HPV: Impfung muss Standard werden

ÖVIH fordert Maßnahmen von der öffentlichen Hand zur Erhöhung der Durchimpfungsraten

Wien, 3. März 2020. Bei vie­len Krebs­ar­ten ist Vor­beu­gen bis zu einem gewis­sen Grad mög­lich. Ent­spre­chen­de Maß­nah­men umfas­sen gesun­de Ernäh­rung, Bewe­gung bezie­hungs­wei­se einen aus­ge­wo­ge­nen Lebens­stil. Doch auch wer die­se Maß­nah­men befolgt, kann erkran­ken. Anders ist das bei Gebär­mut­ter­hals­krebs, da die­ser fast immer durch Huma­ne-Papil­lo­ma-Viren (HPV) aus­ge­löst wird. Bereits das Risi­ko für Krebs­vor­stu­fen kann um 90 Pro­zent gesenkt wer­den, wenn schon im Kin­des­al­ter gegen das Virus geimpft wird. Las­sen sich aus­rei­chend vie­le Mäd­chen und Buben imp­fen, kann Gebär­mut­ter­hals­krebs sogar aus­ge­rot­tet wer­den. Lei­der ist Öster­reich von die­sem Ziel noch sehr weit ent­fernt. Trotz Auf­nah­me der Imp­fung ins Gra­tis-Kin­der­impf­pro­gramm sind die Durch­imp­fungs­ra­ten bei HPV deut­lich zu nied­rig. Aus Sicht des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler (ÖVIH) müs­sen daher von der öffent­li­chen Hand nun vier kon­kre­te Schrit­te gesetzt wer­den, um dies zu ändern.

400 Gebär­mut­ter­hals­kar­zi­no­me pro Jahr
Trotz Vor­sor­ge­un­ter­su­chun­gen und der Mög­lich­keit gegen die wich­tigs­ten HP-Virus­ar­ten zu imp­fen, erkran­ken in Öster­reich jähr­lich etwa 400 Frau­en an Gebär­mut­ter­hals­krebs. Meist sind sie erst zwi­schen 40 und 59 Jah­re alt. Die Kon­se­quen­zen für die betrof­fe­nen Frau­en sind gra­vie­rend und rei­chen von Ope­ra­ti­on über Strah­len- und/oder Che­mo­the­ra­pie bis hin zu ziel­ge­rich­te­ten The­ra­pien (Anti­kör­per­the­ra­pie). Wird der Krebs zu spät ent­deckt oder kommt es zu einem Rezi­div, ist eine Hei­lung oft nicht mehr mög­lich.

Auch Män­ner erkran­ken
HPV ist aber nicht nur Aus­lö­ser für Gebär­mut­ter­hals­krebs, denn eine Infek­ti­on kann auch für Män­ner schwe­re Kon­se­quen­zen haben. Schät­zun­gen zufol­ge betrifft etwa ein Drit­tel aller HPV-asso­zi­ier­ten Krebs­er­kran­kun­gen in Öster­reich Män­ner. So ste­hen bei­spiels­wei­se auch Tumo­re des Hals- und Rachen­rau­mes oft mit HPV in Ver­bin­dung, außer­dem kann eine chro­ni­sche HPV-Infek­ti­on auch Penis- oder Anus­kar­zi­no­me zur Fol­ge haben.

HPV extrem häu­fig, aber ver­meid­bar
Etwa 80 Pro­zent aller Frau­en und Män­ner ste­cken sich im Lau­fe ihres Lebens mit HPV-Arten an, die poten­zi­ell zu Krebs füh­ren kön­nen. Meist wird der Kör­per selbst mit der Infek­ti­on fer­tig, dau­ert sie jedoch län­ger an, steigt die Gefahr, dass es zu einer Krebs­er­kran­kung kommt. Auch die Ver­wen­dung von Kon­do­men bie­tet kei­nen aus­rei­chen­den Schutz. Die bes­te vor­beu­gen­de Maß­nah­me gegen eine Anste­ckung durch die häu­figs­ten HPV-Stäm­me ist die Imp­fung. Sie ist nicht nur auf indi­vi­du­el­ler Ebe­ne hoch­wirk­sam und senkt unter ande­rem das Risi­ko für Gebär­mut­ter­hals­krebs um bis zu 90 Pro­zent, son­dern durch sie wird bei einer aus­rei­chend hohen Durch­imp­fungs­ra­te auch eine Über­tra­gung auf ande­re Per­so­nen ver­mie­den (Gemein­schafts­schutz).

Gebär­mut­ter­hals­krebs könn­te aus­ge­rot­tet wer­den
Die WHO hat das Ziel aus­ge­ru­fen, den Gebär­mut­ter­hals­krebs aus­zu­rot­ten. Um dies zu errei­chen, sol­len bis 2030 90 Pro­zent aller Mäd­chen bis 15 Jah­re gegen HPV geimpft sein. Außer­dem soll die alters­ad­ap­tier­te Inzi­denz­ra­te auf unter 4 pro 100.000 Frau­en­jah­re gesenkt wer­den. Öster­reich liegt der­zeit bei 8 Fäl­len pro 100.000 Frau­en­jah­ren – also dem Dop­pel­ten des WHO-Zie­les.

HPV-Imp­fung Schulimpf­pro­gramm zu wenig genützt
In Öster­reich ist die HPV-Imp­fung sowohl für Mäd­chen als auch für Buben seit 2014 im Gra­tis-Kin­der­impf­pro­gramm ent­hal­ten. Laut Öster­rei­chi­schem Impf­plan soll­ten alle Kin­der ab 9 Jah­ren gegen HPV geimpft wer­den. Die­se frü­he Imp­fung wird des­halb emp­foh­len, weil in die­sem Alter eine beson­ders gute Immun­ant­wort erreicht wer­den kann und somit nur zwei, statt spä­ter drei, Teil­imp­fun­gen not­wen­dig sind. Außer­dem kann so schon die Erst­in­fek­ti­on in den meis­ten Fäl­len ver­mie­den wer­den. Aber: „Lei­der wird die­se wich­ti­ge Imp­fung im Schul­al­ter nicht so durch­ge­führt und ange­nom­men wie das not­wen­dig wäre, um einen Gemein­schafts­schutz zu errei­chen“, berich­tet Sig­rid Has­lin­ger, Vize­prä­si­den­tin des ÖVIH. Nach aktu­el­len Schät­zun­gen des Gesund­heits­mi­nis­te­ri­ums ist der­zeit nur etwa jedes zwei­te Kind im ent­spre­chen­den Alter geimpft.

ÖVIH for­dert Maß­nah­men­pa­ket
„Die HPV-Imp­fung ist sogar öko­no­misch für den Staat und die Gemein­schaft sinn­voll“, erläu­tert Has­lin­ger. Eine ent­spre­chen­de Stu­die habe dies 2019 zwei­fels­frei fest­ge­stellt. „Daher muss auch von öffent­li­cher Sei­te mehr getan wer­den, damit mehr Men­schen in Öster­reich geimpft wer­den und Gebär­mut­ter­hals­krebs zukünf­tig der Ver­gan­gen­heit ange­hört“, so die ÖVIH-Vize­prä­si­den­tin. Der ÖVIH for­de­re daher:

  • eine ver­stärk­te und for­cier­te öffent­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­on an Schü­ler und Eltern durch Gesund­heits­be­hör­den und Län­der­ebe­nen, aber auch durch Bil­dungs­in­sti­tu­tio­nen. Letz­te­re soll­ten dabei eine zen­tra­le Rol­le ein­neh­men.
  • eine schnel­le Imple­men­tie­rung des elek­tro­ni­schen Impf­pas­ses und ähn­li­cher Maß­nah­men.
  • ein Opt-out Sys­tem, bei dem alle Kin­der gegen HPV geimpft wer­den, wenn die Eltern sich nicht aus­drück­lich dage­gen aus­spre­chen. Eine adäqua­te Immu­ni­sie­rung von Kin­dern müs­se als Stan­dard ange­se­hen wer­den und „Nicht-Imp­fen“ als Aus­nah­me.
  • ein flä­chen­de­cken­des Anbie­ten und Durch­füh­ren von Imp­fun­gen in allen öffent­li­chen und pri­va­ten Schu­len.

„Wenn die­se Maß­nah­men umge­setzt wer­den, muss auch in Öster­reich in eini­gen Jah­ren nie­mand mehr ans Gebär­mut­ter­hals­krebs ster­ben“, fol­gert Has­lin­ger.

Refe­ren­zen:

https://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/gesundheit/krebserkrankungen/gebaermutterhals/index.html, zuletzt abge­ru­fen am 29.2.2020

https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/032–033OLp_S3_Gebaermutterhalskrebs_Zervixkarzinom_2015-10.pdf, zuletzt abge­ru­fen am 29.2.2020

BMASGK, Fak­ten­check: Huma­ne Papil­lo­ma­vi­ren (HPV), Jän­ner 2020

Aus­kunft BMSGPK Febru­ar 2020

Rück­fra­ge­hin­weis:

Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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Kon­takt ÖVIH:
Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el
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