Voller Fokus auf Impfungen im Schulalter

Wie Schulimpfungen nachgeholt werden können, zeigt das aktualisierte Factsheet des ÖVIH mit einer Bundeslandübersicht zu Impfmöglichkeiten auf

Wien, 19. Okto­ber 2021. Die Pocken wur­den aus­ge­rot­tet, Kin­der­läh­mung gibt es in unse­ren Brei­ten de fac­to nicht mehr. Das ist den flä­chen­de­ckend durch­ge­führ­ten (Kinder-)Impfungen zu ver­dan­ken. Mitt­ler­wei­le gibt es gegen vie­le Krank­hei­ten, die vor allem im Kindes‑, aber auch im Erwach­se­nen­al­ter zu schwe­ren Fol­ge­schä­den füh­ren kön­nen, wirk­sa­me Impf­stof­fe. Ein Groß­teil von ihnen wird übli­cher­wei­se im Rah­men des Schulimpf­pro­gram­mes ver­ab­reicht. Die­ses hat aller­dings in der Pan­de­mie nur sehr ein­ge­schränkt durch­ge­führt wer­den kön­nen. Immer noch wur­den vie­le die­ser Imp­fun­gen nicht nach­ge­holt. Wenn dies so bleibt, kann es lang­fris­tig zum Wie­der­auf­tre­ten von zurück­ge­dräng­ten Krank­hei­ten und Fol­ge­schä­den kom­men. Der Öster­rei­chi­sche Ver­band der Impf­stoff­her­stel­ler (ÖVIH) hat ein Facts­heet erar­bei­tet, das auf­zeigt, wo und wie die­se Imp­fun­gen am bes­ten nach­ge­holt wer­den kön­nen. Die­ses wur­de nun upge­da­tet und die­ser Bun­des­län­der-Über­blick ist auf der Web­site des ÖVIH jeder­zeit abruf­bar.

„Mehr als die Hälf­te des seit 1990 ver­zeich­ne­ten (30%-igen) Rück­gangs der Kin­der­sterb­lich­keit ist auf
die Durch­füh­rung von Imp­fun­gen zurück­zu­füh­ren“, hat die ehe­ma­li­ge Gene­ral­di­rek­to­rin der WHO
Dr. Mar­ga­ret Chan den Nut­zen von Kin­der­imp­fun­gen vor ein paar Jah­ren auf den Punkt gebracht. Auch lang­fris­ti­ge Fol­ge­schä­den von Infek­ti­ons­krank­hei­ten kön­nen durch Imp­fun­gen ver­mie­den wer­den. Dazu gibt es eben­falls eine Schät­zung der WHO: Seit Beginn der welt­wei­ten Initia­ti­ve zur Aus­rot­tung der Kin­der­läh­mung (Polio) im Jahr 1988 konn­ten etwa fünf Mil­lio­nen Men­schen Polio-beding­te Läh­mun­gen ver­hin­dert wer­den. „Mit ande­ren Kin­der-Imp­fun­gen ver­hält es sich ähn­lich. Sie kön­nen lang­fris­ti­ge Fol­ge­schä­den bis hin zu Krebs­er­kran­kun­gen ver­hin­dern. Daher ist es so wich­tig, dass sie wei­ter in vol­lem Umfang durch­ge­führt wer­den“, erläu­tert Mag.a Sig­rid Has­lin­ger, Vize­prä­si­den­tin des ÖVIH.

Schulimp­fun­gen 2020/2021 oft nicht durch­ge­führt

Laut kos­ten­lo­sem Kin­der­impf­kon­zept erhal­ten in Öster­reich leben­de Kin­der Gra­tis-Impf­stof­fe gegen 13 ver­schie­de­ne Erre­ger­grup­pen. In der Schu­le wird nor­ma­ler­wei­se gegen Diph­the­rie, Teta­nus, Keuch­hus­ten und Kin­der­läh­mung (Kom­bi­na­ti­ons­imp­fung), Hepa­ti­tis B, HPV und
gegen Menin­go­kok­ken A, C, W, Y geimpft. Seit letz­tem Jahr ist auch die Influ­en­za-Imp­fung dabei. 2020 und 2021 gab es COVID-bedingt aber viel weni­ger Schulimp­fun­gen als sonst. Bei den Meningokokken‑, aber auch bei den Hepa­ti­tis-Impf­stof­fen wur­de weni­ger als 50 Pro­zent der vor­ge­se­he­nen Impf­stoff­men­ge abge­ru­fen. Auch bei den ande­ren Impf­stof­fen kam es zu deut­li­chen Rück­gän­gen der Abruf­men­ge. „Nach allen Rück­mel­dun­gen, die wir haben, hat sich die Situa­ti­on bis jetzt kaum ver­bes­sert“, betont Has­lin­ger.

Imp­fun­gen schüt­zen auch die ande­ren

„Bei den meis­ten (Schul-)Impfungen geht es nicht nur um den eige­nen Schutz, son­dern auch um den der ande­ren“, so Has­lin­ger wei­ter. „Gera­de in Zei­ten von COVID-19 haben wir alle gelernt, wie wich­tig das ist.“ Umso pro­ble­ma­ti­scher sei es, wenn es durch die aus­ge­fal­le­nen Schulimp­fun­gen auch zu weni­ger Schutz jener Bevöl­ke­rungs­tei­le käme, die ent­we­der nicht impf­bar sei oder auf Imp­fun­gen kaum ansprä­che.

Doch auch wenn man nur an den indi­vi­du­el­len Schutz den­ke, sei klar, dass die aus­ge­fal­le­nen Imp­fun­gen drin­gend nach­ge­holt wer­den müss­ten. In den Nach­kriegs­jah­ren sind in Öster­reich zum Bei­spiel etwa 13.000 Diph­the­rie­fäl­le auf­ge­tre­ten, 400 Per­so­nen sind an der Erkran­kung gestor­ben. Aktu­ell leben noch etwa 257 Mil­lio­nen Men­schen welt­weit mit einer Hepa­ti­tis B‑Infektion, was lang­fris­tig zu einer Leber­zir­rho­se oder Leber­krebs füh­ren kann. HPV-ver­ur­sach­te Infek­tio­nen kön­nen, wenn sie chro­nisch ver­lau­fen, eben­falls Krebs zum Bei­spiel des Gebär­mut­ter­hal­ses, der Schei­de, der Vul­va, des Penis, des Anus, des Rachens oder des Kehl­kopfes zur Fol­ge haben. Auch Menin­go­kok­ken-Infek­tio­nen sind alles ande­re als harm­los mit mög­li­chen Lang­zeit­schä­den bis hin zu Ver­lus­ten von Gliedmaßen.1 „Die­se Lis­te lässt sich lei­der noch wei­ter fort­set­zen. Des­we­gen müs­sen wir so vie­le zugrun­de­lie­gen­den Infek­tio­nen wie mög­lich ver­hin­dern“, betont Has­lin­ger.

Imp­fun­gen in der Schu­le oder indi­vi­du­ell nach­ho­len

„Ide­al wäre es, wenn die aus­ge­fal­le­nen Imp­fun­gen zeit­nah in der Schu­le nach­ge­holt wer­den könn­ten“, stellt die ÖVIH-Vize­prä­si­den­tin fest. „Da das aber nicht über­all gelin­gen wird, haben wir unser Facts­heet zu den Nach­hol­mög­lich­kei­ten upge­da­tet und stel­len die­ses auf unse­rer Web­site allen Interessent*innen zur Ver­fü­gung. Sinn­voll ist auf jeden Fall auch ein Gespräch mit dem* der Hausärzt*in, dem* der Kinder*ärztin oder einem* einer Apo­the­ke­rin.“ Grund­sätz­lich könn­ten die kos­ten­frei­en Imp­fun­gen im Pflicht­schul­al­ter jedoch in jedem Bun­des­land auch von den jeweils rele­van­ten nie­der­ge­las­se­nen Ärzt*innen bzw. öffent­li­chen Impf­stel­len ver­ab­reicht wer­den.

Grund­sätz­li­ches Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al für Schulimp­fun­gen

Eben­falls auf dem Facts­heet fin­den sich Ver­bes­se­rungs­vor­schlä­ge des ÖVIH, um die Schulimp­fun­gen in Öster­reich zukünf­tig bes­ser zu gestal­ten. Dazu gehö­ren

  • Flä­chen­de­cken­de, gleich orga­ni­sier­te Imp­fun­gen an den Schu­len in jedem Bun­des­land
  • Ein mög­lichst gerin­ger admi­nis­tra­ti­ver Auf­wand für imp­fen­de Ärzt*innen, Schul­per­so­nal und Eltern
  • Auf­klä­rungs­kam­pa­gnen an den Schu­len
  • Eine Attrak­ti­vie­rung des Schul­arzt­we­sens
  • Alter­na­ti­ven und ent­spre­chen­de Kom­mu­ni­ka­ti­on an die Eltern, wenn Schulimp­fun­gen pan­de­mie­be­dingt ent­fal­len sind

„Als ÖVIH sind wir über­zeugt, dass die Umset­zung die­ser Vor­schlä­ge die Durch­imp­fungs­ra­ten erhö­hen und vie­len Kin­dern Krank­hei­ten und Fol­ge­schä­den erspa­ren könn­te“, ist Has­lin­ger über­zeugt.

Ser­vice-Hin­weis

Das Facts­heet zu den Schulimp­fun­gen kann unter fol­gen­dem Link abge­ru­fen wer­den: https://web.oevih.at/wp-content/uploads/2021/10/OeVIH-21_Factsheet-Schulimpfung20-09–2021.pdf

Refe­ren­zen:

BMSGPK, Bro­schü­re „Imp­fun­gen für Schul­kin­der und Jugend­li­che“, Okto­ber 2020

Rück­fra­ge­hin­weis:

Mag.a Uta Mül­ler-Car­stan­jen
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