Risikogruppen noch vor Weihnachten gegen Influenza impfen

ExpertInnen raten, jedes vermeidbare Infektionsrisiko zu minimieren

Wien, 16. Dezem­ber 2020. Men­schen aus den soge­nann­ten Risi­ko­grup­pen, also jene, die älter sind oder an schwe­ren Vor­er­kran­kun­gen lei­den, haben es die­sen Win­ter ganz beson­ders schwer. Sie müs­sen sich nicht nur vor einer Anste­ckung mit Covid-19 schüt­zen, son­dern auch vor einer mit Influ­en­za. Wäh­rend gegen ers­te­re der­zeit nur phy­si­cal distancing hilft, kann man sich gegen Influ­en­za imp­fen las­sen. Gera­de heu­er ist dies nicht nur aus indi­vi­du­el­len Schutz­grün­den wich­tig, son­dern auch aus Ver­ant­wor­tung ande­ren und dem Gesund­heits­sys­tem gegen­über. Influ­enzakran­ke fül­len schon in „nor­ma­len“ Jah­ren im Win­ter die Kran­ken­häu­ser der­ar­tig, dass es extra Influ­en­za-Sta­tio­nen braucht. Wäre das auch heu­er der Fall, könn­te das das Gesund­heits­sys­tem zum Kip­pen brin­gen.

Schwer unter­scheid­ba­re Erkran­kun­gen
Eine rin­nen­de Nase, Atem­not, Hals­schmer­zen und Schnup­fen kom­men bei Influ­en­za-Pati­en­tIn­nen häu­fi­ger vor als bei Covid-19-Betrof­fe­nen, den­noch sind sie kei­ne ein­deu­ti­gen Sym­pto­me für die eine oder für die ande­re Erkran­kung. „Ein Test ist unbe­dingt erfor­der­lich“, sagt Dr. Micha­el Mei­lin­ger, Ober­arzt an der Abtei­lung für Inne­re Medi­zin und Pneu­mo­lo­gie im Kli­ni­kum Flo­rids­dorf. „Bei­de Erkran­kun­gen wer­den auch auf die glei­che Wei­se über­tra­gen, näm­lich durch phy­si­schen Kon­takt, Tröp­fen, Ober­flä­chen und Aero­so­le. Aber die Inku­ba­ti­ons­zeit ist bei Influ­en­za kür­zer.“ Auch wenn bei­de Atem­wegs­in­fek­tio­nen bei den meis­ten Per­so­nen ent­we­der mild oder sogar ohne Sym­pto­me ver­lau­fen, sind es bei ins­ge­samt hohen Infek­ti­ons­zah­len den­noch vie­le, die im Spi­tal oder sogar auf der Inten­siv­sta­ti­on behan­delt wer­den müs­sen. Ganz beson­ders in Risi­ko­grup­pen. Eine Ana­ly­se über knapp 30.000 Pati­en­tIn­nen hat erge­ben, dass Covid-Pati­en­tIn­nen mehr als dop­pelt so lan­ge auf der Inten­siv­sta­ti­on blei­ben müs­sen als Influenza-PatientInnen.1 „Das bedeu­tet, dass auch bei einem Rück­gang der Covid-19-Infek­ti­ons­zah­len trotz­dem noch für eini­ge Zeit über­durch­schnitt­lich vie­le Per­so­nen auf der Inten­siv­sta­ti­on behan­delt wer­den“, so Mei­lin­ger. „Zusätz­li­che Influ­en­za-Pati­en­tIn­nen wür­den das Gesund­heits­sys­tem und ins­be­son­de­re die Kapa­zi­tät der Inten­siv­bet­ten an ihre Gren­zen brin­gen.“

Influ­en­za im Alter kann zu Funk­ti­ons­ver­lus­ten füh­ren
Stu­di­en zei­gen, dass Influ­en­za und Covid-19 die­sel­ben Bevöl­ke­rungs­grup­pen über­durch­schnitt­lich betref­fen: Haupt­säch­lich älte­re Men­schen und Per­so­nen mit chro­ni­schen Erkran­kun­gen. Wer aus die­sen Grup­pen nicht gegen Influ­en­za geimpft ist, hat ein erhöh­tes Risi­ko, einen schwe­ren Ver­lauf einer Influ­en­za-Erkran­kung zu erle­ben. Bei älte­ren Men­schen kann eine Influ­en­za-Infek­ti­on auch zu einem Funk­ti­ons­ver­lust füh­ren und Selb­stän­dig­keit und Lebens­qua­li­tät dau­er­haft ein­schrän­ken.

Influ­en­za bei chro­ni­schen Erkran­kun­gen kann Grund­er­kran­kung ver­schlech­tern
Infek­tio­nen der Atem­we­ge wie Influ­en­za ver­ur­sa­chen bei Men­schen mit einem schwä­che­ren Immun­sys­tem eine ent­zünd­li­che Reak­ti­on. Die Fol­gen die­ser Ent­zün­dungs­re­ak­ti­on sind bei­spiels­wei­se eine Ver­schlech­te­rung der Grund­er­kran­kung zum Bei­spiel von Asth­ma oder COPD oder auch von Herz­er­kran­kun­gen oder Dia­be­tes. Das Herz­in­farkt­ri­si­ko in den ers­ten sie­ben Tagen nach einer Influ­enza­er­kran­kung ist um das 6‑Fache erhöht. Das Risi­ko, wegen einer Influ­en­za-Erkran­kung ins Spi­tal zu müs­sen, erhöht sich durch eine chro­ni­sche Grund­er­kran­kung auf das Drei­fa­che. Schwe­re Influ­en­za-Sai­so­nen belas­ten das Gesund­heits­sys­tem durch schwe­re Kom­pli­ka­tio­nen, Spi­tals­auf­ent­hal­te und inten­siv­pflich­ti­ge Pati­en­tIn­nen.

Kla­re Impf­emp­feh­lung
In Öster­reich wird die Imp­fung allen emp­foh­len, beson­ders nach­drück­lich aber Älte­ren (ab 60 Jah­ren) und chro­nisch Kran­ken. Mei­lin­ger: „Wirk­sa­me und siche­re Impf­stof­fe gegen Covid-19 haben wir in abseh­ba­rer Zeit wohl auch in Öster­reich ver­füg­bar, Impf­stof­fe zum Schutz vor Influ­en­za-Erkran­kun­gen gibt es aber jetzt schon. Es gab noch nie so vie­le Influ­en­za-Impf­stof­fe wie in der heu­ri­gen Sai­son in Öster­reich, die je nach Risi­ko­grup­pe ein­ge­setzt wer­den. So ste­hen bei­spiels­wei­se erst­ma­lig auch höher­do­sier­te Impf­stof­fe für älte­re Per­so­nen zur Ver­fü­gung. Imp­fen soll­te man idea­ler­wei­se noch heu­er, oder Anfang des kom­men­den Jah­res. Klar ist, Influ­en­za-Todes­fäl­le sind in vie­len Fäl­len durch Imp­fung ver­meid­bar.“

Das Anspre­chen auf die Influ­en­za-Imp­fung vari­iert in Abhän­gig­keit von der indi­vi­du­el­len Immun­kom­pe­tenz, der Influ­en­za-Infek­ti­ons- bezie­hungs­wei­se Impf­ge­schich­te sowie der Impf­stoff­ei­gen­schaf­ten. Den­noch ist sie gera­de für Per­so­nen aus Risi­ko­grup­pen beson­ders wich­tig, denn, wenn sie trotz Imp­fung erkran­ken soll­ten, ver­läuft die Erkran­kung zumeist mil­der und kür­zer, sie erlei­den deut­lich weni­ger Influ­en­za-beding­te Kom­pli­ka­tio­nen und benö­ti­gen sel­te­ner einen Krankenhausaufenthalt.7 Mei­lin­ger appel­liert daher ganz beson­ders an die­se Grup­pen: „Auch wenn Sie auf­grund von Covid-19 weni­ger sozia­le Kon­tak­te als sonst haben, gehen Sie kein zusätz­li­ches Risi­ko ein und las­sen Sie sich gegen Influ­en­za imp­fen!“.

Refe­ren­zen:

Por­mo­ham­mad A, et al. Com­pa­ri­son of influ­en­za type A and B with COVID-19: A glo­bal sys­te­ma­tic review and meta-ana­ly­sis on cli­ni­cal, labo­ra­to­ry and radio­gra­phic fin­dings. Rev Med Virol. 2020 Oct 9:e2179.

https://www.cdc.gov/flu/symptoms/flu-vs-covid19.htm, zuletzt abge­ru­fen am 9.12.2020

https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Influenza/FAQ02.html, zuletzt abge­ru­fen am 9.12.2020

Goza­lo PL, et al. The effect of influ­en­za on func­tion­al decli­ne. J Amer Ger­iatr Soc. 2012 Jul;60(7):1260–7.

Kwong, JC, Schwartz KL. N Engl J Med 2018;378:345–53. DOI: 10.1056/NEJMoa1702090

Mertz D, et al. Popu­la­ti­ons at risk for seve­re or com­pli­ca­ted influ­en­za ill­ness: sys­te­ma­tic review and meta­ana­ly­sis. BMJ. Aug 2013; 347: f5061.

Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Sozia­les, Gesund­heit, Pfle­ge und Kon­su­men­ten­schutz, Emp­feh­lung Influ­en­za Imp­fung
(“Grip­pe­imp­fung”) Sai­son 2020/2021,Version 2, 02.11.2020

Rück­fra­ge­hin­weis:

Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
FINE FACTS Health Com­mu­ni­ca­ti­on
Mobil: +43 664 515 30 40
mueller-carstanjen@finefacts.at
www.finefacts.at

Kon­takt ÖVIH:
Mag. Bern­hard Pra­ger
Gene­ral­se­kre­tär des Öster­rei­chi­schen Ver­ban­des der Impf­stoff­her­stel­ler
Mobil: +43 664 801 85 5340
b.prager@web.oevih.at
www.oevih.at