Influ­en­za-Durch­imp­fungs­ra­te sinkt – Hand­lungs­be­darf steigt

Zusätz­li­ches Maß­nah­men­bün­del der öffent­li­chen Hand für kom­men­den Herbst drin­gend erfor­der­lich

Wien, 21. Febru­ar 2023. Seit dem Peak im ers­ten Jahr der Pan­de­mie ist die Influ­en­za-Durch­imp­fungs­ra­te das zwei­te Mal in Fol­ge gesun­ken. Das zei­gen die neu­en Aus­wer­tun­gen des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler (ÖVIH). Die Aus­gangs­si­tua­ti­on für den heu­ri­gen Herbst ist damit alles ande­re als opti­mal. Die bis­he­ri­gen Anstren­gun­gen, das Imp­fen einer­seits für Ärzt:innen zu attrak­ti­vie­ren und ande­rer­seits für Patient:innen zu ver­ein­fa­chen, haben offen­sicht­lich nicht aus­ge­reicht. Der ÖVIH for­dert daher ein Maß­nah­men­bün­del von der öffent­li­chen Hand, um den nega­ti­ven Impf­trend zu stop­pen und das Imp­fen wie­der posi­tiv zu beset­zen.

Durch­imp­fungs­ra­ten deut­lich gesun­ken

Die auf Basis der aus­ge­lie­fer­ten bezie­hungs­wei­se retour­nier­ten Impf­do­sen errech­ne­te Influ­en­za-Durch­imp­fungs­ra­te (bezo­gen auf die Gesamt­be­völ­ke­rung) liegt in der aktu­el­len Sai­son bei 13,62 Pro­zent. Damit ist sie um mehr als drei Pro­zent­punk­te nied­ri­ger als letz­te Sai­son und um 8,5 Pro­zent­punk­te unter jener von 2020/21. Ein Rück­gang zeigt sich sowohl bei den von der öffent­li­chen Hand zur Ver­fü­gung gestell­ten Impf­stof­fe (u.a. für das kos­ten­freie Kin­der­impf­kon­zept oder für Alten- und Pfle­ge­hei­me) als auch im Pri­vat­sek­tor (öffent­li­che Apo­the­ken, Betrie­be, etc.). Bei den pri­vat zu finan­zie­ren­den Imp­fun­gen ist er aller­dings deut­lich höher.

„Wir sehen momen­tan eine ähn­li­che Ent­wick­lung wie nach der Schwei­negrip­pe-Pan­de­mie 2009“, stellt ÖVIH-Prä­si­den­tin Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el fest. „Auf­grund einer anfäng­li­chen Besorg­nis steigt die Impf­ra­te zuerst an, sinkt dann aber wie­der stark, weil die Gefahr, die von der Krank­heit aus­geht, als nicht mehr so rele­vant ein­ge­stuft wird.“ Das sei aber ein Trug­schluss, beson­ders bei der Influ­en­za, betont sie. Das hät­te man gera­de die­sen Win­ter wie­der gese­hen, in dem die Influ­en­za nach einer Redu­zie­rung der COVID-19-beding­ten Hygie­ne­maß­nah­men mit Vehe­menz zurück­ge­kom­men sei.

Zusätz­li­ches Maß­nah­men­bün­del not­wen­dig

„Es ist daher zu begrü­ßen, dass die öffent­li­che Hand für kom­men­den Herbst ein Influ­en­za-Impf­pro­gramm ins Leben geru­fen hat“, erklärt Dr. Chris­toph Jandl, Gene­ral­se­kre­tär des ÖVIH. Auch die Wei­ter­ent­wick­lung des e‑Impfpasses und die Mög­lich­keit, dass jeder Arzt und jede Ärz­tin jede/n unab­hän­gig von der eige­nen Fach­imp­fung imp­fen kön­ne, sei­en wich­ti­ge Schrit­te. „Den­noch sind wir über­zeugt, dass zusätz­li­che Anstren­gun­gen erfor­der­lich sein wer­den. Dazu gehört natür­lich, dass aus­rei­chend Impf­stoff vor­han­den ist, aber auch, dass es eine Infor­ma­ti­ons­kam­pa­gne gibt, damit die Men­schen wis­sen, war­um sie sich gegen Influ­en­za imp­fen las­sen sol­len. Und es muss einen nie­der­schwel­li­gen Zugang zur Imp­fung geben“, betont er. Hier kön­ne man zum Bei­spiel dar­über nach­den­ken, neben Imp­fun­gen beim Arzt bezie­hungs­wei­se der Ärz­tin auch Imp­fun­gen in Apo­the­ken zu ermög­li­chen.

Gefahr der Impf­stoff­ver­knap­pung

Die­se Maß­nah­men impli­zie­ren aller­dings, dass es aus­rei­chend Impf­stoff gibt. Hier ortet der ÖVIH aber eine wei­te­re Gefahr. ÖVIH-Vize­prä­si­den­tin Mag.a Sig­rid Has­lin­ger erläu­tert, war­um: „Der über­wie­gen­de Teil der für die Sai­son 2023/24 vor­ge­se­he­nen Impf­do­sen dürf­te ins öffent­li­che Impf­pro­gramm flie­ßen. Der ver­blei­ben­de klei­ne Teil für den Pri­vat­sek­tor ist damit aller­dings für die­sen ganz schlecht plan­bar, was zu einer Ver­un­si­che­rung sowohl bei den Her­stel­lern als auch beim Groß­han­del und den Apo­the­ken füh­ren wird. Der Pri­vat­sek­tor wird sich in Anbe­tracht der sin­ken­den Durch­imp­fungs­ra­ten daher kaum dem Risi­ko aus­set­zen, am Ende Impf­stof­fe zurück­ge­ben bezie­hungs­wei­se sogar ver­nich­ten zu müs­sen. Das bedeu­tet, dass ins­ge­samt zu weni­ge Impf­stof­fe zur Ver­fü­gung ste­hen könn­ten und die Durch­imp­fungs­ra­te noch wei­ter sin­ken wird.“

Impf­mü­dig­keit vor­beu­gen

Da die seit der Ein­füh­rung der COVID-19-Impf­stof­fe erleich­ter­ten Impf­mög­lich­kei­ten nun wie­der deut­lich redu­ziert wur­den und Imp­fen ins­ge­samt wie­der mit mehr Auf­wand für die Patient:innen ver­bun­den ist, bestehe außer­dem die Gefahr, dass es auch zu einer Impf­mü­dig­keit bei ande­ren Impf­in­di­ka­tio­nen kom­me. Damit ver­bun­den sei auch ein Auf­flam­men von impf­prä­ven­ta­blen Erkran­kun­gen, fürch­tet man beim ÖVIH. Auch hier müs­se man gegen­steu­ern. Der ÖVIH hat dazu kürz­lich einen Akti­ons­plan ver­öf­fent­licht, der auf­zeigt, wel­che Schrit­te dage­gen unter­nom­men wer­den könn­ten.

Eben­so for­dert der ÖVIH drin­gen­de Opti­mie­run­gen beim öffent­li­chen Influ­en­za-Impf­pro­gramm, wie eben­falls bereits im Herbst in einer Stel­lung­nah­me dar­ge­legt wur­de. „Beson­ders drin­gend not­wen­dig ist es, die Impf­stoff­men­gen bezie­hungs­wei­se die Men­gen­ver­tei­lung zwi­schen öffent­li­chem und pri­va­tem Sek­tor zu adap­tie­ren“, betont ÖVIH-Prä­si­den­tin Gal­lo-Dani­el. „Als Impf­stoff­her­stel­ler kön­nen wir aus­rei­chend Impf­stoff lie­fern, aber es muss auch dafür gesorgt wer­den, dass er bei den Patient:innen ankommt.“ Der aktu­el­le Plan für den Herbst brin­ge für die Abga­be von Influ­en­za-Impf­stof­fen über die Apo­the­ken zu vie­le Unsi­cher­hei­ten. Die Fol­gen wären eine Impf­stoff­knapp­heit für die kom­men­de Sai­son und damit ver­bun­den ein wei­te­rer Rück­gang der Durch­imp­fungs­ra­te und eine erhöh­te Krank­heits­last in der Bevöl­ke­rung. Dies müs­se unbe­dingt ver­hin­dert wer­den.

Ser­vice

Link zum „Natio­na­len Akti­ons­plan Imp­fen“ https://web.oevih.at/wp-content/uploads/2023/02/OeVIH-23_Aktionsplan-Impfen.pdf

Link zur ÖVIH-Stel­lung­nah­me zum öffent­li­chen Influ­en­za-Impf­pro­gramm

Rück­fra­ge­hin­weis:

Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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