Pres­se­mit­tei­lung vom 25.04.2019

Impfen hilft dem Gesundheitssystem

Ein in Impfungen investierter Euro erspart der Gesellschaft bis zu 27 Euro

Wien, 25. April 2019. Nun ist auch für Öster­reich belegt, was Daten aus ande­ren Län­dern schon län­ger ver­mu­ten las­sen: Imp­fen erspart nicht nur den Betrof­fe­nen viel Leid, son­dern auch dem Gesund­heits­sys­tem und der Gesell­schaft viel Geld. Das zeigt eine vom Öster­rei­chi­schen Ver­band der Impf­stoff­her­stel­ler (ÖIVH) in Auf­trag gege­be­ne Ana­ly­se, in der die öko­no­mi­schen Aus­wir­kun­gen der Influenza‑, HPV- und Pneu­mo­kok­ken­imp­fung eva­lu­iert wur­den. Fazit: Bereits eine Stei­ge­rung der Durch­imp­fungs­ra­ten bei allen drei Imp­fun­gen um nur fünf Pro­zent ver­hin­dert pro Krank­heit hun­der­te bis tau­sen­de Krank­heits­fäl­le im Jahr. Gemein­sam mit den Inhal­ten der kürz­lich ver­öf­fent­lich­ten Daten zur Impf­ein­stel­lung der Bevöl­ke­rung unter­streicht die­se Eva­lu­ie­rung die Not­wen­dig­keit und Dring­lich­keit der Maß­nah­men, die der ÖVIH letz­te Woche im Rah­men sei­nes Natio­na­len Akti­ons­plans vor­ge­stellt hat.

Influ­en­za: Hun­dert­tau­sen­de Krank­heits­fäl­le könn­ten ver­hin­dert wer­den
Beson­ders häu­fig über die Sinn­haf­tig­keit dis­ku­tiert wird bei der Influ­en­za-Imp­fung. Gera­de hier zeigt sich aber, dass durch eine Erhö­hung der Durch­imp­fungs­ra­te ganz beson­ders vie­le Krank­heits­fäl­le und Kos­ten ver­hin­dert wer­den könn­ten. Denn: Jedes Jahr erkran­ken 720.000 Per­so­nen an Influ­en­za, von denen 76.900 Kom­pli­ka­tio­nen erlei­den. Im Mit­tel ver­ster­ben jähr­lich 2.500 Men­schen an den Fol­gen der Erkran­kung. Das bedeu­tet auch, dass dem Gesund­heits­we­sen 41 Mil­lio­nen Euro an Kos­ten ent­ste­hen und die Wirt­schaft 496 Mil­lio­nen Euro durch Kran­ken­stän­de ver­liert. Die Influ­en­za-Imp­fung wird den­noch von der Bevöl­ke­rung schlecht ange­nom­men. Die Durch­imp­fungs­ra­te liegt in Öster­reich nach wie vor im ein­stel­li­gen Bereich. Die Kos­ten von rund 20 Euro für den Impf­stoff wer­den, abzüg­lich diver­ser Zuschüs­se von den unter­schied­li­chen Kran­ken­kas­sen, von der Bevöl­ke­rung selbst getra­gen. Doch die­se pro­fi­tiert auch davon: Jeder pri­va­te in die Imp­fung inves­tier­te Euro erspart dem Gesund­heits­we­sen drei Euro und der Gesell­schaft – auf­grund von gerin­ge­ren Arbeits­aus­fäl­len mit allen Fol­ge­kos­ten — sogar 27 Euro. Ange­sichts des ein­deu­ti­gen finan­zi­el­len Bene­fits wäre eine Kos­ten­über­nah­me durch die öffent­li­che Hand aus Sicht des ÖVIH aber durch­aus anzu­den­ken.

„Ganz klar wird der Nut­zen der Imp­fung, wenn man errech­net, was höhe­re Durch­imp­fungs­ra­ten bewir­ken könn­ten“, erläu­tert Dr. Eve­lyn Wal­ter vom Insti­tut für Phar­ma­öko­no­mi­sche For­schung (IPF) und Autorin der Ana­ly­se. „Wür­de die Durch­imp­fungs­ra­te um nur fünf Pro­zent stei­gen, könn­ten jähr­lich 31.240 wei­te­re Erkran­kungs­fäl­le ver­hin­dert wer­den. Bei einer Durch­imp­fungs­ra­te von 20 Pro­zent könn­ten pro Jahr ins­ge­samt mehr als 150.000 Fäl­le abge­wen­det wer­den, bei 50 Pro­zent sogar etwa 380.000 Fäl­le. Auch die Anzahl der Arbeits­aus­fäl­le wür­de sich bei einer 50-pro­zen­ti­gen Durch­imp­fungs­ra­te um das Vier- bis Fünf­fa­che redu­zie­ren.“

HPV: Die unter­schätz­te Imp­fung
Mit Imp­fun­gen ver­hin­dern könn­te man auch vie­le Infek­tio­nen mit dem Huma­nen Papil­lo­ma-Virus (HPV). Die­se kom­men häu­fi­ger vor als man­che den­ken: Bis zu 25 Pro­zent aller Frau­en unter 30 Jah­ren infi­zie­ren sich mit dem Virus, bei den über 30-jäh­ri­gen Frau­en sind es noch acht Pro­zent. Geni­tal­war­zen, aber auch diver­se Krebs­ar­ten von Gebär­mut­ter­hals­krebs bis zu Kopf- und Hals­tu­mo­ren sind mög­li­che Fol­ge­er­schei­nun­gen. Auch Män­ner kön­nen sich infi­zie­ren und zum Bei­spiel ein Penis­kar­zi­nom ent­wi­ckeln. Jähr­lich wer­den 83.790 Krank­heits­fäl­le, davon 19.420 Kar­zi­no­me, auf­grund einer HPV Infek­ti­on fest­ge­stellt. 270 Per­so­nen ver­ster­ben dar­an. Der­zeit wird die Imp­fung allen neun- bis elf­jäh­ri­gen Kin­dern gra­tis ange­bo­ten, bis zum 15. Lebens­jahr kann zu einem ver­güns­tig­ten Preis nach­ge­impft wer­den. „Auch in die­sem Fall nüt­zen die pri­va­ten Auf­wen­dun­gen für die Imp­fun­gen nicht nur den ein­zel­nen Per­so­nen, son­dern auch der Gesell­schaft“, erläu­tert Wal­ter. „Ein für die HPV-Imp­fung aus­ge­ge­be­ner Euro erspart dem Gesund­heits­we­sen zwei Euro und der Gesell­schaft 10 Euro. Wür­de die Durch­imp­fungs­ra­te um fünf Pro­zent gestei­gert, könn­ten über einen Zeit­raum von fünf Jah­ren 950 Krank­heits­fäl­le ver­hin­dert wer­den.“

Gefähr­li­che Pneu­mo­kok­ken
Eben­falls häu­fig unter­schätzt wer­den Infek­tio­nen mit Pneu­mo­kok­ken. Etwa 32.000 Men­schen in Öster­reich erkran­ken jähr­lich dar­an, etwa zwei Pro­zent davon ent­wi­ckeln eine inva­si­ve Pneu­mo­kok­ken-Infek­ti­on (IPD). 835 Per­so­nen ster­ben. Ein gro­ßer Teil der auf­tre­ten­den Virus-Sub­ty­pen könn­te durch die ver­füg­ba­ren Imp­fun­gen abge­deckt wer­den. Laut Öster­rei­chi­schem Impf­plan soll­ten sich des­halb 4,5 Mil­lio­nen erwach­se­ne Öster­rei­cher gegen Pneu­mo­kok­ken imp­fen las­sen: Das sind alle Per­so­nen über 50 sowie Men­schen mit erhöh­tem Risi­ko auf­grund chro­ni­scher Erkran­kun­gen. Die Kos­ten der Imp­fung müss­ten nach aktu­el­lem Stand aller­dings von den Pati­en­ten selbst über­nom­men wer­den. Die­se leis­ten der­zeit pri­va­te Zah­lun­gen in Höhe von jähr­lich 2,6 (2019) bis 2,7 Mil­lio­nen Euro. Nur ein Bruch­teil jener, die sich imp­fen las­sen soll­ten, (der­zeit geschätz­te sechs Pro­zent) dürf­ten aller­dings auch tat­säch­lich geimpft sein. „Das führt dazu, dass jähr­lich 27 Mil­lio­nen Euro für die Behand­lung von Pneu­mo­kok­ken-Erkran­kun­gen auf­ge­wen­det wer­den müs­sen. Durch die ent­ste­hen­den Kran­ken­stän­de ver­liert die Wirt­schaft außer­dem rund 10 Mil­lio­nen Euro“, erläu­tert die Exper­tin. „Wür­de die Durch­imp­fungs­ra­te in der gefähr­de­ten Per­so­nen­grup­pe auf 20 Pro­zent stei­gen, könn­ten jähr­lich etwa 3.670 Pneu­mo­nien (Lun­gen­ent­zün­dun­gen), davon 27 IPD-Fäl­le, ver­mie­den sowie 152 Todes­fäl­le ver­hin­dert wer­den.“

Fazit
Für die Gesund­heits­öko­no­min ist klar: „Dass Imp­fun­gen den Men­schen viel Leid erspa­ren kön­nen, ist aus Stu­di­en hin­läng­lich bekannt. Jetzt kön­nen wir aber erst­mals für Öster­reich zei­gen, dass bereits gerin­ge Stei­ge­run­gen der Durch­imp­fungs­ra­ten dazu füh­ren wür­den, dass vie­le Mil­lio­nen Euro ein­ge­spart wer­den könn­ten, die im Gesund­heits­sys­tem und in der Gesell­schaft an ande­rer Stel­le sinn­voll ein­ge­setzt wer­den könn­ten.“ Auf­grund der kla­ren öko­no­mi­schen Daten­la­ge zuguns­ten der Imp­fun­gen, plä­diert der ÖVIH dafür, über wei­te­re Kos­ten­über­nah­men von Imp­fun­gen über das Kin­der­impf­pro­gramm hin­aus nach­zu­den­ken.

Über die Stu­die
Für die Ana­ly­se wur­den die Kos­ten für die ana­ly­sier­ten Imp­fun­gen quan­ti­fi­ziert und ihre Aus­wir­kun­gen bezif­fert. Dies erfolg­te mit­hil­fe einer Bud­get-Impact Ana­ly­se (BIA), die die finan­zi­el­len Kon­se­quen­zen der Imp­fun­gen aus der Per­spek­ti­ve des öster­rei­chi­schen Gesund­heits­we­sens sowie der Gesell­schaft ermit­telt hat. Dabei wur­de immer eine „Welt mit Imp­fung“ mit einer „Welt ohne Imp­fung“ ver­gli­chen.

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