Impfstoffherstellung ist keine Patentfrage

Technologietransfer findet bereits statt – Aufhebung des Patentschutzes eher nicht zielführend

Wien, 6. Mai 2021. COVID-19-Impf­stof­fe sind aktu­ell ein knap­pes Gut. Täg­lich kom­men jedoch Mil­lio­nen Impf­stof­fe welt­weit in die Aus­lie­fe­rung. Als Impf­stoff­her­stel­ler tun wir unser Mög­lichs­tes, den Pro­duk­ti­ons­pro­zess zu beschleu­ni­gen. Die Pro­duk­ti­on von Impf­stof­fen ist aller­dings ein äußert kom­ple­xer Pro­zess, zu dem wesent­lich mehr gehört als das Patent auf den jewei­li­gen Impf­stoff. Gera­de bei COVID-19-Impf­stof­fen gibt es bereits Tech­no­lo­gie­trans­fers, das Aus­set­zen von Paten­ten kann den aktu­el­len Man­gel an COVID-19-Impf­stof­fen nicht lösen, lang­fris­tig aber der For­schung scha­den.

Impf­stoff für die gan­ze Welt­be­völ­ke­rung zeit­gleich her­zu­stel­len, ist eine enor­me Auf­ga­be. In Rekord­zeit stel­len die Her­stel­ler Mil­li­ar­den Dosen Impf­stoff zur Ver­fü­gung. Die Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tä­ten wer­den maxi­miert. Wäh­rend vor COVID-19 welt­weit ins­ge­samt fünf Mil­li­ar­den Dosen Impf­stof­fe her­ge­stellt wur­den, wird 2021 allein die Pro­duk­ti­on von COVID-19-Impf­stof­fen fast 10 Mil­li­ar­den Dosen betra­gen.

„Die größ­ten Her­aus­for­de­run­gen für die welt­wei­te Impf­stoff­pro­duk­ti­on und ‑ver­tei­lung sind der zeit­glei­che welt­wei­te Bedarf gepaart mit Han­dels­be­schrän­kun­gen, Fla­schen­häl­sen in den Lie­fer­ket­ten und knap­pe Roh­ma­te­ria­li­en. Nicht die Paten­te“, erläu­tert Renée Gal­lo-Dani­el, Prä­si­den­tin des öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler (ÖVIH).

Fach­wis­sen und Netz­werk erfor­der­lich

Die Pro­duk­ti­on von Impf­stof­fen ist kom­plex. Sie erfor­dert enor­mes Fach­wis­sen in der Her­stel­lung, moderns­te Tech­no­lo­gien und vor allem hoch­qua­li­fi­zier­tes Per­so­nal. Sie ist abhän­gig von einem kom­ple­xen glo­ba­len Netz­werk an Lie­fe­ran­ten und Roh­stof­fen.

Tech­no­lo­gie­trans­fer fin­det bereits statt

„Als Impf­stoff­her­stel­ler tun wir alles, um die Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tä­ten noch wei­ter aus­zu­bau­en“, so Gal­lo-Dani­el. Dazu fän­den seit einem Jahr Tech­no­lo­gie­trans­fers und bei­spiel­lo­se Koope­ra­tio­nen statt. Zu den Part­nern gehör­ten bereits jetzt inno­va­ti­ve bio­me­di­zi­ni­sche Unter­neh­men in Indus­trie­län­dern, Unter­neh­men aus dem Vac­ci­ne Manu­fac­tu­ring Net­work (DCVMN) der Ent­wick­lungs­län­der und meh­re­re Auf­trags­fer­ti­gungs­un­ter­neh­men.

„Die Patent­rech­te auf die jewei­li­gen Impf­stof­fe beein­träch­ti­gen die­se Tech­no­lo­gie­trans­fers nicht. Allein 2020 wur­den für die COVID-19-Impf­stof­fe 275 Her­stel­lungs- und Pro­duk­ti­ons­ab­kom­men geschlos­sen, von denen der über­wie­gen­de Teil einen Lizenz- bezie­hungs­wei­se Tech­no­lo­gie­trans­fer beinhal­tet hat“, ergänzt Chris­toph Jandl, Gene­ral­se­kre­tär des ÖVIH.

Aus­set­zen des Patent­schut­zes hilft nicht, Eng­päs­se zu über­win­den

Das Aus­set­zen des Schut­zes des geis­ti­gen Eigen­tums wür­de weder die Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tä­ten erhö­hen noch den Zugang zu Impf­stof­fen erwei­tern, erklärt Jandl. Ande­re Unter­neh­men erhiel­ten damit zwar die Blau­pau­se für den Impf­stoff, jedoch nicht die im frei­wil­li­gen Tech­no­lo­gie­trans­fer ent­hal­te­ne Zusam­men­ar­beit, den Know-how-Trans­fer, den Aus­tausch von Fach­wis­sen und die Aus­bil­dung von Fach­kräf­ten.

„Die Auf­he­bung des Patent­schut­zes ist nicht nur unnö­tig, sie kann sogar den lau­fen­den Tech­no­lo­gie­trans­fer beein­träch­ti­gen und zukünf­ti­ge medi­zi­ni­sche Inno­va­tio­nen gefähr­den. Das betrifft auch die schnel­le Reak­ti­on auf zukünf­ti­ge Pan­de­mie“, fasst Gal­lo-Dani­el zusam­men.

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