FSME: Post-enzephalitisches Syndrom kann zu bleibenden Einschränkungen führen

Wichtig: Bereits Infektion durch Impfung verhindern

Wien, 6. Mai 2021. Aktu­ell wird immer häu­fi­ger über das soge­nann­te Long-Covid-Syn­drom berich­tet, also die lang­fris­ti­gen Aus­wir­kun­gen einer COVID-19-Erkran­kung. Ein ähn­li­ches Phä­no­men gibt es aller­dings auch bei FSME. Das post-enze­pha­li­ti­sche Syn­drom (PES) kann die von der ursprüng­li­chen Infek­ti­on Gene­se­nen oft noch Jah­re, wenn nicht sogar ein Leben lang, beein­träch­ti­gen. Das gilt beson­ders für Men­schen ab 50 mit einem schwe­ren Krank­heits­ver­lauf. Eine ursäch­li­che Behand­lung gibt es weder für FSME noch für die Lang­zeit­fol­gen. Nach wie vor ist die bes­te Vor­beu­gungs­maß­nah­me daher die Imp­fung und die regel­mä­ßi­ge Auf­fri­schung gegen FSME.

„Infek­ti­ons­krank­hei­ten wie Masern und Influ­en­za sind durch die COVID-Maß­nah­men im letz­ten Jahr erfreu­li­cher­wei­se deut­lich zurück­ge­gan­gen“, erläu­tert Ursu­la Kun­ze vom Zen­trum für Public Health an der Med­Uni Wien. „Ganz anders sieht das aber bei FSME aus. Die Men­schen haben sich auf­grund der Pan­de­mie ver­mehrt im Frei­en auf­ge­hal­ten und auch Urlaub in Öster­reich gemacht. Damit haben sie sich den Zecken gegen­über mehr expo­niert als sonst.“ Die Fol­ge waren über 200 Fäl­le von so schwe­ren FSME-Erkran­kun­gen, dass die Betrof­fe­nen im Spi­tal behan­delt wer­den muss­ten. Eine Zahl, die in Öster­reich seit Jahr­zehn­ten nicht mehr erreicht wur­de.

Fast die Hälf­te mit schwe­rem initia­len Ver­lauf

49 Pro­zent der 2020 im Spi­tal behan­del­ten FSME-Patient*innen hat­ten einen schwe­ren Ver­lauf mit Betei­li­gung des Zen­tral­ner­ven­sys­tems. Die meis­ten von ihnen waren älter als 50 Jah­re, drei Patient*innen sind ver­stor­ben. Aus inter­na­tio­na­len Daten weiß man mitt­ler­wei­le, dass Män­ner häu­fi­ger von FSME betrof­fen sind als Frau­en und Kin­der 10 bis 20 Pro­zent der Betrof­fe­nen aus­ma­chen.

Krank­heit mit andau­ern­den Fol­gen

„Lei­der ist zu erwar­ten, dass ein guter Teil der 2020 schwer von FSME betrof­fe­nen Per­so­nen noch län­ger unter den Fol­gen der Erkran­kung lei­den wird“, erläu­tert Kun­ze. Die Häu­fig­keit von PES liegt zwi­schen 33 und 50 Pro­zent.

Daten aus Slo­we­ni­en zei­gen, dass der Pro­zent­satz der Per­so­nen mit Lang­zeit­sym­pto­men im Lau­fe des ers­ten Jah­res nach der Erkran­kung abnimmt, sich nach einem Jahr aber (auf hohem Niveau) sta­bi­li­siert. Kon­kret: Sechs Mona­te nach der FSME-Dia­gno­se lit­ten in die­ser Stu­die noch 42 Pro­zent der Studienpatient*innen unter min­des­tens zwei sub­jek­ti­ven Sym­pto­men (die vor der FSME-Erkran­kung nicht vor­han­den waren und für die es kei­ne ande­re medi­zi­ni­sche Erklä­rung gab) bezie­hungs­wei­se min­des­tens einem neu­ro­lo­gi­schen Sym­ptom. Nach 12 Mona­ten sank die­ser Pro­zent­satz auf 33 Pro­zent. Auf die­sem Niveau blieb er dann über die nächs­ten zwei bis sie­ben Jah­re sta­bil. Wei­te­re Bes­se­run­gen tra­ten nicht mehr ein. „Das Post-Enze­pha­li­tis-Syn­drom schränkt die Betrof­fe­nen in ihrer Lebens­qua­li­tät oft schwer ein“, so Kun­ze. Manch­mal sei sogar eine kom­plet­te Lebens­um­stel­lung erfor­der­lich.

Kei­ne ursäch­li­che Lösung

„Lei­der kann man den Patient*innen mit die­sen Lang­zeit-Sym­pto­men nur bedingt hel­fen, da es kei­ne spe­zi­fi­sche The­ra­pie gibt“, bedau­ert die Public-Health-Exper­tin. „Nur die FSME-Imp­fung und regel­mä­ßi­ge Auf­fri­schun­gen kön­nen uns vor so einer Situa­ti­on schüt­zen. Die Imp­fun­gen kön­nen in Ordi­na­tio­nen durch­ge­führt wer­den, die durch die diver­sen Schutz­maß­nah­men COVID-sicher sind, außer­dem gibt es vie­le öffent­li­che Impf­stel­len. Gera­de jene Per­so­nen, die die Imp­fung letz­tes Jahr pan­de­mie­be­dingt haben aus­fal­len las­sen, soll­ten sie heu­er unbe­dingt nach­ho­len.“

COVID- und FSME-Imp­fung mög­lich

Wer kürz­lich eine COVID-Imp­fung bekom­men hat oder erwar­tet, in nächs­ter Zeit geimpft zu wer­den, kann und soll­te sich auch gegen FSME imp­fen las­sen (sofern das die­ses Jahr not­wen­dig ist). Wenn mög­lich, soll­te ein Abstand von zwei Wochen zwi­schen den Imp­fun­gen ein­ge­hal­ten wer­den, die­ser ist jedoch nicht unbe­dingt erfor­der­lich. Er dient nur dazu, poten­zi­el­le Neben­wir­kun­gen der ent­spre­chen­den Imp­fung zuord­nen zu kön­nen. „Grund­sätz­lich sind bei­de Imp­fun­gen in kur­zem Abstand mög­lich und über­for­dern das Immun­sys­tem sicher­lich nicht“, stellt Kun­ze klar. „Die Zecken sind bereits seit eini­gen Wochen aktiv und hal­ten kei­nen Abstand zu uns Men­schen. Selbst­schutz ist daher not­wen­dig.“

Nach der Grund­im­mu­ni­sie­rung und einer ein­ma­li­gen Auf­fri­schung nach drei Jah­ren gilt ein Impf­in­ter­vall von fünf Jah­ren für Men­schen unter 60 und von drei Jah­ren über 60.

Refe­ren­zen:

Virus­epi­de­mio­lo­gi­sche Infor­ma­ti­on Nr. 02/21

Bogo­vic P, Strle F. Tick-bor­ne ence­pha­li­tis: A review of epi­de­mio­lo­gy, cli­ni­cal cha­rac­te­ristics, and manage­ment. World J Clin Cases 2015; 3(5): 430–441

Bogo­vič P, Stu­pi­ca D, Roj­ko T, Lotrič-Fur­lan S, Avšič-Županc T, Kas­trin A, Lusa L, Strle F. The long-term out­co­me of tick-bor­ne ence­pha­li­tis in Cen­tral Euro­pe. Ticks Tick Bor­ne Dis. 2018 Feb;9(2):369–378.

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Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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