Pres­se­mit­tei­lung vom 19.04.2018

Europäische Impfwoche: WHO promotet Impfung als Vorsorge

Impfstoffhersteller fordern mehr Unterstützung durch öffentliche Hand

Wien, 19. April 2018 – Imp­fun­gen sind ein wesent­li­cher Fak­tor zur nach­hal­ti­gen Ver­bes­se­rung der welt­wei­ten Gesund­heits­si­tua­ti­on. Daher sind Auf­klä­rungs­maß­nah­men in die­sem Zusam­men­hang beson­ders wich­tig. Im April wer­den sie wie­der in den Fokus gerückt, zum Bei­spiel in Form einer gan­zen Woche, die aus­schließ­lich die­sem The­ma gewid­met ist: Die World Immu­niza­ti­on Week. Im Rah­men der Euro­pean Immu­niza­ti­on Week von 23. bis 29. April wer­den noch ein­mal euro­pa­spe­zi­fi­sche Akzen­te gesetzt. Heu­ri­ges Mot­to: Vor­beu­gen – Schüt­zen – Imp­fen. Das Ziel: Die Erhö­hung der Durch­imp­fungs­ra­ten. Der Öster­rei­chi­sche Ver­band der Impf­stoff­her­stel­ler (ÖVIH) schließt sich die­sem Ziel an und stellt eine Rei­he von Maß­nah­men vor, die hel­fen sol­len, es zu errei­chen.

Tau­sen­de ver­meid­ba­re Todes­fäl­le in Öster­reich jedes Jahr
„Die Bedeu­tung von Imp­fun­gen für die Gesund­heit der Bevöl­ke­rung kann gar nicht genug betont wer­den“, sagt Mag.a rer. nat. Renée Gal­lo-Dani­el, Prä­si­den­tin des ÖVIH. „Wären alle Öster­rei­cher ent­spre­chend der Emp­feh­lun­gen des Öster­rei­chi­schen Impf­pla­nes geimp ft, könn­te jähr­lich tau­sen­de Todes­fäl­le ver­hin­dert wer­den“, so die Exper­tin wei­ter. Welt­weit ret­ten Imp­fun­gen jähr­lich zwei bis drei Mil­lio­nen Men­schen das Leben. Aktu­ell steht die welt­wei­te Durch­imp­fungs­ra­te bei 86 Pro­zent. Ver­bes­se­run­gen gegen­über dem le tzten Jahr gab es nicht. Gleich­zei­tig neh­men neue und sel­te­ne Virus­ar­ten zu.1 In Öster­reich konn­ten schwe­re Erkran­kun­gen wie Teta­nus, Diph­the­rie und Kin­der­läh­mung (Polio) durch Imp­fun­gen bereits zurück­ge­drängt wer­den. Krank­hei­ten wie Influ­en­za, Gebär­mut­ter­hals­krebs und Menin­gi­tis for­dern auf­grund der nied­ri­gen Durch­imp­fungs­ra­ten aber auch hier nach wie vor ihren Tri­but.

Nicht nur Kin­der müs­sen geimpft wer­den
„Ein häu­fi­ger Irr­tum ist, dass Imp­fun­gen nur für Kin­der wich­tig sind“ , betont Mag.a Sig­rid Has­lin­ger, Vize-Prä­si­den­tin des ÖVIH. „Doch Imp­fun­gen soll­ten uns ein gan­zes Leben lang beglei­ten , denn in der Kind­heit wird nur der Grund­stein gelegt. Die Influ­en­za-Imp­fung muss zum Bei­spiel jähr­lich durch­ge­führt wer­den und gera­de älte­re Men­schen sind sehr gefähr­det, als Fol­ge der Influ­en­za eine schwe­re Lun­gen­ent­zün­dung zu bekom­men. Ande­re – wie zum Bei­spiel jene gegen das FSME-Virus – müs­sen regel­mä­ßig auf­ge­frischt wer­den, damit der Schutz auf­recht­erhal­ten wer­den kann. Und wie­der ande­re, die heu­te bei Kin­dern geimpft wer­den, wie die Imp­fung gegen HPV (Huma­nes Papil­lo­ma Virus), gab es vor eini­gen Jah­ren noch nicht. Daher soll­ten nun auch Erwach­se­ne nach- geimpft wer­den. Lei­der sind all die­se Fak­ten in der Bevöl­ke­rung viel zu wenig bekannt.“

Mehr Bewusst­seins­bil­dung durch die öffent­li­che Hand
„Wäh­rend in ande­ren euro­päi­schen Län­dern Impf­kam­pa­gnen breit von der öffent­li­chen Hand finan­ziert und durch­ge­führt wer­den, gibt es in Öster­reich nur das Gra­tis-Kin­der­impf­kon­zept. Eine Finan­zie­rung von Imp­fun­gen für Erwach­se­ne gibt es kaum,“ so Mag. Bern­hard Pra­ger, Gene­ral­se­kre­tär des ÖVIH. „Dabei wäre eine Stei­ge­rung der Durch­imp­fungs­ra­ten im Inter­es­se aller, gera­de bei Imp­fun­gen wie der Influ­en­za, bei der die Durch­imp­fungs­ra­ten im nied­ri­gen ein­stel­li­gen Bereich sind. Weni­ger Men­schen wür­den krank, es gäbe weni­ger Arzt­be­su­che und Spi­tals­auf­ent­hal­te und die Kos­ten für das Gesund­heits­sys­tem könn­ten gesenkt sowie die Ein­nah­men des Staa­tes erhöht wer­den.“ Das beweist bei­spiels­wei­se eine Fall­stu­die aus den Nie­der­lan­den, die die finan­zi­el­len Aus­wir­kun­gen eines Impf­pro­gram­mes (Influ­en­za, Pneu­mo­kok­ken, Keuch­hus­ten, Her­pes Zos­ter, Diph­the­rie, Teta­nus) für Erwach­se­ne über 50 Jah­re ana­ly­siert hat. Neben dem mensch­li­chen Leid, das ver­hin­dert wer­den konn­te, zeigt die Stu­die, dass jeder in die Erwach­se­nen­imp­fung inves­tier­te Euro der Regie­rung sogar vier Euro an Ein­nah­men brach­te.2

Elek­tro­ni­scher Impf­pass
„Ganz wich­tig wäre auch der immer wie­der – auch poli­tisch – dis­ku­tier­te elek­tro­ni­sche Impf­pass bzw. di e Auf­nah­me der Imp­fun­gen in die elek­tro­ni­sche Krank­heits­ak­te“, so Pra­ger. „In Öster­reich wer­den die durch­ge­führ­ten Imp­fun­gen viel zu wenig erfasst, wir brau­chen eine ein­heit­li­che Daten­la­ge. Die Durch­imp­fungs­ra­te bei der Influ­en­za-Imp­fung wird bei­spiels­wei­se nur anhand der ver­kauf­ten Dosen der Impf­her­stel­ler geschätzt.“ – „Wir hof­fen, dass die Regie­rung ihre Ankün­di­gun­gen wahr macht und die­sen elek­tro­ni­schen Impf­pass so rasch wie mög­lich umsetzt“, ergänzt Has­lin­ger.

Nie­der­schwel­li­ger Zugang

Anders als in Öster­reich dür­fen in man­chen Schwei­zer Kan­to­nen auch die Apo­the­ker imp­fen, sofern sie eine ent­spre­chen­de Bewil­li­gung haben. Ein Zugang, den auch Län­der wie Eng­land oder Irland bereits gewählt haben. In Irland wur­den dadurch bei­spiels­wei­se vie­le älte­re Pati­en­ten gegen Influ­en­za geimpft, die die­se Imp­fung vor­her noch nie in Anspruch genom­men hat­ten.3 „Ziel muss es sein, dass die Bevöl­ke­rung mög­lichst leicht und ohne gro­ßen Auf­wand an die Imp­fun­gen kommt. Neben Imp­fun­gen in der Apo­the­ke kom­men auch ver­bes­ser­te Impf­mög­lich­kei­ten am Arbeits­platz oder in Gemein­den infra­ge“, so Prä­si­den­tin Gal­lo-Dani­el.

Rats­vor­sitz nüt­zen
Auf euro­päi­scher Ebe­ne gibt es mitt­ler­wei­le eine Rei­he von Initia­ti­ven, um die Durch­imp­fungs­ra­ten zu erhö­hen, dar­un­ter auch die sog. Joint Action on Vac­ci­na­ti­on. Vie­le Län­der in der EU haben die­ses Posi­ti­ons­pa­pier unter­zeich­net. Öster­reich lei­der nicht. Aus ÖVIH-Sicht wäre hier auch eine akti­ve öster­rei­chi­sche Teil­nah­me erfor­der­lich. „Außer­dem bie­tet der anste­hen­de EU-Rats­vor­sitz eine gute Mög­lich­keit, Gesund­heits- und vor allem Impf­the­men auf euro­päi­scher Ebe­ne vor­an­zu­trei­ben“, betont man beim ÖVIH, „denn Krank­hei­ten machen vor Lan­des­gren­zen nicht Halt. Je mehr hier auf euro­päi­scher Ebe­ne pas­siert, des­to bes­ser ist die gesam­te EU-Bevöl­ke­rung geschützt.“

Rück­fra­ge­hin­weis:
Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
Fine Facts Health Com­mu­ni­ca­ti­on
Mobil: +43 664 515 30 40
mueller-carstanjen@finefacts.at

Kon­takt ÖVIH:
Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el
Prä­si­den­tin des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler
Mobil: +43 664 544 62 90
r.gallo-daniel@web.oevih.at
www.oevih.at

1 https://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs378/en/, zuletzt abgerufen am 03.04.2018
2 SAATI (2013), Adult Vaccination: A Key Component of Healthy Ageing – The benefits of life-course immunisation in Europe. https://www.ifa-fiv.org/wp-content/uploads/2015/03/8‑Full-Report-Economic-Benefit-of-Adult-Vaccination.pdf, zuletzt abgerufen am 03.04.2018
3 https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2016/12/30/was-duerfen-apotheker-in-anderen-laendern/chapter:2