Pres­se­mit­tei­lung vom 06.06.2019

Japanische Enzephalitis: „Die asiatische Version der FSME“

Übertragung durch Moskitostiche – vorbeugende Impfung auch für kurzentschlossene Reisende möglich

Wien, 6. Juni 2019. Immer mehr Men­schen wol­len ihren Urlaub abseits des Mas­sen­tou­ris­mus ver­brin­gen und pla­nen die­sen auch außer­halb der „übli­chen“ Rei­se­zei­ten. Dabei gilt es aller­dings eini­ges zu beach­ten. Wer zum Bei­spiel in Zei­ten des Mon­suns (meist Früh­jahr bis Herbst) in Asi­en Land und Leu­te ken­nen­ler­nen möch­te, setzt sich einem erhöh­ten Risi­ko für bestimm­te Infek­tio­nen aus. Dar­un­ter fal­len Krank­hei­ten wie Mala­ria, das Den­gue Fie­ber oder auch die Japa­ni­sche Enze­pha­li­tis, die ent­fernt mit der in Öster­reich sehr bekann­ten FSME ver­wandt ist. Aller­dings wird sie nicht durch Zecken, son­dern durch Mos­ki­tos über­tra­gen und kann deut­lich schwe­rer ver­lau­fen. Eine Basis­vor­beu­gung gegen all die­se Krank­hei­ten ist durch Mücken­schutz begrenzt mög­lich, gegen Japa­ni­sche Enze­pha­li­tis gibt es eine sehr gut wirk­sa­me und neben­wir­kungs­ar­me Schutz­imp­fung.

Mos­ki­tos über­tra­gen Infek­ti­ons­krank­hei­ten
Alle vier genann­ten Krank­hei­ten, aber auch bei­spiels­wei­se die Lyme-Bor­re­lio­se, die Leish­ma­ni­o­se oder das Gelb­fie­ber, sind soge­nann­te vek­tor­über­tra­ge­ne Erkran­kun­gen. Ein Vek­tor ist in die­sem Kon­text ein klei­ner, leben­der Orga­nis­mus, der Krank­heits­über­trä­ger von einem infi­zier­ten Lebe­we­sen auf ein ande­res über­trägt. In Asi­en häu­fig anzu­tref­fen­de Vek­to­ren sind Mos­ki­tos, die in der Regen­zeit beson­ders ver­brei­tet sind und sich ger­ne in der Nähe von ste­hen­den Gewäs­sern wie Reis­fel­dern auf­hal­ten. Gene­rell besteht hier die Gefahr, sich mit Krank­heits­er­re­gern, wie zum Bei­spiel mit dem Japa­ni­schen Enze­pha­li­tis-Virus, zu infi­zie­ren. Die Japa­ni­sche Enze­pha­li­tis gehört zu den gefähr­lichs­ten impf­prä­ven­ta­blen vek­tor­über­tra­ge­nen Krank­hei­ten. All­ge­mein ist das Risi­ko sich zu infi­zie­ren – ähn­lich wie hier­zu­lan­de bei der FSME – am Land grö­ßer als in der Stadt, wes­halb bei Ein­hei­mi­schen die Land­be­völ­ke­rung, wo mög­lich, bevor­zugt geimpft wird. „Für Rei­sen­de gilt aber – unab­hän­gig von der Sai­son, ihrem Ver­hal­ten, dem genau­en Auf­ent­halts­ort und der Rei­se­dau­er -, dass sie Mos­ki­to­sti­che als Basis­vor­sor­ge stets best­mög­lich ver­mei­den soll­ten“, erläu­tert Prof. DDr. Mar­tin Hadit­sch, Fach­arzt für Hygie­ne, Mikro­bio­lo­gie, Infek­tio­lo­gie und Tro­pen­me­di­zin im Tra­vel Med Cen­ter Leon­ding.

24 Län­der in Asi­en von Japa­ni­scher Enze­pha­li­tis betrof­fen
Japa­ni­sche Enze­pha­li­tis ist die häu­figs­te Ursa­che für eine vira­le Enze­pha­li­tis (Gehirn­ent­zün­dung) in vie­len Län­dern Asi­ens. Welt­weit gibt es geschätzt etwa 68.000 kli­ni­sche Fäl­le pro Jahr. Bis zu 20.000 Per­so­nen ver­ster­ben jähr­lich daran.1 Die jähr­li­che Fall­ra­te vari­iert stark und liegt zwi­schen weni­ger als 10 und mehr als 100 Fäl­len pro 100.000 Ein­woh­ner. Die meis­ten Fäl­le von Japa­ni­scher Enze­pha­li­tis wer­den aus Chi­na und Indi­en gemel­det. Einen deut­li­chen Anstieg ver­zeich­ne­te man in den letz­ten Jah­ren in Ban­gla­desch, Myan­mar, Nepal, Thai­land, Viet­nam und Indo­ne­si­en. In den Hoch­ri­si­ko­ge­bie­ten wur­de das Virus bei über 20 Pro­zent der getes­te­ten Per­so­nen festgestellt.2 „Man muss aller­dings einer­seits von einer hohen Dun­kel­zif­fer aus­ge­hen, da die Erkran­kung schwer zu dia­gnos­ti­zie­ren ist, ande­rer­seits kann es durch Kreuz­re­ak­tio­nen (v.a. mit Den­gue-Fie­ber) auch zu Fehl­dia­gno­sen kom­men“, berich­tet Hadit­sch. „Auch in Viet­nam gab es immer wie­der epi­de­mi­sche Aus­brü­che. Was in vie­len Ver­brei­tungs­kar­ten jedoch falsch ist: Im kon­ti­nen­ta­len Aus­tra­li­en gibt es kei­ne Ende­mie­ge­bie­te.“
„Grund­sätz­lich ist das Ende­mie­ge­biet seit eini­ger Zeit unver­än­dert. Aller­dings kann es sein, dass bis­her von­ein­an­der getrenn­te klei­ne Risi­ko­ge­bie­te lang­sam mit­ein­an­der ver­schmel­zen, weil es immer öfter zu Wald­ro­dun­gen für Agrar­flä­chen und inner­städ­ti­schen Ver­än­de­run­gen kommt, wodurch neue Brut­ge­bie­te für Mos­ki­tos ent­ste­hen“, so der Exper­te.

Schwe­rer Ver­lauf
Ähn­lich wie bei FSME ver­lau­fen die meis­ten Japa­ni­sche Enze­pha­li­tis-Infek­tio­nen mild, das heißt mit Fie­ber und Kopf­schmer­zen, oder sind sogar sym­ptom­los. Im Schnitt ver­läuft jede 250. Infek­ti­on schwer. Sym­pto­me sind hohes Fie­ber, Kopf­schmer­zen, Nacken­stei­fig­keit, Des­ori­en­tie­rung, Koma, Ohn­machts­an­fäl­le und spas­ti­sche Läh­mun­gen, die bis zum Tod füh­ren kön­nen. Bis zu 30 Pro­zent all jener mit schwe­ren Sym­pto­men ver­ster­ben an der Krank­heit. Von den Über­le­ben­den lei­den 20 bis 30 Pro­zent in der Fol­ge unter per­ma­nen­ten intel­lek­tu­el­len, Ver­hal­tens- oder neu­ro­lo­gi­schen Pro­ble­men wie Läh­mungs­er­schei­nun­gen, wie­der­keh­ren­den Ohn­machts­an­fäl­len oder Sprech­stö­run­gen. „Japa­ni­sche Enze­pha­li­tis gehört zur glei­chen Krank­heits­fa­mi­lie wie FSME, aller­dings ist der kli­ni­sche Ver­lauf meist ein deut­lich schwe­re­rer“, so Hadit­sch. „Und auch sie kann nicht ursäch­lich behan­delt wer­den. Bei den Betrof­fe­nen kann man auch im Kran­ken­haus nur bes­ten­falls ver­su­chen, die Sym­pto­me zu bekämp­fen.“

Wich­ti­ge Vor­beu­gungs­maß­nah­men
In Risi­ko­ge­bie­ten soll­ten unbe­dingt alle Vor­sichts­maß­nah­men ergrif­fen wer­den, um Mos­ki­to­sti­che zu ver­mei­den. Dazu gehö­ren das Tra­gen von imprä­gnier­ten lan­gen Hosen und lang­är­me­li­gen Ober­tei­len in hel­ler Far­be, der Schutz nack­ter Haut durch das Auf­tra­gen von Mos­ki­to­sprays bezie­hungs­wei­se das Schla­fen unter intak­ten und imprä­gnier­ten Mos­ki­to­net­zen und das best­mög­li­che Mei­den von ste­hen­den Gewäs­sern und Reis­fel­dern. „Im Ver­gleich zu Zecken bringt das rou­ti­ne­mä­ßi­ge Absu­chen des Kör­pers nach die­sen Blut­saugern aller­dings nichts, da die­se unmit­tel­bar nach der ver­gleichs­wei­se kurz­dau­ern­den Blut­mahl­zeit wie­der weg­flie­gen. Außer­dem kann man nach einem Mos­ki­to­stich ohne­dies nichts mehr tun, um die Krank­heit zu ver­hin­dern“ so der Tro­pen­me­di­zi­ner. „Man kann nur recht­zei­tig vor­beu­gen. Gegen Japa­ni­sche Enze­pha­li­tis wur­de ein hoch­wirk­sa­mer und neben­wir­kungs­ar­mer Impf­stoff ent­wi­ckelt, die Mög­lich­keit zu einer Imp­fung soll­te ins­be­son­de­re vor Rei­sen nach Chi­na, Indi­en und Süd­ost­asi­en unbe­dingt bespro­chen wer­den“, emp­fiehlt der Tro­pen­me­di­zi­ner. „Für beson­ders schnell Ent­schlos­se­ne gibt es sogar ein Kurz­sche­ma, das inner­halb einer Woche abge­schlos­sen wer­den kann und für min­des­tens ein Jahr schützt. Durch eine wei­te­re Schutz­imp­fung inner­halb von zwei Jah­ren lässt sich der Schutz sogar auf 10 Jah­re ver­län­gern.“
Wei­ter­füh­ren­de Infor­ma­ti­on unter: http://www.searo.who.int/thailand/news/whd2014_infographic.jpg

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Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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