Warum man Kinder gegen Influenza impfen sollte

Indirekter Schutz für Säuglinge durch Impfung der werdenden Mutter

Wien, 19. Novem­ber 2019. Jedes Jahr for­dert die Influ­en­za ihre Opfer, auch unter Kin­dern und auch in Öster­reich. In der Influ­en­za-Sai­son 2018/19 haben hier­zu­lan­de fünf Kin­der die Krank­heit nicht über­lebt. Nicht immer sind es jene mit vor­be­stehen­den Erkran­kun­gen, die die schwe­ren Fol­ge­er­schei­nun­gen, wie zum Bei­spiel Lun­gen­ent­zün­dun­gen, erlei­den. Das kann auch vor­her völ­lig gesun­den Kin­dern pas­sie­ren. Im öster­rei­chi­schen Impf­plan wird die Influ­en­za-Imp­fung daher für alle Kin­der aus­drück­lich emp­foh­len. Auch des­we­gen, weil sie die wich­tigs­ten Über­trä­ger der Krank­heit sind. Eine Infek­ti­on mit Influ­en­za gefähr­det näm­lich nicht nur sie selbst, son­dern auch alle Per­so­nen in ihrem Umfeld wie Eltern oder Groß­el­tern, die viel­leicht auf­grund von Vor­er­kran­kun­gen oder ihres Alters sowie­so schon ein erhöh­tes Risi­ko für Kom­pli­ka­tio­nen haben. Eine aus­drück­li­che Impf­emp­feh­lung gilt auch für Schwan­ge­re, die mit einer Imp­fung sich selbst und das Neu­ge­bo­re­ne wäh­rend der ers­ten Mona­te nach der Geburt schüt­zen kön­nen.

Kin­der erkran­ken beson­ders häu­fig
Jedes Jahr infi­zie­ren sich etwa 15 bis 45 Pro­zent aller Kin­der mit Influ­en­za, bis zum Alter von sechs Jah­ren hat sich fast jedes Kind zumin­dest ein­mal mit dem Virus ange­steckt. Kin­der schei­den wäh­rend ihrer Erkran­kung mehr Viren aus als Erwach­se­ne und das über einen län­ge­ren Zeit­raum als die­se. Sie sind eine wesent­li­che Quel­le für die Wei­ter­ga­be der Erkran­kung und für die Aus­brei­tung von Influ­en­za-Epi­de­mien. „Es ist daher ganz beson­ders wich­tig, die­sen Über­tra­gungs­weg ein­zu­däm­men und Kin­der ab dem 6. Lebens­mo­nat gegen Influ­en­za zu imp­fen“, betont Dr. Rudolf Schmitz­ber­ger, Kin­der­arzt und Lei­ter des Impf­re­fe­rats der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer. Neue Daten aus Öster­reich zei­gen außer­dem, dass unge­impf­te Kin­der unter Umstän­den sogar zwei Mal pro Influ­en­za-Sai­son erkran­ken kön­nen. „Eine ein­fa­che Imp­fung könn­te das oft ver­hin­dern“, so der Kin­der­arzt.

Berüh­run­gen als Anste­ckungs­quel­le
Das Virus wird oft von Kind zu Kind über­tra­gen, bei­spiels­wie­se durch Nie­sen oder Hus­ten. Es über­lebt sogar für kur­ze Zeit auf Ober­flä­chen wie Tür­klin­ken, Spiel­sa­chen, Schreib­zeug, Tas­ta­tu­ren, Han­dys oder Tablets und kann auch durch gemein­sam benutz­tes Besteck oder Glä­ser über­tra­gen wer­den. Es reicht dabei, wenn das Kind etwas angreift, das zuvor von einer infi­zier­ten Per­son benützt wur­de und dann Mund, Nase oder Augen berührt. Tückisch ist, dass man bereits 24 Stun­den vor dem Ein­set­zen der ers­ten Sym­pto­me anste­ckend ist und das noch tage­lang bleibt. Gera­de klei­ne Kin­der, die alles in ihrer Umge­bung tas­tend erkun­den, kön­nen sich somit beson­ders leicht infi­zie­ren. Neben den klas­si­schen Influ­en­za-Sym­pto­men wie Kopf- und Glie­der­schmer­zen, Müdig­keit, Hus­ten und Hals­schmer­zen lei­den Kin­der auch oft unter sehr hohem Fie­ber bis über 40 Grad, Schwin­del, Erbre­chen und Durch­fall. Auch wenn sich die meis­ten Kin­der nach etwa einer Woche wie­der erholt haben, füh­len sie sich danach noch wochen­lang matt.

Schwe­re Kom­pli­ka­tio­nen mög­lich
Man­che Kin­der haben lei­der weni­ger Glück und erlei­den schwe­re Kom­pli­ka­tio­nen oder ver­ster­ben sogar an der Infek­ti­on. Sogar in Indus­trie­staa­ten. Das zei­gen nicht nur die öster­rei­chi­schen Sta­tis­ti­ken, son­dern auch Daten aus den USA. In der Sai­son 2017/18 sind in Öster­reich neun Kin­der an Influ­en­za gestor­ben. Etwa 1.900 Kin­der muss­ten ins Spi­tal. In den ver­gleichs­wei­se wesent­lich bes­ser „durch­impf­ten“ USA sind in die­ser Sai­son im Ver­hält­nis zur Ein­woh­ner­zahl mit 187 deut­lich weni­ger kind­li­che Todes­fäl­le regis­triert wor­den. Inter­es­sant ist, dass davon 72 durch einen Influ­en­za-B-Stamm aus­ge­löst wur­den, der immer wie­der als ver­meint­lich harm­los ange­se­hen wird. Etwas weni­ger als die Hälf­te der kind­li­chen Todes­fäl­le waren Kin­der, die kei­ne Risi­ko­fak­to­ren auf­wie­sen. „Das bedeu­tet, dass man für kein Kind einen fol­gen­schwe­ren Ver­lauf bis hin zum Tod aus­schlie­ßen kann“, erläu­tert Schmitz­ber­ger. „Das sehe ich auch jedes Jahr in mei­ner Pra­xis als Kin­der­arzt. Kin­der, die eigent­lich „pum­perl­ge­sund“ waren, kön­nen inner­halb eines Tages so schwer erkran­ken, dass sie im Spi­tal auf­ge­nom­men wer­den müs­sen.“ Eine gro­ße Stu­die aus den USA zeigt, dass 65 Pro­zent der kind­li­chen Todes­fäl­le inner­halb von sie­ben Tagen nach dem ers­ten Auf­tre­ten der Sym­pto­me pas­siert sind, 13 Pro­zent sogar inner­halb eines Tages. Häu­figs­te Kom­pli­ka­tio­nen waren Lun­gen­ent­zün­dun­gen, Blut­ver­gif­tung oder aku­tes Atem­not­syn­drom (ARDS). „Dabei lie­ße sich das in ganz vie­len Fäl­len ver­hin­dern“, so der Päd­ia­ter. „Auch für Kin­der steht heu­te der moder­ne Vier­fach­impf­stoff zur Ver­fü­gung, womit man ihr Anste­ckungs- und Wei­ter­ga­be­ri­si­ko deut­lich redu­zie­ren kann.“

Imp­fen bereits in der Schwan­ger­schaft
Kin­der unter sechs Mona­ten ster­ben vier Mal so häu­fig an den Fol­gen einer Influ­en­za wie Kin­der über zwei Jah­ren. Das ist beson­ders pro­ble­ma­tisch, als sie noch nicht selbst geimpft wer­den kön­nen. „Sie kön­nen daher nur indi­rekt geschützt wer­den“, betont Schmitz­ber­ger. Univ. Prof. Dr. Her­bert Kiss von der Uni­ver­si­täts­kli­nik für Frau­en­heil­kun­de der Med­Uni Wien ergänzt: „Man kann sie einer­seits dadurch schüt­zen, dass sich mög­lichst vie­le Men­schen in ihrer Umge­bung imp­fen las­sen und damit eine Anste­ckung ver­hin­dern und ande­rer­seits in dem sich die wer­den­de Mut­ter in der Schwan­ger­schaft imp­fen lässt. Dadurch erhält auch das neu­ge­bo­re­ne Kind einen soge­nann­ten „Nest­schutz“, der es wäh­rend der ers­ten Mona­te nach der Geburt schützt.“ Schwan­ge­re soll­ten sich aber auch aus einem zwei­ten Grund unbe­dingt imp­fen las­sen, wie aus dem öster­rei­chi­schen Impf­plan unmiss­ver­ständ­lich her­vor­geht: Sie haben im Fal­le einer Influ­en­za-Erkran­kung näm­lich selbst ein beson­ders hohes Kom­pli­ka­ti­ons- und Hos­pi­ta­li­sie­rungs­ri­si­ko. Das Risi­ko mit einer Influ­en­za im Kran­ken­haus auf­ge­nom­men wer­den zu müs­sen, kann durch eine Imp­fung aber um durch­schnitt­lich 40 Pro­zent gesenkt wer­den. Für Schwan­ge­re steht eben­falls der moder­ne Vier­fach­impf­stoff zur Ver­fü­gung.

Refe­ren­zen:

Mame­li C, Coc­chi I, Fuma­gal­li M and Zuc­cot­ti G (2019) Influ­en­za Vac­ci­na­ti­on: Effec­ti­ve­ness, Indi­ca­ti­ons, and Limits in the Pedia­tric Popu­la­ti­on. Front. Pediatr. 7:317. doi: 10.3389/fped.2019.00317

https://www.kinderaerzte-im-netz.at/news-archiv/artikel/news/wiederholte-jaehrliche-grippe-erkrankungen-influenza-sind-bei-ungeimpften-kindern-haeufig-keine-impfung-verpassen/ zuletzt abge­ru­fen am 8.11.2019

Öster­rei­chi­scher Impf­plan 2019

https://gis.cdc.gov/GRASP/Fluview/PedFluDeath.html, zuletzt abge­ru­fen am 8.11.2019

Shang M, Blan­ton L, Brammer L, et al. Influ­en­za-Asso­cia­ted Pedia­tric Deaths in the United Sta­tes, 2010– 2016. Pedia­trics. 2018;141(4):e20172918

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