Pres­se­mit­tei­lung vom 03.10.2017

Influenza: Jetzt vorbeugen und impfen!

Schwere Influenza-Saison befürchtet

Wien, 3. Okto­ber 2017 – Aus­tra­li­en lei­det heu­er unter einer beson­ders schwe­ren Influ­enz­a­sai­son. 167.000 labor­be­stä­tig­te Fäl­le wur­den bis­her gemel­det.1 Das ist fast die dop­pel­te Anzahl im Ver­gleich zum Vor­jahr. Und noch ist die Sai­son nicht zu Ende. Für Euro­pa könn­te das nichts Gutes ver­hei­ßen, denn meist wie­der­holt sich bei uns, was sich zuvor auf der Süd­halb­ku­gel abge­spielt hat. Exper­ten raten daher drin­gend zur Imp­fung. Die Impf­stof­fe sind bereits in den Apo­the­ken ver­füg­bar. „Der Ver­lauf der Influ­en­za-Sai­son ist sehr schwer vor­her­zu­sa­gen“, erklärt Univ.-Prof.in Ursu­la Kun­ze vom Zen­trum für Public Health an der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien. „Was auf der Süd­halb­ku­gel pas­siert, ist aber ein wich­ti­ger Anhalts­punkt.“ Dort domi­niert heu­er der A(H3N2)-Stamm. Am häu­figs­ten betrof­fen sind Per­so­nen über 80 sowie Kin­der zwi­schen fünf und neun Jah­ren.2 Aus­ge­hend von der aus­tra­li­schen Erfah­rung beginnt man sich auch in Euro­pa auf eine schwe­re Sai­son ein­zu­stel­len. So plant bei­spiels­wei­se das bri­ti­sche Natio­nal Health Ser­vice (NHS) bereits zusätz­li­che Kran­ken­haus­bet­ten ein.3

2016/17: Frü­her Start – frü­hes Ende
Jedes Jahr erkran­ken in Öster­reich rund 550.000 Erwach­se­ne4 an Influ­en­za und Influ­en­za-ähn­li­chen Erkran­kun­gen. In der ver­gan­ge­nen Sai­son wur­de in der Kalen­der­wo­che 02/2017 der Höhe­punkt der Grip­pe­wel­le mit einer Inzi­denz (Häu­fig­keit) von 1.795 pro 100.000 Ein­woh­nern errech­net. Im Unter­schied zu den Jah­ren davor hat die Grip­pe­wel­le letz­te Sai­son unge­wöhn­lich früh begon­nen (Ende Dezem­ber), erreich­te knapp nach Jah­res­wech­sel ihren Zenit und ende­te etwa vier Wochen frü­her als in den Jah­ren davor. Am häu­figs­ten erkrank­ten Kin­der im Alter zwi­schen 0 und 4 Jah­ren.5 Der vor­herr­schen­de Sub­typ war A(H3N2), der in fast allen labor­be­stä­tig­ten Fäl­len von Influ­en­za nach­ge­wie­sen wur­de. Das ist jener Stamm, der der­zeit in Aus­tra­li­en zu vie­len schwe­ren Krank­heits­fäl­len führt.3

Älte­re Per­so­nen beson­ders schwer erkrankt
Die Alters­grup­pe über 65 war in Öster­reich in der Influ­en­za-Sai­son 2016/17 mit einer Inzi­denz von 1.573 pro 100.000 Ein­woh­nern am Höhe­punkt der Grip­pe­wel­le ver­gleichs­wei­se sel­ten betrof­fen. Aller­dings zei­gen euro­päi­sche Daten, dass die­se Per­so­nen sehr schwer erkrank­ten. Zwei Drit­tel aller Influ­en­za-beding­ten Auf­nah­men auf Inten­siv­sta­tio­nen betra­fen Per­so­nen über 65 Jah­re. Öster­rei­chi­sche Daten gibt es dazu der­zeit kei­ne, jedoch ist die Ein­füh­rung einer sog. Influ­en­za Sur­veil­lan­ce auf Inten­siv­sta­tio­nen von Akut­kran­ken­häu­sern geplant. Die Daten des Euro­pean Cent­re for Dise­a­se Pre­ven­ti­on and Con­trol (ECDC) zei­gen außer­dem, dass es zu Jah­res­be­ginn beson­ders vie­le Influ­en­za-beding­te Todes­fäl­le gege­ben hat. Das ECDC geht davon aus, dass es in den 17 euro­päi­schen Län­dern, die ihre Daten gemel­det haben, ähn­lich vie­le waren wie in der Sai­son 2014/15: näm­lich 217.000. Damals war eben­falls der A(H3N2)-Stamm domi­nant.3, 5

Vor­be­rei­tung läuft
Der auf der Süd­halb­ku­gel ver­wen­de­te Impf­stoff dürf­te die zir­ku­lie­ren­den Virus­stäm­me die­ses Jahr eini­ger­ma­ßen gut abge­deckt haben.2 „Wir erwar­ten daher auch in Euro­pa in der heu­ri­gen Sai­son eine gute Über­ein­stim­mung zwi­schen zir­ku­lie­ren­den und Impf­stoff­vi­ren“, so Ursu­la Kun­ze. Grund­sätz­lich wird der Impf­stoff ent­spre­chend der WHO-Vor­her­sa­ge jedes Jahr neu zusam­men­ge­setzt. „Lei­der ist es immer noch so, dass die Influ­en­za-Imp­fung eine rela­ti­ve Imp­fung ist. Das heißt, sie schützt – so wie der Sicher­heits­gurt im Auto – nicht zu 100 Pro­zent, aller­dings kann sie in den aller­meis­ten Fäl­len schwe­re Krank­heits­ver­läu­fe ver­hin­dern und vie­len Pati­en­ten einen Spi­tals­auf­ent­halt erspa­ren. Die Imp­fung ist für alle Men­schen sinn­voll und wich­tig, auf jeden Fall sol­len sich jedoch neben Ange­hö­ri­gen der Gesund­heits­be­ru­fe auch alle Risi­ko­grup­pen wie zum Bei­spiel älte­re Men­schen und Per­so­nen mit chro­ni­schen Erkran­kun­gen imp­fen las­sen“, ergänzt die Impf­ex­per­tin.

Nied­ri­ge Durch­imp­fungs­ra­te
2016/17 war die Durch­imp­fungs­ra­te in Öster­reich mit 5,3 Pro­zent extrem nied­rig. Und das, obwohl im Öster­rei­chi­schen Impf­plan, her­aus­ge­ge­ben vom Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um, eine aus­drück­li­che Impf­emp­feh­lung für

  • Per­so­nen mit chro­ni­schen Erkran­kun­gen
  • Schwan­ge­re
  • Kin­der ab dem 6. Lebens­mo­nat
  • Per­so­nen ab 50
  • Ange­hö­ri­ge der Gesund­heits­be­ru­fe
  • Betreu­ungs­per­so­nen

aus­ge­spro­chen wird.6 „Wir kön­nen nur drin­gend allen Per­so­nen aus die­sen Grup­pen emp­feh­len, sich recht­zei­tig – also spä­tes­tens im Novem­ber – imp­fen zu las­sen. Vie­le Todes­fäl­le könn­ten dadurch ver­hin­dert wer­den“, rät die Sozi­al­me­di­zi­ne­rin.

Impf­stel­len oder Haus­arzt
Wie jedes Jahr gibt es auch heu­er diver­se Grip­pe-Impf­ak­tio­nen zB in den Impf­stel­len der MA 15 in Wien, im Gesund­heits­amt der Stadt Graz oder im Neu­en Rat­haus in Linz. Man­che Ver­si­che­run­gen, wie die BVA, die SVA, die SVB oder die Gebiets­kran­ken­kas­sen in Ober­ös­ter­reich, Salz­burg und Nie­der­ös­ter­reich sowie das Bun­des­land Kärn­ten bie­ten Imp­fun­gen zu einem redu­zier­ten Preis an. Grund­sätz­lich ist der Impf­stoff in der Apo­the­ke erhält­lich. Heu­er ist neben dem klas­si­schen tri­va­len­ten Impf­stoff (er ent­hält zwei A‑Stämme und einen B‑Stamm) auch ein sog. qua­dri­va­len­ter Impf­stoff ver­füg­bar. Die­ser deckt zusätz­lich zu den A‑Stämmen auch bei­de B‑Stämme ab. Die Imp­fung kann auch von jedem Haus­arzt durch­ge­führt wer­den.

Rück­fra­ge­hin­weis:
Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
Fine Facts Health Com­mu­ni­ca­ti­on
Mobil: +43 664 515 30 40
mueller-carstanjen@finefacts.at

Kon­takt ÖVIH:
Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el
Prä­si­den­tin des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler
Mobil: +43 664 544 62 90
r.gallo-daniel@web.oevih.at
www.oevih.at

1 https://www.immunisationcoalition.org.au/news‐media/2017‐statistics/, zuletzt abgerufen am 18.09.2017
2 https://www.health.gov.au/internet/main/publishing.nsf/Content/cda‐surveil‐ozflu‐flucurr.htm, zuletzt abgerufen am 18.09.2017
3 https://www.theguardian.com/society/2017/sep/12/nhs‐boss‐puts‐service‐on‐high‐alert‐in‐case‐of‐heavy‐winter‐flu‐burden
4 Vortrag von Prof. Popow‐Kraupp vom 18.10.2016 (10‐20 % der Erwachsenen → umgerechnet mit Stat. Austria‐Daten der Erw. ab 15)
5 Jahresbericht Influenza 2016/17, 6 https://ecdc.europa.eu/en/publications-data/summary-influenza-2016–2017-season-europe
, zuletzt abgerufen am 18.09.2017
6 Österreichischer Impfplan 2017