Im Frei­en mit Haus­tie­ren – die Zecken war­ten schon!

Ins­be­son­de­re vor Rei­sen an FSME-Imp­fung den­ken – Vor­sicht beim Kon­sum unpas­teu­ri­sier­ter Milch

Wien, 18. April 2023. Nicht nur Men­schen brin­gen die Zecken ins Haus, auch Haus­tie­re tun das. Gera­de Hun­de und Kat­zen haben näm­lich die „rich­ti­ge“ Grö­ße, um Zecken aus dem Gras oder dem Unter­holz abzu­strei­fen und „mit­zu­neh­men“. Von dort ist der Weg zum Men­schen nicht mehr weit. Aber selbst Pfer­de sind vor Zecken und den von ihnen über­tra­ge­nen Erkran­kun­gen wie FSME nicht sicher. In sel­te­nen Fäl­len kann man sich sogar über den Kon­sum von unpas­teu­ri­sier­ter Milch mit FSME infi­zie­ren. Schutz­maß­nah­men, allen vor­an die Imp­fung gegen FSME, sind daher sinn­voll und not­wen­dig. Die ame­ri­ka­ni­sche Seu­chen­schutz­be­hör­de CDC emp­fiehlt mitt­ler­wei­le Rei­sen­den, die in Län­der mit bekann­ten FSME-Fäl­len fah­ren, sich hin­sicht­lich einer FSME-Imp­fung bera­ten zu las­sen. Für Men­schen, die in Öster­reich, das gene­rell als Ende­mie­ge­biet gilt, leben, ist das ohne­hin emp­foh­len.

Zecken mögen auch Hun­de und Kat­zen

Hun­de und auch vie­le Kat­zen ver­brin­gen viel Zeit in der Natur. Sie lau­fen im Gras her­um oder unter Büschen durch, ohne dar­auf zu ach­ten, ob sie Zecken von den Gras­hal­men oder den Büschen abstrei­fen. Für sie ist das beson­ders leicht, da sich Zecken bevor­zugt 10 bis 50 Zen­ti­me­ter über dem Boden auf­hal­ten. „Oft brin­gen sie auf die­se Art und Wei­se nicht nur eine, son­dern gleich meh­re­re Zecken ins Haus“, berich­tet MR Dr. Rudolf Schmitz­ber­ger, Lei­ter des Impf­re­fe­ra­tes der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer und Kin­der­arzt. „Damit besteht natür­lich die Gefahr, dass min­des­tens eine die­ser Zecken mit einer Krank­heit infi­ziert sind.“ Am gefähr­lichs­ten sei, wenn eine mit FSME-infi­zier­te Zecke ihren Weg beim Strei­cheln oder Her­um­tol­len unbe­merkt zu einem Men­schen fin­det. „Daher ist es so wich­tig, sich gegen FSME imp­fen zu las­sen und die Imp­fung auch regel­mä­ßig auf­fri­schen zu las­sen“, betont Schmitz­ber­ger. Zusätz­lich emp­feh­le sich ein Gespräch mit dem Tier­arzt oder der Tier­ärz­tin, um sich über Zecken­schutz­mit­tel für Haus­tie­re zu infor­mie­ren.

Auch Pfer­de kön­nen betrof­fen sein

Bei Pfer­den ver­läuft eine FSME-Infek­ti­on nor­ma­ler­wei­se asym­pto­ma­tisch oder sub­kli­nisch. Mitt­ler­wei­le weiß man aber, dass selbst Pfer­de in sel­te­nen Fäl­len schwer an FSME erkran­ken kön­nen. Das kommt zwar sel­ten vor, wur­de aber in einer letz­tes Jahr ver­öf­fent­lich­ten Stu­die in der Schweiz doku­men­tiert. „Für uns Men­schen bedeu­tet das, dass auch beim Umgang mit Pfer­den dar­an gedacht wer­den muss, dass die­se infi­zier­te Zecken aus der Natur mit in den Stall genom­men haben könn­ten. Da die Zecken natür­lich auch mit ande­ren Erre­gern infi­ziert sein kön­nen, soll­te man sich nach einem Aus­ritt gründ­lich nach Zecken absu­chen. Und gegen FSME imp­fen las­sen sowie­so“, unter­streicht Schmitz­ber­ger.

Kon­sum unpas­teu­ri­sier­ter Milch als unge­wöhn­li­cher Über­tra­gungs­weg

Wesent­lich sel­te­ner als durch Zecken kann es zu einer FSME-Infek­ti­on durch den Umweg über unpas­teu­ri­sier­te Milch und Milch­pro­duk­te kom­men. In zwei Drit­tel der Fäl­le, die letz­tes Jahr im Rah­men einer Meta-Ana­ly­se iden­ti­fi­ziert wur­den, han­del­te es sich bei den kon­su­mier­ten Pro­duk­ten um Zie­gen­milch­pro­duk­te oder Zie­gen­milch, bei einem Vier­tel um Schaf­milch, nur sie­ben Pro­zent stamm­te von Kühen und in zwei Pro­zent der Fäl­le war es ein Pro­dukt, das aus ver­schie­de­nen Milch­ar­ten her­ge­stellt wor­den war. In 77 Pro­zent der Fäl­le kam es zum typi­schen zwei-pha­si­gen Ver­lauf, eine inva­si­ve Erkran­kung des Zen­tral­ner­ven­sys­tems war häu­fig. Ein kürz­li­cher publi­zier­ter Fall­be­richt zeigt außer­dem, dass die­ser Über­tra­gungs­weg in Aus­nah­me­fäl­len auch in Öster­reich immer noch mög­lich ist. Wie berich­tet muss­te eine drei­köp­fi­ge, unge­impf­te Fami­lie mit FSME-typi­schen Sym­pto­men wie Kopf­schmer­zen, Fie­ber und Licht­emp­find­lich­keit in einem Salz­bur­ger Spi­tal behan­delt wer­den. Bei wei­te­ren Recher­chen stell­te sich her­aus, dass die FSME-Infek­ti­on auf den Genuss unpas­teu­ri­sier­ter Zie­gen­milch auf einem Bau­ern­hof in Ober­ös­ter­reich zurück­zu­füh­ren war.

FSME als Rei­se­imp­fung

„Die­ser Fall zeigt, dass man sich in Öster­reich nir­gends vor FSME sicher sein kann“, stellt Schmitz­ber­ger klar. „Spä­tes­tens, wenn man einen Öster­reich-Urlaub mit viel Auf­ent­halt in der Natur plant, ist es Zeit, den Impf­pass zu che­cken. Aber auch bei Auf­ent­hal­ten außer­halb Öster­reichs kann das nicht scha­den. FSME ist mitt­ler­wei­le weit ver­brei­tet, selbst in Skan­di­na­vi­en oder ganz beson­ders im Bal­ti­kum. Kürz­lich wur­de der ers­te bestä­tig­te FSME-Fall in Groß­bri­tan­ni­en bekannt. Auch im Süden gibt es FSME, sogar in Kroa­ti­en wur­den schon FSME-Fäl­le berich­tet.“

Die Gefahr von FSME in Euro­pa hat nun auch die ame­ri­ka­ni­sche Seu­chen­schutz­be­hör­de CDC erkannt. Sie warnt bei Rei­sen in Län­der mit bekann­ter FSME vor Akti­vi­tä­ten im Frei­en, ins­be­son­de­re in der Nähe von Wald­ge­bie­ten in der Zecken-akti­ven Jah­res­zeit (April bis Novem­ber) und emp­fiehlt, sich bezüg­lich einer FSME-Imp­fung bera­ten zu las­sen.

FSME – rich­tig imp­fen

2023 zur Imp­fung gehen soll­te

  • Jede:r, der oder die noch nicht oder nicht voll­stän­dig grund­im­mu­ni­siert wur­de
  • Jede:r, der oder die 2020 oder davor nur grund­im­mu­ni­siert wur­de (also erst 3 Imp­fun­gen hat)
  • Unter 60-Jäh­ri­ge, die zuletzt 2018 oder davor eine Auf­fri­schungs­imp­fung bekom­men haben
  • 60-Jäh­ri­ge und Älte­re, die zuletzt 2020 oder davor eine Auf­fri­schungs­imp­fung erhal­ten haben

Refe­ren­zen:

Magou­ras I, et.al. Neu­ro­lo­gi­cal dise­a­se suspec­ted to be cau­sed by tick-bor­ne ence­pha­li­tis virus infec­tion in 6 hor­ses in Switz­er­land. J Vet Intern Med. 2022 Nov;36(6):2254–2262.
Elbaz M, et.al. Sys­te­ma­tic Review and Meta-ana­ly­sis of Food­bor­ne Tick-Bor­ne Ence­pha­li­tis, Euro­pe, 1980–2021. Emerg Infect Dis. 2022 Oct;28(10):1945–54.
Mylona­ki E, et.al. Tick-Bor­ne Ence­pha­li­tis Virus RNA Found in Fro­zen Goat’s Milk in a Fami­ly Out­break. Int J Mol Sci. 2022 Oct 1;23(19):11632.
https://www.cdc.gov/tick-borne-encephalitis/vaccine/index.html, zuletzt abge­ru­fen am 04.04.2023

Rück­fra­ge­hin­weis:

Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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