Invasive Pneumokokken: Fallzahlen gehen steil nach oben
Invasive Pneumokokken: Fallzahlen gehen steil nach oben
Impfstoffe decken einen Großteil der zirkulierenden Serotypen ab
Wien, 17. September 2024 2023 gab es so viele Fälle von invasiven Pneumokokken-Erkrankungen wie noch nie. Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht der nationalen Referenzzentrale für Pneumokokken hervor. Auch die Anzahl der Todesfälle ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Wie schon in den letzten Jahren zeigte sich, dass sich das Risiko einer Erkrankung mit dem Alter überproportional erhöht. Aus diesem Grund wird im Österreichischen Impfplan die Pneumokokken-Impfung allen Personen ab 60 Jahren empfohlen, jenen mit Risikofaktoren auch darunter. Gegen einen Großteil der 42 Serotypen, die letztes Jahr identifiziert wurden, könnte man sich durch eine Impfung effektiv schützen. Allerdings nur dann, wenn diese auch verabreicht wird.
Neue Höchstzahl[1]
Die COVID-Delle war leider nur von kurzer Dauer. Die 356 Fälle im Jahr 2020 wirken im Vergleich zu heute extrem niedrig. Schon 2022 waren es wieder 562 gemeldete invasive Pneumokokken-Erkrankungen, doch nun ist mit 760 Erkrankten ein neuer Negativ-Rekord erreicht. Das gilt auch für die Todesfälle. 64 Personen sind letztes Jahr an einer invasiven Pneumokokken-Erkrankung gestorben, 15 mehr als im Jahr davor. „Wir beobachten in den letzten Jahren eine stark steigende Zunahme der Fallzahlen, die eigentlich schon vor der COVID-19-Pandemie begonnen hat. Nach einer kurzen Atempause aufgrund der besonderen Hygienemaßnahmen während Corona hat sich dieser Trend nun leider wieder fortgesetzt“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Heinz Burgmann von der Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin der MedUni Wien.
Senior:innen besonders betroffen
Wie bei anderen respiratorischen Erkrankungen steigt das Risiko für eine Erkrankung mit zunehmendem Alter an. Am meisten betroffen war die Altersgruppe über 80 Jahren, gefolgt von den 75-79-Jährigen. Ebenso wie in den vergangenen Jahren sind Männer häufiger erkrankt als Frauen. In mehr als zwei Drittel der Fälle entstand aus der Infektion eine Lungenentzündung, in jedem fünften Fall eine Lungenentzündung gepaart mit einer Blutvergiftung. Aber auch Gehirnhautentzündungen kommen vor.1 „Und das ist nur die Spitze des Eisbergs“, betont Burgmann. „Die meisten Pneumokokken-Infektionen verlaufen glücklicherweise nicht invasiv, sondern als „normale“ Lungenentzündung. Gefährlich können sie aber trotzdem werden.“
Impfung empfohlen
Zwischen 57 und 74 % der nachgewiesenen Serotypen – also der Untergruppen – dieses Erregers sind in den am Markt befindlichen Impfstoffen enthalten. Vor allem jene, die am häufigsten vorkommen, wie die Serotypen 3 und 19A.1
In Österreich wird die Pneumokokken-Impfung allen gesunden Personen ab dem Alter von 60 empfohlen. Immunisiert wird mit zwei verschiedenen Impfstoffen im Abstand von einem Jahr. Personen mit erhöhtem Risiko wie Raucher:innen oder Menschen, die an Bluthochdruck leiden, sollten sich schon ab dem 50. Lebensjahr gegen Pneumokokken schützen. Wer ein hohes Risiko hat, dem wird geraten, sich unabhängig vom Alter immunisieren zu lassen. Zu dieser Gruppe gehören Menschen mit chronischen Erkrankungen, immunsuppressiver Therapie wie Biologika oder Personen, die an Zöliakie leiden.[2]
Wichtig wäre auch, einen kostenfreier Zugang zu Erwachsenen-Impfungen zu ermöglichen – wie es ihn in anderen europäischen Ländern gibt. Dieser würde die Durchimpfungsraten steigern und dadurch auch die Belastungen für die Betroffenen und das Gesundheitssystem erheblich vermindern.
Vorbeugen ist besser als heilen
Pneumokokken-Infektionen sind grundsätzlich mit Antibiotika behandelbar. Allerdings können derartige Erkrankungen sehr schnell verlaufen. Manchmal sogar so rasch, dass die Betroffenen selbst auf eine sofortige Antibiotikatherapie nicht mehr ansprechen und sterben.[3]
Referenzen:
Außerdem treten auch immer wieder Resistenzen gegen die gängigen Antibiotika auf1, was die Therapie erschweren kann.
Wer sich rechtzeitig – also im Idealfall vor dem Winter – impfen lässt, reduziert auch dieses Risiko.
Weitere Informationen inklusive Schnelltest zur eigenen Risikoeinschätzung unter https://pneumokokken-stoppen.at/
[1] AGES, Jahresbericht Pneumokokken 2023.
[2] BMSGPK, Österreichischer Impfplan 2023/24, Version 2.0 vom 14.05.2024.
[3] https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Uebertragbare-Krankheiten/Infektionskrankheiten-A-Z/Pneumokokken.html, zuletzt abgerufen am 28. August 2024.
Rückfragehinweis
Für den Österreichischen Verband der Impfstoffhersteller
FINE FACTS Health Communication GmbH
Mag.a Uta Müller-Carstanjen
E: mueller-carstanjen@finefacts.at
M: +436645153040