FSME-Impfung trotz Corona-Krise

Wir halten Abstand – die Zecke nicht

Wien, 29. April 2020. Je häu­fi­ger wir auf­grund des schö­nen Wet­ters und der gelo­cker­ten Coro­na-Maß­nah­men wie­der ins Freie strö­men, des­to mehr drin­gen wir ins „Hoheits­ge­biet“ der Zecke ein. Damit steigt das Risi­ko, dass wir uns mit FSME infi­zie­ren. Auch des­we­gen, weil vie­len immer noch nicht bewusst ist, dass ganz Öster­reich ein Risi­ko­ge­biet ist. 2019 muss­ten über 100 Per­so­nen auf­grund einer FSME-Erkran­kung im Spi­tal behan­delt wer­den. Mit der Imp­fung inklu­si­ve regel­mä­ßi­ger Auf­fri­schung kann eine Infek­ti­on fast immer ver­mie­den wer­den. FSME-Imp­fun­gen soll­ten auch heu­er, trotz Coro­na-Pan­de­mie, nicht auf nächs­tes Jahr ver­scho­ben wer­den. Unter Ein­hal­tung ent­spre­chen­der Schutz­maß­nah­men kön­nen sie auch jetzt von der Haus­ärz­tin oder dem Haus­arzt durch­ge­führt wer­den, wie am Mitt­woch bei einem vir­tu­el­len Pres­se­ge­spräch betont wur­de. Apo­the­ke­rIn­nen hel­fen, vor­ab her­aus­zu­fin­den, ob die­ses Jahr eine Imp­fung nötig ist.

Fall­zah­len 2019 auf Niveau der letz­ten Jah­re
2019 wur­den in Öster­reich 108 auto­chtho­ne FSME-Virus­in­fek­tio­nen bei hos­pi­ta­li­sier­ten Pati­en­ten dia­gnos­ti­ziert. Die­se Zahl ist somit inner­halb der Band­brei­te der Jah­re 2000 bis 2017. Ober­ös­ter­reich war auch 2019 das Bun­des­land mit den meis­ten FSME-Fäl­len (40), gefolgt von Tirol (21) und der Stei­er­mark (14). Ers­te Infek­tio­nen wur­den Ende März gemel­det, die „Sai­son“ dau­er­te bis Dezem­ber, mit dem Krank­heits­gip­fel im Som­mer.

Schwe­rer Ver­lauf bei der Hälf­te der gemel­de­ten Erkrank­ten
„Mehr als die Hälf­te der hos­pi­ta­li­sier­ten Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten hat­te einen Ver­lauf mit einer schwe­ren ZNS-Sym­pto­ma­tik“, berich­tet Univ. Prof.in Dr.in Ursu­la Kun­ze vom Zen­trum für Public Health der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien. Vier Per­so­nen muss­ten auf der Inten­siv­sta­ti­on behan­delt wer­den, zwei sind an den Fol­gen der FSME verstorben.1„In etwa 40 bis 50 Pro­zent der Fäl­le kommt es zu Fol­ge­er­schei­nun­gen wie Müdig­keit, Kon­zen­tra­ti­ons­schwä­che, Schlaf­stö­run­gen oder depres­si­ven Ver­stim­mun­gen“, betont die Exper­tin. „Außer­dem gibt es auch leich­te­re Ver­läu­fe, die nicht doku­men­tiert sind. So man­che Som­mer­grip­pe ist in Wahr­heit eine leicht ver­lau­fen­de FSME.“

Immer wie­der Kin­der betrof­fen
2019 waren 14 % der Betrof­fe­nen Kin­der unter 15 Jah­ren, glück­li­cher­wei­se weni­ger als in den Jah­ren davor (2018 18 %, 2017 17 %). Aller­dings ist 2019 sogar ein Baby mit sechs Mona­ten erkrankt. Ein 13-Jäh­ri­ger erlitt eine Enze­pha­lo­mye­li­tis (Gehirn- und Rücken­marks­ent­zün­dung) und muss­te auf der Inten­siv­sta­ti­on behan­delt wer­den. „Wie man an die­sen schreck­li­chen Bei­spie­len sieht, kön­nen Kin­der durch­aus schwer erkran­ken, auch wenn die meis­ten FSME-Erkran­kun­gen bei ihnen leich­ter ver­lau­fen. Eltern soll­ten kein Risi­ko ein­ge­hen und ihre Kin­der ab dem ers­ten Lebens­jahr gegen FSME imp­fen las­sen“, betont Kin­der­arzt und Lei­ter des Refe­rats für Impfan­ge­le­gen­hei­ten der Ärz­te­kam­mer für Bur­gen­land Dr. Albrecht Prie­ler.

Gene­rell gute Durch­imp­fungs­ra­ten — Nach­hol­be­darf in man­chen Bun­des­län­dern
Eine aktu­el­le Markt­for­schung zeigt, dass die Durch­imp­fungs­ra­te bei Erwach­se­nen bis 60 Jah­re bei FSME für ganz Öster­reich der­zeit bei 79 % liegt, mit deut­li­chen Schwan­kun­gen zwi­schen den Bun­des­län­dern. In Ober­ös­ter­reich beträgt sie zum Bei­spiel 73 %, in Tirol 70 %. „Das sind jedoch genau jene Bun­des­län­der, in denen in den letz­ten Jah­ren die meis­ten FSME-Fäl­le auf­ge­tre­ten sind“, erläu­tert Mag.a Renee Gal­lo-Dani­el, Prä­si­den­tin des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler (ÖVIH).

Unbe­kann­tes Risi­ko­ge­biet
„Vie­le Öster­rei­che­rin­nen und Öster­rei­cher sind sich auch nicht dar­über im Kla­ren, was bezie­hungs­wei­se wo ein FSME-Risi­ko­ge­biet ist“, stellt Gal­lo-Dani­el fest. Beson­ders deut­lich sieht man dies bei den Nicht-Geimpf­ten. Von ihnen geben 42 % an, nicht in einem Risi­ko­ge­biet zu leben und auch kei­nes zu besu­chen. „Hier ist offen­sicht­lich noch viel Auf­klä­rungs­ar­beit zu leis­ten“, so die ÖVIH-Prä­si­den­tin, denn: „Ganz Öster­reich gilt als Risi­ko­ge­biet, somit ist das Risi­ko, von einer FSME-infi­zier­ten Zecken gesto­chen zu wer­den, fast über­all in Öster­reich gege­ben!“

Imp­fung nicht auf nächs­tes Jahr ver­schie­ben
44 % der Befrag­ten geben an, sich im März bezie­hungs­wei­se im April imp­fen zu las­sen. „Da die meis­ten Ordi­na­tio­nen heu­er in die­sem Zeit­raum geschlos­sen oder nur Not­be­trieb hat­ten, dürf­te das die­ses Jahr groß­teils nicht mög­lich gewe­sen sein“, befürch­tet Gal­lo-Dani­el und betont: „Wich­tig ist aber, die emp­foh­le­nen Impf­in­ter­val­le ein­zu­hal­ten, um best­mög­lich geschützt zu sein. Das bedeu­tet, dass all jene, die ihre heu­er not­wen­di­ge FSME-Imp­fung bis­her noch nicht wahr­ge­nom­men haben, die­se nicht auf nächs­tes Jahr ver­schie­ben, son­dern sich jetzt imp­fen las­sen soll­ten.“

So kommt man zur Imp­fung
Dafür ist die Ein­hal­tung spe­zi­el­ler Vor­sichts­maß­nah­men nötig. „Eine tele­fo­ni­sche Ter­min­ver­ein­ba­rung ist unbe­dingt erfor­der­lich“, erklärt Prie­ler. „Dabei kann man auch schon abklä­ren, wie man am bes­ten zum Impf­stoff kommt.“ Eben­falls not­wen­dig sei das Tra­gen einer Mas­ke von Arzt/Ärztin und Pati­en­tIn sowie das Abstand­hal­ten. „Begleit­per­so­nen soll­ten nur dann mit­kom­men, wenn dies unbe­dingt nötig ist“, so der Kin­der­arzt. „Ganz wich­tig ist auch die stren­ge Ein­hal­tung des vor­ge­ge­be­nen Ter­mins, denn nur so kann gewähr­leis­tet wer­den, dass es zu mög­lichst wenig Kon­takt­mög­lich­kei­ten zu ande­ren Per­so­nen kommt.“

Nicht immer weiß man aus­wen­dig, ob die­ses Jahr eine Auf­fri­schung nötig ist oder nicht. „Das kann man vor­ab im Gespräch mit der Apo­the­ke­rin oder dem Apo­the­ker sei­nes Ver­trau­ens klä­ren“, erklärt Mag. pharm. Dr. Ger­hard Kobin­ger, Prä­si­di­ums­mit­glied der Öster­rei­chi­schen Apo­the­ker­kam­mer. „Die Apo­the­ke­rin­nen und Apo­the­ker ste­hen den Men­schen – trotz Ple­xi­glas und Nasen-Mund-Schutz – zur Ver­fü­gung. Ein­fach mit dem Impf­pass in die Apo­the­ken kom­men und die­sen über­prü­fen las­sen!“

FSME-Impf­ak­ti­on noch bis 31. August 2020
Der FSME-Impf­stoff wird der­zeit im Rah­men einer Impf­ak­ti­on der öster­rei­chi­schen Apo­the­ken ver­güns­tigt ange­bo­ten. Die­se läuft noch bis zum 31. August 2020. Die Son­der­prei­se betra­gen für Erwach­se­ne EUR 35,80 und für Kin­der EUR 31,30. Dar­über hin­aus gewäh­ren alle Kran­ken­kas­sen einen ganz­jäh­ri­gen Kos­ten­zu­schuss in unter­schied­li­cher Höhe. Um das Hand­ling für die Kun­den mög­lichst ein­fach zu gestal­ten, wird der Kos­ten­zu­schuss direkt in der Apo­the­ke vom Akti­ons­preis abge­zo­gen.

Refe­ren­zen:

Zen­trum f. Viro­lo­gie d. Med. Uni­ver­si­tät Wien, VIR. EP. INF. NR. 02/20–5

Rück­fra­ge­hin­weis:

Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
FINE FACTS Health Com­mu­ni­ca­ti­on
Mobil: +43 664 515 30 40
mueller-carstanjen@finefacts.at
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Kon­takt ÖVIH:
Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el
Prä­si­den­tin des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler
Mobil: +43 664 544 62 90
r.gallo-daniel@web.oevih.at
www.oevih.at