Pres­se­mit­tei­lung vom 11.04.2019

Influenza: Die Gefahr für diese Saison ist (fast) gebannt

Durchimpfungsrate leicht verbessert, vergleichsweise weniger Todesfälle

Wien, 11. April 2019 – Die Influ­en­za Epi­de­mie 2018/2019 ist nun offi­zi­ell Geschich­te. Glück­li­cher­wei­se ist die dies­jäh­ri­ge Sai­son eini­ger­ma­ßen glimpf­lich ver­lau­fen, die auf­tre­ten­den Stäm­me waren in den ver­füg­ba­ren Impf­stof­fen abge­deckt. Ein­zel­ne Influ­en­za-Fäl­le kön­nen aber noch auf­tre­ten. Auch im Groß­teil von Euro­pa ist die Virus­ak­ti­vi­tät abge­flaut. Posi­tiv zu ver­mel­den ist, dass die Durch­imp­fungs­ra­te in Öster­reich – aus­ge­hend von einem nied­ri­gen Niveau – deut­lich ange­stie­gen ist, jedoch auch bei den Risi­ko­grup­pen noch immer weit unter dem Niveau ver­gleich­ba­rer Län­der liegt. Die sach­li­che Auf­klä­rung der letz­ten Jah­re dürf­ten ers­te Wir­kung zei­gen. Wei­te­re Anstren­gun­gen aller Ver­ant­wort­li­chen sind nötig, um die Schä­den durch die jähr­li­che Influ­en­za Epi­de­mie zu ver­rin­gern. Ein natio­na­ler Akti­ons­plan Influ­en­za könn­te hel­fen, Sys­tem­schwä­chen zu iden­ti­fi­zie­ren und Lösungs­we­ge zu ent­wi­ckeln.

Weni­ger Fäl­le als zuletzt
Der ers­te Influ­en­za-Fall in der dies­jäh­ri­gen Sai­son wur­de in der Kalen­der­wo­che 45 gemel­det, betrof­fen war ein Urlaubs­rück­keh­rer. Bis Mit­te Jän­ner blieb es bei spo­ra­di­schen Fäl­len, danach nahm die Influ­en­za-Akti­vi­tät zu. Ende Jän­ner wur­de der Beginn der Grip­pe­epi­de­mie aus­ge­ru­fen – und nun wie­der been­det.1 Die dies­jäh­ri­ge Influ­en­za-Sai­son ist deut­lich mil­der ver­lau­fen als die bei­den Sai­so­nen davor. Am Höhe­punkt ver­zeich­ne­te die AGES 1.367 Grip­pe- und grip­pe­ähn­li­che Erkran­kun­gen pro 100.000 Ein­woh­ner, und damit um etwa 400 Fäl­le weni­ger als zum Höhe­punkt der Grip­pe­wel­le 2017/18. Mit Abstand am häu­figs­ten betrof­fen waren Kin­der unter vier Jah­ren.2

A‑Stämme domi­nant
Haupt­säch­lich nach­ge­wie­sen wur­den A(H1N1)pdm09-Viren, gegen Ende der Sai­son wur­den auch immer mehr A(H3N2)-Viren gefun­den. Ganz anders als im Vor­jahr wur­den nur ganz ver­ein­zelt Fäl­le mit einem Influ­en­za-B-Virus doku­men­tiert.2 Auch im Rest von Euro­pa waren A‑Viren in unter­schied­li­cher Ver­tei­lung domi­nant. Ers­te Daten zum Schutz der die­se Sai­son ver­füg­ba­ren Impf­stof­fe zei­gen eine Impf­stoff­wirk­sam­keit (Vac­ci­ne Effec­ti­ve­ness) von 40 bis 71 Pro­zent bezo­gen auf den Sub­typ Influ­en­za A(H1N1)pdm09. Ergeb­nis­se zum Stamm A(H3N2) dürf­ten schwä­cher sein, kön­nen aber auf­grund der gerin­gen Fall­zah­len erst zu einem spä­te­ren Zeit­punkt abschlie­ßend bewer­tet wer­den.3

Durch­imp­fungs­ra­te gestie­gen
Die berech­ne­te Influ­en­za-Durch­imp­fungs­ra­te in Öster­reich auf Basis der abge­ge­be­nen Impf­stoff-Dosen der Impf­stoff­her­stel­ler betrug die­se Sai­son 8,3 Pro­zent. Dies ist eine deut­li­che Stei­ge­rung im Ver­gleich zu den 6,4 Pro­zent der Vor­sai­son. „Das ist eine sehr erfreu­li­che Ent­wick­lung“, freut sich Bern­hard Pra­ger, Gene­ral­se­kre­tär des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler (ÖVIH). „Das bedeu­tet, dass die kon­ti­nu­ier­li­che und nach­hal­ti­ge Kom­mu­ni­ka­ti­on des ÖVIH zur Erkran­kung und den Impf­mög­lich­kei­ten lang­sam Wir­kung zeigt.“ Den­noch sei eine Durch­imp­fungs­ra­te im ein­stel­li­gen Bereich immer noch viel zu nied­rig, betont Pra­ger. Schließ­lich wür­den WHO und die EU seit Jah­ren vor allem bei Risi­ko­grup­pen wie älte­ren Per­so­nen, Kin­dern und chro­nisch Kran­ken eine Durch­imp­fungs­ra­te von über 75 Pro­zent for­dern. „Wich­tig ist, dass auch Exper­ten immer wie­der auf die ver­meid­ba­ren Gefah­ren einer Influ­en­za-Erkran­kung auf­merk­sam machen. Allein dass es in der Vor­sai­son neun Todes­fäl­le bei Kin­dern in Öster­reich gab, soll­te – und hat ver­mut­lich auch – zu einem Umden­ken bei man­chen geführt.“ Auch in der nun abge­lau­fe­nen Influ­en­za-Sai­son ist bereits min­des­tens ein bis dato gesun­des Kind an der Krank­heit gestor­ben.4

Hohe Sterb­lich­keits­ra­te
Dass die Gefahr für alle Alters­grup­pen tat­säch­lich real ist, hat auch eine unlängst ver­öf­fent­lich­te Modell­rech­nung der AGES gemein­sam mit dem Natio­na­len Refe­renz-Labo­ra­to­ri­um für Influ­en­za am Depart­ment für Viro­lo­gie der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien gezeigt. Die­se ergab 4.454 Influ­en­za-beding­te Todes­fäl­le in der Sai­son 2016/17 und 2.868 für die Sai­son 2017/18. Zum Zeit­punkt der Ana­ly­se war die Influ­en­za-Sai­son 2018/19 noch nicht abge­schlos­sen, den­noch wur­den trotz einer ver­gleichs­wei­se mil­den Sai­son bereits über 600 Todes­fäl­le ein­schließ­lich der Kalen­der­wo­che 8 errech­net.5 Zum Ver­gleich: Im gan­zen Jahr 2018 sind in Öster­reich „nur“ 400 Men­schen im Stra­ßen­ver­kehr töd­lich ver­un­glückt. Und selbst der tücki­sche Lun­gen­krebs for­der­te 2017 (neue­re Daten exis­tie­ren noch nicht) 3.874 Opfer6 und damit weni­ger als die Influ­en­za 2016/17.

Genü­gend Vier­fach­impf­stof­fe ver­füg­bar
„An der Ver­bes­se­rung der ver­füg­ba­ren Impf­stof­fe wird lau­fend gear­bei­tet“, betont Pra­ger. „Mit den Vier­fach­impf­stof­fen ist man jeden­falls vor den wich­tigs­ten Virus-Stäm­men geschützt, auch vor den heu­er sel­te­ner auf­tre­ten­den B‑Stämmen. Und unab­hän­gig davon, wel­che Stäm­me nächs­te Sai­son zir­ku­lie­ren, bie­tet die Influ­en­za­imp­fung die am bes­ten doku­men­tier­te und effi­zi­en­tes­te Schutz­mög­lich­keit. An Influ­en­za zu erkran­ken oder sogar zu ster­ben, ist kein Schick­sal, man kann vor­beu­gen. Auch wenn der Impf­stoff nicht hun­dert­pro­zen­tig vor einer Erkran­kung schützt, so kann er doch sehr oft vor den schwer­wie­gends­ten Fol­gen bewah­ren. Allein das soll­te der klei­ne Pieks im kom­men­den Herbst wie­der wert sein.“

Rück­fra­ge­hin­weis:
Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
FINE FACTS Health Com­mu­ni­ca­ti­on
Mobil: +43 664 515 30 40
mueller-carstanjen@finefacts.at

Kon­takt ÖVIH:
Mag. Bern­hard Pra­ger
Gene­ral­se­kre­tär des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler
Mobil: +43 664 801 85 5340
b.prager@web.oevih.at
www.oevih.at

1 Wöchentliche Meldungen des Diagnostischen Influenza-Netzwerks Österreichs (DINÖ)
2 https://www.ages.at/themen/krankheitserreger/grippe/saison-201819/ (mittlerweile offline)
3 https://www.eurosurveillance.org/content/10.2807/1560–7917.ES.2019.24.1900121, zuletzt abgerufen am 02.04.2019
4 https://kurier.at/gesund/influenza-fuenf-tage-isoliert-im-grippezimmer/400412195
5 https://www.ages.at/themen/krankheitserreger/grippe/mortalitaet/, zuletzt abgerufen am 02.04.2019
6 Statistik Austria, Gestorbene 2017 nach Todesursachen, Alter und Geschlecht