Die RSV-Saison wirft ihre Schatten voraus

27. Januar 2025

Die RSV-Saison wirft ihre Schatten voraus
Schwere Krankheitsverläufe bei Säuglingen und älteren Menschen möglich – hohe Belastung für die Betroffenen, die Spitäler und die Finanzierungstöpfe

Wien, 27. Jänner 2025 Die Virensaison ist bereits im vollen Gange. Neben Influenza zeigt auch RSV ihren Beginn. Wie stark sie heuer ausfallen wird, ist leider nicht vorherzusagen. Sollte sie einen ähnlichen Verlauf haben wie letzten Winter, wird sie uns von nun einige Monate begleiten. Das bedeutet: Viele Spitalsaufnahmen, vor allem in den ganz jungen und den eher älteren Altersgruppen, hohe Kosten und viel Leid. Es gibt aber auch eine gute Nachricht: RSV ist vermeidbar geworden. Personen ab 60, Menschen mit erhöhtem Risiko ab 50 und Schwangere können sich impfen lassen. Für Säuglinge steht seit kurzem eine kostenfreie passive Immunisierungsmöglichkeit zur Verfügung, die während der gesamten RSV-Saison schützt. Wichtig: Es ist noch nicht zu spät impfen zu gehen beziehungsweise den Nachwuchs immunisieren zu lassen.

Die RSV-Saison hat begonnen

Das RSV-Netzwerk – ÖRSN an der MedUni Wien zeigt die ersten positiven RSV-Nachweise. Ähnliches zeigt sich im Spital. Laut SARI-Dashboard mussten bisher 142 Personen stationär aufgenommen werden.[1]

2024 gab es die meisten Virusnachweise in den Wochen 4 und 6, danach nahmen sie sukzessive wieder ab, aber erst in Woche 16 – also im April – war der Spuk wieder vorbei.[2] Ein bis zwei Wochen versetzt sah man die entsprechenden Peaks in den Spitalsaufnahmen. Am Zenit der Welle wurden 458 Personen auf der Normalstation betreut, 13 auf der Intensivstation.[3] Ähnliches könnte uns dieses Jahr blühen, sofern sich nicht eine ausreichend hohe Zahl an Personen immunisieren lässt.

RSV kann für ältere Menschen zu einer großen Belastung werden

„Allein diese Daten zeigen, dass mit RSV nicht zu spaßen ist“, betont Prof. Dr. Stefan Winkler, Stv. Leiter der Klinischen Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin an der MedUni Wien. „Bei jüngeren, gesunden Personen ruft das Virus meist nur eine Art Erkältung mit Husten und Schnupfen hervor, bei älteren Menschen – insbesondere jenen mit Vorerkrankungen im Bereich der Lunge oder des Herz-Kreislauf-Systems – kann es aber gefährlich werden. Das zeigt auch eine aktuelle Studie, die bei uns am AKH durchgeführt und nun zur Veröffentlichung eingereicht wurde. Wir haben Hospitalisierungsraten und klinische Verläufe von RSV- und Influenzainfektionen verglichen. Auch wenn es RSV-bedingt zu weniger stationären Aufnahmen kam als durch Influenza, war die Sterblichkeit bei RSV-PatientInnen sogar höher“, so Winkler.

Auch gesunde Säuglinge in Gefahr[4]

Dass RSV auf der anderen Seite der Alterspyramide selbst reif geborene und zuvor gesunde Säuglinge hart treffen kann, zeigt eine jüngst publizierte Studie aus der Steiermark, in der zwischen 2015 und 2022 Daten von allen Säuglingen und Kleinkindern analysiert wurden, die wegen RSV im Krankenhaus behandelt werden mussten. Die Analyse offenbarte, dass 87 % aller betroffenen Säuglinge termingerecht zur Welt gekommen und davor gesund waren. 60 % der Säuglinge kamen während der RSV-Saison zur Welt, 40 % außerhalb. Knappe 80 % waren jünger als 12 Monate. Im Mittel waren die hospitalisierten Säuglinge keine vier Monate alt (3,8 Monate). Mehr als der Hälfte aller betroffenen Kinder benötigte eine Sauerstofftherapie, 13 % mussten auf der Intensivstation behandelt werden. Das Alter der intensivpflichtigen Säuglinge waren sogar noch geringer als das jener, die auf der Normalstation behandelt wurden. Im Schnitt waren sie noch nicht einmal 3 Monate alt.

Die Behandlung der Kleinsten ist aber nicht nur mit Leid, sondern auch mit hohen Kosten verbunden, wie die Studie beweist. Kein Wunder, denn fast jede 5. Spitalsaufnahme bei Kindern unter 5 Jahren hat eine RSV-Erkrankung als Ursache.

Pro Jahr fielen allein für die Betreuung auf den Kinderabteilungen an der Grazer Uniklinik 2 Millionen Euro Kosten an. Die Kosten für den Krankenhausaufenthalt zusammen mit den stationären und ambulanten Kosten und den Produktivitätsausfallkosten im Todesfall beliefen sich in Graz pro Jahr sogar auf rund 3,5 Millionen Euro.

Vielfältige Schutzmöglichkeiten[5]

Egal ob ganz jung oder älter: Mittlerweile können sich gefährdete Personen gegen RSV schützen. Für Personen ab 60 Jahren und Risikopersonen ab 50 Jahren stehen Totimpfstoffe zur Verfügung, deren Wirkung zumindest über zwei Saisonen anhält. Auch Schwangeren, die ihrem ungeborenen Kind einen Schutz für die ersten Lebensmonate mitgeben wollen, steht ein Impfstoff zur Verfügung, der 4-6 Wochen vor der Geburt verabreicht werden sollte. Neugeborene und Säuglinge können seit Kurzem in dieser RSV-Saison kostenfrei im Rahmen des Kinderimpfprogramms durch eine passive Immunisierung geschützt werden. Diese hat eine lange Halbwertszeit, weswegen der Schutz vor RSV-Infektionen und Hospitalisierungen während der ganzen RSV-Saison aufrechtbleibt. Frühgeborene Säuglinge und jene mit angeborenem Herzfehler können daneben nach wie vor auch mit einer monatlich zu verbreichenden passiven Immunisierung vor RSV geschützt werden.

Referenzen:

„Auch wenn die Saison bereits begonnen hat: Impfen zahlt sich immer noch aus“, betont Experte Winkler. „Der Schutz ist in wenigen Tagen aufgebaut und die RSV-Saison dürfte noch einige Monate andauern.“

[1] https://viro.meduniwien.ac.at/forschung/virus-epidemiologie/rsv-netzwerk-oersn/, zuletzt abgerufen am 27.1.2025

[2] https://viro.meduniwien.ac.at/forschung/virus-epidemiologie/rsv-netzwerk-oersn-2-1/, zuletzt abgerufen am 6.12.2024.

[3] https://www.sari-dashboard.at/, zuletzt abgerufen am 6.12.2024.

[4] Sever Yildiz G, Resch E, Strenger V, Eber E, Resch B. Evaluating the Economic and Epidemiological Impact of RSV Hospitalizations in Southern Austria [Southern Austria Respiratory Syncytial Virus INpatient Investigation (ARNI Study)]. Influenza Other Respir Viruses. 2024 Nov;18(11):e70046.

[5] BMSGPK, Impfplan Österreich 2024/2025, Version 1.1 (Stand: 18.12.2024)

Rückfragehinweis

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