Pres­se­mit­tei­lung vom 30.10.2018

Influenza-Impfung: Eigenverantwortung notwendig und wichtig

Steigende Durchimpfungsraten in Deutschland erwartet – Experten hoffen auch in Österreich auf zunehmende Impfbereitschaft

Wien, 30. Okto­ber 2018 – Die Influ­en­za-Durch­imp­fungs­ra­te in Öster­reich ist schlecht. So viel ist sicher, auch wenn es kei­ne offi­zi­el­len Zah­len dazu gibt. Nach Hoch­rech­nun­gen der Her­stel­ler liegt sie nur bei etwa 6 Pro­zent. In Deutsch­land ist sie zwar auch nicht gut, aber immer­hin bes­ser. Und es wird erwar­tet, dass sie die­ses Jahr steigt. Das hof­fen Exper­ten auch für Öster­reich, selbst wenn die Vor­aus­set­zun­gen nicht ganz ver­gleich­bar sind. Da wie dort ist die ver­gan­ge­ne Influ­en­za-Sai­son jeden­falls schwer ver­lau­fen, was die Impf­be­reit­schaft für heu­er erhö­hen könn­te. Aller­dings ist die Influ­en­za-Imp­fung bei uns – im Unter­schied zu Deutsch­land – im Regel­fall selbst zu bezah­len. Exper­ten raten den­noch dazu, die ver­gleichs­wei­se gerin­gen Kos­ten von knapp über 20 Euro pro Imp­fung auf sich zu neh­men und sich und ande­re zu schüt­zen. Zur Aus­wahl ste­hen ver­schie­de­nen Impf­stoff­ar­ten, unter ande­rem der neue Vier­fach­impf­stoff, der zwei A- und zwei B‑Stämme abdeckt, ein spe­zi­el­ler, adju­vier­ter Impf­stoff für älte­re Per­so­nen und ein Nasen­spray für Kin­der ab zwei Jah­ren. Bestimm­te Per­so­nen­grup­pen soll­ten auf jeden Fall an die Imp­fung den­ken. Drei Bei­spie­le:

Senio­ren: Imp­fung kann vor Influ­en­za-beding­ten Kom­pli­ka­tio­nen schüt­zen
Senio­ren gel­ten bezüg­lich Influ­en­za als beson­ders gefähr­det. Aus Umfra­gen der Her­stel­ler lässt sich für die­se Alters­grup­pe eine Durch­imp­fungs­ra­te von etwa 14 Pro­zent errech­nen. „Damit sind wir Licht­jah­re von der emp­foh­le­nen Durch­imp­fungs­ra­te von 75 Pro­zent bei älte­ren Men­schen ent­fernt“, erklärt Univ.-Prof.in Dr.in Ursu­la Köl­ler, Vor­sit­zen­de der Arbeits­grup­pe „Imp­fen“ der Bio­ethik­kom­mis­si­on des Bun­des­kanz­ler­am­tes. In Deutsch­land haben sich 2017 zumin­dest 46 Pro­zent der über 60-Jäh­ri­gen imp­fen las­sen, 58 Pro­zent haben es die­ses Jahr vor.1 „Wir wären froh, wenn wir das auch in Öster­reich schaf­fen könn­ten. Dabei soll­te gera­de die­se Per­so­nen­grup­pe nicht zögern und zur Imp­fung gehen. Älte­re lei­den schließ­lich deut­lich häu­fi­ger als jün­ge­re Men­schen unter Kom­pli­ka­tio­nen wie zum Bei­spiel Lun­gen­ent­zün­dun­gen, an denen man auch ster­ben kann. Oft wäre das durch eine Imp­fung pro Sai­son zu ver­hin­dern“, so Köl­ler.

Kin­der: Influ­en­za gilt gefähr­li­cher als vie­le ande­re Infek­ti­ons­krank­hei­ten
Apro­pos Durch­imp­fungs­ra­ten: Laut einer Umfra­ge der Gra­zer Uni­ver­si­täts­kli­nik lag die Durch­imp­fungs­ra­te bei Influ­en­za bei Kin­dern in Öster­reich in der letz­ten Sai­son sogar nur bei 4,8 Pro­zent. Die Kon­se­quenz war mit neun toten Kin­dern zwi­schen drei und 12 Jah­ren erschüt­ternd.2 2017/2018 gab es in Öster­reich bei Kin­dern mehr Todes­fäl­le mit einer nach­ge­wie­se­nen Influ­en­za-Infek­ti­on als im gesam­ten Jahr 2017 durch Infek­tio­nen mit Menin­go­kok­ken, Pneu­mo­kok­ken und Hämo­phi­lus influ­en­zae (Erre­ger der eit­ri­gen Menin­gi­tis) zusam­men, gegen die schon Impf­pro­gram­me lau­fen.3 „Grün­de für die nied­ri­ge Durch­imp­fungs­ra­te bei Kin­dern dürf­ten sein, dass die Imp­fung nicht im Gra­tis­impf­kon­zept ent­hal­ten ist und dass es der Bevöl­ke­rung nicht bekannt ist, dass es auch bei kind­li­cher Influ­en­za schwe­re Ver­läu­fe gibt. Wei­ters ist die Influ­en­za die häu­figs­te impf­prä­ven­ta­ble Infek­ti­on, die zu Spi­tals­auf­nah­men von Kin­dern führt“, unter­streicht Univ.-Prof. Dr. Wer­ner Zenz von der Uni­ver­si­täts­klink für Kin­der- und Jugend­heil­kun­de in Graz die Wich­tig­keit der Influ­en­za-Imp­fung.

Gesund­heits­per­so­nal: Poten­zi­el­ler Über­trä­ger und Impf-Vor­bild
Ganz beson­ders emp­foh­len wird die Influ­en­za-Imp­fung für das Gesund­heits­per­so­nal (HCW). Dar­un­ter fal­len alle Per­so­nen, die in irgend­ei­ner Form mit Pati­en­ten zu tun haben – von Ärz­ten über Pfle­ger, Ret­tungs­diens­te, Heim­hil­fen und Apo­the­kern bis hin zum Rei­ni­gungs­per­so­nal in medi­zi­ni­schen Ein­rich­tun­gen. So sieht es zumin­dest das zustän­di­ge Minis­te­ri­um.4 Zwar wur­de in den letz­ten Jah­ren immer wie­der über ver­pflich­ten­de Impf­nach­wei­se für die­se Per­so­nen­grup­pe dis­ku­tiert, in die von man­chen Spi­tä­lern nun ein­ge­for­der­ten Immu­ni­täts­nach­wei­se für Mit­ar­bei­ter hat es die Influ­en­za aber den­noch nicht über­all geschafft.5 Und das, obwohl fast ein Vier­tel aller HCWs in einer mil­den Sai­son Anti­kör­per gegen Influ­en­za ent­wi­ckeln und somit Kon­takt mit dem Erre­ger haben müs­sen. Das wie­der­um legt nahe, dass den HCWs eine gro­ße Bedeu­tung bei der Über­tra­gung des Virus zukommt.6

In Deutsch­land wol­len sich 2018 60 Pro­zent des medi­zi­ni­schen Per­so­nals gegen Influ­en­za imp­fen las­sen. Das ist bei­na­he eine Ver­dop­pe­lung im Ver­gleich zum Vor­jahr.1 In Öster­reich ist nur von den Wie­ner Kin­der­ärz­ten eine hohe Durch­impf­ra­te bekannt, 70 Pro­zent geben an, gegen Influ­en­za geimpft zu sein.7 Bei allen ande­ren dürf­ten die Zah­len deut­lich dar­un­ter lie­gen. „Das Gesund­heits­per­so­nal spielt aber nicht nur eine gro­ße Rol­le bei der Über­tra­gung der Viren, son­dern es kann durch vie­le Erkran­kun­gen auch zu Eng­päs­sen in der Ver­sor­gung kom­men“, betont Köl­ler. „Außer­dem haben Ärz­te, Pfle­ge­per­so­nen und Apo­the­ker eine beson­de­re Vor­bild­rol­le gegen­über den Pati­en­ten. Sie müss­ten also allein des­we­gen mit gutem Bei­spiel vor­an­ge­hen. Daher appel­lie­ren wir auch an das Gewis­sen aller Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, nicht nur sich, son­dern auch den Pati­en­ten etwas Gutes zu tun und sich imp­fen zu las­sen. Gleich­zei­tig soll­ten die Arbeit­ge­ber einen ein­fa­chen Zugang zu Imp­fun­gen zum Bei­spiel auf den Kran­ken­h­aus­sta­tio­nen ermög­li­chen.“

Eigen­in­itia­ti­ve set­zen und Imp­fen gehen
„Wir hof­fen, dass zumin­dest den beson­ders gefähr­de­ten Grup­pen klar ist, dass sie hier selbst die Initia­ti­ve ergrei­fen müs­sen und ähn­lich wie die Deut­schen heu­er häu­fi­ger zur Imp­fung gehen“, so die Impf­ex­per­tin. „Es geht ja nicht nur um den eige­nen Schutz, son­dern auch dar­um, jene zu schüt­zen, die nicht geimpft wer­den kön­nen, wie zum Bei­spiel Säug­lin­ge. Der Auf­wand ist über­schau­bar, der Nut­zen kann aber sehr groß sein. Ganz beson­ders jetzt, wo auch der neue Vier­fach-Impf­stoff zur Ver­fü­gung steht, der alle wesent­li­chen Influ­en­za-Stäm­me abdeckt. “

Rück­fra­ge­hin­weis:
Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
Fine Facts Health Com­mu­ni­ca­ti­on
Mobil: +43 664 515 30 40
mueller-carstanjen@finefacts.at

Kon­takt ÖVIH:
Mag. Bern­hard Pra­ger
Gene­ral­se­kre­tär des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler
Mobil: +43 664 801 85 5340
b.prager@web.oevih.at
www.oevih.at

1 Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK im Auftrag von Sanofi Pasteur in Deutschland, 2018
2 Zenz, W. Pressestatement „Influenza bei Kindern und Jugendlichen – Paradigmenwechsel im Kinderimpfkonzept?“, 26.09.2018
3 Stellungnahme des Nationalen Impfgremiums, Empfehlung Influenza-Impfung („Grippeimpfung“) Saison 2019/2020, https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Impfen/Impfempfehlungen-Allgemein/Empfehlung-Influenza-Impfung-(-Grippeimpfung-)-Saison-2019–2020.html, zuletzt abgerufen am 20.02.2020
4 Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz, https://www.bmgf.gv.at/cms/home/attachments/0/0/8/CH1100/CMS1350977396698/tabelle_impfen_medizinische_personen gruppen_2017.pdf, zuletzt abgerufen am 19.10.2018
5 https://oehmedwien.at/wp-content/uploads/2018/04/%C3%84rztliches-Attest‑f%C3%BCr-Wiener-Krankenanstalten- Verbund.pdf, zuletzt abgerufen am 19.10.2018
6 Wiedermann-Schmidt, U., et al., Impfungen für MitarbeiterInnen des Gesundheitswesens – Empfehlungen als Erweiterung des Österreichischen Impfplans. September 2012
7 Peutlberger et al., Poster 09–04, „Impfstatus der Wiener Kinderärzte und daraus resultierend das Gefährdungspotential ihrer Patienten“, präsentiert auf der JTKJH, Linz, Sept 2018