Das Humane Respiratorische Synzytial-Virus: unterschätzt und teuer

RSV-Infektionen bzw. -Erkrankungen treten saisonal in der kalten Jahreszeit auf. 2022 gab es eine besonders starke RSV-Epidemie in Österreich, die früher als in den Vorjahren begonnen und zu einer erhöhten Anzahl an pädiatrischen Patient:innen in den Notaufnahmen geführt hat.

Eine Analyse der Abstriche bei Kindern bestätigt außerdem, dass bis zu 27 Prozent der RSV-infizierten Kinder gleichzeitig mit einem weiteren Virus infiziert waren, was oft mit einem schwereren Krankheitsverlauf einhergeht.1

Die für die Krankheitskostenanalyse abgerufenen Krankenanstalten-Verrechnungs-Daten zeigen weiters, dass pro Jahr 1.531 Patient:innen aufgrund einer RSV-Infektion hospitalisiert werden müssen; 85,4 Prozent davon im ersten Lebensjahr. Hochrechnungen aus internationalen Studiendaten ergeben sogar, dass knapp 170 Personen jährlich in Österreich an RSV sterben. Risikogruppen wie frühgeborene Kinder und Erwachsene über 60 Jahre mit chronischen Erkrankungen sind besonders gefährdet und müssen auch häufiger im Spital behandelt werden.

„All diese Daten machen klar, dass RSV keine harmlose Erkrankung ist und ein entsprechendes Monitoring und vor allem eine Präventionsstrategie benötigt werden“, erklärt Mag.a Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des ÖVIH.

Krankheitskosten erstmals analysiert

Das Institut für Pharmaökonomische Forschung (IPF) hat im Auftrag des ÖVIH erstmals die finanziellen Kosten analysiert, die aufgrund von RSV-Erkrankungen entstehen. Berücksichtigt wurden direkte Kosten wie Hospitalisierungen, Arztbesuche und Medikamente sowie indirekte Kosten, die Arbeitsausfälle und Pflegefreistellungen berücksichtigen.

Die analysierten Daten ergeben RSV-bedingte Krankheitskosten pro Jahr in der Höhe von knapp 248 Millionen Euro. Davon entfallen rund 41 Millionen Euro auf die direkten Kosten und der überwiegende Teil von 83,5 Prozent auf die indirekten Kosten. Bei den direkten Kosten stellen in der Gruppe der Säuglinge als besonders gefährdete Gruppe die Krankenhauskosten die größte Kostenkomponente dar. Mit 1.341 stationären Aufenthalten und 335 Einweisungen auf die Intensivstation ist in dieser Gruppe außerdem der Anteil der stationären Versorgung am höchsten.

Fokus auf Risikogruppen

In den Risikogruppen der frühgeborenen Säuglinge oder Säuglinge mit Herzfehler beziehungsweise der Erwachsenen über 60 mit chronischen Erkrankungen ist die Anzahl der Hospitalisierungen und Aufenthalte auf der Intensivstation sowie der Arbeitsausfälle (bei Erwachsenen) besonders hoch2. Außerdem verursachen sie deutlich höhere Kosten pro Patient:in. „Genau diesen Gruppen hat sich die Forschung in den letzten Jahren besonders gewidmet“, erläutert Mag.a Sigrid Haslinger, Vizepräsidentin des ÖVIH. „Einerseits geht es darum, die bereits existierende Prophylaxe bei Säuglingen zu verbessern und andererseits älteren Erwachsenen erstmalig eine Schutzmöglichkeit zu bieten.“ Wichtiges Element hier ist, dass RSV-Infektionen derzeit nur symptomatisch therapiert werden können und nicht kausal. Somit stellt die RSV-Impfung eine wichtige präventive Schutzoption dar. Immunisierungen – entweder passiv als Antikörper oder aktiv in Form von Impfungen – gegen RSV werden in nächster Zeit immer wichtiger. Derzeit sind zwei RSV-Impfstoffe zur aktiven Immunisierung durch die EMA in Europa zugelassen.

1 Springer David N, et al, Diversity of respiratory viral co-infections in Austria during seasons 2021/2022 & 2022/2023, Poster präsentiert am ESPID 2023
2 Krankheitskostenmodell RSV, IPF 2023

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