Influenza und Lungenentzündungen erhöhen Herzinfarktrisiko

Impfungen gegen Influenza und Pneumokokken immer noch zu wenig genützt

Wien, 24. Okto­ber 2019. Seit Jah­ren emp­feh­len Medi­zi­ner sowohl die Influ­en­za- als auch die Pneu­mo­kok­ken-Imp­fung für älte­re Men­schen und jene mit vor­be­stehen­den chro­ni­schen Erkran­kun­gen. Das gilt ins­be­son­de­re für Per­so­nen mit Herz-Kreis­lauf-Pro­ble­men. Bei­de Erre­ger kön­nen näm­lich zu Infek­ti­ons­krank­hei­ten füh­ren, die das Risi­ko, einen Herz­in­farkt oder ähn­lich schwer­wie­gen­de Kom­pli­ka­tio­nen zu erlei­den, deut­lich stei­gern. Und das führt wie­der­um zu einer erhöh­ten Sterb­lich­keit. Den­noch sind die Durch­imp­fungs­ra­ten für bei­de Imp­fun­gen selbst in die­sen beson­ders gefähr­de­ten Grup­pen erschre­ckend nied­rig. Wer sich jetzt imp­fen lässt, senkt sowohl sein Erkran­kungs- als auch sein Kom­pli­ka­ti­ons­ri­si­ko für bei­de Erkran­kun­gen mas­siv

Erhöh­te Herz­in­farkt- und Schlag­an­fall­ge­fahr durch Influ­en­za
Ein Herz­in­farkt kann durch eine aku­te Atem­wegs­er­kran­kung, ins­be­son­de­re eine Influ­en­za, aus­ge­löst wer­den. Beson­ders häu­fig in den ers­ten sie­ben Tagen nach einer labor­be­stä­tig­ten Influ­en­za-Dia­gno­se. In die­ser Zeit ist das Risi­ko um das Sechs­fa­che erhöht. Das zeigt eine im Vor­jahr publi­zier­te Stu­die. Doch damit nicht genug. Grippe-(ähnliche) Sym­pto­me stei­gern außer­dem das Risi­ko für einen Schlag­an­fall um fast 40 Pro­zent für eine Dau­er von 14 Tagen. Danach bleibt es für den Zeit­raum eines Jah­res erhöht. Für die Betrof­fe­nen kann das töd­li­che Kon­se­quen­zen haben oder zu lang­fris­ti­gen Behin­de­run­gen füh­ren.

Influ­en­za-Imp­fung redu­ziert Risi­ko
Auf­grund der ein­deu­ti­gen wis­sen­schaft­li­chen Daten­la­ge wird die Influ­en­za-Imp­fung im vom Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um her­aus­ge­ge­be­nen Impf­plan allen Öster­rei­chern ab dem sechs­ten Lebens­mo­nat gene­rell und Per­so­nen mit erhöh­ter Gefähr­dung infol­ge einer chro­ni­schen Erkran­kung beson­ders dring­lich emp­foh­len. Dazu gehö­ren auch Per­so­nen mit Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen. Dass die­se von einer Imp­fung pro­fi­tie­ren ist schon seit Jah­ren nach­ge­wie­sen. Eine Meta­ana­ly­se aus dem Jahr 2013 publi­ziert im renom­mier­ten JAMA zeigt zum Bei­spiel eine Risi­ko­re­duk­ti­on bezo­gen auf kar­dio­vas­ku­lä­re Ereig­nis­se von mehr als einem Drit­tel für Pati­en­ten mit vor­be­stehen­den Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen. Zieht man nur die redu­zier­ten Schlag­an­fäl­le her­an, ist das Ergeb­nis laut einer neue­ren Stu­die eben­falls ein­deu­tig. Knapp 20 Pro­zent der Fäl­le konn­ten durch eine Influ­en­za-Imp­fung ver­hin­dert wer­den. „Über­zeu­gen­de­re Grün­de für die Imp­fung bei Men­schen mit Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen sowie Per­so­nen in ihrem Umfeld gibt es kaum“, fin­det Univ. Prof. Dr. Andrea Podc­zeck-Schweig­ho­fer, Pri­ma­ria der kar­dio­lo­gi­schen Abtei­lung am Sozi­al­me­di­zi­ni­schen Zen­trum Süd — Kai­ser Franz Josef-Spi­tal. „Den­noch neh­men vie­le das Risi­ko auf die leich­te Schul­ter oder es ist ihnen der Auf­wand sich gegen Influ­en­za imp­fen zu las­sen zu groß. Dabei könn­te ein klei­ner Stich poten­zi­ell lebens­ret­tend sein“, so Podc­zeck-Schweig­ho­fer wei­ter.

Per­so­nen mit erhöh­tem Blut­druck pro­fi­tie­ren durch Influ­en­za-Imp­fung
Brand­neue Daten vom World Con­gress of Car­dio­lo­gy im Sep­tem­ber zei­gen übri­gens, dass auch Per­so­nen, die „nur“ einen erhöh­ten Blut­druck haben, von einer Influ­en­za-Imp­fung pro­fi­tie­ren. Ihr Risi­ko in der Influ­en­za-Sai­son zu ver­ster­ben, sank laut Stu­die durch eine Imp­fung um 18 Pro­zent. „Auch die­se Pati­en­ten soll­ten sich bei der nächs­ten Blut­druck-Kon­trol­le beim Haus­arzt gleich eine Influ­en­za-Imp­fung ver­ab­rei­chen las­sen“, emp­fiehlt die Exper­tin.

Lun­gen­ent­zün­dung kann zu kar­dio­vas­ku­lä­ren Kom­pli­ka­tio­nen füh­ren
Wer eine Influ­en­za durch­lei­den muss, hat übri­gens auch ein erhöh­tes Risi­ko für eine nach­fol­gen­de, durch Pneu­mo­kok­ken ver­ur­sach­te Lun­gen­ent­zün­dung. Pneu­mo­kok­ken sind Bak­te­ri­en, die durch Hus­ten, Nie­sen oder Spre­chen über­tra­gen wer­den kön­nen. Abge­se­hen von Per­so­nen, die eine Influ­en­za durch­ge­macht haben, ist das Risi­ko für (Pneumokokken-)Lungenentzündungen auch für Men­schen, die vor­be­stehen­de chro­ni­sche Erkran­kun­gen haben, erhöht.
Neben der Erkran­kung selbst kön­nen Lun­gen­ent­zün­dun­gen eben­so wie die Influ­en­za zusätz­li­che Pro­ble­me im Herz-Kreis­lauf-Bereich ver­ur­sa­chen. So erlei­den 18 Pro­zent aller auf­grund einer Lun­gen­ent­zün­dung hos­pi­ta­li­sier­ten Pati­en­ten laut Stu­di­en kar­dio­vas­ku­lä­re Kom­pli­ka­tio­nen. Die Kom­pli­ka­ti­ons­ge­fahr steigt aber nicht nur kurz­fris­tig, son­dern auch lang­fris­tig. Das Risi­ko für eine Ver­en­gung der Herz­kranz­ge­fä­ße, Herz­ver­sa­gen oder Arrhyth­mi­en nimmt durch eine Pneu­mo­nie kurz­fris­tig um das 2- 8‑fache zu. Man­che Stu­die gehen mitt­ler­wei­le sogar schon davon aus, dass die Gefahr kar­dio­vas­ku­lä­rer Ereig­nis­se bis zu zehn Jah­re nach einer Lun­gen­ent­zün­dung erhöht bleibt.

Pneu­mo­kok­ken-Imp­fung redu­ziert Herz­in­farkt­ri­si­ko
Eben­so wie gegen Influ­en­za, kann man sich auch gegen Pneu­mo­kok­ken imp­fen las­sen und damit sei­ne Risi­ken für eine Lun­gen­ent­zün­dung oder die noch gefähr­li­che­ren inva­si­ven Pneu­mo­kok­ken-Erkran­kun­gen deut­lich redu­zie­ren. Eine Ana­ly­se mit über 20.000 Pati­en­ten zeigt zum Bei­spiel, dass das Risi­ko nach einer Lun­gen­ent­zün­dung auch einen Herz­in­farkt zu bekom­men, für Pati­en­ten mit Blut­hoch­druck, Dia­be­tes oder Fett­stoff­wech­sel­stö­run­gen durch eine Imp­fung gegen Pneu­mo­kok­ken deut­lich gesenkt wer­den könn­te. „Den­noch ist die Durch­imp­fungs­ra­te bei der Pneu­mo­kok­ken-Imp­fung ähn­lich schlecht wie bei der Influ­en­za-Imp­fung“, zeigt sich die Kar­dio­lo­gin ent­setzt. „Mitt­ler­wei­le gibt es von vie­len Kran­ken­kas­sen Kos­ten­zu­schüs­se und außer­dem hält die Wir­kung der Imp­fung sehr lan­ge an. Jeder ab 50 oder mit chro­ni­schen Krank­hei­ten soll­te unbe­dingt mit sei­nem Arzt oder sei­nem Apo­the­ker über eine Pneu­mo­kok­ken-Imp­fung und eine Influ­en­za-Imp­fung spre­chen.“

Refe­ren­zen:

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https://newsroom.heart.org/news/flu-flu-like-illnesses-linked-to-increased-risk-of-stroke-neck-artery-tears?preview=5a50
Zuletzt zuge­grif­fen 24.10.2019

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