Mittelschwere FSME-Bilanz 2024
Mittelschwere FSME-Bilanz 2024
Rechtzeitig ans Impfen denken!
Wien, 6. März 2025 Die FSME*-Bilanz 2024 ist schwerer ausgefallen als 2023, aber leichter als 2022 und vor allem 2020. Das zeigt die aktuelle Virusepidemiologische Information (VEI), veröffentlicht vom Zentrum für Virologie der Medizinischen Universität Wien. Die Fallzahlen für vergangenes Jahr befinden sich innerhalb der Schwankungsbreite der letzten Jahre. Dennoch hat es wieder viele potenziell vermeidbare, schwere FSME-Fälle gegeben, vor allem bei Personen über 50 Jahre. Auch einige Kinder sind – entgegen der Annahme vieler, dass Kinder keine schweren Verläufe haben – so schwer erkrankt, dass sie hospitalisiert werden mussten. Alles in allem eine mittelschwere Bilanz, die vermutlich besser hätte ausfallen können. Nämlich dann, wenn mehr Menschen gegen FSME geimpft gewesen wären bzw. wenn ihre Impfung regelmäßig aufgefrischt worden wäre. Das lässt sich leicht ändern – die jährliche Aufklärungskampagne sowie die FSME-Impfaktion haben bereits gestartet.
Innerhalb der jährlichen Schwankungen
2024 gab es in Österreich laut VEI 158 hospitalisierte FSME*-Patient:innen und zusätzliche 18 Personen, deren FSME-Infektion ambulant behandelt werden konnte. Zum Vergleich: 2023 wurden 104 Personen registriert, die wegen FSME im Spital aufgenommen werden mussten. 2022 waren es 179 und im ersten Pandemiejahr 2020 sogar 216. In den Jahren vor 2017 lagen die Fallzahlen aufgrund der hohen Durchimpfungsrate deutlich darunter. Insgesamt befindet sich die Anzahl der gemeldeten Erkrankungen also innerhalb der üblichen jährlichen Schwankungen der letzten Jahre. Ein ähnliches Auf und Ab zeigt sich auch in unseren Nachbarländern Deutschland und Schweiz. Zu erklären ist es durch verschiedene sozioökonomische, klimatische und/oder ökologische Ursachen.
„Wie hoch die Infektionszahlen wirklich sind, ist nur schwer abschätzbar“, erläutert Priv.-Doz. Dr. Rainer Gattringer, Ärztlicher Leiter und Primar am Institut für Hygiene und Mikrobiologie am Klinikum Wels-Grieskirchen. „Wahrscheinlich gibt es wesentlich mehr FSME-Erkrankungen als diese Zahlen glauben lassen. Sie verlaufen aber glücklicherweise glimpflicher und werden meist gar nicht als solche erkannt. Für die Betroffenen fühlen sie sich oft eher wie eine „Grippe“ an.“
Oberösterreich als FSME-Spitzenreiter
Wie schon in den letzten Jahren ist Oberösterreich wieder der traurige Spitzenreiter bei den FSME-Fallzahlen. Mit 49 hospitalisierten Patient:innen führt es die Rangliste vor der Steiermark (n=22) und Salzburg (N=19) an. Die Steiermark ist damit im „FSME-Ranking“ im Vergleich zu den Jahren davor nach vorne gerückt.
Die meisten Erkrankungen gab es wie bisher in den warmen Sommermonaten. Ungewöhnlich war allerdings, dass der Höhepunkt der Erkrankungen schon im Juni stattfand (n=48). Die erste FSME-Erkrankung wurde im März registriert, die letzte im Dezember. „FSME entwickelt sich also mehr und mehr zur Ganzjahreserkrankung“, betont Gattringer. „Jahreszeitlich auf der sicheren Seite ist man also praktisch nie. Das gilt übrigens auch für den Ort, an dem man sich befindet. Ganz Österreich gilt als Endemiegebiet, die Hotspots ändern sich laufend.“
Fast zwei Drittel über 50 Jahre alt
Wie schon in früheren Jahren war ein Großteil der betroffenen Personen über 50 Jahre alt (64 %). Der Experte erklärt: „Wir werden auch immunologisch älter und die Funktion des Immunsystems lässt nach. Umso wichtiger ist es, sich mit zunehmendem Alter impfen zu lassen.“ Von den insgesamt 158 Erkrankungsfällen waren allerdings auch 21 Kinder. „Das beweist, dass man die Gefahr, die von FSME ausgeht, selbst bei Kindern nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte“, so Gattringer. 2024 war der jüngste Patient 2 Jahre alt, der älteste 86. Das Spektrum ist also groß.
Wer hospitalisiert werden muss, erkrankt oft schwer
Von einem Großteil der dokumentierten FSME-Patient:innen kennt man den Schweregrad der Erkrankung. Dabei zeigt sich, wie schon in den vergangenen Jahren, dass ein großer Teil der Betroffenen (53 %) schwer erkrankt. Diese Patient:innen weisen neurologische Symptome wie Hirnhautentzündung, Rückenmarksentzündung oder Nervenwurzelentzündungen auf. Gattringer: „Im schlimmsten Fall erholen sie sich nie mehr vollständig.“
Glücklicherweise wurde – wie schon 2023 – im Jahr 2024 kein Todesfall verzeichnet.
Impfung als Prävention
In den allermeisten Fällen können FSME-Erkrankungen durch regelmäßig aufgefrischte Impfungen vermieden werden. Experte Gattringer rät allen, die noch nicht geimpft sind oder die Auffrischungsimpfungen vernachlässigt haben, dies so rasch wie möglich zu ändern. Die Grundimmunisierung besteht aus drei Teilimpfungen, von denen die erste idealerweise noch in der kalten Jahreszeit durchgeführt werden sollte. Die erste Auffrischungsimpfung ist nach drei Jahren notwendig, danach muss nur noch alle 5 Jahre geimpft werden, sofern man das 60. Lebensjahr noch nicht erreicht hat. Über 60-Jährige benötigen wieder alle 3 Jahre ein „Update“. Für den Infektionsexperten ist die Sache jedenfalls klar: „Die Impfung ist schnell erledigt und gut verträglich – wer sich infiziert, muss womöglich ein Leben lang darunter leiden.“ Titerbestimmungen seien nicht sinnvoll und nur eine Momentaufnahme, die keine zuverlässigen Aussagen über die Dauer des Impfschutzes zulassen. Besser sei es, das Impfintervall einzuhalten.
Aufklärungskampagne Stopp FSME und vergünstigte Impfstoffe in den Apotheken
Die aktuelle Aufklärungskampagne des ÖVIH hat bereits gemeinsam mit der jährlichen FSME-Impfaktion gestartet. Die Impfaktion läuft bis 31. August in allen österreichischen Apotheken. Außerdem gibt es Zuschüsse von den diversen Krankenkassen, die direkt in den Apotheken zum Preisabzug kommen.
Wissenswertes rund um Zecken, FSME und Impfschutz ist unter www.zecken-impfung.at abzurufen.
*Frühsommer-Meningoenzephalitis
Rückfragehinweis
Für den Österreichischen Verband der Impfstoffhersteller
FINE FACTS Health Communication GmbH
Mag.a Uta Müller-Carstanjen
E: mueller-carstanjen@finefacts.at
M: +436645153040
Impfempfehlungen sind im Österreichischen Impfplan nachzulesen, Impfberatung bieten Ärzt:innen und Apotheker:innen im österreichischen Gesundheitswesen.