Pres­se­mit­tei­lung vom 02.05.2019

Richtiger Schutz gegen Zeckenstiche und ihre Folgen

FSME-Impfung nach vorgeschriebenem Impfintervall durchführen – Titerbestimmung meist nutzlos

Wien, 29. April 2019. Die Zecken sind schon aktiv. Vie­le Öster­rei­cher haben heu­er bereits den einen oder ande­ren Sicht‑, wenn nicht Kör­per­kon­takt mit den Spin­nen­tie­ren gehabt. Spä­tes­tens jetzt soll­te sich jeder Öster­rei­cher über sei­nen Schutz vor FSME (Früh­som­mer-Menin­go­en­ze­pha­li­tis) und ande­ren Zecken-über­tra­ge­nen Krank­hei­ten Gedan­ken machen. Neben diver­sen Mög­lich­kei­ten, um sich gegen Zecken im All­ge­mei­nen zu schüt­zen, ist die wirk­sams­te Schutz­maß­nah­me gegen FSME die recht­zei­tig und regel­mä­ßig auf­ge­frisch­te Imp­fung. Hier emp­fiehlt sich das vor­ge­schrie­be­ne Impf­in­ter­vall genau ein­zu­hal­ten. Die belieb­ten Titer-Bestim­mun­gen, die häu­fig als Ent­schei­dungs­grund­la­ge für eine Auf­fri­schung her­an­ge­zo­gen wer­den, haben laut Exper­ten nur eine sehr begrenz­te Aus­sa­ge­kraft und sind noch dazu teu­rer als die Imp­fung selbst.

Kon­takt­ver­mei­dung begrenzt sinn­voll
Weil Zecken nicht nur FSME über­tra­gen kön­nen, son­dern auch ande­re Krank­hei­ten wie zum Bei­spiel Bor­re­lio­se, soll­te man selbst als Geimpf­ter jeden Kon­takt mit ihnen so gut wie mög­lich ver­mei­den. Da ganz Öster­reich als Ende­mie­ge­biet gilt, ist es unmög­lich, „Zecken­ge­bie­te“ zu mei­den. Aber oft kann man hohes Gras und schma­le Pfa­de in der Nähe von Busch­werk umge­hen – Orte, an denen sich Zecken bevor­zugt auf­hal­ten. Wer sie den­noch durch­que­ren muss, soll­te dies raschen Schrit­tes tun, denn: Wenn der Kon­takt mit Zecken kür­zer als 0,1 Sekun­den dau­ert, haben die­se nicht genug Zeit, um sich fest­zu­hal­ten.

Nütz­lich ist auch das Tra­gen hel­ler Klei­dung. Die­se soll­te Arme und Bei­ne bede­cken und an den Hand- und Fuß­ge­len­ken eng sein. Auch wenn es mög­li­cher­wei­se ein wenig unge­wohnt aus­sieht: Idea­ler­wei­se soll­te man die Hosen­bei­ne in die Socken ste­cken und weit hin­auf­rei­chen­de geschlos­se­ne Schu­he tra­gen. Zusätz­lich kann man noch soge­nann­te Repell­ents ver­wen­den. Also Sprays, mit denen Klei­dung und Haut vor­sorg­lich ein­ge­sprüht wer­den kön­nen. Wich­tig ist, dar­auf zu ach­ten, dass die­se auch aus­drück­lich gegen Zecken schüt­zen.

Nach dem Auf­ent­halt in der Natur: Zecken suchen und rasch ent­fer­nen
Ist das Mal­heur pas­siert und hat eine Zecke zuge­sto­chen, über­trägt sie das FSME-Virus sofort über den Spei­chel. Den­noch ist es sinn­voll, sie so rasch wie mög­lich zu ent­fer­nen, um ande­re poten­zi­el­le Infek­tio­nen zu ver­hin­dern. Bei Bor­re­lio­se erfolgt die Über­tra­gung der Bak­te­ri­en näm­lich erst ein bis drei Tage nach­dem sich das Tier am mensch­li­chen Wirt fest­ge­klebt hat. Erwach­se­ne, die sich immer wie­der im Frei­en auf­hal­ten, tun also gut dar­an, ihren Kör­per min­des­tens ein­mal täg­lich nach Zecken abzu­su­chen, den ihrer Kin­der noch öfter.

Gefun­de­ne Zecken soll­ten so vor­sich­tig wie mög­lich her­aus­ge­zo­gen wer­den – zum Bei­spiel mit Hil­fe einer Zecken­zan­ge oder einer Pin­zet­te. Dabei ist es am bes­ten, das Tier an jenem Teil zu packen, der der Haut am nächs­ten ist, ohne auf den Kör­per der Zecke zu drü­cken. Kleb­stof­fe, Nagel­lack, Öl oder Ähn­li­ches braucht man dazu nicht. Soll­te hin­ter­her noch ein klei­ner schwar­zer Punkt in der Haut sicht­bar sein, ist das übli­cher­wei­se nicht der Kopf der Zecke, son­dern ein Teil der Beiß­werk­zeu­ge. Erre­ger kön­nen so aber nicht mehr in den mensch­li­chen Kör­per gelan­gen.

Gegen FSME schützt nur die regel­mä­ßi­ge Imp­fung
All die­se Maß­nah­men kom­men gegen eine Über­tra­gung des FSME-Virus übli­cher­wei­se zu spät. „Das ein­zi­ge, das wirk­lich hilft, ist eine voll­stän­di­ge Grund­im­mu­ni­sie­rung gegen FSME und die regel­mä­ßi­ge Auf­fri­schung nach fünf bezie­hungs­wei­se nach drei Jah­ren bei Per­so­nen über 60“, erklärt Univ. Prof. Dr. Her­wig Kol­la­rit­sch, Fach­arzt für Spe­zi­fi­sche Pro­phy­la­xe und Tro­pen­me­di­zin am Zen­trum für Rei­se­me­di­zin. Die­ses vor­ge­schrie­be­ne Impf­in­ter­vall soll­te auch wirk­lich ein­ge­hal­ten wer­den, emp­fiehlt der Exper­te. „Von einer Titer­be­stim­mung, um her­aus­zu­fin­den, wann die nächs­te Auf­fri­schung gemacht wer­den soll, ist abzu­ra­ten. Die der­zeit ver­füg­ba­ren Tests sind dafür nicht aus­sa­ge­kräf­tig genug.“ So sei zum Bei­spiel nicht fest­stell­bar, ob alle gemes­se­nen Anti­kör­per auch in der Lage sei­en, den Erre­ger tat­säch­lich unschäd­lich zu machen. Es kön­ne zwar bei einer gewis­sen nach­ge­wie­se­nen Anti­kör­per­men­ge ver­mu­tet wer­den, dass ein Schutz vor­liegt, aber nicht wie gut die­ser ist und wie lan­ge er noch hält. Außer­dem sei­en bei den her­kömm­li­chen Tests Kreuz­re­ak­tio­nen mit ande­ren Anti­kör­pern mög­lich, die das Ergeb­nis ver­fäl­schen wür­den. Und auch der Zeit­punkt der Blut­ab­nah­me und die Anzahl der Vor­imp­fun­gen hät­ten Ein­fluss auf das Ergeb­nis. „Außer­dem“, so Kol­la­rit­sch, „ist eine regel­mä­ßi­ge Titer­be­stim­mung teu­rer als die Imp­fung. Wer sich im vor­ge­se­he­nen Impf­in­ter­vall befin­det, kann auf jeden Fall sicher sein, in den nächs­ten Jah­ren geschützt zu sein, ganz ohne Titer­be­stim­mung.“

Das rich­ti­ge Impf­sche­ma
Die Grund­im­mu­ni­sie­rung erfolgt in drei Tei­len, wobei die ers­ten bei­den Imp­fun­gen im Abstand von einem bis drei Mona­ten statt­fin­den, die drit­te im Jahr dar­auf. Die ers­te Auf­fri­schung erfolgt nach drei Jah­ren, alle wei­te­ren bis zum 60. Lebens­jahr alle fünf Jah­re. Bei Per­so­nen über 60 Jah­ren muss auf­grund des nach­las­sen­den Immun­sys­tems alle drei Jah­re auf­ge­frischt wer­den.

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Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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Prä­si­den­tin des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler
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