Massiver Anstieg der FSME-Fallzahlen

Durchimpfungsrate gut – Impf-Lücken müssen behoben werden

Wien, 17. Dezem­ber 2020. Eine vor­läu­fi­ge Ana­ly­se der FSME-Fall­zah­len 2020 zeigt: Die Anzahl der regis­trier­ten FSME-Fäl­le hat sich gegen­über dem Vor­jahr mehr als ver­dop­pelt. Schwan­kun­gen von Jahr zu Jahr gibt es zwar immer, ein der­ar­tig stei­ler Anstieg konn­te aller­dings in den letz­ten Jah­ren nicht beob­ach­tet wer­den. Öster­reich hat zwar im inter­na­tio­na­len Ver­gleich eine hohe Durch­imp­fungs­ra­te, offen­bar scheint aber auch die­se nicht mehr aus­zu­rei­chen, um die Fall­zah­len zumin­dest auf einem kon­stan­ten Niveau zu hal­ten. Exper­tIn­nen for­dern die Bevöl­ke­rung mit Blick auf das kom­men­de Früh­jahr und den Beginn der Zecken­sai­son dazu auf, ihren Impf­pass zu über­prü­fen und emp­foh­le­ne Auf­fri­schungs­imp­fun­gen recht­zei­tig wahr­zu­neh­men oder, falls kei­ne Grund­im­mu­ni­sie­rung vor­liegt, mit die­ser zu begin­nen.

Fall­zah­len wie in den 1980er Jah­ren
Mit Stand Novem­ber 2020 wur­den 219 FSME-Fäl­le in Öster­reich regis­triert. Einen ähn­li­chen Wert gab es zuletzt 1987. Zum Ver­gleich: 2019 wur­den 108 Fäl­le regis­triert, 2018 154. „In Öster­reich gab es vor Ein­füh­rung der FSME-Imp­fung jedes Jahr hun­der­te Fäl­le, durch die Imp­fung konn­ten wir sie deut­lich redu­zie­ren“, erklärt Prof.in Ursu­la Kun­ze vom Zen­trum für Public Health an der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien. „Übli­cher­wei­se ist die Mehr­heit der Betrof­fe­nen über 50 Jah­re alt, obwohl auch immer wie­der ver­ein­zelt Kin­der erkran­ken. Schwe­re Ver­läu­fe mit Betei­li­gung des Zen­tral­ner­ven­sys­tems haben wir in den letz­ten Jah­ren etwa bei der Hälf­te der hos­pi­ta­li­sier­ten Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten gese­hen.“ 2019 hat es zwei Todes­fäl­le gege­ben, für 2020 ist die­se Zahl noch nicht bekannt.

Wich­ti­ge Auf­fri­schun­gen
Im inter­na­tio­na­len Ver­gleich ist Öster­reich ein Mus­ter­land, was die Durch­imp­fungs­ra­te betrifft. 2019 lag sie bei 79 Pro­zent. Am bes­ten war sie in Kärn­ten, am schlech­tes­ten in Vor­arl­berg. Apo­the­ker und Prä­si­dent der Wie­ner Apo­the­ker­kam­mer Priv.-Doz. DDr. Phil­ipp Sai­ko: „Auch 2020 haben sich trotz Covid-19-Pan­de­mie vie­le Men­schen gegen FSME imp­fen las­sen. Aller­dings beob­ach­ten wir immer wie­der, dass die vor­ge­schrie­be­nen Impf­in­ter­val­le nicht ganz so ein­ge­hal­ten wer­den, wie sie eigent­lich vor­ge­schrie­ben sind.“ Die­se kön­ne pro­ble­ma­tisch sein, da der Impf­schutz mit der Zeit nach­las­se. Er for­dert daher alle in Öster­reich leben­den Per­so­nen auf, beim nächs­ten Arzt- oder Apo­the­ken­be­such den Impf­pass mit­zu­neh­men, um sicher­zu­ge­hen, dass kei­ne Imp­fung ver­passt wird. „Imp­fen geht auch wäh­rend der Pan­de­mie und gera­de die­se Fall­zah­len zei­gen, wie wich­tig alle Imp­fun­gen sind, nicht nur die zu erwar­ten­de Covid-19-Imp­fung“, so Sai­ko.

Grund­im­mu­ni­sie­rungs­ra­ten stei­gern
Rund 20 Pro­zent der hier leben­den Per­so­nen sind gar nicht gegen FSME geimpft“, ergänzt Public- Health-Exper­tin Kun­ze. „Die aktu­el­len Fall­zah­len zei­gen ein­deu­tig, dass wir die­sen Pro­zent­satz ver­rin­gern müs­sen.“ Man kön­ne in jedem Alter* mit der Grund­im­mu­ni­sie­rung begin­nen, nur bei der Häu­fig­keit der Auf­fri­schungs­imp­fun­gen müs­se das Alter berück­sich­tigt wer­den. Bis zum 60. Lebens­jahr müs­se man alle fünf, danach alle drei Jah­re auf­fri­schen.

Kei­ne Her­den­im­mu­ni­tät bei FSME
Es gibt kei­nen „FSME-siche­ren“ Ort in Öster­reich. Ganz Öster­reich ist Ende­mie­ge­biet. Die Exper­tin betont: „Im Unter­schied zu Covid-19 kann es auch kei­ne Her­den­im­mu­ni­tät geben, da kei­ne Mensch- zu-Mensch-Über­tra­gung statt­fin­det, son­dern die Infek­ti­on über einen Zecken­stich erfolgt. Somit hilft bei FSME nur der Indi­vi­du­al­schutz, also die eige­ne Imp­fung.“ Jeder Ein­zel­ne muss sich selbst schüt­zen und sich imp­fen las­sen.

Sie ergänzt: „Die FSME-Impf­stof­fe wer­den seit vie­len Jah­ren ein­ge­setzt und sind gut ver­träg­lich. Machen Sie sich doch bereits jetzt eine Notiz in Ihren Kalen­der, um im Früh­jahr ja nicht auf die FSME-Imp­fung zu ver­ges­sen. Sie ist nach wie vor die bes­te Schutz­mög­lich­keit vor einer FSME-Erkran­kung!“

Refe­ren­zen:

Virus­epi­de­mio­lo­gi­sche Infor­ma­tio­nen 2020

Markt­for­schung IPSOS/Essl 2019

Öster­rei­chi­scher Impf­plan 2020

*ab dem voll­ende­ten ers­ten Lebens­jahr

Rück­fra­ge­hin­weis:

Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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