Pres­se­mit­tei­lung vom 29.11.2016

Influenza-Erkrankung bringt werdende Mütter und Kinder in Gefahr

Kinder tragen besonders oft zur Verbreitung des Virus bei.

Wien, 29. Novem­ber 2016 – In der Schwan­ger­schaft an einer „ech­ten“ Grip­pe zu erkran­ken, kann das Leben von Mut­ter und Kind gefähr­den. Aber auch bei Klein- und Schul­kin­dern ist mit einer Influ­en­za-Infek­ti­on nicht zu spa­ßen. Einer­seits kann sie mas­si­ve Kom­pli­ka­tio­nen mit sich brin­gen, ande­rer­seits sind Kin­der beson­ders oft Über­trä­ger der Erkran­kung. Aus die­sem Grund kon­zen­trie­ren sich Pilot­pro­jek­te zur Ein­däm­mung der Influ­en­za aktu­ell auf Impf­pro­gram­me für Kin­der.

Schwan­ge­re lan­den bei Kom­pli­ka­tio­nen auf der Inten­siv­sta­ti­on
Schwan­ge­re Frau­en sind durch eine Influ­en­za-Infek­ti­on beson­ders gefähr­det. Sie haben ein höhe­res Risi­ko, schwe­re Kom­pli­ka­tio­nen zu erlei­den und sogar zu ster­ben als nicht schwan­ge­re Frau­en. Das gilt beson­ders dann, wenn sie zusätz­lich an chro­ni­schen Erkran­kun­gen oder Über­ge­wicht lei­den.1
Daten aus den USA wäh­rend der Influ­en­za-Pan­de­mie 2009 zei­gen, dass zwei Drit­tel der regis­trier­ten infi­zier­ten Schwan­ge­ren sta­tio­när auf­ge­nom­men wer­den muss­ten, knapp ein Vier­tel davon auf der Inten­siv­sta­ti­on. 4,3 Pro­zent sind sogar ver­stor­ben. Für Schwan­ge­re im letz­ten Schwan­ger­schafts­drit­tel war die Gefahr für schwe­re Fol­gen beson­ders hoch.2 Schwan­ge­re, die an Influ­en­za erkran­ken, ver­lie­ren ihr Kind etwa dop­pelt so oft wie Frau­en, die ihr Kind außer­halb der Grip­pe­ze­it aus­tra­gen. Außer­dem gebä­ren sie öfter Kin­der mit sehr nied­ri­gem Geburts­ge­wicht oder benö­ti­gen einen Not-Kai­ser­schnitt. Dazu kom­men mög­li­che, wenn auch glück­li­cher­wei­se sel­te­ne Fol­gen für das unge­bo­re­ne Kind, wie Ent­wick­lungs­stö­run­gen, neu­ro­psych­ia­tri­sche Erkran­kun­gen und ange­bo­re­ne Defek­te des Zen­tral­ner­ven­sys­tems.3

Imp­fung senkt Erkran­kungs­ri­si­ko um 70 Pro­zent
Mit einer Influ­en­za-Imp­fung redu­zie­ren Schwan­ge­re nicht nur die Wahr­schein­lich­keit, an Influ­en­za zu erkran­ken, um etwa 70 Pro­zent, son­dern sen­ken auch das Infek­ti­ons­ri­si­ko für ihr Kind bis zum Alter von sechs Mona­ten.4 „Wer­den­de Müt­ter haben ein schwä­che­res Immun­sys­tem und sind daher für Infek­tio­nen beson­ders anfäl­lig. Bei der „ech­ten“ Grip­pe ist nicht nur die Virus­last pro­ble­ma­tisch für Mut­ter und Kind, son­dern auch das mit­un­ter hohe Fie­ber und es kommt öfters zu einer Lun­gen­ent­zün­dung. Allen schwan­ge­ren Pati­en­tin­nen muss auf­grund der inter­na­tio­na­len Impf­plä­ne emp­foh­len wer­den, sich imp­fen zu las­sen“, sagt Univ.-Prof. Dr. Her­bert Kiss, MBA von der Univ.-Klinik für Frau­en­heil­kun­de der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien. „Eine Imp­fung wäh­rend der Schwan­ger­schaft birgt kein zusätz­li­ches Risi­ko, son­dern senkt sogar das all­ge­mei­ne Krank­heits­ri­si­ko und vor allem lang­wie­ri­ge Kom­pli­ka­tio­nen durch eine Influ­en­za. Außer­dem ent­steht dadurch der soge­nann­te „Nest­schutz“ für das Kind. Die­ser ist wich­tig, weil erst eine Adap­ti­on des Immun­sys­tems von Neu­ge­bo­re­nen nach der Geburt erfol­gen muss und sie auch noch nicht selbst geimpft wer­den kön­nen“, so Kiss wei­ter.

Influ­enz­a­sym­pto­me bei Kin­dern nicht immer ein­deu­tig
Wenn Kin­der an Influ­en­za erkran­ken, wird die Ursa­che oft nicht sofort rich­tig erkannt. Der Grund: Ers­te Sym­pto­me sind oft anders als bei Erwach­se­nen. Kin­der lei­den zu Beginn der Erkran­kung häu­fig unter Übel­keit, Erbre­chen und Durch­fall. Es fol­gen Fie­ber (oft über 39 °C), fast immer auch
Hus­ten und Schnup­fen. Gera­de bei Klein­kin­dern gesellt sich oft noch eine schmerz­haf­te Mit­tel­ohr­ent­zün­dung dazu. Auch Fie­ber­krämp­fe kom­men immer wie­der vor.

Nor­ma­ler­wei­se ist eine Influ­en­za bei Kin­dern eine selbst-limi­tie­ren­de Erkran­kung, aber schwe­re Kom­pli­ka­tio­nen wie Lun­gen­ent­zün­dung, Herz­mus­kel­ent­zün­dung oder eine Ent­zün­dung des Gehirns kön­nen in sel­te­nen Fäl­len auf­tre­ten. In den USA sind von 2004 bis 2012 794 Kin­der an den Fol­gen einer Influ­en­za gestor­ben. Nur etwas mehr als die Hälf­te davon wies davor medi­zi­ni­sche Risi­ko­fak­to­ren wie neu­ro­lo­gi­sche oder pul­mo­lo­gi­sche Erkran­kun­gen auf.5 „Bei Kin­dern ist beson­ders gefähr­lich, dass die Krank­heit extrem schnell – d. h. inner­halb weni­ger Tage – fort­schrei­tet. Das gilt beson­ders für jene, die davor völ­lig gesund waren“, erläu­tert MR Dr. Rudolf Schmitz­ber­ger, Fach­arzt für Kin­der- und Jugend­heil­kun­de. „Der bes­te Schutz für alle Kin­der, aber spe­zi­ell jene im Kin­der­gar­ten- und Schul­al­ter – egal ob kern­ge­sund oder mit medi­zi­ni­scher Vor­ge­schich­te – ist daher die Imp­fung.“

Kin­der sind Krank­heits­ver­brei­ter
Ist das Influ­en­za-Virus ein­mal in einem Haus­halt ange­kom­men, ist die Gefahr einer wei­te­ren Anste­ckung inner­halb der Fami­lie rela­tiv hoch. Unter­su­chun­gen spre­chen von 30 bis 40 Pro­zent. For­scher haben mitt­ler­wei­le Model­le zur Ver­brei­tung des Virus ent­wi­ckelt, die zei­gen, dass Kin­der im Alter von fünf bis 16 Jah­ren eine beson­de­re Rol­le in der Virus­wei­ter­ga­be spie­len. Ers­te Pilot­pro­jek­te zB in Groß­bri­tan­ni­en ver­su­chen daher gezielt, die Influ­en­za­imp­fung bei Kin­dern im Kin­der­gar­ten- und Schul­al­ter zu eta­blie­ren, um so mög­li­cher­wei­se die Aus­brei­tung der Erkran­kung zu ver­lang­sa­men oder zumin­dest zu blo­ckie­ren.6

Aktu­el­le Impf­emp­feh­lun­gen

Erst­ma­li­ge Imp­fung von Kin­dern bis acht Jah­re:
2 Imp­fun­gen im Abstand von min­des­tens 4 Wochen. Mög­lich ist eine Imp­fung ab dem 6. Lebens­mo­nat. Kin­der bis 36 Mona­te bekom­men eine hal­be Erwach­se­nen­do­sis. Kin­der ab 2 Jah­ren kön­nen auch eine Lebend­imp­fung, die als Nasen­spray ver­ab­reicht wird, erhal­ten.

Danach:
Ein­mal jähr­li­che Imp­fung

Schwan­ge­re:
Emp­foh­len wird eine Imp­fung ab dem zwei­ten Tri­me­non. Bei beson­de­rer Gefähr­dung ist sie auch im ers­ten Tri­me­non mög­lich.

Rück­fra­ge­hin­weis:
Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
Fine Facts Health Com­mu­ni­ca­ti­on
Mobil: +43 664 515 30 40
mueller-carstanjen@finefacts.at

Kon­takt ÖVIH:
Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el
Prä­si­den­tin des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler
Mobil: +43 664 544 62 90
r.gallo-daniel@web.oevih.at
www.oevih.at

1 Hegermann‐Lindencrone, Michaela, ESWI Flu Summit Report 2013, S. 13‐15
2 Siston, Alicia M. et al., Pandemic 2009 Influenza A(H1N1) Virus Illness Among Pregnant Women in the United States, JAMA 2010; 303(15), S. 1517–1525
3 Trogstad, Lill, ESWI Flu Summit Report 2013, S. 16–18
4 Trogstad, Lill, ESWI Flu Summit Report 2013, S. 16–18
5 Wong, Karen K. et al., Influenza Associated Pediatric Deaths in the United States, 2004–2012, Pediatrics November 2013; 132 (5)
6 Österreichischer Impfplan 2016, S. 25