Erwachsenenimpfstrategien

Adult Immunization – dringend notwendig

Die COVID-19-Pandemie hat uns drastisch vor Augen geführt, wie wichtig Impfungen nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene sind. Das Thema Erwachsenenimpfungen wird in den nächsten Jahren noch mehr in den Fokus rücken, denn die pharmazeutischen Unternehmen forschen an mehr als hundert Impfstoffen, von denen mehr als 80 für Erwachsene bestimmt sind.

Viele davon sollen zukünftig auch gegen Krankheiten schützen, gegen die es bisher keine Impfstoffe gab. In vielen Fällen ist die Forschung und Entwicklung bereits sehr weit fortgeschritten. Wenn die Entwicklung in diesem Tempo weitergeht, werden viele Impfstoffe in absehbarer Zeit zur Verfügung stehen.

Alternde Bevölkerung

Gründe, warum Erwachsenenimpfungen auch abseits der COVID-19-Pandemie so wichtig sind, gibt es mehrere. Einer ist die alternde Bevölkerung. Bis zum Jahr 2025 wird die Gruppe der über 50-Jährigen einen Anteil von 50 Prozent an der Bevölkerung der Europäischen Union erreichen. Das ist genau jene Gruppe, in der sich die Leistung des Immunsystems zu verschlechtern beginnt und damit anfälliger für Infektionskrankheiten macht. Mit zunehmendem Alter erhöht sich auch die Prävalenz von chronischen Krankheiten, was zu einem höheren Risiko für Komplikationen und durch Impfungen vermeidbaren Erkrankungen mit weitergehenden Folgen für die Lebensqualität und die Selbstständigkeit der Betroffenen führt.1

„Impfen ist Prävention. Impfungen über die gesamte Lebensdauer können die primäre medizinische Grundversorgung unterstützen, die Gesundheitsbudgets entlasten sowie die Lebensqualität steigern.“

Mag.a Sigrid Haslinger, Vizepräsidentin des ÖVIH

Problem: weltweit steigende Anzahl von Antibiotikaresistenzen

Pro Jahr versterben weltweit etwa 700.000 Menschen aufgrund einer Antibiotikaresistenz2. Ohne entsprechende Maßnahmen könnte diese Zahl bis zum Jahr 2050 auf bis zu 10 Millionen Menschen pro Jahr steigen3.

„Impfstoffe können hier auf dreifache Weise helfen: Durch Impfen kann man das Auftreten von Infektionen verhindern und somit den Antibiotikaverbrauch reduzieren. Weiters kann verhindert werden, dass es zu weniger missbräuchlichen Anwendungen von antimikrobiellen Therapien bei Virusinfektionen kommt. Außerdem können sie dafür sorgen, dass Bakterien, die bereits gegen aktuelle Therapien resistent sind, nicht weiter übertragen werden.“

Dr. Christoph Jandl, Generalsekretär des ÖVIH

Viele neue Impfstoffe in Entwicklung

Eine Evaluierung von Vaccines Europe (VE) in 2023 gibt einen Überblick über die Impfstoffkandidaten in der Pipeline. Derzeit sind ca. 100 Impfstoffkandidaten in Forschung und Entwicklung, von denen 81 für Erwachsene vorgesehen sind. 27 davon sind potenzielle neue COVID-19-Impfstoffe, außerdem gibt es zehn Impfstoffkandidaten gegen das RS-Virus und neun Kandidaten, die die saisonale Influenza im Fokus haben. „Von großer Bedeutung ist aber auch, dass 46 Prozent der in Entwicklung befindlichen Vakzine Krankheiten bekämpfen sollen, gegen die es derzeit noch keinen Impfstoff gibt“, berichtet die ÖVIH-Präsidentin Mag.a Renée Gallo-Daniel. Dazu gehören zum Beispiel Impfstoffe gegen die durch Zecken übertragenen Borrelien oder das Epstein-Barr-Virus.

11 Impfstoffkandidaten zielen auf Bakterien ab, die bereits resistent gegen bestehende Antibiotika sind, acht Impfstoffe werden als therapeutische Impfstoffe getestet. Wichtiges Detail: „Über 80 Prozent der Impfstoffe in den Pipelines der Impfstoff-herstellenden Unternehmen fokussieren auf Erwachsene und/oder ältere Erwachsene“, informiert Vizepräsidentin Haslinger. „Auch das unterstreicht die Bedeutung der Erwachsenenimpfungen.“

1 ÖVIH, Priorisierung der Impfstrategien bei Erwachsenen in Europa, Dezember 2022
2,3 https://amr-review.org/sites/default/files/160518_Final%20paper_with%20cover.pdf , zuletzt abgerufen am 15.04.2024

Factsheet Adult
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