Invasive Pneumokokken: Fallzahlen auf Rekordhöhe

25. April 2025

Invasive Pneumokokken: Fallzahlen auf Rekordhöhe
So viele Erkrankungen wie noch nie – Impfquoten müssen erhöht werden

Wien, 25. April 2025 Der bisherige Spitzenwert der invasiven Pneumokokken-Fälle aus dem Jahr 2023 wurde 2024 erneut übertroffen. Das zeigt der von der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) veröffentliche Jahresbericht 2024. Diesmal wurden sogar etwa 200 Infektionen mehr registriert als im Jahr vor der Pandemie. Am häufigsten erkrankten wie schon in den vergangenen Jahren Senior:innen und kleine Kinder. Zwar könnten viele schwere Erkrankungen, die sich meist in Form schwerer Lungenentzündungen zeigen, durch vorbeugende Impfungen verhindert werden, dennoch ist die Impfquote niedrig. Das liegt unter anderem daran, dass die Impfstoffe selbst zu bezahlen sind. Im Hinblick auf die aktuellen Zahlen fordert der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH) erneut die Schaffung eines Erwachsenen-Impfkonzepts mit konkreten Zielen zur Durchimpfungsrate plus eine entsprechende Finanzierung.

Anzahl der Pneumokokken-Erkrankungen erreicht neuen Höchststand
Das nationale Surveillance-System für invasive Pneumokokken-Erkrankungen (IPE) hat im Jahr 2024 812 Fälle registriert. Eine bis dato nie erreichte Zahl. 2023 standen wir bei 760 Fällen, 2022 bei 562. Im Jahr vor der Pandemie, 2019, dokumentierte die Referenzzentrale noch 615 IPE, also knapp 200 weniger als im abgelaufenen Jahr. Der Trend zeigt somit klar nach oben. Mit den hohen Zahlen gehen auch entsprechende Todesfälle einher: 57 Personen sind 2024 an IPE verstorben.

Alte Menschen besonders oft betroffen
Wie bei vielen Infektionserkrankungen sind Personen höheren Alters besonders gefährdet. Am häufigsten erkrankten 2024 über 80-Jährige, gefolgt von den 75-79-Jährigen. In der Gruppe der 10-14-Jährigen wurden invasive Pneumokokken dagegen äußerst selten nachgewiesen.

Die Infektionszahlen sind aber nicht nur bei Senior:innen hoch, sondern auch bei den Jüngsten – besonders bei Kindern bis zum beziehungsweise im ersten Lebensjahr. Auch 2024 wiederholte sich das Phänomen, dass IPE bei Frauen weniger häufig auftreten als bei Männern.

Äußerst schwere Erkrankung
Invasive Erkrankungen durch Pneumokokken-Bakterien nehmen häufig einen schweren Verlauf. Laut AGES zeigten sie sich im vergangenen Jahr in fast zwei Drittel der Fälle als Lungenentzündung. Bei rund jedem Sechsten trat zusätzlich eine Sepsis (Blutvergiftung) auf, in seltenen Fällen entzündeten sich sogar die Hirnhäute. Invasive Erkrankungsformen machen jedoch nur einen kleinen Teil der durch Pneumokokken verursachten Infektionen aus. In den meisten Fällen führen sie zu nicht invasiven Lungenentzündungen, die ebenfalls einen schweren Verlauf nehmen können.

Bei Kindern unter fünf Jahren kommt es überdies immer wieder zu Nasennebenhöhlenentzündungen und Mittelohrentzündungen.

Grundsätzlich mit Antibiotika behandelbar
Im Unterschied zu anderen Infektionskrankheiten sind IPE grundsätzlich mit Antibiotika behandelbar. Doch selbst mit Antibiotika und Intensivmedizin bleibt die Sterblichkeit bei einer schweren Pneumokokken-Erkrankung hoch. Dazu kommen Resistenzen gegen einzelne Antibiotika, die mittlerweile auch in Österreich nachgewiesen wurden.

Vorbeugen ist besser als Heilen
Dieser Grundsatz lässt sich auch auf invasive Pneumokokken-Erkrankungen anwenden. Seit Jahrzehnten existieren Impfstoffe, mit denen sich viele schwere Erkrankungen verhindern ließen.

Allerdings ist nur etwa jede:r fünfte Erwachsene in Österreich geimpft. Das dürfte unter anderem daran liegen, dass die Pneumokokken-Impfungen – erforderlich sind laut Österreichischem Impfplan zwei Impfungen mit verschiedenen Impfstoffen – nicht kostenfrei sind. Und das, obwohl Berechnungen zeigen, dass eine höhere Durchimpfungsrate eindeutige finanzielle Vorteile für das Gesundheitssystem und die Gesellschaft ergeben würden.

Erwachsenenimpfkonzept notwendig
Angesichts der aktuellen alarmierenden Zahlen fordert der ÖVIH erneut die Schaffung eines Erwachsenen-Impfkonzepts mit klaren Zielen hinsichtlich der Durchimpfungsraten und konkreten Plänen zur Finanzierung.

Außerdem hält der ÖVIH Impfkampagnen der öffentlichen Hand gemeinsam mit Ärzt:innen und Apotheker:innen für wichtig und wünscht sich eine verpflichtende Eintragung in den E-Impfpass inklusive Auswertung und Nutzung anonymisierter Daten zur Analyse für weitere Maßnahmen. Damit sei nicht nur den Betroffenen gedient, sondern genauso der Gesellschaft und dem ohnehin schon knappen Budget der Regierung, so der ÖVIH. Denn: Wer nicht erkrankt, verursacht auch keine Kosten.

Rückfragehinweis

Für den Österreichischen Verband der Impfstoffhersteller
FINE FACTS Health Communication GmbH
Mag.a Uta Müller-Carstanjen
E: mueller-carstanjen@finefacts.at
M: +436645153040

Impfempfehlungen sind im Österreichischen Impfplan nachzulesen, Impfberatung bieten Ärzt:innen und Apotheker:innen im österreichischen Gesundheitswesen.