­lich immer noch mehr als 7.500 Per­so­nen aus die­ser ohne­hin schon schwer kran­ken Grup­pe Pneu­mo­kok­ken-Erkran­kun­gen, mehr als 4.700 davon wer­den durch jene Sero­ty­pen ver­ur­sacht, die in den der­zeit ver­füg­ba­ren Impf­stof­fen abge­deckt sind. 587 COPD-Pati­en­tIn­nen ster­ben dar­an. Das zeigt eine aktu­el­le Stu­die.

COPD: Pneu­mo­kok­ken-Imp­fen rech­net sich
Dr. Eve­lyn Wal­ter vom Insti­tut für phar­ma­öko­no­mi­sche For­schung und ihr Team haben sich für ihr gera­de am ISPOR*-Kongress vor­ge­stell­ten Pos­ter wei­ter ange­se­hen, wie sich die­se Zah­len ver­än­dern wür­den, wenn die Durch­imp­fungs­ra­te in den nächs­ten fünf Jah­ren nicht 14, son­dern 60 Pro­zent und mehr betra­gen wür­de. Dabei hat sie auch die Exazer­ba­tio­nen mit­be­rück­sich­tigt, die bei COPD-Pati­en­tIn­nen durch eine Pneu­mo­kok­ken-Infek­ti­on aus­ge­löst wer­den kön­nen. „Die Berech­nun­gen zei­gen ein kla­res Ergeb­nis“, erläu­tert die Phar­ma­öko­no­min. „Durch eine deut­lich erhöh­te Durch­imp­fungs­ra­te könn­ten in einem Zeit­raum von fünf Jah­ren knapp 9.000 Lun­gen­ent­zün­dun­gen, fast 121.000 Exazer­ba­tio­nen und 753 Todes­fäl­le ver­hin­dert wer­den. Und auch das Gesund­heits­sys­tem wür­de ent­las­tet, durch weni­ger Spi­tals­auf­ent­hal­te und The­ra­pien. In Zah­len aus­ge­drückt bedeu­tet das, dass ein in Pneu­mo­kok­ken-Imp­fun­gen inves­tier­ter Euro das Gesund­heits­sys­tem um mehr als 14 Euro ent­las­tet.“

Dia­be­tes-Betrof­fe­ne pro­fi­tie­ren von Pneu­mo­kok­ken-Imp­fung
Noch deut­lich mehr Men­schen als von schwe­rer COPD sind in Öster­reich von Dia­be­tes betrof­fen, der eben­falls ein Risi­ko­fak­tor für Pneu­mo­kok­ken-Infek­tio­nen ist. In der Alters­grup­pe ab 50 Jah­ren sind dies knapp 341.000 Per­so­nen. Auch hier geht man von einer Durch­imp­fungs­ra­te von der­zeit 14 Pro­zent aus. Auf­grund die­ser nied­ri­gen Rate sind jähr­lich immer noch mehr als 7.000 Pneu­mo­kok­ken-Erkran­kun­gen mög­lich, von denen über 4.500 von eigent­lich in Impf­stof­fen ent­hal­te­nen Sero­ty­pen ver­ur­sacht wer­den. Über 400 Per­so­nen mit Dia­be­tes ster­ben jähr­lich daran.1 „Nicht ver­ges­sen darf man, dass eine durch Pneu­mo­kok­ken aus­ge­lös­te Lun­gen­ent­zün­dung auch zu einem Ent­glei­sen des Blut­zu­cker­spie­gels füh­ren kann, was die Erkran­kung zusätz­lich gefähr­lich macht“, erläu­tert Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Sio­str­zo­nek, Abtei­lungs­vor­stand der Kar­dio­lo­gie am Ordens­kli­ni­kum Linz. Eine Pneu­mo­kok­ken-Imp­fung wür­de auch hier in vie­len Fäl­len Abhil­fe schaf­fen. Das geht aus der Ana­ly­se von Wal­ter klar her­vor. Eine Erhö­hung der Durch­imp­fungs­ra­te auf über 60 Pro­zent wür­de in die­ser Grup­pe über fünf Jah­re fast 9.000 Pneu­mo­kok­ken-Lun­gen­ent­zün­dun­gen und mehr als 500 Todes­fäl­le ver­hin­dern – bei einer Ent­las­tung des Gesund­heits­sys­tems von zwei Euro pro einem in die Imp­fung inves­tier­ten Euro.

Pneu­mo­kok­ken-Imp­fen ver­rin­gert Herz-Kreis­lauf-Pro­ble­me
Auch für die im öster­rei­chi­schen Impf­plan fest­ge­schrie­be­ne Pneu­mo­kok­ken-Impf­emp­feh­lung für Per­so­nen mit Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen gibt es gute Grün­de. „Lun­gen­ent­zün­dun­gen, die ja häu­fig von Pneu­mo­kok­ken aus­ge­löst wer­den, kön­nen schwe­re kar­dio­vas­ku­lä­re Kom­pli­ka­tio­nen mit sich brin­gen“, erläu­tert Sio­str­zo­nek. Den­noch ist nur ein gerin­ger Teil der über 280.000 Herz-Kreis­lauf-Pati­en­tIn­nen über 50 Jah­re in Öster­reich gegen Pneu­mo­kok­ken geimpft, was auch bei die­sen Per­so­nen jedes Jahr zu meh­re­ren Tau­send poten­zi­ell ver­meid­ba­ren Lun­gen­ent­zün­dun­gen und Hun­der­ten Todes­fäl­len führt, wie die Arbeit von Wal­ter zeigt. „In der Ana­ly­se die­ser Grup­pe zeigt sich ein ähn­li­ches Bild wie bei COPD-Pati­en­tIn­nen oder Dia­be­tes-Betrof­fe­nen“, so Wal­ter. Die Daten zei­gen: Mit einer Erhö­hung der Durch­imp­fungs­ra­te der Pneu­mo­kok­ken-Imp­fung bei Per­so­nen mit Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen könn­te inner­halb von fünf Jah­ren fast 8.000 Men­schen eine Lun­gen­ent­zün­dung erspart wer­den, die Pneu­mo­kok­ken-bezo­ge­nen Todes­fäl­le wür­den sich um etwa 700 ver­rin­gern. Und das Gesund­heits­sys­tem wür­de ein­mal mehr pro­fi­tie­ren: Ein inves­tier­ter Euro wür­de eine Ent­las­tung von etwas mehr als drei Euro brin­gen.

„Die Ana­ly­se zeigt also klar die Vor­tei­le der Pneu­mo­kok­ken-Imp­fung sowohl für die ein­zel­nen Per­so­nen als auch für das Gesund­heits­sys­tem auf. Jetzt liegt es an uns allen, die Durch­imp­fungs­ra­te zu erhö­hen“, so Wal­ter.

* Inter­na­tio­nal Socie­ty for Phar­ma­coe­co­no­mics and Out­co­mes Rese­arch

Refe­ren­zen:

Wal­ter E, Voita M, Eich­ho­be­ra G. A public health and bud­get impact ana­ly­sis (BIA) of vac­ci­na­ting adults of risk groups against pneu­mo­coc­cal-dise­a­ses in Aus­tria, Pos­ter ID# 107792, ISPOR 23th Vir­tu­al Annu­al Euro­pean Con­gress, 16th-19th Novem­ber 2020

Rück­fra­ge­hin­weis:

Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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