Frauengesundheit während COVID-19: Vorsorge und Impfen

Schwangerschaft und Stillzeit: COVID-19-Impfung als Nutzen-Risiko-Abwägung

Wien, 14. April 2021. Die Erkennt­nis­se zu COVID-19 wach­sen mit jedem Tag. So weiß man heu­te, dass schwan­ge­re Frau­en ein erhöh­tes Risi­ko für einen schwe­ren Ver­lauf haben. Auch die Daten­la­ge zu den Imp­fun­gen ver­dich­tet sich. Somit wird die Fra­ge nach dem Umgang damit vor oder wäh­rend einer Schwan­ger­schaft oder der Still­zeit immer rele­van­ter. Stu­di­en, die wäh­rend die­ser sen­si­blen Lebens­qua­se von Frau­en durch­ge­führt wur­den, gibt es noch nicht. Ers­te Anhalts­punk­te jedoch schon. Gynäkolog*innen raten zu einer aus­führ­li­chen Bera­tung mit dem* der Frauenärzt*in und einer indi­vi­du­el­len Nut­zen-Risi­ko­ab­wä­gung. Eben­falls ein wich­ti­ges und kei­nes­falls zu ver­nach­läs­si­gen­des The­ma trotz Pan­de­mie: Vor­sor­ge­un­ter­su­chun­gen wie das Brust­krebs­scree­ning soll­ten wei­ter wahr­ge­nom­men wer­den.

„Mit Frau­en­ge­sund­heit ist nicht nur die Ver­hü­tung und Behand­lung von Krank­hei­ten gemeint, die nur Frau­en betref­fen kön­nen, wie Gebär­mut­ter­hals­krebs sowie die Betreu­ung im Fal­le von Schwan­ger­schaft und Mut­ter­schaft, son­dern ganz gene­rell die Selbst­be­stim­mung von Frau­en in allen gesund­heit­li­chen Belan­gen sowie gen­der­spe­zi­fi­sche Aspek­te der Vor­sor­ge und Ver­sor­gung. Die­se darf auch wäh­rend der Pan­de­mie nicht zu kurz kom­men“, betont Dr.in Julia­ne Bogner-Strauß, Lan­des­rä­tin für Bil­dung, Gesell­schaft, Gesund­heit und Pfle­ge in der Stei­er­mark.

Schwan­ge­re mit etwas schwe­re­rem Ver­lauf

Ganz beson­ders betrifft das The­ma jedoch schwan­ge­re Frau­en. Wäh­rend man zu Beginn der Pan­de­mie noch ange­nom­men hat­te, dass Schwan­ge­re von COVID-19 nicht schwe­rer betrof­fen sind als ande­re Per­so­nen­grup­pen, wur­de dies mitt­ler­wei­le leicht revi­diert. „Nach aktu­el­lem Kennt­nis­stand sind schwe­re Ver­laufs­for­men von COVID-19, die zu einer sta­tio­nä­ren Auf­nah­me oder einer inten­siv­me­di­zi­ni­schen Ver­sor­gung füh­ren, bei Schwan­ge­ren im Ver­gleich zu Nicht-Schwan­ge­ren um etwa das Zwei­fa­che erhöht. Das ent­spricht unge­fähr den Wer­ten, die man von der Influ­en­za kennt“, berich­tet Dr.in Petra Patei­sky, Fach­ärz­tin an der Abtei­lung für Geburts­hil­fe und feto-mate­r­na­le Medi­zin an der Uni­ver­si­täts­kli­nik für Frau­en­heil­kun­de, Med­Uni Wien. „COVID-19 in der Schwan­ger­schaft könn­te auch mit einer erhöh­ten Wahr­schein­lich­keit von Prä­ek­lamp­sie (einer spe­zi­el­len Form von Blut­hoch­druck, Anm.) ein­her­ge­hen“, so die Gynä­ko­lo­gin. Laut Stu­di­en sei auch das Gesamt­ri­si­ko für eine Früh­ge­burt im Ver­gleich zu Schwan­ge­ren ohne COVID-19 etwa um das Drei­fa­che erhöht.

Schutz für Schwan­ge­re wich­tig

Um das Risi­ko für Schwan­ge­re an COVID-19 zu erkran­ken zu mini­mie­ren, soll­te auf jeden Fall das Umfeld (Part­ner, even­tu­ell zukünf­ti­ge Groß­el­tern) geimpft wer­den, emp­fiehlt Patei­sky. Das wird der­zeit auch gemacht. „Allein in der Stei­er­mark haben 4.428 Per­so­nen die­ses Ange­bot bereits in Anspruch genom­men“, betont Bogner-Strauß.

Patei­sky betont: „Die Imp­fung von Schwan­ge­ren selbst ist grund­sätz­lich mög­lich, aller­dings außer­halb der Zulas­sung aller bis­her ver­füg­ba­ren Impf­stof­fe.“ Bei allen Zulas­sungs­stu­di­en sei­en Schwan­ger­schaf­ten zwar aus­ge­schlos­sen gewe­sen, den­noch sei es zu eini­gen Schwan­ger­schaf­ten gekom­men. „Bis­her sind kei­ne nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen bekannt“, fasst Patei­sky den aktu­el­len Stand zusam­men und ergänzt: „Regis­ter­da­ten von Imp­fun­gen bei Schwan­ge­ren ins­be­son­de­re aus den USA mit bereits meh­re­ren tau­send Schwan­ge­ren zei­gen bis­her kei­ne Sicher­heits­ri­si­ken.“ „Eini­ge der COVID-19-Impf­stoff-her­stel­len­den Unter­neh­men haben bereits mit Stu­di­en bei Schwan­ge­ren begon­nen“, erläu­tert Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el, Prä­si­den­tin des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler.

Impf­ent­schei­dung gemein­sam mit dem*der Gynäkolog*in

Die Ent­schei­dung, ob eine COVID-19-Imp­fung wäh­rend einer Schwan­ger­schaft ver­ab­reicht wer­den soll, soll­te indi­vi­du­ell gemein­sam mit dem* der betreu­en­den Frauenärzt*in ent­schie­den wer­den, so Patei­sky. Wich­tig sei eben­falls, die poten­zi­el­len Impf­re­ak­tio­nen vor­ab zu bespre­chen, um Ver­un­si­che­run­gen ent­ge­gen­zu­wir­ken.

Imp­fung vor oder wäh­rend Kinderwunsch(behandlung)

Bereits etwas kla­rer ist die Emp­feh­lung bei Frau­en mit Kin­der­wunsch. „Frau­en mit Kin­der­wunsch, die der­zeit die Mög­lich­keit haben, sich imp­fen zu las­sen, soll­ten dies auch tun, emp­fiehlt Kin­der­wunsch-Exper­tin Miri­am Mottl von der Kli­nik für Gynä­ko­lo­gie, Geburts­hil­fe und Gynä­ko­lo­gi­sche Endo­kri­no­lo­gie am Kep­ler Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Linz. „Das bedeu­tet aber nicht, dass all jene, die noch nicht die Mög­lich­keit einer Imp­fung haben, ihren Kin­der­wunsch auf­schie­ben soll­ten“, stellt Mottl klar. Ob dies Sinn mache oder nicht, hän­ge von ver­schie­de­nen Fak­to­ren, wie zum Bei­spiel dem Alter des Paa­res oder den Risi­ko­fak­to­ren für COVID-19, ab. „Bei Paa­ren, die mit einer Kin­der­wunsch­be­hand­lung begin­nen, gibt es auch noch meh­re­re Mit­tel­we­ge“, erläu­tert die Kin­der­wunsch­ex­per­tin. „Da es grund­sätz­lich ein bis zwei Mona­te dau­ert, um abzu­klä­ren, wel­che Behand­lung pas­send ist, kann bei­spiels­wei­se auch in die­ser Zeit eine Imp­fung statt­fin­den. Bei Frau­en, die eine In-vitro-Fer­ti­li­sa­ti­on in Anspruch neh­men, besteht auch die Mög­lich­keit, die befruch­te­ten Eizel­len nach der Ent­nah­me ein­frie­ren zu las­sen, falls es kurz­fris­tig zu einem Impf­ter­min kommt.“ Auch in die­sem Fall sei es essen­zi­ell, Kon­takt mit dem* der Gynäkologen*in bezie­hungs­wei­se der behan­deln­den Kin­der­wunsch­kli­nik auf­zu­neh­men und die indi­vi­du­el­le Vor­gangs­wei­se zu bespre­chen.

Ande­re Imp­fun­gen nicht ver­ges­sen

Trotz COVID-19 soll­te auch auf alle ande­ren emp­foh­le­nen Imp­fun­gen nicht ver­ges­sen wer­den, nicht nur, aber beson­ders vor und wäh­rend einer Schwan­ger­schaft bezie­hungs­wei­se in der Still­zeit. „Die Stei­er­mark unter­stützt die Frau­en dabei und ver­teilt für alle Imp­fun­gen wäh­rend der Schwan­ger­schaft Impf­scheck­hef­te. Mit die­sem Scheck­heft bekom­men die Frau­en die wich­tigs­ten Impf­stof­fe und Imp­fun­gen für Kin­der von 0 bis 6 Jah­ren“, zeigt Bogner-Strauß eine wich­ti­ge Unter­stüt­zungs­maß­nah­me auf.

Die Euro­pean Socie­ty for Infec­tious Dise­a­ses in Obste­trics and Gynae­co­lo­gy (ESIDOG) beschäf­tigt sich schon meh­re­re Jah­re mit dem The­ma „Imp­fun­gen für Frau­en“. Sie hat des­we­gen auch einen eige­nen „Frau­en­impf­plan“ her­aus­ge­bracht. Dar­in auf­ge­lis­tet sind sämt­li­che Imp­fun­gen, die Frau­en im Lau­fe ihres Lebens benö­ti­gen. „Die WHO emp­fiehlt über­haupt, jeden Arzt­be­such dazu zu nüt­zen, den Impf­sta­tus zu über­prü­fen und Imp­fun­gen gege­be­nen­falls auf­zu­fri­schen“, berich­tet Gal­lo-Dani­el. „Imp­fun­gen sind gene­rell ein ganz wich­ti­ger Teil der Vor­sor­ge, die eben­falls trotz Pan­de­mie wei­ter wahr­ge­nom­men wer­den soll­ten“, betont auch LRin Bogner-Strauß. „Die Bun­des­län­der spie­len dabei eine wesent­li­che Rol­le. Ins­be­son­de­re obliegt ihnen die Orga­ni­sa­ti­on und Abwick­lung. Der­zeit läuft bei­spiels­wei­se in der Stei­er­mark die FSME-Impf­ak­ti­on des Lan­des. Ab Herbst fin­det wie­der die Grip­pe-Impf­ak­ti­on 65+ statt.“

Vor­sor­ge­un­ter­su­chun­gen wei­ter wahr­neh­men

Zur Vor­sor­ge gehö­ren neben Imp­fun­gen auch die Vor­sor­ge­un­ter­su­chun­gen. Sie soll­ten auch wäh­rend der Pan­de­mie wahr­ge­nom­men wer­den, stellt Bogner-Strauß klar. Dazu gehö­re unter ande­rem das Brust­krebs­scree­ning. Denn: „In Öster­reich erkran­ken jähr­lich rund 5.500 Frau­en an Brust­krebs, etwa 1.600 ster­ben an den Fol­gen der Krank­heit.“

Gal­lo-Dani­el ergänzt: „Gene­rell ist zu emp­feh­len, alle Rou­ti­ne-Unter­su­chun­gen beim* bei der Frauenärzt*in, also dem* der Hausärzt*in der Frau­en, unbe­dingt wei­ter wahr­zu­neh­men und sich über alle Aspek­te der Frau­en­ge­sund­heit inklu­si­ve der Imp­fun­gen regel­mä­ßig bera­ten zu las­sen.“

Ser­vice-Hin­weis:

Der Frau­en­impf­plan der ESIDOG ist unter fol­gen­dem Link abruf­bar:

https://www.esidog.at/15-site-esidog/wp-content/uploads/2020/04/OEVIH_2020_02_ESIDOG_Impfplan_WEB.pdf

Rück­fra­ge­hin­weis:

Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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