Immer mehr invasive Pneumokokken-Fälle

Gesundheitsministerium empfiehlt Impfung Menschen ab 50 und jenen mit chronischen Grunderkrankungen

Wien, 17. Okto­ber 2019. Die Anzahl der inva­si­ven Pneu­mo­kok­ken-Erkran­kun­gen ist auch 2018 wei­ter ange­stie­gen. Der Nega­tiv­trend der ver­gan­ge­nen Jah­re setzt sich damit fort. Ins­ge­samt sind letz­tes Jahr 611 Per­so­nen erkrankt. Jeder zwölf­te Betrof­fe­ne ist sogar ver­stor­ben. Das geht aus dem Jah­res­be­richt der Natio­na­len Refe­renz­zen­tra­le für Pneu­mo­kok­ken her­vor. Den­noch ist die Impf­be­reit­schaft hier­zu­lan­de sehr gering. Nur etwa 15 Pro­zent der Öster­rei­cher sind gegen Pneu­mo­kok­ken geimpft. Bei Per­so­nen ab 50 sowie jenen mit chro­ni­schen Grund­er­kran­kun­gen liegt der Wert sogar dar­un­ter. Eine Maß­nah­me, die Durch­imp­fungs­ra­ten bei Pneu­mo­kok­ken, aber auch vie­len ande­ren impf­prä­ven­ta­blen Erkran­kun­gen zu erhö­hen, ist der der­zeit noch bis 19. Okto­ber in allen öster­rei­chi­schen Apo­the­ken lau­fen­de Impf­pass-Check. Auch die Haus­ärz­te bera­ten zum The­ma Imp­fun­gen. Zusätz­lich wird auf der Kos­ten­ebe­ne ange­setzt: Man­che Kran­ken­kas­sen bie­ten bereits ab dem 50. Lebens­jahr Zuschüs­se für die Pneu­mo­kok­ken-Imp­fung an.

Stei­gen­de Ten­denz
2014 zähl­te man 323 inva­si­ve Pneu­mo­kok­ken-Fäl­le, 2017 waren es schon 545 und 2018 wur­de die bis­he­ri­ge Höchst­zahl von 611 erreicht. Inva­siv bedeu­tet in die­sem Zusam­men­hang, dass Bak­te­ri­en ins Blut über­ge­hen und/oder bis zu den Gehirn­häu­ten vor­drin­gen. Kli­nisch wie­sen die meis­ten Betrof­fe­nen 2018 eine Lun­gen­ent­zün­dung und eine Bak­te­ri­ämie (Bak­te­ri­en im Blut) oder sogar eine Sep­sis (Blut­ver­gif­tung) auf. Auch die Todes­fäl­le sind gestie­gen. 2014 waren es 14, 2017 34 und 2018 schon 50 Fäl­le. Män­ner sind etwas häu­fi­ger erkrankt als Frau­en. Die meis­ten Fäl­le gab es 2018 in Vor­arl­berg und Wien.
Der jüngs­te Jah­res­be­richt zu Pneu­mo­kok­ken zeigt eines ganz klar: Je älter man wird, des­to grö­ßer ist die Wahr­schein­lich­keit, sich durch Pneu­mo­kok­ken aus­ge­lös­te schwe­re Krank­hei­ten zuzu­zie­hen. Von den inva­si­ven Pneu­mo­kok­ken-Erkran­kun­gen waren am häu­figs­ten über 80-jäh­ri­ge betrof­fen, gefolgt von der Alters­grup­pe der 75- bis 79-jäh­ri­gen und der der 65- bis 74-jäh­ri­gen.

40 ver­schie­de­ne Ste­reo­ty­pen gefun­den
Als Aus­lö­ser konn­ten 40 ver­schie­de­ne soge­nann­te Pneu­mo­kok­ken-Sero­ty­pen, dar­un­ter ver­steht man ver­schie­de­ne Varia­tio­nen des glei­chen Bak­te­ri­ums, iden­ti­fi­ziert wer­den. Pneu­mo­kok­ken wer­den durch Tröpf­chen (Hus­ten, Nie­sen, Spre­chen) von Mensch zu Mensch übertragen.1 Nicht jeder erkrankt dar­an, und auch nicht jede Erkran­kung wird inva­siv. Den­noch: Auch Lun­gen­ent­zün­dun­gen, die nicht inva­siv sind, kön­nen schwe­re gesund­heit­li­che Fol­gen haben. Dar­un­ter fal­len kogni­ti­ve Ein­schrän­kun­gen oder ein erhöh­tes Risi­ko für kar­dia­le Ereig­nis­se wie Herz­in­farkt oder Schlag­an­fall.

Pneu­mo­kok­ken-Erkran­kun­gen kann man in den meis­ten Fäl­len mit Anti­bio­ti­ka gut behan­deln, sofern die The­ra­pie recht­zei­tig ein­ge­lei­tet wird. Oft pas­siert dies aber nicht. Bes­ser ist, vor­zu­beu­gen. Die Hälf­te der Sero­ty­pen, die bei den über 50-jäh­ri­gen nach­ge­wie­sen wur­den, wären in den ver­füg­ba­ren Impf­stof­fen abge­deckt gewe­sen. Vie­le Krank­heits- und ver­mut­lich auch Todes­fäl­le hät­ten also mög­li­cher­wei­se ver­mie­den wer­den kön­nen.

Durch­imp­fungs­ra­ten erhö­hen
Gegen Pneu­mo­kok­ken geimpft sind nach eige­nen Anga­ben jedoch nur 15 Pro­zent der Öster­rei­cher. Von den 50- bis 69-jäh­ri­gen sind es sogar nur 12 Pro­zent, 14 Pro­zent bei jenen mit chro­ni­schen Grund­er­kran­kun­gen wie COPD, Asth­ma, Herz­lei­den oder Dia­be­tes. Dabei wären das genau jene Grup­pen, die eine Imp­fung lauft Öster­rei­chi­schem Impf­plan ganz beson­ders benö­ti­gen wür­den.

Immer mehr Zuschüs­se von Kran­ken­kas­sen
Wie wich­tig die Pneu­mo­kok­ken-Imp­fung ist, zeigt auch die Tat­sa­che, dass immer mehr Kran­ken­kas­sen Zuschüs­se gewäh­ren. BVA, SVAGW, VAEB und diver­se ande­re Kran­ken­kas­sen über­neh­men bereits ab dem 50. Lebens­jahr einen Teil der Impf­kos­ten. „Für jeden ein­zel­nen, aber auch für das Gesund­heits­sys­tem ins­ge­samt ist es sinn­voll, nicht erst dann anzu­set­zen, wenn jemand bereits erkrankt ist, son­dern schon viel frü­her: In der Prä­ven­ti­on. Ist jemand schon chro­nisch krank, soll­te man dafür sor­gen, dass kei­ne erschwe­ren­den Fak­to­ren wie Infek­tio­nen dazu kom­men. Vie­le Kran­ken­kas­sen leis­ten daher einen Zuschuss zu den (Pneumokokken-)Impfkosten“, erläu­tert Mag. pharm. Dr. Ger­hard Kobin­ger, Prä­si­di­ums­mit­glied der Öster­rei­chi­schen Apo­the­ker­kam­mer. „Zusätz­lich läuft seit Anfang Okto­ber eine Pneu­mo­kok­ken-Impf­ak­ti­on in Öster­reichs Apo­the­ken. Die Impf­stof­fe wer­den bis 31. März 2020 ver­güns­tigt ange­bo­ten. Mit der Impf­ak­ti­on und den Impf­zu­schüs­sen sol­len spe­zi­ell Per­so­nen ab 50 Jah­ren moti­viert wer­den, sich gegen Pneu­mo­kok­ken imp­fen zu las­sen. Die Zuschüs­se wer­den direkt in der Apo­the­ke abge­zo­gen, sodass sich die Impf­wil­li­gen um nichts küm­mern müs­sen“, so Kobin­ger.

Impf­pass-Check in den Apo­the­ken bis 19. Okto­ber
Wer nicht weiß, ob für ihn oder sie eine Pneu­mo­kok­ken-Imp­fung laut Öster­rei­chi­schem Impf­plan emp­foh­len wird bzw. ob er oder sie dage­gen bereits dage­gen geimpft wur­de, kann dies noch bis 19. Okto­ber im Rah­men des Impf­pass-Checks in allen öster­rei­chi­schen Apo­the­ken über­prü­fen las­sen. Die­se Akti­on der Öster­rei­chi­schen Apo­the­ker­kam­mer, des Öster­rei­chi­schen Apo­the­ker­ver­ban­des und des Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler gilt auch für alle ande­ren Imp­fun­gen. Natür­lich kön­nen inter­es­sier­te Per­so­nen auch nach der Akti­on ihre Impf­päs­se in der Apo­the­ke über­prü­fen und sich infor­mie­ren las­sen. Zu die­sen The­men bera­ten auch selbst­ver­ständ­lich ger­ne alle Haus­ärz­te ihre Pati­en­ten.

Refe­ren­zen:
AGES, Pneu­mo­kok­ken-Jah­res­be­richt 2018
Bruns AH, et al. Cau­se-spe­ci­fic long-term mor­ta­li­ty rates in pati­ents reco­ver­ed from com­mu­ni­ty-acqui­red pneu­mo­nia as com­pared with the gene­ral Dutch popu­la­ti­on. Clin Micro­bi­ol Infect 2011; 17: 763–768
Davy­dow, D.S., et. al., Func­tion­al Disa­bi­li­ty, Cogni­ti­ve Impair­ment, and Depres­si­on After Hos­pi­ta­liza­ti­on for Pneu­mo­nia. The Ame­ri­can Jour­nal of Medi­ci­ne 2013; 126 (7): 615–624.e5

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