Pres­se­mit­tei­lung vom 12.12.2017

Patienten schützen: Gesundheitspersonal gegen Influenza impfen

Impfung verhindert Ansteckung und Weitergabe des Virus an vulnerable Patientengruppen

Wien, 12. Dezem­ber 2017 – In Öster­reich gibt es nach wie vor kei­ne Impf­pflicht für das Gesund­heits­per­so­nal. Aber eine drin­gen­de Emp­feh­lung – auch und beson­ders für die Influ­en­za- Imp­fung. Und das hat sei­ne Grün­de: Men­schen in Gesund­heits­be­ru­fen ste­cken sich berufs­be­dingt leich­ter an als die Durch­schnitts­be­völ­ke­rung. Außer­dem besteht das Risi­ko, dass sie das Virus an beson­ders gefähr­de­te Pati­en­ten­grup­pen wie chro­nisch Kran­ke oder Immun­sup­p­ri­mier­te über­tra­gen und die­se schwer erkran­ken. Daher soll­ten sich alle Per­so­nen, die in irgend­ei­ner Form mit Pati­en­ten zu tun haben, spä­tes­tens jetzt imp­fen las­sen, raten Exper­ten.

Health Care Worker ste­cken sich häu­fi­ger an
Influ­en­za-Aus­brü­che in Lang­zeit­pfle­ge­ein­rich­tun­gen sind häu­fig, auch in Akut­spi­tä­lern kom­men sie immer wie­der vor. Dass Pati­en­ten die sog. Health Care Workers (HCW) anste­cken und umge­kehrt ist höchst­wahr­schein­lich, da Influ­en­za am ehes­ten bei engem per­sön­li­chen Kon­takt – wie zwi­schen Arzt bzw. Pfle­ge­per­so­nal und Pati­ent – über­tra­gen wird. Stu­di­en zei­gen, dass sich Per­so­nen in Gesund­heits­be­ru­fen häu­fi­ger mit dem Influ­en­za-Virus infi­zie­ren als Per­so­nen, die in ande­ren Bran­chen arbei­ten. Laut WHO ste­cken sich fünf bis zehn Pro­zent der Erwach­se­nen pro Jahr mit dem Influ­en­za-Virus an, bei Per­so­nen im Gesund­heits­be­reich geht man von 11 bis 59 Pro­zent aus.1 Sie haben somit ein ähn­li­ches Anste­ckungs­ri­si­ko wie Erwach­se­ne in Haus­hal­ten mit Kin­dern.2

Krank­heit bricht nicht immer aus – Anste­ckung ande­rer trotz­dem mög­lich
Im Regel­fall ver­spürt ein Erkrank­ter die ers­ten Sym­pto­me etwa ein bis vier Tage nach der Anste­ckung. Die meis­ten gesun­den Erwach­se­nen kön­nen das Virus aber bereits einen Tag, bevor sie selbst unter Sym­pto­men lei­den, über­tra­gen. Die Anste­ckungs­ge­fahr bleibt dann für wei­te­re fünf bis sie­ben Tage auf­recht. Das heißt also, dass man jeman­den bereits dann infi­zie­ren kann, wenn man selbst die Erkran­kung noch nicht bemerkt.3 „Noch dazu arbei­ten vie­le Kol­le­gen sogar noch, wenn die Krank­heit bereits aus­ge­bro­chen ist“, erzählt Prof.in Dr.in Ursu­la Köl­ler, MPH, Vor­sit­zen­de der Arbeits­grup­pe „Imp­fen“ der Bio­ethik­kom­mis­si­on des Bun­des­kanz­ler­am­tes. „Damit tun sie aber weder sich noch ihren Pati­en­ten etwas Gutes.“ Beson­ders gefähr­lich ist, dass etwa ein Drit­tel der Erkran­kun­gen beim Gesund­heits­per­so­nal über­haupt sym­ptom­los ver­läuft.4

Imp­fen schützt Per­so­nal und Pati­en­ten
In meh­re­ren Stu­di­en konn­te bereits nach­ge­wie­sen wer­den, dass es einen Zusam­men­hang zwi­schen der Durch­imp­fungs­ra­te in medi­zi­ni­schen Ein­rich­tun­gen und den Erkran­kungs­ra­ten von Mit­ar­bei­tern und Pati­en­ten gibt. Das gilt eben­so für Hos­pi­ta­li­sie­rungs­ra­ten und Todes­fäl­le auf­grund von Influ­en­za.5 Nicht zu ver­nach­läs­si­gen ist auch, dass erkrank­tes Per­so­nal zu Eng­päs­sen in der Ver­sor­gung von Pati­en­ten und zu erhöh­ten Kos­ten für das Gesund­heits­sys­tem füh­ren kann. „In einer schwe­ren Influ­en­za-Sai­son haben Ärz­te und Pfle­ge­per­so­nal auch in Spi­tä­lern ohne­hin schon eine Her­aus­for­de­rung damit, die vie­len Pati­en­ten adäquat ver­sor­gen zu kön­nen. Wenn dann noch ein Teil des Per­so­nals fehlt, weil es selbst krank ist, macht das die Situa­ti­on noch wesent­lich dra­ma­ti­scher“, erläu­tert Infek­tio­lo­gin Köl­ler. „Flä­chen­de­cken­de Imp­fun­gen bei Ärz­ten und Pfle­ge­per­so­nal sind mit Abstand die bes­te Lösung. Das führt zu einem Rück­gang der Erkran­kungs­fäl­le bei Per­so­nal und Pati­en­ten und im Fall von Erkran­kun­gen zu einer gerin­ge­ren Kom­pli­ka­ti­ons­ra­te.“

Leich­ter Zugang und Impf­ver­pflich­tung durch Dienst­ge­ber emp­foh­len
Seit 2012 gibt es zusätz­lich zum Öster­rei­chi­schen Impf­plan eige­ne Impf­emp­feh­lun­gen nur für das Gesund­heits­per­so­nal. Die­se rich­ten sich vor allem an die Beschäf­tig­ten in Spi­tä­lern, Insti­tu­ten und Labors, aber auch an Mit­ar­bei­ter medi­zi­ni­scher Uni­ver­si­tä­ten sowie deren Stu­den­ten und den gesam­ten nie­der­ge­las­se­nen Gesund­heits­be­reich.6 Und dar­in wird ganz klar eine Emp­feh­lung für die Influ­en­za-Imp­fung aus­ge­spro­chen. „Lei­der rei­chen die­se Emp­feh­lun­gen nicht aus“, sagt Köl­ler. „Auch wenn es kei­ne kon­kre­ten öster­rei­chi­schen Zah­len gibt, gehen wir davon aus, dass sich nach wie vor nur ein Bruch­teil des Gesund­heits­per­so­nals imp­fen lässt.“ Grün­de für die Nicht-Imp­fung sind unter ande­rem die Angst vor Neben­wir­kun­gen und die Annah­me, dass die Imp­fung nicht aus­rei­chend wirk­sam ist. Bei­des konn­te aller­dings durch Stu­di­en wider­legt wer­den.7 Not­wen­dig wäre, die Imp­fung im Spi­tal wäh­rend der Dienst­zeit anzu­bie­ten und eine Impf­ver­pflich­tung durch den Dienst­ge­ber, so die Exper­ten-Emp­feh­lung.

Rück­fra­ge­hin­weis:
Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
Fine Facts Health Com­mu­ni­ca­ti­on
Mobil: +43 664 515 30 40
mueller-carstanjen@finefacts.at

Kon­takt ÖVIH:
Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el
Prä­si­den­tin des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler
Mobil: +43 664 544 62 90
r.gallo-daniel@web.oevih.at
www.oevih.at

1 Music, T., Protecting patients, protecting healthcare workers: a review of the role of influenza vaccination, International Nursing Review 59, 161–167
2 Kuster, Stefan P., et al., Incidence of Influenza in Healthy Adults and Healthcare Workers: A Systematic Review and Meta‐Analysis, PLoS ONE 6(10): e26239. doi:10.1371/journal.pone.0026239
3 CDC, Influenza Vaccination Information for Health Care Workers, https://www.cdc.gov/flu/healthcareworkers.htm, zuletzt abgerufen am 27.11.2017
4 Wiedermann‐Schmidt, U., et al., Impfungen für MitarbeiterInnen des Gesundheitswesens – Empfehlungen als Erweiterung des Österreichischen Impfplans. September 2012
5 Music, T., Protecting patients, protecting healthcare workers: a review of the role of influenza vaccination, International Nursing Review 59, 161–167
6 Wiedermann‐Schmidt, U., et al., Impfungen für MitarbeiterInnen des Gesundheitswesens – Empfehlungen als Erweiterung des Österreichischen Impfplans. September 2012
7 Wiedermann‐Schmidt, U., et al., Impfungen für MitarbeiterInnen des Gesundheitswesens – Empfehlungen als Erweiterung des Österreichischen Impfplans. September 2012