FSME bei Kindern: Langzeitfolgen nicht unterschätzen

Symptome wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und Konzentrationsstörungen können nach einer
FSME-Erkrankung bleiben

Wien, 9. April 2021. FSME bei Kin­dern wur­de lan­ge unter­schätzt. Fall­zah­len bei Kin­dern sind gerin­ger als bei Erwach­se­nen, der Ver­lauf (angeb­lich) mil­der. Auch wenn die neu­ro­lo­gi­schen Sym­pto­me bei Kin­dern tat­säch­lich meist weni­ger schlimm sind als bei Erwach­se­nen, so zei­gen doch mehr und mehr Stu­di­en, dass sie den­noch lang­fris­tig unter den Aus­wir­kun­gen der Erkran­kung lei­den kön­nen. Selbst bei einem ursprüng­lich völ­lig harm­lo­sen Ver­lauf. Da auch heu­er anzu­neh­men ist, dass sich Kin­der auf­grund der COVID-19-Pan­de­mie beson­ders viel im Frei­en auf­hal­ten wer­den, ist es rat­sam, schon im Klein­kind­al­ter mit der Imp­fung zu begin­nen bezie­hungs­wei­se ihren FSME-Impf­schutz zu
über­prü­fen.

2020 waren 34 der 215 ins­ge­samt an FSME-erkrank­ten Per­so­nen in Öster­reich Kin­der unter 14 Jah­re. Der jüngs­te Pati­ent war 18 Mona­te alt. Der jüngs­te Mensch, bei dem je eine FSME-Infek­ti­on nach­ge­wie­sen wur­de, war ein 17 Tage alter Säugling.2 Sel­ten, aber doch, kön­nen Kin­der auch akut schwer an FSME erkran­ken. 2018 erlit­ten zwei Kin­der eine schwe­re Menin­go­en­ze­pha­li­tis, also eine Ent­zün­dung des Gehirns und der Gehirn­häu­te 1, 2019 wur­den 6 Fäl­le, 2020 sogar 14 Fäl­le regis­triert. Inten­siv­me­di­zi­ni­sche Betreu­ung und Reha­bi­li­ta­ti­ons-Auf­ent­hal­te waren erfor­der­lich, um die Fol­gen die­ser schwe­ren Erkran­kung zu lin­dern.

Kin­der mög­li­cher­wei­se unter­dia­gnos­ti­ziert
War­um Kin­der in den FSME-Sta­tis­ti­ken eher unter­re­prä­sen­tiert sind, ist noch nicht abschlie­ßend
geklärt. Ob das Infek­ti­ons­ri­si­ko tat­säch­lich gerin­ger ist, wer­den Unter­su­chun­gen zei­gen. Auf­grund der Tat­sa­che, dass Sym­pto­me bei jün­ge­ren Kin­dern oft unspe­zi­fisch erschei­nen, bleibt die FSME mög­li­cher­wei­se unter­dia­gnos­ti­ziert. Bei Sym­pto­men, die das Zen­tral­ner­ven­sys­tem betref­fen, kommt sie als Ursa­che jeden­falls in Fra­ge.
„Selbst wenn Kin­der schein­bar nur harm­lo­se FSME-Sym­pto­me wie bei einem grip­pa­len Infekt bekom­men, soll­te man den­noch auf der Hut sein und auch nach Ende der aku­ten Pha­se auf poten­zi­el­le Fol­ge­er­schei­nun­gen ach­ten“, warnt Dr. Ulri­ke Waltl, Kin­der­ärz­tin und Impf­re­fe­ren­tin der Ärz­te­kam­mer Ober­ös­ter­reich. Immer mehr Stu­di­en wür­den auf län­ger­fris­ti­ge Aus­wir­kun­gen der Erkran­kung hin­wei­sen, auch bei einem mil­den Akut­ver­lauf.

Kopf­schmer­zen bei Schul­pro­ble­me
Wie häu­fig län­ger­fris­ti­ge Aus­wir­kun­gen von FSME-Infek­tio­nen bei Kin­dern vor­kom­men, lässt sich nicht genau sagen. Die Band­brei­te in den Stu­di­en ist groß. In machen Stu­di­en ist von bis zu zwei Drit­teln die Rede. Häu­fig beob­ach­te­te Sym­pto­me sind Kopf­schmer­zen, Müdig­keit und kogni­ti­ve Ein­schrän­kun­gen. Eltern berich­ten von andau­ern­den Auf­merk­sam­keits- und Kon­zen­tra­ti­ons­de­fi­zi­ten bei etwa einem Vier­tel. Leh­re­rIn­nen sind eben­falls ver­ein­zelt Kin­der mit kogni­ti­ven Pro­ble­men und einer Ver­schlech­te­rung der Schul­no­ten auf­ge­fal­len. Auch eine Depres­si­on nach einer FSME-Erkran­kung wur­de beob­ach­tet. Klar ist, dass kogni­ti­ve Pro­ble­me bei Kin­dern und Jugend­li­chen nach einer aku­ten FSME-Erkran­kung nicht nur für sie selbst, son­dern auch für ihre Fami­li­en und die Gesell­schaft Kon­se­quen­zen haben.

Kin­der bewe­gen sich dort, wo die Zecken sind
„Gera­de wäh­rend der COVID-19-Pan­de­mie hal­ten sich Erwach­se­ne und Kin­der ver­mehrt im Frei­en auf und bie­ten sich dadurch den Zecken häu­fi­ger als sonst als Wirt an“, erklärt Waltl. „Zecken gibt es ja nicht nur im Wald oder auf Wie­sen, man fin­det sie auch in der Stadt, auf Spiel­plät­zen und rund um das Schwimm­bad. Kin­der sind sogar beson­ders expo­niert, da sich Zecken haupt­säch­lich in nied­ri­ger Vege­ta­ti­on auf­hal­ten und sel­ten höher als einen Meter über den Boden hin­auf­kom­men. Damit sind sie genau in der Höhe spie­len­der Kin­der.“ Auch wenn man auf­pas­se, kön­ne man einen Kon­takt nicht immer ver­mei­den, so die Exper­tin. Der bes­te Schutz für Kin­der und Erwach­se­ne sei daher die Imp­fung gegen FSME und die regel­mä­ßi­ge Auf­fri­schung. Für Kin­der und Jugend­li­che gäbe es eige­ne Impf­stof­fe, die ab dem voll­ende­ten ers­ten Lebens­jahr zuge­las­sen sind und das Risi­ko an einer schwe­ren Infek­ti­on zu erkran­ken mas­siv redu­zier­ten. Im öster­rei­chi­schen Impf­plan wird auch für Aus­nah­me­fäl­le auf die Mög­lich­keit hin­ge­wie­sen, noch frü­her zu imp­fen. Eltern, die das möch­ten, soll­ten sich auf jeden Fall mit dem Kin­der­arzt oder der Kin­der­ärz­tin bespre­chen.

Refe­ren­zen:

Zen­trum für Viro­lo­gie der Med­Uni Wien, VEI 02/21

Stef­fen, R., Tick-bor­ne ence­pha­li­tis (TBE) in child­ren in Euro­pe: Epi­de­mio­lo­gy, cli­ni­cal
out­co­me and com­pa­ri­son of vac­ci­na­ti­on recom­men­da­ti­ons, Ticks and Tick-bor­ne Dise­a­ses 10 (2019) 100–110

Rück­fra­ge­hin­weis:

Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
FINE FACTS Health Com­mu­ni­ca­ti­on
Mobil: +43 664 515 30 40
mueller-carstanjen@finefacts.at
www.finefacts.at
www.oevih.at