Pres­se­mit­tei­lung vom 10.11.2017

Influenza: Impfung für (chronisch) Kranke ganz besonders wichtig

Geschädigtes Immunsystem führt zu höherer Infektionswahrscheinlichkeit

Wien, 10. Novem­ber 2017 – Ent­ge­gen der frü­her vor­herr­schen­den Mei­nung ist Imp­fen bei Per­so­nen mit schwe­ren (chro­ni­schen) Erkran­kun­gen oder unter Immun­sup­pres­si­on heu­te nicht nur groß­teils mög­lich, son­dern sogar drin­gend emp­foh­len. Das gilt ganz beson­ders für die Influ­en­za-Imp­fung, da eine Infek­ti­on bei Per­so­nen mit geschwäch­tem Immun­sys­tem oft zu einer Lun­gen­ent­zün­dung oder ande­ren schwe­ren Kom­pli­ka­tio­nen füh­ren kann. Erwach­se­ne wer­den bei uns mit einem Tot­impf­stoff geimpft, der selbst schwer kran­ken Pati­en­ten pro­blem­los ver­ab­reicht wer­den kann, ohne erhöh­te Neben­wir­kungs­ra­ten befürch­ten zu müs­sen.

Imp­fung senkt Kom­pli­ka­ti­ons­ra­ten
Bereits seit län­ge­rem wird beob­ach­tet, dass Men­schen mit bestimm­ten chro­ni­schen Erkran­kun­gen wie Herz-Kreis­lauf- (zum Bei­spiel Athero­skle­ro­se, Blut­hoch­druck, Herz­schwä­che) oder Lun­gen­er­kran­kun­gen (wie Asth­ma oder COPD) ein erhöh­tes Risi­ko für schwe­re Krank­heits­ver­läu­fe haben. Bei ihnen kommt es unter ande­rem häu­fi­ger zu Lun­gen­ent­zün­dun­gen. In Stu­di­en wur­de nach­ge­wie­sen, dass jene Influ­en­za-Pati­en­ten, die auf die Inten­siv­sta­ti­on muss­ten, beatmet wur­den oder ver­star­ben, über­durch­schnitt­lich oft an sol­chen Grund­er­kran­kun­gen lit­ten oder immun­sup­p­ri­miert waren.1 Aus die­sem Grund emp­fiehlt der Öster­rei­chi­sche Impf­plan, her­aus­ge­ge­ben vom Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um, die­sen Pati­en­ten aus­drück­lich sich imp­fen zu las­sen.2

Den Sinn die­ser Emp­feh­lung weist eine gro­ße nie­der­län­di­sche Beob­ach­tungs­stu­die mit knapp 25.000 Pati­en­ten ein­drucks­voll nach. Die Imp­fung konn­te die Anzahl der Ster­be­fäl­le bei Per­so­nen mit Grund­er­kran­kun­gen um 78 Pro­zent sen­ken und die Hos­pi­ta­li­sie­run­gen auf­grund von aku­ten Atmungs- oder Herz-Kreis­lauf-Beschwer­den um 87 Pro­zent. Bei Pati­en­ten mit Dia­be­tes konn­ten die Kom­pli­ka­tio­nen um 56 Pro­zent, die Kran­ken­haus­auf­ent­hal­te um 54 Pro­zent und die Todes­fäl­le um 58 Pro­zent redu­ziert wer­den. Und bei COPD-Pati­en­ten führt eine Influ­en­za-Imp­fung sogar zu einem nied­ri­ge­ren Risi­ko für Exazer­ba­tio­nen (aku­te Ver­schlech­te­rung der Krank­heit), wie in einer Ana­ly­se meh­re­rer Stu­di­en fest­ge­stellt wur­de.3 „Die Zah­len spre­chen klar für sich“, so Univ.-Prof. Prim. Dr. Wolf­gang Popp, Vor­stand der 11. Medi­zi­ni­schen Abtei­lung für Lun­gen­krank­hei­ten und Lang­zeit­be­atmungs­zen­trum im Ger­ia­trie­zen­trum am Wie­ner­wald. „Pati­en­ten mit chro­ni­schen Erkran­kun­gen soll­ten sich unbe­dingt recht­zei­tig vor Beginn der Influ­en­za-Sai­son imp­fen las­sen, um ihre Risi­ken zu mini­mie­ren.“

Ein schwa­ches Immun­sys­tem ist kein Aus­schluss­grund für Imp­fun­gen
Abge­se­hen von den „Volks­krank­hei­ten“, wie Herz-Kreis­lauf- oder Dia­be­tes-Erkran­kun­gen, kann das Immun­sys­tem auch aus ande­ren Grün­den geschwächt sein, zum Bei­spiel durch ange­bo­re­ne Immun­de­fek­te, HIV, Che­mo­the­ra­pie, Auto­im­mun­erkran­kun­gen und deren Behand­lung oder durch Medi­ka­men­te nach Organ­trans­plan­ta­tio­nen. Das gilt auch für Pati­en­ten mit rheu­ma­ti­schen Erkran­kun­gen oder chro­nisch ent­zünd­li­chen Darm­er­kran­kun­gen mit ent­spre­chen­der anti­sup­pres­si­ver The­ra­pie. Die­se Schwä­chung führt dazu, dass Erre­ger nicht mehr rich­tig abge­wehrt wer­den. Es kommt leich­ter zu Infek­tio­nen, die noch dazu zu schwe­re­ren Ver­läu­fen füh­ren kön­nen. Auch in die­sen Fäl­len kön­nen Imp­fun­gen den Schutz vor Infek­tio­nen wie­der erhö­hen.4 Und solan­ge inak­ti­vier­te Impf­stof­fe – also Tot­impf­stof­fe, wie sie bei der Influ­en­za-Imp­fung zum Ein­satz kom­men – ver­wen­det wer­den, besteht auch kein Risi­ko einer Infek­ti­on durch die Imp­fung selbst. Aller­dings kann es zu einem gerin­ge­ren Impf­schutz kom­men.5

Imp­fung auch bei schwers­ten Erkran­kun­gen sicher6
Ist eine immun­sup­pres­si­ve The­ra­pie – aus wel­chem Grund auch immer – not­wen­dig, soll­ten alle not­wen­di­gen Imp­fun­gen, wenn mög­lich, vor Behand­lungs­be­ginn durch­ge­führt wer­den. Bei inak­ti­vier­ten Impf­stof­fen wie bei der Influ­en­za-Imp­fung wird ein Abstand von zwei Wochen emp­foh­len. Pati­en­ten mit leich­ter bis mitt­le­rer Immun­sup­pres­si­on (zum Bei­spiel durch Dia­be­tes, Kor­ti­son­the­ra­pie, nied­rig dosier­te Immun­sup­pres­si­va, chro­ni­sche Leber- oder Nie­ren­er­kran­kung,) kön­nen und soll­ten auch wäh­rend ihrer The­ra­pie gegen Influ­en­za geimpft wer­den. Das gilt eben­so für sta­bi­le Tumor­pa­ti­en­ten, deren letz­te Che­mo­the­ra­pie schon eini­ge Mona­te zurück­liegt. „Die Imp­fung ist der­zeit der ein­zi­ge Schutz, den wir die­sen Pati­en­ten anbie­ten kön­nen“, so Popp. „Auch immun­sup­p­ri­mier­te Pati­en­ten kön­nen geschützt wer­den und so eine ernst­haf­te Bedro­hung für Gesund­heit und Leben mini­miert wer­den.“

Ganz wich­tig ist in die­sem Zusam­men­hang auch die sog. „Umge­bungs­pro­phy­la­xe“.7 Das heißt, dass all jene Per­so­nen, die in engen Kon­takt mit einem immun­sup­p­ri­mier­ten Pati­en­ten kom­men, sich eben­falls imp­fen las­sen soll­ten, um das Risi­ko einer Anste­ckung zu mini­mie­ren.

Rück­fra­ge­hin­weis:
Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
Fine Facts Health Com­mu­ni­ca­ti­on
Mobil: +43 664 515 30 40
mueller-carstanjen@finefacts.at

Kon­takt ÖVIH:
Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el
Prä­si­den­tin des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler
Mobil: +43 664 544 62 90
r.gallo-daniel@web.oevih.at
www.oevih.at

1 CDC, MMWR Recommendation and Reports, Vol 65/5, 2016. https://www.cdc.gov/mmwr/volumes/65/rr/rr6505a1.htm?s_cid=rr6505a1_w
2 Österreichischer Impfplan 2017
3 CDC, MMWR Recommendation and Reports, Vol 65/5, 2016.
4 Wiedermann‐Schmidt, Ursula, Impfen – Wann. Wogegen. Warum. Manz Verlag 2016.
5 Wiedermann, Ursula, et al., Impfungen bei Immundefekten/Immunsuppression – Expertenstatement und Empfehlungen, Wien Klin Wochenschr (2016) 128 [Suppl 4]:S337–S376, DOI 10.1007/s00508‐016‐1033‐6
6 Wiedermann, Ursula, et al., Impfungen bei Immundefekten/Immunsuppression – Expertenstatement und Empfehlungen, Wien Klin Wochenschr (2016) 128 [Suppl 4]:S337–S376, DOI 10.1007/s00508‐016‐1033‐6
7 Wiedermann, Ursula, et al., Impfungen bei Immundefekten/Immunsuppression – Expertenstatement und Empfehlungen, Wien Klin Wochenschr (2016) 128 [Suppl 4]:S337–S376, DOI 10.1007/s00508‐016‐1033‐6