Pres­se­mit­tei­lung vom 18.04.2019

Impfstoffhersteller fordern Nationalen Aktionsplan

7‑Punkte-Plan zur Erhöhung der Durchimpfungsraten

Wien, 18. April 2019 – Bewusst­seins­bil­dung für das Imp­fen auf höchs­ter Ebe­ne: Das macht die WHO im Rah­men der World Immu­niza­ti­on Week all­jähr­lich in der letz­ten April­wo­che. So auch die­ses Jahr, und zwar aus gutem Grund: Denn je höher die Durch­imp­fungs­ra­ten, des­to mehr schwe­re, aber eigent­lich impf­prä­ven­ta­ble Erkran­kun­gen und Todes­fäl­le könn­ten ver­mie­den wer­den. In Öster­reich gibt es brei­te Impf­emp­feh­lun­gen, ein gut eta­blier­tes Kin­der­impf­kon­zept, aber lei­der kei­ne Kos­ten­über­nah­me für wich­ti­ge Imp­fun­gen im Erwach­se­nen­be­reich. Somit sind die Durch­imp­fungs­ra­ten bei vie­len Imp­fun­gen zu nied­rig. Aus Sicht der impf­stoff­her­stel­len­den Indus­trie sind die Ursa­chen dafür viel­fäl­tig. Auch für Not­fäl­le (z.B. wie bei Masern­aus­brü­chen) ist das Gesund­heits­sys­tem nicht opti­mal gerüs­tet. Der Öster­rei­chi­sche Ver­band der Impf­stoff­her­stel­ler (ÖVIH) legt daher nun ein 7‑Punk­te-Papier vor, das die Poli­tik auf­for­dert, gemein­sam mit allen betei­lig­ten Insti­tu­tio­nen inklu­si­ve Ein­bin­dung der Her­stel­ler die­se Män­gel zu behe­ben und das öster­rei­chi­sche Impf­we­sen zum Woh­le der Bevöl­ke­rung zu opti­mie­ren.

Ein Zurück­keh­ren der Masern, jähr­lich im Schnitt mehr als 1.000 Grip­pe­to­te und wie­der stei­gen­de FSME-Fall­zah­len – das ist die aktu­el­le Situa­ti­on in Öster­reich. Gegen alle drei Erkran­kun­gen sowie gegen vie­le wei­te­re gibt es Impf­stof­fe. Sie müss­ten nur in noch höhe­rem Maße ein­ge­setzt wer­den, um die Situa­ti­on zu ver­bes­sern. Mitt­ler­wei­le for­dern vie­le wich­ti­ge Play­er im Gesund­heits­be­reich, z.B. die öster­rei­chi­sche Ärz­te­kam­mer, das Öster­rei­chi­sche Heb­am­men­gre­mi­um und die Öster­rei­chi­sche Krebs­hil­fe, Maß­nah­men zur Erhö­hung der Durch­imp­fungs­ra­ten und auch eine Impf­pflicht für das Gesund­heits­per­so­nal. Anläss­lich der bevor­ste­hen­den World Immu­niza­ti­on Week (24.–30.4.) zeigt der ÖVIH mit sei­nem Natio­na­len Akti­ons­plan Imp­fen auf, was aus sei­ner Sicht dafür not­wen­dig ist:

  1. Defi­ni­ti­on von gesund­heits­po­li­ti­schen Zie­len und Moni­to­ring
    Der ers­te Schritt aus Sicht des ÖVIH sind genau defi­nier­te Zie­le hin­sicht­lich der Durch­imp­fungs­ra­ten zu allen im Öster­rei­chi­schen Impf­plan vor­ge­se­he­nen Imp­fun­gen. Dar­auf auf­bau­end müss­ten die tat­säch­li­chen Durch­imp­fungs­ra­ten jetzt und in regel­mä­ßi­gen Abstän­den erho­ben wer­den, um fest­zu­stel­len, wo noch Hand­lungs­be­darf besteht. „Momen­tan gibt es nur Schät­zun­gen der Her­stel­ler basie­rend auf abge­ge­be­nen Impf­stoff­do­sen bzw. Markt­for­schun­gen. Sinn­voll wäre es aber, die Durch­imp­fungs­ra­ten tat­säch­lich öster­reich­weit zu erfas­sen, z.B. mit­hil­fe des geplan­ten elek­tro­ni­schen Impf­pas­ses bzw. bis zur Ein­füh­rung mit Mei­nungs­for­schung oder ande­ren Metho­den“, erläu­tert Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el, Prä­si­den­tin des ÖVIH.
  2. Regel­mä­ßi­ge Erhe­bung der Impf-Ein­stel­lun­gen der Bevöl­ke­rung
    Um sinn­vol­le Maß­nah­men set­zen zu kön­nen, muss man auch die Ein­stel­lung der Öster­rei­che­rIn­nen zu den ein­zel­nen Imp­fun­gen ken­nen. Der ÖVIH for­dert dazu daher regel­mä­ßi­ge Erhe­bun­gen von öffent­li­cher Sei­te. „Als Indus­trie haben wir bereits einen ers­ten Schritt gesetzt und zu meh­re­ren Imp­fun­gen Daten erhe­ben las­sen, die wir im Rah­men der World Immu­niza­ti­on Week ver­öf­fent­li­chen wer­den. Zukünf­tig muss dies aber von der öffent­li­chen Hand gemacht wer­den“, so Gal­lo-Dani­el.
  3. Elek­tro­ni­scher Impf­pass für alle Alters­grup­pen
    Der elek­tro­ni­sche Impf­pass ist ja bereits geplant und wird auch erheb­li­che Ver­bes­se­run­gen für das Impf­we­sen brin­gen. Aus Per­spek­ti­ve des ÖVIH ist wich­tig, dass alle Alters­grup­pen und alle Impf­da­ten damit zen­tral erfasst wer­den, ein­zel­ne Sub­grup­pen aber auch anony­mi­siert aus­wert­bar sind. Der elek­tro­ni­sche Impf­pass soll­te außer­dem eine Erleich­te­rung für die Ärz­tin bzw. den Arzt brin­gen, was per­so­na­li­sier­te Impf­emp­feh­lun­gen betrifft.
  4. Stra­te­gi­sche Bedarfs­pla­nung
    Da die Pro­duk­ti­on von Impf­stof­fen sehr kom­plex ist, kann sie bis zu zwei Jah­re lang dau­ern. Gal­lo-Dani­el: „Das bedeu­tet in der Pra­xis, dass die Her­stel­ler früh­zei­tig über den not­wen­di­gen Bedarf infor­miert und in die Impf­stra­te­gien der gesund­heits­po­li­ti­schen Ent­schei­dungs­trä­ger ein­ge­bun­den wer­den müs­sen. Eine regel­mä­ßi­ge und recht­zei­ti­ge Abstim­mung zwi­schen Poli­tik und Indus­trie ist unbe­dingt erfor­der­lich.“
  5. Beschaf­fungs­sys­tem opti­mie­ren
    Momen­tan exis­tiert in Öster­reich ein zwei­ge­teil­tes Beschaf­fungs­sys­tem: Die Impf­stof­fe für das Kin­der­impf­kon­zept wer­den via Aus­schrei­bung nach dem Bil­ligst­bie­ter­prin­zip ein­ge­kauft, es kommt nur ein Anbie­ter zum Zug. Sol­che Aus­schrei­bun­gen unter­gra­ben Inno­va­tio­nen und gefähr­den die Ver­sor­gungs­si­cher­heit. Für die Erwach­se­nen­impf­stof­fe gibt es auf der ande­ren Sei­te gar kei­ne defi­nier­ten Bedarfs­men­gen, da sie nicht von der öffent­li­chen Hand finan­ziert wer­den. „Sinn­voll wäre, wenn bei­de Berei­che zwi­schen Her­stel­lern und Indus­trie koor­di­niert wür­den und es so recht­zei­tig defi­nier­te Impf­stoff­men­gen gäbe, die auch ver­pflich­tet abge­nom­men wer­den“, erläu­tert die ÖVIH-Vize-Prä­si­den­tin Mag.a Sig­rid Has­lin­ger.
  6. Auf­klä­rungs­kam­pa­gnen unter­stützt durch die öffent­li­che Hand
    Damit sich die Bür­ge­rIn­nen ihre eige­ne Mei­nung zum The­ma Imp­fen bil­den und fun­dier­te Ent­schei­dun­gen tref­fen kön­nen, benö­ti­gen sie eine ent­spre­chend seriö­se Infor­ma­ti­on aus unab­hän­gi­ger Quel­le. „Die­se kann nur von der öffent­li­chen Hand gemein­sam mit Ärz­tIn­nen und Apo­the­ke­rIn­nen kom­men“, zeigt sich Mag. Bern­hard Pra­ger, Gene­ral­se­kre­tär, über­zeugt. „Sol­che Kam­pa­gnen müs­sen heut­zu­ta­ge über vie­le Kanä­le durch­ge­führt wer­den, sowohl online als auch ana­log.“
  7. Har­mo­ni­sie­run­gen und Ver­ein­fa­chun­gen der euro­päi­schen Kenn­zeich­nungs­ver­ord­nun­gen
    Für die Impf­stoff­her­stel­ler über­haupt nicht mehr zeit­ge­mäß sind die euro­päi­schen Pro­dukt- und Ver­pa­ckungs­vor­schrif­ten, die einen raschen Aus­tausch von Impf­stof­fen inner­halb der EU im Fal­le einer Kri­se unmög­lich machen. Gal­lo-Dani­el: „Ein­zel­ne natio­na­le Bestim­mun­gen sind hier hin­der­lich, wir brau­chen ein­heit­li­che Rege­lun­gen auf euro­päi­scher Ebe­ne.“

Der ÖVIH ist über­zeugt, dass durch die­se Maß­nah­men sowohl mensch­li­ches Leid ver­hin­dert als auch Kos­ten im öster­rei­chi­schen Gesund­heits­sys­tem gespart wer­den kön­nen. Ein Dia­log mit sämt­li­chen Stake­hol­dern des Gesund­heits­be­rei­ches ist geplant, der ÖVIH setzt auf enge Zusam­men­ar­beit mit allen Betei­lig­ten.

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Rück­fra­ge­hin­weis:
Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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Kon­takt ÖVIH:
Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el
Prä­si­den­tin des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler
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