Impfungen als wichtige Vorbeugung für COPD- und Asthma-Patienten

Impfungen gegen Pneumokokken und Influenza können Infektionsrisiko und Fortschreiten der Grunderkrankung verringern

Wien, 30. Okto­ber 2019. Der Auf­wand wäre über­schau­bar. Nur ganz weni­ge Imp­fun­gen wären not­wen­dig, damit COPD- und Asth­ma-Pati­en­ten ihr Infek­ti­ons­ri­si­ko für zwei fol­gen­schwe­re Erkran­kun­gen – näm­lich Pneu­mo­kok­ken-Lun­gen­ent­zün­dun­gen und Influ­en­za-Infek­tio­nen — erheb­lich sen­ken könn­ten. Gleich­zei­tig wür­den sie eine mög­li­che Ver­schlech­te­rung ihrer Lun­gen­er­kran­kung hint­an­hal­ten. Mehr als eine Mil­li­on Men­schen in Öster­reich fal­len in die­se Risi­ko­grup­pe. Vie­le von ihnen sind den­noch nicht geimpft, trotz Kos­ten­zu­schüs­sen von den Kran­ken­kas­sen und Emp­feh­lun­gen von Exper­ten.

Eine Pneu­mo­kok­ken-Lun­gen­ent­zün­dung kann töd­lich sein
Die Zah­len spre­chen für sich: Euro­pa­weit ver­ur­sa­chen 23 Mil­lio­nen Men­schen mit mode­ra­ter bis schwe­rer COPD 1,1 Mil­lio­nen Hos­pi­ta­li­sie­run­gen und 150.000 Erkrank­te ster­ben pro Jahr dar­an. COPD und Infek­tio­nen der unte­ren Atem­we­ge sind die dritt- und viert­häu­figs­ten Todes­ur­sa­chen welt­weit. Mehr als die Hälf­te der Todes­fäl­le (etwa 55 Pro­zent) im Zusam­men­hang mit Infek­tio­nen der unte­ren Atem­we­ge sind auf Pneu­mo­kok­ken-Lun­gen­ent­zün­dun­gen zurück­zu­füh­ren. Lun­gen­ent­zün­dun­gen sind außer­dem der häu­figs­te Grund für Kran­ken­haus­auf­ent­hal­te und die zweit­häu­figs­te Todes­ur­sa­che bei Atem­wegs­er­kran­kun­gen.

Erhöh­tes Infek­ti­ons­ri­si­ko für Pati­en­ten mit chro­ni­schen Lun­gen­er­kran­kun­gen
COPD / Asth­ma und Lun­gen­ent­zün­dun­gen sind also bereits für sich genom­men schwe­re Erkran­kun­gen, die im Ernst­fall töd­lich ver­lau­fen kön­nen. Beson­ders schlimm ist, wenn sie zusam­men­tref­fen. „Und das ist lei­der häu­fig der Fall, da die Wahr­schein­lich­keit für COPD- und Asth­ma-Pati­en­ten, an einer Lun­gen­ent­zün­dung zu erkran­ken, beson­ders hoch ist“, erläu­tert Priv.-Doz. Dr. Georg-Chris­ti­an Funk, Chef der Pneu­mo­lo­gie im Wie­ner Wil­hel­mi­nen­spi­tal. Bei COPD-Pati­en­ten steigt sie sogar bis auf das 20-fache. Je schlim­mer die COPD, des­to grö­ßer die Wahr­schein­lich­keit, auch eine Lun­gen­ent­zün­dung zu bekommen.1 Aus­lö­ser der Lun­gen­ent­zün­dung sind in vie­len Fäl­len Pneu­mo­kok­ken, also Bak­te­ri­en, die durch Tröpf­chen­in­fek­ti­on über­tra­gen wer­den. „Auch das Risi­ko, sich die beson­ders gefähr­li­che inva­si­ve Pneu­mo­kok­ken-Erkran­kung zuzu­zie­hen ist für Men­schen mit COPD und Asth­ma stark erhöht“, so der Exper­te wei­ter. „Das gilt übri­gens auch für eine Influ­en­za – also die ech­te Virus­grup­pe –, die bei die­sen Per­so­nen eben­falls sehr pro­ble­ma­tisch sein kann. Das Gute dar­an ist, dass man sich sowohl gegen Pneu­mo­kok­ken als auch gegen Influ­en­za imp­fen las­sen kann.“

Infek­ti­on kann Grund­er­kran­kun­gen ver­schlim­mern
COPD- und Asth­ma-Pati­en­ten haben nicht nur ein erhöh­tes Risi­ko für Lun­gen­ent­zün­dun­gen und Influ­en­za, eine Infek­ti­on kann auch die jewei­li­ge Grund­er­kran­kung ver­schlim­mern. Aku­te Exazer­ba­tio­nen (Ver­schlech­te­rung der Sym­pto­ma­tik mit Atem­not, Hus­ten, Aus­wurf) haben näm­lich oft einen bak­te­ri­el­len oder vira­len Ursprung. Influ­en­za­vi­ren sind nach den Rhi­no­vi­ren sogar die zweit­häu­figs­ten Viren, die mit Exazer­ba­tio­nen in Ver­bin­dung gebracht wer­den. Auch Pneu­mo­kok­ken sind immer wie­der Ver­ur­sa­cher. Jede Exazer­ba­ti­on erhöht sowohl das Risi­ko für eine wei­te­re Exazer­ba­ti­on als auch für eine Infek­ti­on der unte­ren Atem­we­ge.  „All das lie­ße sich in vie­len Fäl­len ver­mei­den. Sowohl die Pneu­mo­kok­ken- als auch die Influ­en­za-Imp­fung wird im öster­rei­chi­schen Impf­plan und auch in inter­na­tio­na­len Gui­de­lines bis hin zur WHO für Per­so­nen mit chro­ni­schen Lun­gen­er­kran­kun­gen wie COPD emp­foh­len“, betont Funk. „Bei bei­den Imp­fun­gen ist die Durch­imp­fungs­ra­te – selbst in die­ser Risi­ko­grup­pe – jedoch schlecht. Wer nicht weiß, ob er sich imp­fen las­sen soll, soll­te drin­gend mit dem Arzt oder Apo­the­ker sei­nes Ver­trau­ens dar­über spre­chen. Auf­grund der diver­sen Zuschüs­se sind auch die Kos­ten für die Impf­wil­li­gen schon deut­lich nied­ri­ger gewor­den.“

Asth­ma­ti­sche Kin­der beson­ders gefähr­det
Bera­ten las­sen soll­ten sich auch Eltern von klei­nen Kin­dern. Kin­der unter fünf Jah­ren sind grund­sätz­lich beson­ders gefähr­det, sich Infek­tio­nen zuzu­zie­hen. Das gilt ganz spe­zi­ell für Pneu­mo­kok­ken-Infek­tio­nen, an denen hun­dert­tau­sen­de Kin­der welt­weit jedes Jahr versterben.6 Aber auch die Influ­en­za kann für klei­ne Kin­der risi­ko­reich sein. Jedes Jahr infi­zie­ren sich 10 bis 30 Pro­zent der Kin­der damit.7 In der Sai­son 2017/18 sind in Öster­reich neun Kin­der an Influ­en­za verstorben.8 Kin­der mit chro­ni­schen Lun­gen­er­kran­kun­gen wie Asth­ma haben im Ver­gleich zu Kin­dern mit ande­ren chro­ni­schen Erkran­kun­gen sogar ein dop­pel­tes Risi­ko mit einer Influ­en­za-Erkran­kung ins Spi­tal zu müs­sen. Im Ver­gleich zu gesun­den Kin­dern ist das Risi­ko sogar um das Fünf­fa­che erhöht.7 „Vie­le Eltern unter­schät­zen das“, so Funk. „Lei­der ist die Influ­en­za-Imp­fung – im Gegen­satz zur Pneu­mo­kok­ken-Imp­fung — nicht im Kin­der-Impf­pro­gramm, daher kön­nen wir Ärz­te nur alle Eltern auf­for­dern, hier Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men und ihre Kin­der gegen Influ­en­za imp­fen zu las­sen. Beson­ders dann, wenn sie an chro­ni­schen Krank­hei­ten wie Asth­ma lei­den“, betont Funk.

Refe­ren­zen:

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Prä­si­den­tin des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler
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