Pres­se­mit­tei­lung vom 07.11.2016

Influenza bei Personen mit Lungenerkrankungen besonders gefährlich

Risiko für Komplikationen mit Todesfolge um das 120-Fache erhöht

Wien, 7. Novem­ber 2016 – Jähr­lich infi­zie­ren sich in Öster­reich etwa 550.000 Erwach­se­ne mit Influ­en­za,1 also der „ech­ten“ Grip­pe. Die meis­ten gesun­den Erwach­se­nen erho­len sich spä­tes­tens nach ein paar Wochen wie­der zur Gän­ze. Per­so­nen mit chro­ni­schen Krank­hei­ten haben dage­gen ein stark erhöh­tes Risi­ko, schwe­re Kom­pli­ka­tio­nen zu erlei­den oder sogar an den Fol­gen einer Grip­pe zu ster­ben. Wer eine zugrun­de­lie­gen­de Lun­gen­er­kran­kung hat, lan­det mit einer beson­ders hohen Wahr­schein­lich­keit im Spi­tal. Exper­ten raten daher drin­gend zur vor­beu­gen­den Imp­fung.

Nied­ri­ge Durch­imp­fungs­ra­te
Die Durch­imp­fungs­ra­te bei Influ­en­za liegt in Öster­reich unter zehn Pro­zent und befin­det sich damit im inter­na­tio­na­len Ver­gleich auf den hin­ters­ten Rän­gen. Daher ist es nicht ver­wun­der­lich, dass sich jähr­lich etwa jeder zehn­te Öster­rei­cher und sogar jedes sie­ben­te Kind damit infi­zie­ren.2 Die klas­si­schen Grip­pe-Sym­pto­me – star­kes Krank­heits­ge­fühl, hohes Fie­ber, Myal­gie (= Mus­kel­schmer­zen), boh­ren­der Kopf­schmerz, star­ke Hals­schmer­zen und schmerz­haf­ter Hus­ten – sind zwar für Gesun­de höchst unan­ge­nehm, aber meist ohne Kom­pli­ka­tio­nen zu über­ste­hen.

Schwe­rer Ver­lauf bei Risi­ko­per­so­nen
Anders ist das bei Per­so­nen, deren Abwehr noch nicht oder nicht mehr gut funk­tio­niert, bei Per­so­nen, die an Grund­krank­hei­ten lei­den oder unter immun­sup­p­ri­mie­ren­den The­ra­pien ste­hen. In die­se Per­so­nen­grup­pe fal­len zum Bei­spiel Kin­der bis zum fünf­ten Lebens­jahr, Per­so­nen ab 50 Jah­re, wer­den­de Müt­ter und Men­schen mit chro­ni­schen Erkran­kun­gen wie bei­spiels­wei­se Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen, Lun­gen­er­kran­kun­gen oder Dia­be­tes. „Lei­der sehen wir bei sol­chen Pati­en­ten häu­fig Kom­pli­ka­tio­nen, wie vira­le oder bak­te­ri­el­le Lun­gen­ent­zün­dun­gen, Mus­kel­ent­zün­dun­gen, Herz­mus­kel­ent­zün­dun­gen oder schwe­re neu­ro­lo­gi­sche Kom­pli­ka­tio­nen bis – in sel­te­nen Fäl­len – hin zu einer Ent­zün­dung des Gehirns. Der ein­zi­ge Schutz, den wir die­sen Pati­en­ten momen­tan anbie­ten kön­nen, ist eine vor­beu­gen­de Imp­fung“, erläu­tert Univ.-Prof. Prim. Dr. Wolf­gang Popp, Vor­stand des Zen­trums für Lun­gen­krank­hei­ten und Lang­zeit­be­atmung des Pfle­ge­wohn­hau­ses Donau­stadt mit sozi­al­me­di­zi­ni­scher Betreu­ung in Wien.

Der öster­rei­chi­sche Impf­plan, her­aus­ge­ge­ben vom Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um, emp­fiehlt eine Imp­fung außer­dem für Betreu­ungs­per­so­nen (zum Bei­spiel in Spi­tä­lern, Alters­hei­men und im Haus­halt) und Haus­halts­kon­tak­te von Risi­ko­grup­pen. Ganz beson­ders gefähr­lich ist eine Influ­en­za-Infek­ti­on für Per­so­nen mit zwei oder mehr Grund­er­kran­kun­gen. Exper­ten haben errech­net, dass die­se ein etwa 200-fach höhe­res Risi­ko haben, an Influ­en­za-Kom­pli­ka­tio­nen zu ster­ben wie gesun­de Erwach­se­ne.

Ster­be­ri­si­ko bei Pati­en­ten mit Lun­gen­er­kran­kun­gen durch Influ­en­za dra­ma­tisch erhöht
Pati­en­ten mit Asth­ma oder COPD ris­kie­ren durch eine Grip­pe-Infek­ti­on neben den oben erwähn­ten Kom­pli­ka­tio­nen auch eine aku­te Ver­schlech­te­rung ihrer Lun­gen­funk­ti­on, die nicht sel­ten auch zu einer sta­tio­nä­ren Auf­nah­me führt. In Öster­reich betrifft das etwa jeden neun­ten Ein­woh­ner. Etwa 500.000 bis 600.000 davon lei­den an Asth­ma, 400.000 an COPD. Dazu kommt eine Dun­kel­zif­fer von etwa 800.000 nicht dia­gnos­ti­zier­ten COPD-Pati­en­ten. Eine Stu­die aus Australien/Neuseeland zeigt, dass etwa ein Drit­tel aller Per­so­nen, die wegen Influ­en­za im Spi­tal behan­delt wur­den, eine zugrun­de­lie­gen­de Asth­ma- oder COPD-Erkran­kung auf­wie­sen.3 Umge­kehrt zei­gen Daten aus Deutsch­land, dass bei einem Vier­tel aller Pati­en­ten, die mit schwe­ren Exazer­ba­tio­nen sta­tio­när auf­ge­nom­men wer­den muss­ten, ein Influ­en­za-Virus nach­ge­wie­sen wur­de.4 Ganz beson­ders erschre­ckend: Das Risi­ko für Per­so­nen mit Lun­gen­er­kran­kun­gen, sogar an Influ­en­za-Kom­pli­ka­tio­nen zu ster­ben, ist bis zu 120-mal so hoch wie bei gesun­den Erwach­se­nen.5

Die gute Nach­richt: Eine Ana­ly­se der renom­mier­ten Coch­ra­ne-Libra­ry zeigt, dass eine Imp­fung mit einem inak­ti­vier­ten Grip­pe­impf­stoff6 die sog. Fla­re-ups (aku­te Sym­ptom­ver­schlech­te­rung) bei COPD, die auf eine Influ­en­za-Infek­ti­on zurück­zu­füh­ren sind, ver­min­dert. Es besteht sogar die Mög­lich­keit, dass sie auch einen posi­ti­ven Effekt auf die Exazer­ba­tio­nen ohne Influ­en­za- Zusam­men­hang hat.7 Neben der Öster­rei­chi­schen Gesell­schaft für Pneu­mo­lo­gie rät auch Otto Spran­ger von der Selbst­hil­fe-Orga­ni­sa­ti­on Öster­rei­chi­sche Lun­gen­uni­on: „Alle COPD- und Asth­ma-Pati­en­ten soll­ten sich drin­gend Grip­pe-Imp­fen las­sen.“

Rück­fra­ge­hin­weis:
Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
Fine Facts Health Com­mu­ni­ca­ti­on
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mueller-carstanjen@finefacts.at

Kon­takt ÖVIH:
Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el
Prä­si­den­tin des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler
Mobil: +43 664 544 62 90
r.gallo-daniel@web.oevih.at
www.oevih.at

1 Errechnet auf Basis Statistik Austria Bevölkerungsstand 01.01.2016 und Infektionsrate Erwachsene durch Radlberger-Fritz et al., Eur J Epidemiol.2012 Jul;27(7):567–75
2 Radlberger-Fritz et al., Eur J Epidemiol.2012 Jul;27(7):567–75
3 The ANZIC Influenza Investigators, N Engl J Med 2009; 361:1925–1934
4 Rohde G, Wiethege A, Borg I, Kauth M, Bauer TT, Gillissen A, Bufe A, Schultze-Werninghaus G, Thorax. 2003 Jan; 58(1):37–42.
5 Barker WH, Mullooly JP, Arch Intern Med. 1982 Jan;142(1):85–9
6 alle intra-muskulär gespritzten Impfstoffe in Österreich
7 Poole P, Chacko EE, Wood-Baker R, Cates CJ, Cochrane Database of Systematic Reviews 2006, Issue 1. Art. No.: CD002733