Richtige Vorsorge beginnt in der Schule: Gratis-HPV-Impfung nützen!

Rechtzeitige Impfung beugt vielen Krebsarten und Infektionen vor

Wien, 3. Sep­tem­ber 2019. Vor fünf Jah­ren wur­de die Imp­fung gegen das Huma­ne Papil­lo­ma-Virus (HPV) in das Gra­tis-Kin­der­impf­pro­gramm auf­ge­nom­men. Bis jetzt bleibt die Durch­imp­fungs­ra­te aber deut­lich hin­ter Län­dern wie Deutsch­land oder Groß­bri­tan­ni­en zurück. Gleich­zei­tig bele­gen neue Daten zum wie­der­hol­ten Mal die hohe Schutz­wir­kung der Imp­fung. In Schott­land gin­gen die Fäl­le von Gebär­mut­ter­hals­krebs durch eine flä­chen­de­cken­de Imp­fung schon nach weni­gen Jah­ren stark zurück. Ins­ge­samt pro­fi­tie­ren Mäd­chen wie Bur­schen durch einen Rück­gang von HPV-aus­ge­lös­ten Infek­tio­nen und Kar­zi­no­men. Exper­ten for­dern daher alle Eltern von Kin­dern ab neun Jah­ren dazu auf, die­se unbe­dingt imp­fen zu las­sen. Am bes­ten im Rah­men der Schulimpf­ak­tio­nen, die in Kür­ze wie­der star­ten. 

Ver­meid­ba­rer Krebs
Welt­weit wird jede fünf­te Krebs­er­kran­kung von Infek­tio­nen ver­ur­sacht, die häu­fig ver­meid­bar oder zumin­dest behan­del­bar wären. Ganz vor­ne mit dabei: Infek­tio­nen durch HPV. Sie wer­den meist sexu­ell über­tra­gen, Kon­do­me schüt­zen nur teil­wei­se. Ins­ge­samt gibt es mehr als 150 Sub­ty­pen des Virus. Man unter­schei­det Nied­rig-Risi­ko-HPV-Typen und Hoch-Risi­ko-HPV-Typen. Nied­rig-Risi­ko-Typen füh­ren haupt­säch­lich zu Geni­tal­war­zen, wäh­rend Hoch-Risi­ko-Typen für Krebs(vorstufen) am Gebär­mut­ter­hals, der Schei­de, den Scham­lip­pen, am After, aber auch am Penis bezie­hungs­wei­se am Hals und im Rachen ver­ant­wort­lich sind. Doch auch Geni­tal­war­zen ver­ur­sa­chen lang­fris­tig eben­falls ein erhöh­tes Krebs­ri­si­ko, sind hoch anste­ckend, extrem belas­tend und oft nur schwer zu behan­deln. Seit eini­gen Jah­ren kann man sich gegen die wich­tigs­ten HPV-Sub­ty­pen imp­fen las­sen. 

Gerin­ge Durch­imp­fungs­ra­ten
Die Wirk­sam­keit der vor­beu­gen­den Imp­fung ist seit Jah­ren erwie­sen, alle rele­van­ten Gesund­heits­or­ga­ni­sa­tio­nen mit der WHO an der Spit­ze rufen zur Imp­fung auf. In Öster­reich ist die Durch­imp­fungs­ra­te den­noch gering. Nach eige­nen Anga­ben sind nur neun Pro­zent aller 19 bis 45-Jäh­ri­gen gegen das Virus geimpft. Das zei­gen die Daten einer im April ver­öf­fent­lich­ten Markt­for­schung, die vom ÖVIH in Auf­trag gege­ben wur­de. Auch bei den Jugend­li­chen dürf­te ein Groß­teil nach wie vor nicht geimpft sein. Die Gra­tis-Schulimp­fun­gen spie­len daher eine wich­ti­ge Rol­le, um rasch höhe­re Durch­imp­fungs­ra­ten zu errei­chen. Univ. Prof. Dr. Elmar Jou­ra von der Uni­ver­si­täts­kli­nik für Frau­en­heil­kun­de der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien erläu­tert, war­um das wich­tig ist: „Wie bei vie­len ande­ren Imp­fun­gen geht es bei der HPV-Imp­fung nicht nur um den eige­nen Schutz, son­dern auch um den Gemein­schafts­schutz. Je mehr Men­schen geimpft sind, des­to weni­ger kön­nen das Virus über­tra­gen. So wer­den auch jene geschützt, die aus diver­sen Grün­den nicht geimpft wer­den kön­nen.“ 

Rie­si­ges Poten­ti­al
Wie viel Poten­zi­al die Imp­fung hat, bewei­sen euro­päi­sche Daten zu den durch HPV ver­ur­sach­ten Krebs­ar­ten. Ins­ge­samt wur­den knapp 48.000 jähr­li­che Krebs­fäl­le regis­triert, die durch jene Stäm­me, die im neu­es­ten Impf­stoff ent­hal­ten sind, abge­deckt gewe­sen wären. Der häu­figs­te HPV-asso­zi­ier­te Krebs war Gebär­mut­ter­hals­krebs gefolgt von Kopf- und Hals­tu­mo­ren und Anal­kar­zi­no­men. 19 Pro­zent der Krebs­fäl­le betra­fen Män­ner. Auch die Zahl der ver­meid­ba­ren Krebs­vor­stu­fen wur­de geschätzt: Exper­ten gehen von 232.000 bis 442.000 Fäl­len aus, bei den Geni­tal­war­zen waren es sogar 680.000 bis 844.000 Fäl­le.

Bestä­tig­te Wirk­sam­keit
Ein­deu­ti­ge und sehr posi­ti­ve Ergeb­nis­se zur Imp­fung lie­fert auch eine unlängst publi­zier­te Stu­die aus Schott­land. Bei einem Ver­gleich zwi­schen den PAP*-Ergebnissen von 20-jäh­ri­gen Frau­en, die im Alter von 12 oder 13 geimpft wor­den waren mit jenen, die kei­ne Imp­fung erhal­ten hat­ten, konn­te eine 89-pro­zen­ti­ge Reduk­ti­on der Krebs­vor­stu­fen nach­ge­wie­sen wer­den. Auch der Nut­zen des Gemein­schafts­schut­zes wur­de belegt.  „Die­se Stu­die zeigt ein­deu­tig, dass es mög­lich ist, in nur weni­gen Jah­ren vie­le poten­zi­el­le Krebs­fäl­le zu ver­hin­dern, wenn aus­rei­chend vie­le Leu­te geimpft sind“, so Jou­ra. 

HPV-Imp­fung im Schulimpf­pro­gramm
Wie wich­tig die Imp­fung ist, erkennt man auch dar­an, dass sie von der öffent­li­chen Hand für Kin­der zwi­schen neun und zwölf Jah­ren kos­ten­los im Rah­men des Gra­tis-Kin­der­impf­pro­gramms zur Ver­fü­gung gestellt wird. Im Regel­fall wird die Imp­fung im Rah­men des Schulimpf­pro­gramms in der vier­ten Klas­se Volks­schu­le sowohl Buben als auch Mäd­chen ange­bo­ten. Zwei Teil­imp­fun­gen sind not­wen­dig. Kön­nen die­se nicht in der Schu­le absol­viert wer­den, sind sie auch in den öffent­li­chen Impf­stel­len der Bun­des­län­der (Bezirks­haupt­mann­schaf­ten, Magis­tra­te, Bezirks­äm­ter) und bei man­chen nie­der­ge­las­se­nen Ärz­ten erhält­lich. Für Jugend­li­che zwi­schen 12 und 15 Jah­ren bie­ten die Bun­des­län­der soge­nann­te Catch-Up-Pro­gram­me an. In die­sem Fall sind die Imp­fun­gen zu einem ver­güns­tig­ten Preis erhält­lich**. „Es ist wich­tig, dass die Imp­fung bereits vor dem sexu­ell akti­ven Alter statt­fin­det, um Infek­tio­nen zu ver­hin­dern. Außer­dem ist in die­sem Alter die Immun­ant­wort beson­ders hoch. Es ist daher allen Eltern drin­gend zu raten, ihre Kin­der bereits im Volks­schul­al­ter imp­fen zu las­sen“, betont HPV-Exper­te Jou­ra. Die Imp­fung ist aber auch dar­über hin­aus noch sinn­voll. „Wirk­sam­keits­da­ten zei­gen, dass die Imp­fung bei Frau­en min­des­tens bis zum Alter von Mit­te vier­zig und bei Män­nern min­des­tens bis Mit­te zwan­zig wirk­sam ist, selbst dann, wenn bereits eine Infek­ti­on statt­ge­fun­den hat“, erläu­tert Jou­ra. Aller­dings sind die Kos­ten dann selbst zu tra­gen.

* Abstrich zur Früh­erken­nung von Gebär­mut­ter­hals­krebs
** einen Über­blick über die ent­spre­chen­den Impf­stel­len gibt es hier https://www.gesundheit.gv.at/service/beratungsstellen/impfen 

Refe­ren­zen:

Inte­gral Markt­for­schung 2019
Hart­wig S., et al. Infec­tious Agents and Can­cer (2017) 12:1
Pal­mer, T. et.al., BMJ 2019; 365:l1161  

Rück­fra­ge­hin­weis:

Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
FINE FACTS Health Com­mu­ni­ca­ti­on
Mobil: +43 664 515 30 40
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Kon­takt ÖVIH:
Mag.a Renée Gal­lo-Dani­el
Prä­si­den­tin des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler
Mobil: +43 664 544 62 90
r.gallo-daniel@web.oevih.at
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