Pres­se­mit­tei­lung vom 25.04.2017

Impfen zahlt sich aus

Je höher die Durchimpfungsraten, desto mehr Geld spart sich der Steuerzahler

Wien, 25. April 2017 – Kaum eine medi­zi­ni­sche Maß­nah­me wird so kon­tro­vers dis­ku­tiert wie das Imp­fen. Und das, obwohl kein ande­res Mit­tel, abge­se­hen von sau­be­rem Was­ser, Infek­ti­ons­krank­hei­ten der­art erfolg­reich bekämpft hat. Impf­pro­gram­me haben aber noch wei­te­re Vor­tei­le: Neben der Ver­hin­de­rung von mensch­li­chem Leid und einem Bei­trag zu mehr sozia­ler Gerech­tig­keit – unter ande­rem durch die Stär­kung von Frau­en in Ent­wick­lungs­län­dern – hel­fen sie sogar dabei, dem Steu­er­zah­ler Geld zu spa­ren.

Fakt ist: Die staat­li­chen Aus­ga­ben für Imp­fun­gen sind alles ande­re als hoch. Im Schnitt geben die EU-Staa­ten weni­ger als drei Pro­zent aller Gesund­heits­aus­ga­ben für Prä­ven­ti­on aus.1 Eine Stu­die in sie­ben west­eu­ro­päi­schen Staa­ten zeigt, dass die Kos­ten für Impf­stof­fe nicht ein­mal 0,5 Pro­zent aller natio­na­len Gesund­heits­aus­ga­ben betra­gen.2 Die wis­sen­schaft­li­che Daten­la­ge belegt aber klar, dass Imp­fun­gen eine der kos­ten­güns­tigs­ten Inter­ven­tio­nen im Rah­men der öffent­li­chen Gesund­heit sind, die Ren­di­ten auf indi­vi­du­el­ler, wirt­schaft­li­cher und gesell­schaft­li­cher Ebe­ne erzie­len.

Imp­fun­gen spa­ren dem Steu­er­zah­ler Geld
Senio­ren ohne regel­mä­ßig über­prüf­ten auf­rech­ten Impf­schutz sind beson­ders anfäl­lig für Infek­ti­ons­krank­hei­ten, mit den ent­spre­chen­den Aus­wir­kun­gen auf Behand­lungs- und Spi­tals­kos­ten sowie die Mor­ta­li­tät. Auf­grund der demo­gra­fi­schen Situa­ti­on mit immer mehr älte­ren Men­schen stellt dies ein zuneh­men­des Kos­ten­pro­blem für die Gesell­schaft dar. In einer Fall­stu­die in den Nie­der­lan­den3 wur­den daher die finan­zi­el­len Aus­wir­kun­gen eines Impf­pro­gramms (Influ­en­za, Pneu­mo­kok­ken, Keuch­hus­ten, Her­pes Zos­ter, Diph­the­rie, Teta­nus) für Erwach­se­ne über 50 Jah­re ana­ly­siert. Die Ergeb­nis­se waren ein­deu­tig: In der Grup­pe der Men­schen, die 2012 50 Jah­re alt waren, könn­ten im Lau­fe ihres Lebens durch ent­spre­chen­de Imp­fun­gen über 34.000 Infek­ti­ons­krank­hei­ten, knapp 5.800 vor­zei­ti­ge Todes­fäl­le und 127.000 Kran­ken­stands­ta­ge ver­mie­den wer­den. Dazu kom­men 10,8 Mil­lio­nen Euro ein­ge­spar­te Aus­ga­ben für Gesund­heits- und Sozi­al­ver­si­che­rungs­aus­ga­ben. Als posi­ti­ve Fol­ge der Imp­fun­gen könn­ten auch 537 Mil­lio­nen Euro an Steu­er­ein­nah­men gene­riert wer­den, die es sonst nicht geben wür­de. Zusam­men­ge­fasst bedeu­tet das, dass jeder Euro, der in die Erwach­se­nen­imp­fung inves­tiert wird, etwa vier Euro an zukünf­ti­gen Ein­nah­men für die Regie­rung bedeu­ten wür­de. Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el, Prä­si­den­tin des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler unter­streicht: „Die Daten aus den Nie­der­lan­den sind mit Öster­reich durch­aus ver­gleich­bar und soll­ten eigent­lich ein Weck­ruf für unser Gesund­heits­sys­tem sein. Denn: Imp­fun­gen brin­gen nicht nur der indi­vi­du­el­len Gesund­heit etwas, son­dern auch der Volks­wirt­schaft und somit dem Steu­er­zah­ler.“

Durch­imp­fungs­ra­ten erhö­hen – Kos­ten sen­ken
Dass Imp­fen dem Steu­er­zah­ler Geld spart, zeigt auch eine EU-wei­te Stu­die zur Influ­en­za-Imp­fung aus dem Jahr 2014:4 Von den 180 Mil­lio­nen Euro­pä­ern, für die eine Influ­en­za-Imp­fung emp­foh­len wird, sind nur etwa 80 Mil­lio­nen auch tat­säch­lich geimpft. In der geimpf­ten Grup­pe wer­den jähr­lich min­des­tens 1,6 Mil­lio­nen Krank­heits­fäl­le, 45.000 Hos­pi­ta­li­sie­run­gen, 25.000 Todes­fäl­le und 715.000 Kran­ken­stands­ta­ge ver­mie­den. Eben­so Kos­ten in der Höhe von knapp 250 Mil­lio­nen Euro. Wür­de die emp­foh­le­ne Durch­imp­fungs­ra­te von 75 Pro­zent in den gefähr­de­ten Bevöl­ke­rungs­grup­pen tat­säch­lich erreicht, könn­ten die mit Influ­en­za im Zusam­men­hang ste­hen­den gesund­heit­li­chen Fol­gen um zusätz­li­che 1,6 Mil­lio­nen Fäl­le redu­ziert wer­den, wei­te­re 24.000 Hos­pi­ta­li­sie­run­gen wären nicht not­wen­dig und 10.000 Todes­fäl­le könn­ten dar­über hin­aus ver­mie­den wer­den, eben­so 680.000 Arzt­be­su­che und knapp 900.000 ver­lo­re­ne Arbeits­ta­ge. Ins­ge­samt könn­ten durch Errei­chung der emp­foh­le­nen Durch­imp­fungs­ra­te in den Ziel­grup­pen etwa 190 Mil­lio­nen Euro an zusätz­li­chen jähr­li­chen Kos­ten gespart wer­den. Öster­reich ist von den 75 Pro­zent übri­gens mei­len­weit ent­fernt. Einer aktu­el­len Befra­gung aus dem Jahr 2016 zufol­ge sind in Öster­reich nur 14 Pro­zent der über 60-Jäh­ri­gen gegen Influ­en­za geimpft.5 „Sogar wenn eine Imp­fung wie die Influ­en­za-Imp­fung kei­ne 100-pro­zen­ti­ge Schutz­wir­kung hat, aber zumin­dest schwe­re Krank­heits­fäl­le ver­hin­dern kann, zei­gen die­se Zah­len ein­deu­tig, dass es nicht nur aus indi­vi­du­el­ler, son­dern auch aus volks­wirt­schaft­li­cher Sicht Sinn macht, mehr in Impf­auf­klä­rung zu inves­tie­ren. Es ist ganz wich­tig, mehr Men­schen zu moti­vie­ren, sich auch tat­säch­lich imp­fen zu las­sen“, so Gal­lo-Dani­el dazu.

Masern – eine Kin­der­krank­heit, die kos­tet
Auch wenn Infek­ti­ons­krank­hei­ten bei älte­ren Erwach­se­nen beson­ders gefähr­lich und kos­ten­ver­ur­sa­chend sind, sind auch Kin­der­krank­hei­ten nicht immer harm­los, weder gesund­heit­lich, noch finan­zi­ell. Eine deut­sche Stu­die aus dem Jahr 2009 zeigt, dass die durch­schnitt­li­chen Kos­ten einer Masern­er­kran­kung bereits damals 520 Euro betru­gen.6 Dazu kom­men im Fall des Fal­les auch die Kos­ten für Arbeits­aus­fäl­le der Eltern. Schon bei einem unkom­pli­zier­ten Masern­fall kön­nen Müt­ter oder Väter erkrank­ter Kin­der an einem bis meh­re­ren Tagen nicht arbei­ten (acht bis 24 Stun­den Arbeits­aus­fall), wie eine wei­te­re Stu­die zeigt.7 Inter­es­sant ist auch ein ande­rer Kos­ten­ver­gleich: Infol­ge eines Masern­aus­bruchs in Ita­li­en (2002–2003) muss­ten mehr als 5.100 Men­schen (zwei Drit­tel davon Kin­der) im Spi­tal behan­delt wer­den. Es ent­stan­den direk­te Kos­ten von 17,6 bis 22 Mil­lio­nen Euro (40 bis 50 Pro­zent davon ent­fie­len auf die Spi­tals­be­hand­lun­gen). Mit die­sem Geld hät­te man 1,5 bis 1,9 Mil­lio­nen Kin­der mit einer Dosis MMR (Masern, Mumps, Röteln) imp­fen kön­nen, was zusätz­lich vie­le Fäl­le von Mumps und Röteln ver­mie­den hät­te.8 In Öster­reich hat man die Kos­ten­vor­tei­le einer Masern-Imp­fung übri­gens bereits in den 1970er-Jah­ren berech­net: Das jähr­li­che Imp­fen von 100.000 ein­jäh­ri­gen Kin­dern könn­te inner­halb von zwölf Jah­ren 528 Mil­lio­nen Schil­ling ein­spa­ren (die Abwe­sen­heit von Eltern am Arbeits­platz mit­ge­rech­net), so die Stu­di­en­au­toren damals.9

Rück­fra­ge­hin­weis:
Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
Fine Facts Health Com­mu­ni­ca­ti­on
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mueller-carstanjen@finefacts.at

Kon­takt ÖVIH:
Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el
Prä­si­den­tin des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler
Mobil: +43 664 544 62 90
r.gallo-daniel@web.oevih.at
www.oevih.at

1 WHO Report 2014 on The case for investing in Public Health, https://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0009/278073/Case-Investing-Public-Health.pdf
2 Olivier Ethgen, Florence Baron‐Papillon, Murielle Conier (2016): How much money is spent on vaccines across Western European countries?, Human Vaccines & Immunotherapies.
3 SAATI (2013), Adult Vaccination: A Key Component of Healthy Ageing – The benefits of life‐course immunisation in Europe. https://www.ifa-fiv.org/wp-content/uploads/2015/09/SAATI-Report-2013.pdf
4 Préud et al. (2014), Annual public health and economic benefits of seasonal influenza vaccination: a European estimate, BMC Public Health 2014. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25103091
5 Data on file Sanofi Pasteur, Integral Marktforschung 2015/16
6 Wichmann O et al. Further efforts needed to achieve measles elimination in Germany: results of an outbreak investigation. Bulletin of the World Health Organization, 2009, 87:108–115.
7 Carabin H et al. The average cost of measles cases and adverse events following vaccination in industrialised countries. BMC Public Health, 2002, 2:22.
8 Filia A et al., Health burden and economic impact of measles‐related hospitalizations in Italy in 2002–2003, BMC Public Health 20077:169
9 Wiedermann G, Ambrosch F (1979) Costs and benefits of measles and mumps immunization in Austria. Bull World Health Organ 57:625–629