Nachjustierungen beim Schulimpfwesen notwendig

Probleme vor der Pandemie wurden heuer noch verschärft

Wien, 1. Juni 2021. Eltern, die Kin­der in meh­re­ren Schu­len haben, ken­nen das: In einer Schu­le wird geimpft, in der ande­ren nicht. Manch­mal impft der* die Schulärzt*in, manch­mal der* die Amtsärzt*in oder manch­mal kommt auch ein*e andere*r niedergelassene*r Ärzt*in für die Imp­fung in die Schu­len. An Infor­ma­tio­nen für die Eltern, war­um wann woge­gen geimpft wer­den soll, man­gelt es häu­fig. Für Eltern ist es schwer, den Über­blick zu behal­ten und dafür zu sor­gen, dass ihre Kin­der alle im öster­rei­chi­schen Impf­plan emp­foh­le­nen Imp­fun­gen bekom­men. Das war schon vor der Pan­de­mie so, in den letz­ten 14 Mona­ten sind die vor­ge­se­he­nen Schulimp­fun­gen aller­dings auch noch groß­teils aus­ge­fal­len. Da in der Schu­le wohl nicht mehr alle Imp­fun­gen bis Ende des Semes­ters nach­ge­holt wer­den kön­nen, müs­sen sich die Eltern nun selbst dar­um küm­mern. Mit­tel- und lang­fris­tig sind Ver­bes­se­run­gen des Schulimpf­we­sen not­wen­dig. Der Öster­rei­chi­sche Ver­band der Impf­stoff­her­stel­ler (ÖVIH) legt dazu nun Vor­schlä­ge auf den Tisch.

Recht­zei­tig Schutz auf­bau­en

Schulimp­fun­gen sind eine wich­ti­ge Maß­nah­me, um Kin­der und Jugend­li­che zu errei­chen und gegen die wich­tigs­ten impf­prä­ven­ta­blen Erkran­kun­gen zu schüt­zen. „Da die­se Erkran­kun­gen auf­grund der Imp­fun­gen heu­te nur noch sel­ten auf­tre­ten, ist vie­len ihre Gefähr­lich­keit nicht mehr bewusst“, erklärt Renée Gal­lo-Dani­el, Prä­si­den­tin des ÖVIH. „Allein die Vier­fach-Imp­fung gegen Diph­the­rie, Wund­starr­krampf (Teta­nus), Keuch­hus­ten (Per­tus­sis) und Kin­der­läh­mung (Polio), die zwi­schen dem sie­ben­ten und dem neun­ten Lebens­jahr auf­ge­frischt wer­den muss, kann meh­re­re lebens­be­droh­li­che Krank­hei­ten ver­hin­dern“, ergänzt Vize­prä­si­den­tin Sig­rid Has­lin­ger. „An Teta­nus ster­ben zum Bei­spiel selbst bei opti­ma­ler Behand­lung immer noch 20 bis 30 Pro­zent der Erkrank­ten.“ Daher sei es so wich­tig, dass bereits im Kin­des­al­ter ein Impf­schutz auf­ge­baut wür­de, der bei man­chen Imp­fun­gen im Erwach­se­nen­al­ter auf­ge­frischt wer­den müss­te, um die­sen auch zu behal­ten.

Weni­ge Sti­che gegen poten­zi­ell lebens­lan­ges Leid

Eben­falls in der Volks­schu­le soll­ten laut Impf­plan Buben und Mäd­chen gegen HPV geimpft wer­den. „Die­se Imp­fung wird in Öster­reich lei­der noch nicht so ange­nom­men, wie das in manch ande­ren Län­dern der Fall ist“, erläu­tert Chris­toph Jandl, Gene­ral­se­kre­tär des ÖVIH. „Mitt­ler­wei­le haben jedoch schon vie­le Stu­di­en nach­ge­wie­sen, dass eine Imp­fung bei Kin­dern vie­le Krebs­er­kran­kun­gen im Erwach­se­nen­al­ter, vor allem Gebär­mut­ter­hals­krebs, aber auch HNO-Tumo­re oder Penis­kar­zi­no­me, ver­hin­dern kann.“ Die WHO woll­te durch die HPV-Imp­fung den Gebär­mut­ter­hals­krebs bis 2030 sogar eli­mi­nie­ren. Aus heu­ti­ger Sicht dürf­te die­ses Ziel jedoch ver­fehlt wer­den. „Ein Grund mehr, Auf­klä­rungs­ar­beit zu leis­ten“, so Jandl.

Lang­fris­tig Krebs ver­hin­dern kann auch die Imp­fung gegen Hepa­ti­tis B. Eine Erkran­kung mit Hepa­ti­tis B kann näm­lich zu Leber­ver­än­de­run­gen wie Leber­krebs oder Leber­zir­rho­se füh­ren. Um das zu ver­hin­dern, ist die­se Imp­fung im öster­rei­chi­schen Impf­plan im ach­ten Lebens­jahr vor­ge­se­hen (ent­we­der als Auf­fri­schungs- oder als Grund­im­mu­ni­sie­rung).

Bei Jugend­li­chen beson­ders gefähr­lich ist die Menin­gi­tis. Sie kommt zwar nicht all­zu häu­fig vor – die Anzahl der Erkrank­ten pro Jahr liegt im zwei­stel­li­gen Bereich -, aber wenn man erkrankt, besteht aku­te Lebens­ge­fahr. „Die Erkran­kung schrei­tet sehr schnell fort und endet fast bei der Hälf­te der Fäl­le töd­lich“, betont Has­lin­ger. Daher ist die Imp­fung gegen Menin­go­kok­ken A, C, W, Y im Alter zwi­schen 11 und 13 vor­ge­se­hen.

Nach­jus­tie­run­gen nötig

Der ÖVIH hat nun Vor­schlä­ge erar­bei­tet, um das Sys­tem zu ver­bes­sern, Eltern bes­ser zu infor­mie­ren und Kin­der leich­te­ren Zugang zu den emp­foh­le­nen Imp­fun­gen zu ermög­li­chen.

Wich­tigs­ter Punkt: Flä­chen­de­cken­de Imp­fun­gen an allen Schu­len in jedem Bun­des­land, die gleich orga­ni­siert sein soll­ten. In die­sem Zusam­men­hang müs­se auch geklärt wer­den, von wem die Imp­fung durch­ge­führt wer­den soll (Schulärzt*in, Amtsärzt*in oder Impfärzt*in). Außer­dem plä­diert der ÖVIH für einen mög­lichst gerin­gen admi­nis­tra­ti­ven Auf­wand sowohl für die imp­fen­den Ärzt*innen als auch für das Schul­per­so­nal und die Eltern. Mög­lich wäre dies z.B. durch digi­ta­le Lösun­gen für Ein­ver­ständ­nis­er­klä­run­gen, Anbin­dung an den e‑Impfpass, etc. Eben­falls not­wen­dig sei­en Auf­klä­rungs­kam­pa­gnen an den Schu­len, um Eltern aus­rei­chend zu infor­mie­ren sowie eine Attrak­ti­vie­rung des Schul­arzt­we­sens, um den der­zeit herr­schen­den Schul­arzt­man­gel zu bekämp­fen.

Pan­de­mie­be­dingt müss­ten außer­dem noch vor Schul­schluss Alter­na­ti­ven zu den aus­ge­fal­le­nen Schulimp­fun­gen an die Eltern kom­mu­ni­ziert wer­den.

„Als ÖVIH sind wir jeder­zeit bereit, Bund und Län­der bei der­ar­ti­gen Vor­ha­ben zu unter­stüt­zen. Wich­tig ist, die Kin­der mög­lichst gut vor ver­meid­ba­ren Krank­hei­ten zu schüt­zen“, betont ÖVIH-Prä­si­den­tin Gal­lo abschlie­ßend.

Rück­fra­ge­hin­weis:

Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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