FSME auch in Lieblingsurlaubsländern der Österreicher präsent

Impfung schützt auch gegen nicht-europäische Subtypen

Wien, 16. Juni 2021. Wäh­rend in der war­men Jah­res­zeit SARS-CoV2 zurück­geht, ist es bei FSME genau umge­kehrt. Die­ses Virus ist in den Som­mer­mo­na­ten beson­ders prä­sent. Und das nicht nur in Öster­reich. Wer sich heu­er nach der Durst­stre­cke im letz­ten Jahr wie­der in den Urlaub nach Ita­li­en, Slo­we­ni­en oder Kroa­ti­en begibt, kann auch dort nicht vor FSME-über­tra­gen­den Zecken sicher sein. Auch wei­ter im Nor­den wur­de das FSME-Virus schon nach­ge­wie­sen, eben­so wie in Nord­afri­ka oder Japan. In Öster­reich ist das Virus ohne­hin in jedem Bun­des­land ver­brei­tet, ein Ent­kom­men gibt es prak­tisch nicht. Am bes­ten ist es also, wenn man sich durch die FSME-Imp­fung schützt.

FSME-Land­kar­te dehnt sich aus

Man weiß nicht genau war­um – als Fak­to­ren kom­men mensch­li­che Ver­hal­tens­wei­sen, ver­bes­ser­te Dia­gnos­tik oder Kli­ma­wan­del in Fra­ge -, aber das FSME-Virus ver­brei­tet sich lau­fend in alle Him­mels­rich­tun­gen wei­ter. Mitt­ler­wei­le ist es sogar in der Gegend rund um den Polar­kreis in Russ­land ange­kom­men. Dort dürf­ten jeden­falls die mar­kan­ten Tem­pe­ra­tur­an­stie­ge der letz­ten Jahr­zehn­te zumin­dest stark dazu bei­tra­gen, dass sich die Anzahl der Zecken­sti­che zwi­schen 2000 und 2018 um das 40-fache gestei­gert hat.

Auch die Höhen­la­gen im Gebir­ge, in denen das Virus nach­ge­wie­sen wur­den, gehen wei­ter nach oben. Außer­dem wur­de das FSME-Virus neben Euro­pa und dem nord­öst­li­chen Russ­land auch in Nord­chi­na, in Süd­ko­rea und in Japan nach­ge­wie­sen. Jedes Jahr wer­den bis zu 12.000 Fäl­le in jenen Län­dern iden­ti­fi­ziert, in denen es der­zeit ein Report­ing gibt. Die Mor­ta­li­tät liegt je nach Regi­on und mög­li­cher­wei­se auch Virus-Sub­typ zwi­schen 0,2 und 20 Pro­zent. Da FSME-Viren ihr Reser­voir in Tie­ren haben, ist eine Era­di­ka­ti­on der damit asso­zi­ier­ten Erkran­kung unmöglich.1

Lieb­lings­ur­laubs­län­der der Österreicher*innen betrof­fen

Her­un­ter­ge­bro­chen auf Län­der­ebe­ne zeigt sich, dass in unse­rem Nach­bar­land Slo­we­ni­en die FSME-Inzi­denz eine der höchs­ten in der EU ist. Die Zah­len der letz­ten Jahr­zehn­te lie­gen zwi­schen 62 und 531 Fäl­len pro Jahr. Das Virus tritt prak­tisch im gan­zen Land auf. In Kroa­ti­en wer­den jedes Jahr zwar nur etwa 20 FSME-Fäl­le gemel­det, aller­dings gibt es ins­ge­samt rela­tiv weni­ge Daten zu FSME. Vor kur­zem wur­den zwei neue Hot­spots gefun­den. FSME gibt es auch in Ita­li­en, grund­sätz­lich gilt das Land aber als Nied­rig-Inzi­denz­ge­biet. Am meis­ten ver­brei­tet ist das Virus im Nord­os­ten des Lan­des, in wal­di­gen und gebir­gi­gen Gebie­ten. Ana­log zu Öster­reich sind die Fall­zah­len 2020 aller­dings auch in Ita­li­en stark ange­stie­gen.

In Öster­reich selbst sind wir nach wie vor beson­ders stark von FSME betrof­fen, das gan­ze Land gilt als Ende­mie­ge­biet. Das bedeu­tet, dass sich jede*r ein­zel­ne prak­tisch über­all vor FSME schüt­zen muss. Pri­mar Rai­ner Gattrin­ger, Lei­ter des Insti­tuts für Hygie­ne und Mikro­bio­lo­gie, Infek­tio­lo­gie und Tro­pen­me­di­zin am Kli­ni­kum Wels-Gries­kir­chen dazu: „Anders als bei ande­ren Infek­ti­ons­krank­hei­ten kön­nen wir FSME nicht dadurch ein­däm­men, dass mög­lichst vie­le Men­schen geimpft sind. Auf­grund des Über­tra­gungs­we­ges über die Zecken gibt es nur die Mög­lich­keit eines indi­vi­du­el­len Impf­schut­zes. Das Virus bleibt in jedem Fall prä­sent, bei Geimpf­ten kann es aller­dings nur noch sehr sel­ten zu FSME-Infek­tio­nen kom­men. Die Zah­len der ande­ren Län­der zei­gen auch, dass man selbst im Urlaub in vie­len Län­dern nicht sicher sein kann, nicht mit FSME in Berüh­rung zu kom­men.“

Zwei­pha­si­ger Krank­heits­ver­lauf

Wer nicht geimpft ist und sich mit FSME infi­ziert, muss – ähn­lich wie bei COVID-19 – mit allem rech­nen: Von einem asym­pto­ma­ti­schen bis hin zu einem extrem schwe­ren Krank­heits­ver­lauf. „Glück­li­cher­wei­se tre­ten bei einem Groß­teil der Infi­zier­ten wenig bis gar kei­ne Sym­pto­me auf, aller­dings kann man nicht vor­her­sa­gen, bei wem das der Fall ist und bei wem nicht“, so Gattrin­ger. Beim Rest – Schät­zun­gen gehen von 5 bis 30 Pro­zent aus – kommt es meist zu einem zwei­pha­si­gen Krank­heits­ver­lauf, in dem die ers­ten Sym­pto­me nach etwa einer Woche auf­tre­ten. In die­ser Pha­se haben Pati­en­ten oft Fie­ber und ähn­li­che Sym­pto­me wie bei einer Grip­pe. Nach Abklin­gen der Sym­pto­me und einer wei­te­ren beschwer­de­frei­en Woche kann ein zwei­ter Krank­heits­gip­fel auf­tre­ten, in dem das Fie­ber zurück­kehrt und neu­ro­lo­gi­sche Beschwer­den auf­tre­ten. „Typi­sche Sym­pto­me sind Kopf- und Nacken­schmer­zen, Übel­keit, Bewusst­seins­stö­run­gen und Krampf­an­fäl­le“, erklärt der Infek­tio­lo­ge. In ganz schwe­ren Fäl­len kom­me es zu Ent­zün­dun­gen von Gehirn und Hirn­häu­ten. „Ins­ge­samt kön­nen wir die Erkran­kung bis heu­te nicht ursäch­lich, son­dern nur sym­pto­ma­tisch behan­deln“, betont Gattrin­ger. „Bes­ser ist also, man schützt sich gleich von vorn­her­ein durch eine Imp­fung.“ Und das auch des­halb, weil bei etwa einem Drit­tel der Patient*innen nach durch­ge­mach­ter Erkran­kung lang­dau­ern­de Fol­ge­schä­den blei­ben.

Refe­ren­zen:

Erb­er W., Schmitt HJ., Vuko­vic-Jan­ko­vic T., TBE-epi­de­mio­lo­gy coun­try by coun­try – an over­view, in: Dobler G., Erb­er W., Brö­ker M., Schmitt HJ., The TBE book, 2021
Vla­di­mi­rov LN et al., Quan­ti­fy­ing the Nor­thward Spread of Ticks (Ixo­di­da) as Cli­ma­te Warms in Nor­t­hern Rus­sia, Atmo­sphe­re. 2021; 12:233. doi:10.3390/atmos2020233
Simo­no­vic Z., Vuko­vic-Jan­ko­vic T., TBE in Slove­nia, in: Dobler G., Erb­er W., Brö­ker M., Schmitt HJ., The TBE book, 2021
Erb­er W., Vuko­vic-Jan­ko­vic T., TBE in Croa­tia, in: Dobler G., Erb­er W., Brö­ker M., Schmitt HJ., The TBE book, 2021
Tag­la­pie­tra, V., Ric­car­do F., Del Man­so M., Rez­za G., TBE in Ita­ly, in: Dobler G., Erb­er W., Brö­ker M., Schmitt HJ., The TBE book, 2021

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Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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