FSME kann auch bei Kindern gefährlich sein

Impfung spätestens mit einem Jahr empfohlen

Wien, 14. Mai 2020. Lan­ge hat man ange­nom­men, dass eine FSME-Infek­ti­on bei Kin­dern meist glimpf­lich aus­geht. Mitt­ler­wei­le meh­ren sich aber Daten, die zei­gen, dass Kin­der nach durch­ge­mach­ter Erkran­kung häu­fig län­ger unter kogni­ti­ven Ein­schrän­kun­gen lei­den. In Ein­zel­fäl­len kann auch die aku­te Infek­ti­on sehr schwer ver­lau­fen und sogar zum Tod füh­ren. In Öster­reich ist das in den letz­ten Jah­ren immer wie­der vor­ge­kom­men. Die FSME-Imp­fung wird daher im öster­rei­chi­schen Impf­plan schon ab dem ers­ten Lebens­jahr emp­foh­len. In Aus­nah­me­fäl­len kann auch bereits ab dem voll­ende­ten sechs­ten Lebens­mo­nat geimpft wer­den, hier gilt seit heu­er ein neu­es Impf­sche­ma.

Spiel­plät­ze wie­der offen für Kin­der und Zecken
Das Wet­ter ist gut, die Spiel­plät­ze haben nach den COVID-19-Aus­gangs­be­schrän­kun­gen der letz­ten Wochen wie­der über­all geöff­net. Somit wer­den sich vie­le Kin­der nun ver­mehrt im Frei­en auf­hal­ten. Egal ob auf Spiel­plät­zen oder auf der Wie­se hier müs­sen sie sich das Revier mit den Zecken tei­len. Dass Zecken FSME bertra­gen knnen, ist seit Jah­ren hin­läng­lich bekannt. Aller­dings hat man lan­ge ange­nom­men, dass Kin­der kaum schwe­re Ver­läu­fe oder lang­fris­ti­ge Fol­gen auf­grund einer FSME-Erkran­kung erlei­den. Heu­te weiß man, dass das so nicht ganz stimmt, erklärt Dr. Rudolf Schmitz­ber­ger, Kin­der­arzt und Impf­re­fe­rent der öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer.

Auch Kin­der mit FSME im Spi­tal
2019 waren 14 % der in Öster­reich auf­grund von FSME hos­pi­ta­li­sier­ten Per­so­nen Kin­der unter 15 Jah­re. 2018 waren es sogar 18 %, 2017 17 %. Man kann also nicht davon spre­chen, dass FSME nur Erwach­se­ne betrifft, so Schmitz­ber­ger. 2019 ist sogar ein Baby im Alter von sechs Mona­ten erkrankt. Ein 13-Jäh­ri­ger erlitt eine Enze­pha­lo­mye­li­tis (Gehirn- und Rcken­marks­entzndung) und muss­te auf der Inten­siv­sta­ti­on behan­delt wer­den.

FSME bei Kin­dern nicht immer erkannt
Stu­di­en zei­gen auer­dem, dass FSME bei Kin­dern womög­lich nicht so sel­ten vor­kommt, wie man das lan­ge ange­nom­men hat­te. Sero­lo­gi­sche Unter­su­chun­gen zum Nach­weis von Anti­kör­pern im Blut haben gezeigt, dass Infek­tio­nen bei Kin­dern vor dem Schul­ein­tritt oft nicht erkannt wer­den. Die Sym­pto­me kön­nen vage und unspe­zi­fisch sein und es gibt nicht immer einen zwei­gip­fel­i­gen Ver­lauf, wie er bei Erwach­se­nen häu­fig vor­kommt. Auer­dem kön­nen klei­ne Kin­der ihre Sym­pto­me oft nicht ent­spre­chend aus­drü­cken. Bis zu einem Vier­tel aller Erkran­kun­gen bei Kin­dern könn­ten somit uner­kannt blei­ben.

Lang­zeit­kon­se­quen­zen mglich
Frü­he Stu­di­en zu FSME bei Kin­dern sind zu dem Schluss gekom­men, dass dau­er­haf­te neu­ro­lo­gi­sche Fol­ge­er­schei­nun­gen bei ihnen sel­ten sind. Neue­re Stu­di­en wider­spre­chen dem nun. Mitt­ler­wei­le wer­den nicht mehr nur die bis­her bekann­ten neu­ro­lo­gi­schen Fol­ge­er­schei­nun­gen unter­sucht, son­dern auch die kogni­ti­ven Ein­schrän­kun­gen lan­ge nach der initia­len Dia­gno­se gecheckt. Und da zei­gen sich in man­chen Unter­su­chun­gen neben Ver­än­de­run­gen im EEG, mit der die elek­tri­sche Akti­vi­tät des Hirns gemes­sen wird, dass Kin­der nach einer FSME-Erkran­kung auch häu­fi­ger unter Auf­merk­sam­keits- und Kon­zen­tra­ti­ons­be­ein­träch­ti­gun­gen sowie einer ver­rin­ger­ten psy­cho­mo­to­ri­schen Geschwin­dig­keit lei­den. Auch Unwohl­sein, Müdig­keit, Reiz­bar­keit und häu­fi­ge Kopf­schmer­zen tra­ten nach FSME-Erkran­kun­gen bei Kin­dern häu­fi­ger auf. Aus dem Ver­lauf der aku­ten Erkran­kungs­pha­se lässt sich kei­ner­lei Schluss auf poten­zi­el­le lang­fris­ti­ge kogni­ti­ve Ein­schrän­kun­gen zie­hen.
Schmitz­ber­ger: Bes­ser ist es also, wenn Eltern die­ses Risi­ko nicht ein­ge­hen und ihr Kind so früh wie mög­lich imp­fen las­sen. Es gibt spe­zi­el­le Impf­stof­fe für Kin­der, die gut ver­trg­lich sind.

Impf­plan ange­passt
Schon län­ger sieht der öster­rei­chi­sche Impf­plan in Aus­nah­me­fäl­len eine Imp­fung vor dem ers­ten Lebens­jahr vor, wenn eine erhöh­te Expo­si­ti­ons­ge­fahr für das Kind besteht. Mög­lich ist die­se frü­hes­tens ab dem voll­ende­ten sechs­ten Lebens­mo­nat. Aller­dings wird davon aus­ge­gan­gen, dass die Wirk­sam­keit der Imp­fung in die­sem jun­gen Alter schwä­cher aus­fal­len könn­te als bei einer Imp­fung ab dem ers­ten Lebens­jahr. Daher ist für die­se ganz frü­he Imp­fung ab heu­er erst­mals eine wei­te­re Imp­fung drei Mona­te nach der zwei­ten Dosis vor­ge­se­hen (3+1 Sche­ma). Danach geht das Grund­im­mu­ni­sie­rungs­sche­ma wie vor­ge­se­hen wei­ter. Für Kin­der ab einem Jahr erfolgt die Grund­im­mu­ni­sie­rung in den glei­chen Abstnden wie bei Erwach­se­nen (drei Tei­le). Wich­tig: Imp­fun­gen erfol­gen nur nach Ter­min­ver­ga­be und unter Ein­hal­tung der Covid-19-Sicher­heits­ma­nah­men!

Refe­ren­zen:

Zen­trum f. Viro­lo­gie d. Med. Uni­ver­sitt Wien, VIR. EP. INF. NR. 02/20–5

Stef­fen R. Tick-bor­ne ence­pha­li­tis (TBE) in child­ren in Euro­pe: Epi­de­mio­lo­gy, cli­ni­cal out­co­me and com­pa­ri­son
of vac­ci­na­ti­on recom­men­da­ti­ons. Ticks and Tick-bor­ne Dise­a­ses 2019;10:10010

Öster­rei­chi­scher Impf­plan 2020

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Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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