Pres­se­mit­tei­lung vom 12.01.2017

Influenza: Mythen, Erfahrungen, Daten – was stimmt und was nicht

Impfnutzen wissenschaftlich eindeutig belegt

Wien, 12. Janu­ar 2017 – Die Grip­pe­wel­le ist ange­rollt: Bei­na­he 20.000 Grip­pe­mel­dun­gen wur­den in der letz­ten Woche in Wien ver­zeich­net und das zu einem Zeit­punkt, zu dem in den ver­gan­ge­nen Jah­ren von Influ­en­za noch recht wenig zu spü­ren war. Im neu­en Jahr ist es zu einer wei­te­ren Stei­ge­rung gekom­men. Obwohl es wie heu­er fast jedes Jahr eine Influ­en­za­wel­le gibt, sträu­ben sich vie­le Men­schen gegen eine Imp­fung. Oft auch aus Grün­den, die wis­sen­schaft­lich längst wider­legt sind. All­ge­mein­me­di­zi­ner Dr. Erwin Reb­handl erklärt, was an den gän­gi­gen Mythen tat­säch­lich dran ist.

1. Wer sich imp­fen lässt, erkrankt erst recht an Influ­en­za
Das kann defi­ni­tiv nicht pas­sie­ren, da die in Öster­reich ver­wen­de­ten Grip­pe­impf­stof­fe inak­ti­viert sind. Das heißt, sie ent­hal­ten kei­ne voll­stän­di­gen Viren mehr, son­dern nur ein­zel­ne Bestand­tei­le, gegen die das Immun­sys­tem Anti­kör­per bil­det und spä­ter im Kampf gegen die Influ­en­za-Viren schnell und effek­tiv reagiert. Aus Stu­di­en ist jedoch bekannt, dass es nach der Imp­fung zu Sym­pto­men ähn­lich einer leich­ten Erkäl­tung wie Mus­kel­schmer­zen, Kopf­schmer­zen oder leich­tem Fie­ber kom­men kann. Die­se sind aber um ein Viel­fa­ches schwä­cher aus­ge­prägt als bei einer wirk­li­chen Erkran­kung. Inter­es­san­tes Detail: Auch bei Per­so­nen, die mit Pla­ce­bo geimpft wur­den, tra­ten Erkäl­tungs­sym­pto­me wie Hus­ten, Schnup­fen, Hals­schmer­zen und leich­tes Fie­ber mit der glei­chen Häu­fig­keit auf.

Rich­tig ist, dass es an der Ein­stich­stel­le zu leich­ten Rötun­gen, Schwel­lun­gen und Mus­kel­schmer­zen durch die Imp­fung kom­men kann. Die­se sind ein Zei­chen dafür, dass der Kör­per auf die frem­de Sub­stanz reagiert. Die­se Sym­pto­me ver­ge­hen jedoch nach kur­zer Zeit wie­der.

2. Die Imp­fung wirkt nicht, schließ­lich wer­den auch geimpf­te Men­schen krank
Gene­rell ist die Imp­fung sehr gut wirk­sam und senkt das Infek­ti­ons­ri­si­ko bei gesun­den Erwach­se­nen um etwa 70 bis 90 Pro­zent. In Aus­nah­me­fäl­len kann vor­kom­men, dass auch geimpf­te Per­so­nen krank wer­den. In der Regel hat dies eine von vier Ursa­chen.

  • Es han­delt sich um einen grip­pa­len Infekt: Die­ser ist im Regel­fall harm­los und hat mit der „ech­ten“ Grip­pe, der Influ­en­za, nichts zu tun. Daher hilft die Influ­en­za-Imp­fung auch nicht.
  • Die Anste­ckung ist vor oder kurz nach der Imp­fung pas­siert. Da es etwa zwei Wochen dau­ert, um den Impf­schutz voll­stän­dig auf­zu­bau­en, ist in die­ser Zeit eine Anste­ckung mög­lich.
  • Das Virus, dem jemand aus­ge­setzt war, weicht stark von jenen ab, die in der aktu­el­len Imp­fung ent­hal­ten sind. Das kommt nur sel­ten vor, da die Impf­stoff­zu­sam­men­set­zung auf einer wis­sen­schaft­li­chen Vor­her­sa­ge der WHO beruht. Basis ist die zu erwar­ten­de Viren­zir­ku­la­ti­on. In man­chen Sai­so­nen ver­läuft sie jedoch anders als pro­gnos­ti­ziert, die her­kömm­li­chen Impf­stof­fe wir­ken dann nicht so gut. Alle bis­he­ri­gen Daten die­ser Sai­son in Öster­reich zei­gen aller­dings, dass der dies­jäh­ri­ge Impf­stoff die zir­ku­lie­ren­den Stäm­me sehr gut abdeckt.
  • Die Imp­fung wirkt nicht bei jedem Men­schen gleich gut. Bei älte­ren Per­so­nen wird das Anste­ckungs­ri­si­ko durch die Imp­fung etwas weni­ger stark redu­ziert als bei jün­ge­ren. Trotz­dem ist Imp­fen der bes­te Schutz.

Soll­te einer die­ser Fäl­le tat­säch­lich auf­tre­ten, ver­läuft die Erkran­kung aber fast immer mil­der als bei nicht geimpf­ten Per­so­nen.

3. Wer im Vor­jahr an Influ­en­za erkrankt ist oder geimpft war, kann sich die Imp­fung heu­er erspa­ren
Auch das ist ein Irr­tum. Die Influ­en­za-Viren ändern sich lau­fend, daher müs­sen die Impf­stof­fe jede Sai­son neu ange­passt wer­den. Außer­dem lässt der Schutz durch die Imp­fung im Lau­fe der Zeit nach und muss jähr­lich auf­ge­frischt wer­den.

4. Die „ech­te“ Grip­pe ver­läuft ähn­lich wie eine schwe­re Erkäl­tung und ist somit harm­los
Stimmt nicht. Im Gegen­satz zu einer Erkäl­tung kann eine ech­te Grip­pe im Ernst­fall sogar lebens­be­droh­lich sein. Beson­ders gefähr­lich sind Super­in­fek­tio­nen, also zusätz­li­che (bak­te­ri­el­le) Infek­tio­nen, die dadurch ent­ste­hen kön­nen, dass das Immun­sys­tem mit der Bekämp­fung der Influ­en­za­vi­ren beschäf­tigt ist. Auf die­se Art und Wei­se kann es z.B. zu einer schwe­ren Lun­gen­ent­zün­dung kom­men. Beson­ders für älte­re Men­schen und Risi­ko­per­so­nen mit chro­ni­schen Erkran­kun­gen kann die ech­te Grip­pe sehr gefähr­lich wer­den. In der Sai­son 2014/15 sind mehr Men­schen an den Fol­gen einer Influ­en­za ver­stor­ben als auf Öster­reichs Stra­ßen.

5. Man muss sich nur dann imp­fen las­sen, wenn Men­schen in der eige­nen Umge­bung an Influ­en­za erkran­ken
Das ist der fal­sche Weg, da es zwei Wochen dau­ert, um den vol­len Impf­schutz auf­zu­bau­en.

6. All­er­gi­ker soll­ten sich lie­ber nicht imp­fen las­sen
Grund­sätz­lich kön­nen All­er­gi­ker gegen Influ­en­za geimpft wer­den. Ein­zi­ge Aus­nah­me: Per­so­nen mit einer schwe­ren Hüh­ner­ei­weiß­all­er­gie soll­ten streng über­wacht wer­den, um einen all­er­gi­schen Schock im Ernst­fall sofort behan­deln zu kön­nen. Stu­di­en zufol­ge kom­men aber auch bei die­sen Per­so­nen schwe­re all­er­gi­sche Reak­tio­nen gleich sel­ten vor wie bei Per­so­nen ohne Hüh­ner­ei­weiß­all­er­gie.

7. Die Grip­pe­imp­fung schwächt das Immun­sys­tem und man wird für ande­re Atem­wegs­er­kran­kun­gen anfäl­li­ger
Nach heu­ti­gem Stand der Wis­sen­schaft besteht kein Zusam­men­hang zwi­schen einer Influ­en­za­imp­fung und ande­ren Atem­wegs­er­kran­kun­gen. Imp­fun­gen stel­len gene­rell für das Immun­sys­tem kei­ne Belas­tung dar.

8. Influ­en­za ist nur für älte­re Men­schen gefähr­lich
Influ­en­za kann grund­sätz­lich jeden tref­fen und mit­un­ter auch lang­wie­rig und kom­pli­ka­ti­ons­reich ver­lau­fen. Die Über­tra­gung erfolgt durch Tröpf­chen­in­fek­ti­on, also vor­wie­gend durch Hus­ten und Nie­sen. Kin­der, Schwan­ge­re, älte­re Men­schen und Men­schen mit chro­ni­schen Krank­hei­ten sind beson­ders gefähr­det, Kom­pli­ka­tio­nen zu erlei­den. Für sie ist die Imp­fung beson­ders wich­tig. Eben­falls imp­fen las­sen soll­ten sich jene, die in engem Kon­takt mit Per­so­nen aus den genann­ten Risi­ko­grup­pen ste­hen. Auch das trägt zu deren Schutz bei.

9. Anti­bio­ti­ka hel­fen gegen Influ­en­za
Anti­bio­ti­ka nüt­zen nur bei bak­te­ri­el­len Infek­tio­nen. Influ­en­za ist aber eine Erkran­kung, die durch Viren aus­ge­löst wird. Den­noch wer­den oft Anti­bio­ti­ka ver­schrie­ben. Durch über­mä­ßi­gen Anti­bio­ti­ka­ein­satz ent­wi­ckeln lei­der Bak­te­ri­en immer mehr Resis­ten­zen und Anti­bio­ti­ka wir­ken dann bei jenen Men­schen nicht mehr, die sie wirk­lich brau­chen. Wer sich gegen Influ­en­za imp­fen lässt, tut indi­rekt also auch etwas gegen die gefürch­te­te Anti­bio­ti­ka­re­sis­tenz. Außer­dem kön­nen soge­nann­te anti­vi­ra­le Medi­ka­men­te die Erkran­kung abmil­dern, sofern sie recht­zei­tig ein­ge­nom­men wer­den.

10. Nach Novem­ber ist es zu spät für eine Imp­fung
Der bes­te Zeit­raum für eine Imp­fung ist die Zeit von Okto­ber bis Novem­ber, da die Grip­pe­sai­son nor­ma­ler­wei­se erst im Jän­ner oder Febru­ar rich­tig beginnt. Aber manch­mal kommt eine Grip­pe­wel­le schon frü­her, eben­so wie heu­er schon im Dezem­ber. Auch am Beginn einer Grip­pe­wel­le, ist es noch immer nicht zu spät, sich imp­fen zu las­sen. Selbst wenn der Impf­schutz noch nicht voll­stän­dig auf­ge­baut ist, fal­len bei einer Infek­ti­on die Sym­pto­me meist deut­lich­ge­rin­ger aus. Und manch­mal gibt es zwei Grip­pe­wel­len mit ver­schie­de­nen Stäm­men hin­ter­ein­an­der. Daher lohnt es sich auf jeden Fall, auch noch nach dem Jah­res­wech­sel imp­fen zu gehen.

Rück­fra­ge­hin­weis:
Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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Kon­takt ÖVIH:
Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el
Prä­si­den­tin des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler
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